19.02.2018, 5910 Zeichen
Die europäischen Aktienmärkte sind am Freitag auf Erholungskurs geblieben. Anscheinend ist die Zuversicht der Anleger wieder größer geworden, und die Befürchtung, dass die US-Notenbank die Zinsen schneller erhöht als bisher angenommen, wirkt auf dem derzeitigen Niveau weniger besorgniserregend. Branchenmäßig gab es zum Wochenausklang keine Verlierer, am zögerlichsten entwickelten sich die Rohstoffwerte, die lediglich 0,4% zulegen konnten, die größten Gewinner waren die zuletzt unter Druck geratenen Immobilientitel mit einem Tagesgewinn von mehr als 2,0%. Für Airbus ging es nach dem Kursfestival vom Vortag nochmals um fast 3,0% nach oben. Danone profitierte von der anziehenden Nachfrage nach Babynahrung in China und gewann mehr als 2,1% dazu. Eni konnte im abgelaufenen Jahr die Förderung von Öl und Erdgas deutlich steigern und profitierte von anziehenden Preisen, in Summe bedeutete das ein Plus von knapp 1,0%. Allianz legte Ergebniszahlen vor, die durchwegs als solide bezeichnet wurden, was für den Titel ein Plus von 0,6% bedeutete. Pfeiffer Vacuum hingegen enttäuschte mit seinen Geschäftszahlen und gab mehr als 2,8% nach.
Für heute stehen die Leistungsbilanzdaten aus Italien und der Eurozone auf dem Programm, morgen folgen dann die deutschen Produzentenpreise, der ZEW-Index in Deutschland und in der Eurozone sowie die Konsumentenstimmung in der Eurozone, am Mittwoch Einkaufsmanagerindices aus Deutschland, Frankreich und der Eurozone, am Donnerstag Inflationszahlen aus Frankreich und der Ifo-Index aus Deutschland und am Freitag das Deutsche BIP sowie Inflationszahlen aus der Eurozone. Nach wie vor in vollem Gang ist die Berichtssaison in Europa, heute veröffentlicht Reckitt Benckiser die Zahlen, morgen folgen dann BHP Billiton und HSBC, am Mittwoch Orange, Iberdrola und Lloyds, am Donnerstag BAE Systems, Axa, Deutsche Telekom, Bouygues, Veolia, Henkel, Telefonica, Barclays AngloAmerican, ProSiebenSat1, Valeo und Saint-Gobain, ehe am Freitag Swiss Re und die Royal Bank of Scotland den Abschluss machen werden.
Für den ATX ging es am Freitag mit einem Plus von knapp 0,5% in den Handelsschluss, nach einem sehr bewegten Wochenverlauf mit vielen Auf und Abs bedeutete das letztendlich einen Zuwachs von 1,6% für die vergangene Woche. OMV wird Mittwoch Zahlen für das abgelaufene Jahr vorlegen, am Freitag konnte das Indexschwergewicht ein Plus von 1,8% erzielen. Auch die Österreichische Post wartet mit Zahlen auf, diese sind ebenfalls für Mittwoch vorgesehen, zum Wochenschluss konnte der Titel ein Plus von 2,6% erzielen. Gemischt verlief der Handelstag für die Banken, Raiffeisen gab 0,2% ab, Erste Group zog es 1,5% nach unten, die Bawag konnte knapp 1,0% zulegen. Nachdem die Zahlen zur Bauproduktion von Strabag bereits am Vortag positiv aufgenommen worden waren, ging es auch am Freitag deutlich nach oben, der Titel schloss 2,4% höher. Verkauft wurde Do&Co, der Caterer musste eine Einbusse von knapp 4,0% erleiden und war damit der größte Verlierer des Handelstages. Gesucht waren die Versicherer, Uniqa notierte zum Schluss 1,2% höher als am Vortag, Vienna Insurance konnte gar einen Tagesgewinn von 2,8% erzielen.
Auch in den USA standen am Freitag die Zeichen eindeutig auf Kaufen, wenngleich es gegen Abend hin wieder vermehrt zu Verkäufen kam und ein Großteil der Tageszuwächse wieder abgegeben werden mussten. Anscheinend wollten einige Investoren vor dem heutigen Feiertag die erreichten Gewinne ins Trockene bringen. Schlussendlich stand für den Dow Jones ein Wochengewinn von mehr als 4,0% zu Buche, der größte seit nahezu eineinhalb Jahren. Gute Konjunkturdaten wie eine stark gewachsene Bauwirtschaft, eine bessere Konsumentenstimmung sowie gestiegene Importpreise wurden insgesamt eher positiv aufgenommen, Zinsängste kamen durch diese Daten kaum auf. Der Stahlsektor befindet sich nach wie vor auf einer richtiggehenden Euphoriewelle, nachdem Pläne für hohe Strafzölle für Metallimporte kundgegeben worden waren. Nachdem es bereits die ganze Woche satte Zuwächse gegeben hatte, konnte US Steel am Freitag 14,8% dazugewinnnen, AK Steel notierte 13,7% im Plus. Gemischt waren die Unternehmensergebnisse, Coca-Cola vermeldete einen deutlichen Verlust auf Grund der Steuerreform, der gute Ausblick zählte aber für Investoren stärker und es ging für die Aktie 0,5% nach oben. Auch John Deere konnte mit seinem Ausblick überzeugen und schloss 1,6% höher. Kraft Heinz vermeldete geringere Umsätze als erwartet, nach heftigen Abverkäufen kam es dann aber doch noch zu einer Erholung und einem Tagesminus von „nur“ 2,6%.
Nur wenig makroökonomische Daten warten diese Woche in den USA auf Veröffentlichung, am Mittwoch werden die Markit Einkaufsmanagerindices bekanntgegeben, ebenso die Zahl der Eigenheimverkäufe, am Abend dann noch das Protokoll der letzten Fedsitzung, am Donnerstag wie üblich die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und zusätzlich noch der monatliche Frühindikator zur Wirtschaftsentwicklung. Die Berichtssaison ist in den USA nahezu schon wieder vorüber, diese Woche berichten von den bekannten Unternehmen am Dienstag MGM Resorts, Home Depot, Domino’s Pizza und Walmart, am Mittwoch dann Avis und am Donnerstag folgen noch Chesapeake, Hewlett Packard und Apache.
Zulegen konnten am Freitag die Ölpreise, Brent verzeichnete ein Plus von 0,8%, WTI ein solches von 0,6%. Gold erlebte einen im Vergleich zu den letzten Tagen volatilen Handel, gegen Schluss pendelte sich das Edelmetall bei einem Preis von rund 1.348 US-Dollar ein. Relativ bewegt verlief auch der Handel zwischen Euro und Dollar, nach einigem Hin und Her wurde gegen Abend ein Kurs von rund 1,242 gefunden.
Vorbörslich sind die europ. Börsen leicht positiv indiziert. Die asiatischen Börsen schließen mehrheitlich im Plus. Von der Makroseite werden Daten aus der Eurozone gemeldet. Von der Unternehmenseite ist es relativ ruhig. In den USA ist heute Feiertag und die Börsen sind geschlossen.
Börsepeople im Podcast S16/03: Thomas Soltau
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