Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Aktienkultur in Deutschland: Alles, nur keine Normalität (Christoph Scherbaum)

Bild: © www.shutterstock.com, Buy, Sell, Aktien, Handeln, Trade, Kurs http://www.shutterstock.com/de/pic-132837878/stock-photo-d...

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> Website


>> zur Startseite mit allen Blogs

20.02.2018, 7254 Zeichen

Um die deutsche Aktienkultur ist es weiterhin nicht gut bestellt. Laut aktuellen Zahlen des Deutschen Aktieninstituts wurde 2017 endlich der Stand von vor der Finanzkrise erreicht. Es gibt jedoch ein großes „aber“ und eine bedauerliche Entwicklung zu melden.

Die Zahlen. Die neueste Statistik des DAI gibt Klarheit: Die Anzahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds ist im Jahr 2017 deutlich gestiegen. Im Jahresdurchschnitt lag sie um fast 1,1 Mio. höher als noch im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung von 12,1 Prozent. Insgesamt besaßen 2017 rund 10 Mio. Bürger oder 15,7 Prozent der Bevölkerung Aktien oder Aktienfonds, das heißt rund jeder sechste. Damit hat die Anzahl der Aktienanleger wieder denselben Stand wie vor der Finanzkrise erreicht.

ANZAHL DER AKTIONÄRE UND BESITZER VON AKTIENFONDS AUF 10-JAHRESHOCH (Quelle: DAI)

Kein Vertrauen in die Aktie. Schaut man sich Zahl der Aktionäre an, wird noch deutlich, wie viel verlorene Jahre bei der Aktienkultur existieren. Das mit Abstand „beste“ Jahr ist inzwischen 18 Jahre her. Im Jahr 2000 waren 6,2 Millionen Deutsche Aktionäre oder besaßen Aktien und Fondsanteile.

Im Jahr 2017 waren es nur 4,9 Millionen. Und das alles nach Rentenreform, Finanz- und Eurokrise. Erschreckend! Nun muss man konstatieren, dass im Jahr 2000 noch der Börsengang und die nachfolgenden Emissionen der Deutschen Telekom (WKN: 555750 / ISIN: DE0005557508) nachwirkten. Doch inzwischen sollten die schlechten Erfahrungen von damals mehr als verjährt sein. Zumal sich die Rahmenbedingungen noch einmal drastisch zu Gunsten der Aktie verändert haben.

ANZAHL DER DIREKTANLEGER STEIGT AUF FAST 5 MILLIONEN (Quelle: DAI)

In der Nische: Belegschaftsaktien. In den kommenden Wochen beginnt die neue Dividendensaison. Dann werden wird Milliarden unter die Anleger gebracht. Von den Deutschen wird dies nur wenige betreffen. Das gilt vor allem auch für die Mitarbeiter der DAX-Konzerne. Die Zahlen zu den Belegschaftsaktionären sind noch erschreckender, als die Gesamtstatistik.

Lediglich 1,2 Millionen Belegschaftsaktionäre gibt es im Land. Das liegt zum einen an den mangelnden Programmen und dann natürlich auch am geringen Interesse der Mitarbeiter. Das Erfolgsmodell der österreichischen voestalpine (WKN: 897200 / ISIN: AT0000937503) würde hier nicht funktionieren. Im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms, das seines gleichen sucht, sind die Mitarbeiter inzwischen mit 14,5 Prozent der Stimmrechte zum zweitgrößten Aktionär des Konzerns geworden.

Der Ausweg. Das DAI hat drei Kernpunkte identifiziert, die die Aktienkultur voran bringen und das Investorenklima im Land verbessern sollen.

Punkt 1. Am wichtigsten ist mit Sicherheit das System der Altersvorsorge. Dieses ist in Deutschland nach wie vor zu einseitig auf die umlagefinanzierte staatliche Rente ausgerichtet. Allen politischen Beteuerungen zum Trotz wird dieses System in absehbarer Zeit an die Grenzen seiner Leistungs- und Finanzierbarkeit kommen. Grund ist der demographische Wandel, durch den immer mehr Rentenempfänger immer weniger Beitragszahlern gegenüberstehen.

Um den Lebensstandard im Alter zu sichern, sind die Menschen daher auf eine ergänzende private und betriebliche Altersvorsorge angewiesen. Hierbei muss die Aktie wegen ihrer überlegenen Rendite-Risiko-Eigenschaften einen weit prominenteren Platz einnehmen als bisher. Die Politik muss hierfür die richtigen Anreize setzen. Der nun vorliegende Koalitionsvertrag enttäuscht diesbezüglich auf ganzer Linie. Geld für die Altersvorsorge muss endlich in Instrumente fließen, die ausreichend Rendite erwirtschaften. Andere hochentwickelte Nationen wie die USA, die Niederlande und Schweden machen uns vor, wie die Aktie zum Einsatz kommen kann – und zwar in der langen Frist des Aufbaus von Altersvorsorgevermögen quasi ohne Verlustrisiko.

Punkt 2. Die steuerliche Diskriminierung der Aktienanlage muss endlich beseitigt werden. Gewinne aus Aktien werden heute uneingeschränkt auf Unternehmens- und Anlegerebene besteuert. Insgesamt ergibt sich hieraus für den Anleger ein Steuersatz von rund 50 Prozent, während für festverzinsliche Wertpapiere nur die Abgeltungsteuer von maximal 25 Prozent anfällt (ohne Kirchensteuer und Solidaritätsbeitrag).

Dieses Missverhältnis muss durch Entlastungen auf Anlegerebene beseitigt werden, etwa indem nur ein Teil der Dividenden und Kursgewinne versteuert wird. Um besonders den langfristigen Vermögensbesitz mit Aktien attraktiver zu gestalten, ist über die Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne nach einer bestimmten Haltefrist nachzudenken.

Punkt 3. Die Regelungen zur Wertpapierberatung gehören auf den Prüfstand. Die Mehrheit der Anleger will Anlageentscheidungen nicht ohne Beratung durch eine Bank treffen. Wir beobachten daher mit Sorge, dass Banken immer mehr Mühe haben, die wachsenden regulatorischen Anforderungen an die Kundenberatung mit vertretbarem Aufwand umzusetzen.

Die Folge ist eine Einschränkung des Beratungsangebots – gerade in Bezug auf Aktieninvestments. Setzt sich dieser Trend – etwa in Folge der Umsetzung der Europäischen Finanzmarktrichtlinie II (MIFID II) – fort, steht zu befürchten, dass Banken als Multiplikatoren für eine verbesserte Aktienkultur ausfallen. Den Schaden hätten vor allem die Anleger mit kleineren und mittleren Sparbeträgen, für die individuelle Beratungsangebote schlicht nicht mehr wirtschaftlich darzustellen sind. Ein erster Schritt der Vereinfachung ist das allgemeine Produktinformationsblatt für Aktien, die an einem organisierten Markt gehandelt werden. Dieses steht den Banken alternativ zum Produktinformationsblatt für Einzelaktien ab Mitte 2018 zur Verfügung und reduziert den Compliance-Aufwand. In diese Richtung sollte weitergedacht werden.

FAZIT. Generell können wir uns den DAI-Forderungen nur anschließen. Der größte Knackpunkt ist für uns die staatliche Ablehnung der Aktie – bzw. nennen wir es Missachtung der Anlageform Aktie. Zumindest, wenn es um die Frage des Vermögensaufbaus und der Altersvorsorge eght. Statt auf den Sachwert Aktie zu setzen, werden immer noch Versicherungen gefördert und an den Verbraucher gebracht. Dabei hätte ein Volk von Aktionären weit mehr für seine Zukunftssicherung getan, als ein Volk von Versicherten je tun kann.

Gefragt sind aber auch die Unternehmen (und Gewerkschaften!), die Mitarbeiterbeteiligungsprogramm noch weitaus attraktiver machen und publik machen müssen. Last but not least ist es aber am Ende jeder Einzelne. Und klar: Wenn einem der Sparkassen-Berater keine Aktien verkaufen kann oder will, dann sollte man das Haus verlassen, zu Hause den Rechner einschalten und bei einem Online-Broker ein Depot eröffnen. Dazu bietet sich auch immer ein  Depot-Vergleich an. Aktien kaufen ist am Ende weitaus einfacher als man denkt. Interessante Literaturtipps haben wir hier zusammengestellt. Unsere Übersichtsseite Aktien für Einsteiger kann ebenfalls nützlich sein.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuß

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Melden Sie sich hier für unsere kostenlosen Newsletter an. Sie finden dort unser kostenfreies Newsletter-Angebot u.a. mit “marktEINBLICKE Auf die Schnelle” (Wochentags) und “marktEINBLICKE D-A-CH Rundschau” (Samstags).


(20.02.2018)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Börsenradio Live-Blick, Mi. 24.7.24: DAX startet leichter, Deutsche Bank abverkauft, Sartorius-Comeback, Immofinanz/CPI-Fusion?




 

Bildnachweis

1. Buy, Sell, Aktien, Handeln, Trade, Kurs http://www.shutterstock.com/de/pic-132837878/stock-photo-dices-cubes-to-trader-cubes-with-the-words-sell-buy-on-financial-chart-as-background-selective.html , (© www.shutterstock.com)   >> Öffnen auf photaq.com

Aktien auf dem Radar:Warimpex, CA Immo, FACC, Austriacard Holdings AG, Addiko Bank, Polytec Group, Telekom Austria, Erste Group, Immofinanz, Rosenbauer, VIG, Gurktaler AG Stamm, Gurktaler AG VZ, Marinomed Biotech, S Immo, Wiener Privatbank, Oberbank AG Stamm, Agrana, Amag, EVN, Flughafen Wien, Österreichische Post, Uniqa, Wienerberger, SAP, Sartorius, RWE, Vonovia SE, Siemens Energy, Siemens Healthineers, DAIMLER TRUCK HLD....


Random Partner

A1 Telekom Austria
Die an der Wiener Börse notierte A1 Telekom Austria Group ist führender Provider für digitale Services und Kommunikationslösungen im CEE Raum mit mehr als 24 Millionen Kunden in sieben Ländern und bietet Kommunikationslösungen, Payment und Unterhaltungsservices sowie integrierte Business Lösungen an.

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


 Latest Blogs

» Wiener Börse Party Jubiläumsfolge #700: XL feat. Aktienforum-Präsidentin...

» Wiener Börse zu Mittag stärker: Palfinger, Verbund, Immofinanz gesucht, ...

» Börsenradio Live-Blick 24/7: DAX startet leichter, Deutsche Bank Aktie a...

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Addiko Bank, Einbrecher, SAP, Porsche, ...

» Börsepeople im Podcast S14/01:Angelika Sommer-Hemetsberger

» ATX-Trends: DO & CO, Immofinanz, OMV ...

» Österreich-Depots: Etwas schwächer (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 23.7.: Bitte wieder so wie 1997 (Börse Geschichte) (Börs...

» PIR-News: News zu Addiko, Research zu RBI (Christine Petzwinkler)

» Nachlese: Die Seer, Josef Obergantschnig (Christian Drastil)


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
AT0000A2YNV5
AT0000A3C5D2
AT0000A3D5K6
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    Star der Stunde: RBI 1.37%, Rutsch der Stunde: FACC -1.56%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 12-13: Palfinger(1), Verbund(1)
    BSN MA-Event Beiersdorf
    Star der Stunde: Lenzing 1.13%, Rutsch der Stunde: RHI Magnesita -3.56%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 11-12: Wienerberger(1), Kontron(1)
    Star der Stunde: EuroTeleSites AG 2.12%, Rutsch der Stunde: DO&CO -1.37%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 10-11: VIG(1)
    Star der Stunde: RHI Magnesita 1.16%, Rutsch der Stunde: Warimpex -6.67%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 9-10: voestalpine(2), OMV(1), Bawag(1), FACC(1)

    Featured Partner Video

    Börsepeople im Podcast S13/18: Sophia Schönauer

    Sophia Schönauer ist Schülerin des BGRG Simonsgasse in Wien 22, die mich vor kurzem für ihren SimSpeaks-Podcast zu Medien, Sport & Börse befragte, Internships beim Falter un...

    Books josefchladek.com

    Regina Anzenberger
    Imperfections
    2024
    AnzenbergerEdition

    Kjell-Ake Andersson & Mikael Wiström
    Gruvarbetare i Wales
    1977
    Trydells

    Walker Evans
    Many are Called
    1966
    Houghton Mifflin

    Adolf Čejchan
    Ústí nad Labem
    1965
    Severočeské krajské nakladatelství

    Helen Levitt
    A Way of Seeing
    1965
    The Viking Press


    20.02.2018, 7254 Zeichen

    Um die deutsche Aktienkultur ist es weiterhin nicht gut bestellt. Laut aktuellen Zahlen des Deutschen Aktieninstituts wurde 2017 endlich der Stand von vor der Finanzkrise erreicht. Es gibt jedoch ein großes „aber“ und eine bedauerliche Entwicklung zu melden.

    Die Zahlen. Die neueste Statistik des DAI gibt Klarheit: Die Anzahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds ist im Jahr 2017 deutlich gestiegen. Im Jahresdurchschnitt lag sie um fast 1,1 Mio. höher als noch im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung von 12,1 Prozent. Insgesamt besaßen 2017 rund 10 Mio. Bürger oder 15,7 Prozent der Bevölkerung Aktien oder Aktienfonds, das heißt rund jeder sechste. Damit hat die Anzahl der Aktienanleger wieder denselben Stand wie vor der Finanzkrise erreicht.

    ANZAHL DER AKTIONÄRE UND BESITZER VON AKTIENFONDS AUF 10-JAHRESHOCH (Quelle: DAI)

    Kein Vertrauen in die Aktie. Schaut man sich Zahl der Aktionäre an, wird noch deutlich, wie viel verlorene Jahre bei der Aktienkultur existieren. Das mit Abstand „beste“ Jahr ist inzwischen 18 Jahre her. Im Jahr 2000 waren 6,2 Millionen Deutsche Aktionäre oder besaßen Aktien und Fondsanteile.

    Im Jahr 2017 waren es nur 4,9 Millionen. Und das alles nach Rentenreform, Finanz- und Eurokrise. Erschreckend! Nun muss man konstatieren, dass im Jahr 2000 noch der Börsengang und die nachfolgenden Emissionen der Deutschen Telekom (WKN: 555750 / ISIN: DE0005557508) nachwirkten. Doch inzwischen sollten die schlechten Erfahrungen von damals mehr als verjährt sein. Zumal sich die Rahmenbedingungen noch einmal drastisch zu Gunsten der Aktie verändert haben.

    ANZAHL DER DIREKTANLEGER STEIGT AUF FAST 5 MILLIONEN (Quelle: DAI)

    In der Nische: Belegschaftsaktien. In den kommenden Wochen beginnt die neue Dividendensaison. Dann werden wird Milliarden unter die Anleger gebracht. Von den Deutschen wird dies nur wenige betreffen. Das gilt vor allem auch für die Mitarbeiter der DAX-Konzerne. Die Zahlen zu den Belegschaftsaktionären sind noch erschreckender, als die Gesamtstatistik.

    Lediglich 1,2 Millionen Belegschaftsaktionäre gibt es im Land. Das liegt zum einen an den mangelnden Programmen und dann natürlich auch am geringen Interesse der Mitarbeiter. Das Erfolgsmodell der österreichischen voestalpine (WKN: 897200 / ISIN: AT0000937503) würde hier nicht funktionieren. Im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms, das seines gleichen sucht, sind die Mitarbeiter inzwischen mit 14,5 Prozent der Stimmrechte zum zweitgrößten Aktionär des Konzerns geworden.

    Der Ausweg. Das DAI hat drei Kernpunkte identifiziert, die die Aktienkultur voran bringen und das Investorenklima im Land verbessern sollen.

    Punkt 1. Am wichtigsten ist mit Sicherheit das System der Altersvorsorge. Dieses ist in Deutschland nach wie vor zu einseitig auf die umlagefinanzierte staatliche Rente ausgerichtet. Allen politischen Beteuerungen zum Trotz wird dieses System in absehbarer Zeit an die Grenzen seiner Leistungs- und Finanzierbarkeit kommen. Grund ist der demographische Wandel, durch den immer mehr Rentenempfänger immer weniger Beitragszahlern gegenüberstehen.

    Um den Lebensstandard im Alter zu sichern, sind die Menschen daher auf eine ergänzende private und betriebliche Altersvorsorge angewiesen. Hierbei muss die Aktie wegen ihrer überlegenen Rendite-Risiko-Eigenschaften einen weit prominenteren Platz einnehmen als bisher. Die Politik muss hierfür die richtigen Anreize setzen. Der nun vorliegende Koalitionsvertrag enttäuscht diesbezüglich auf ganzer Linie. Geld für die Altersvorsorge muss endlich in Instrumente fließen, die ausreichend Rendite erwirtschaften. Andere hochentwickelte Nationen wie die USA, die Niederlande und Schweden machen uns vor, wie die Aktie zum Einsatz kommen kann – und zwar in der langen Frist des Aufbaus von Altersvorsorgevermögen quasi ohne Verlustrisiko.

    Punkt 2. Die steuerliche Diskriminierung der Aktienanlage muss endlich beseitigt werden. Gewinne aus Aktien werden heute uneingeschränkt auf Unternehmens- und Anlegerebene besteuert. Insgesamt ergibt sich hieraus für den Anleger ein Steuersatz von rund 50 Prozent, während für festverzinsliche Wertpapiere nur die Abgeltungsteuer von maximal 25 Prozent anfällt (ohne Kirchensteuer und Solidaritätsbeitrag).

    Dieses Missverhältnis muss durch Entlastungen auf Anlegerebene beseitigt werden, etwa indem nur ein Teil der Dividenden und Kursgewinne versteuert wird. Um besonders den langfristigen Vermögensbesitz mit Aktien attraktiver zu gestalten, ist über die Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne nach einer bestimmten Haltefrist nachzudenken.

    Punkt 3. Die Regelungen zur Wertpapierberatung gehören auf den Prüfstand. Die Mehrheit der Anleger will Anlageentscheidungen nicht ohne Beratung durch eine Bank treffen. Wir beobachten daher mit Sorge, dass Banken immer mehr Mühe haben, die wachsenden regulatorischen Anforderungen an die Kundenberatung mit vertretbarem Aufwand umzusetzen.

    Die Folge ist eine Einschränkung des Beratungsangebots – gerade in Bezug auf Aktieninvestments. Setzt sich dieser Trend – etwa in Folge der Umsetzung der Europäischen Finanzmarktrichtlinie II (MIFID II) – fort, steht zu befürchten, dass Banken als Multiplikatoren für eine verbesserte Aktienkultur ausfallen. Den Schaden hätten vor allem die Anleger mit kleineren und mittleren Sparbeträgen, für die individuelle Beratungsangebote schlicht nicht mehr wirtschaftlich darzustellen sind. Ein erster Schritt der Vereinfachung ist das allgemeine Produktinformationsblatt für Aktien, die an einem organisierten Markt gehandelt werden. Dieses steht den Banken alternativ zum Produktinformationsblatt für Einzelaktien ab Mitte 2018 zur Verfügung und reduziert den Compliance-Aufwand. In diese Richtung sollte weitergedacht werden.

    FAZIT. Generell können wir uns den DAI-Forderungen nur anschließen. Der größte Knackpunkt ist für uns die staatliche Ablehnung der Aktie – bzw. nennen wir es Missachtung der Anlageform Aktie. Zumindest, wenn es um die Frage des Vermögensaufbaus und der Altersvorsorge eght. Statt auf den Sachwert Aktie zu setzen, werden immer noch Versicherungen gefördert und an den Verbraucher gebracht. Dabei hätte ein Volk von Aktionären weit mehr für seine Zukunftssicherung getan, als ein Volk von Versicherten je tun kann.

    Gefragt sind aber auch die Unternehmen (und Gewerkschaften!), die Mitarbeiterbeteiligungsprogramm noch weitaus attraktiver machen und publik machen müssen. Last but not least ist es aber am Ende jeder Einzelne. Und klar: Wenn einem der Sparkassen-Berater keine Aktien verkaufen kann oder will, dann sollte man das Haus verlassen, zu Hause den Rechner einschalten und bei einem Online-Broker ein Depot eröffnen. Dazu bietet sich auch immer ein  Depot-Vergleich an. Aktien kaufen ist am Ende weitaus einfacher als man denkt. Interessante Literaturtipps haben wir hier zusammengestellt. Unsere Übersichtsseite Aktien für Einsteiger kann ebenfalls nützlich sein.

    In diesem Sinne,
    weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuß

    Ihre marktEINBLICKE-Gründer
    Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

    Melden Sie sich hier für unsere kostenlosen Newsletter an. Sie finden dort unser kostenfreies Newsletter-Angebot u.a. mit “marktEINBLICKE Auf die Schnelle” (Wochentags) und “marktEINBLICKE D-A-CH Rundschau” (Samstags).


    (20.02.2018)

    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    Börsenradio Live-Blick, Mi. 24.7.24: DAX startet leichter, Deutsche Bank abverkauft, Sartorius-Comeback, Immofinanz/CPI-Fusion?




     

    Bildnachweis

    1. Buy, Sell, Aktien, Handeln, Trade, Kurs http://www.shutterstock.com/de/pic-132837878/stock-photo-dices-cubes-to-trader-cubes-with-the-words-sell-buy-on-financial-chart-as-background-selective.html , (© www.shutterstock.com)   >> Öffnen auf photaq.com

    Aktien auf dem Radar:Warimpex, CA Immo, FACC, Austriacard Holdings AG, Addiko Bank, Polytec Group, Telekom Austria, Erste Group, Immofinanz, Rosenbauer, VIG, Gurktaler AG Stamm, Gurktaler AG VZ, Marinomed Biotech, S Immo, Wiener Privatbank, Oberbank AG Stamm, Agrana, Amag, EVN, Flughafen Wien, Österreichische Post, Uniqa, Wienerberger, SAP, Sartorius, RWE, Vonovia SE, Siemens Energy, Siemens Healthineers, DAIMLER TRUCK HLD....


    Random Partner

    A1 Telekom Austria
    Die an der Wiener Börse notierte A1 Telekom Austria Group ist führender Provider für digitale Services und Kommunikationslösungen im CEE Raum mit mehr als 24 Millionen Kunden in sieben Ländern und bietet Kommunikationslösungen, Payment und Unterhaltungsservices sowie integrierte Business Lösungen an.

    >> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


     Latest Blogs

    » Wiener Börse Party Jubiläumsfolge #700: XL feat. Aktienforum-Präsidentin...

    » Wiener Börse zu Mittag stärker: Palfinger, Verbund, Immofinanz gesucht, ...

    » Börsenradio Live-Blick 24/7: DAX startet leichter, Deutsche Bank Aktie a...

    » Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Addiko Bank, Einbrecher, SAP, Porsche, ...

    » Börsepeople im Podcast S14/01:Angelika Sommer-Hemetsberger

    » ATX-Trends: DO & CO, Immofinanz, OMV ...

    » Österreich-Depots: Etwas schwächer (Depot Kommentar)

    » Börsegeschichte 23.7.: Bitte wieder so wie 1997 (Börse Geschichte) (Börs...

    » PIR-News: News zu Addiko, Research zu RBI (Christine Petzwinkler)

    » Nachlese: Die Seer, Josef Obergantschnig (Christian Drastil)


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    AT0000A2YNV5
    AT0000A3C5D2
    AT0000A3D5K6
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      Star der Stunde: RBI 1.37%, Rutsch der Stunde: FACC -1.56%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 12-13: Palfinger(1), Verbund(1)
      BSN MA-Event Beiersdorf
      Star der Stunde: Lenzing 1.13%, Rutsch der Stunde: RHI Magnesita -3.56%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 11-12: Wienerberger(1), Kontron(1)
      Star der Stunde: EuroTeleSites AG 2.12%, Rutsch der Stunde: DO&CO -1.37%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 10-11: VIG(1)
      Star der Stunde: RHI Magnesita 1.16%, Rutsch der Stunde: Warimpex -6.67%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 9-10: voestalpine(2), OMV(1), Bawag(1), FACC(1)

      Featured Partner Video

      Börsepeople im Podcast S13/18: Sophia Schönauer

      Sophia Schönauer ist Schülerin des BGRG Simonsgasse in Wien 22, die mich vor kurzem für ihren SimSpeaks-Podcast zu Medien, Sport & Börse befragte, Internships beim Falter un...

      Books josefchladek.com

      Erik Hinz
      Twenty-one Years in One Second
      2015
      Peperoni Books

      Valie Export
      Körpersplitter
      1980
      Veralg Droschl

      Eron Rauch
      The Eternal Garden
      2023
      Self published

      Eron Rauch
      Heartland
      2023
      Self published

      Kurama
      erotiCANA
      2023
      in)(between gallery