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Fahren auf Sicht - die Leitplanken 2018 (Alois Wögerbauer)

Autor:
Alois Wögerbauer

Fondsmanager und Chef der 3 Banken Generali Investment

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02.01.2018, 6001 Zeichen

 

Fahren Sie auf Sicht. Aber fahren Sie.” Dieser Leitspruch aus unserem Jahresausblick 2017 hat uns während des gesamten Jahres begleitet. Natürlich gibt es Themen, die es zu beobachten gilt – wie immer in der Geldanlage. Es war aber einmal mehr richtig investiert zu sein, anstatt sich in der nicht verzinsten Warteposition einen Grund nach dem anderen zu suchen, der genau dieses Warten argumentiert. Wie in anderen Bereichen des Lebens ist es oft viel einfacher Argumente zu finden, etwas nicht zu tun, als überzeugt und dennoch risikobewusst Dinge anzugehen. Viele Kommentatoren, Bücherschreiber und auch viele Geldanleger sind geübt im Aufzählen von Risiken und weniger gut im Erkennen von Chancen.

Eine führende deutsche Großbank hat in ihrem jüngsten Jahresausblick 30 Risiken für 2018“ aufgelistet. Mit so einer Vorgangsweise, die an die Beipackzettel von Medikamenten erinnert, kann man sich zweifellos absichern, aber wird man Mehrwert im Sinne von Performance für den Anleger liefern? Vielen Weltuntergangspropheten würde folgender Satz gut zu Gesicht stehen: „Sorry. Ich liege seit fünf Jahren völlig daneben.“ In Zeiten, in denen Anlagemodelle entwickelt werden, die von Robotern gesteuert werden, kann die gute alte PlusMinus-Liste der richtigere Weg sein. Wichtiges ist von Unwichtigem zu unterscheiden, um eine rationale Entscheidungsbasis zu entwickeln, anstatt in vorschnellen emotionalen Festlegungen zu verharren. Letztendlich kann man auch den Ausblick 2018 auf drei Themen zusammenfassen. Wirtschaft, Notenbanken, Bewertungen. 

1. Die Wirtschaft 2018. Der Einfluss der Weltpolitik auf Wirtschaft und Börse wird deutlich überschätzt – dies ist die unstrittige Erkenntnis aus den vergangenen Jahren. Wir verzichten aus Platzgründen auf die lange Liste der medial sehr präsenten potenziellen. Krisen der vergangenen Jahre. Es ist eine Tatsache, dass die Weltwirtschaft in all diesen Jahren um mindestens 3 % gewachsen ist. Im Jahr 2017 wird der Zuwachs bei etwa 3,7% liegen, die Konsenserwartungen für 2018 pendeln sich bei etwa 3,5% ein. Wer hätte vor einem Jahr erwartet, dass Österreich 2017 ein Konjunkturplus von etwa 3% aufweist? Viele heimische Unternehmen haben die symbolischen schlaflosen Nächte nicht wegen Trump & Co, sondern eher wegen der Herausforderung qualifiziertes Personal für das Abarbeiten der guten Auftragslage zu finden. Eine Tatsache, die nicht zu unterschätzen ist und auch konjunkturhemmend wirken kann.

International ist eine sehr synchrone Entwicklung festzustellen. Noch nie seit 40 Jahren waren global so wenige Länder in der Rezession wie aktuell. Zusammenfassend sollte das Jahr 2018 im Wirtschaftswachstum nicht ganz an das Top-Niveau von 2017 heranreichen können. Es sollte aber sehr solide sein und über dem Schnitt der vergangenen Jahre liegen.

2. Die Notenbanken 2018. Alleine die drei führenden Notenbanken EZB, FED und Bank of Japan haben seit 2008 mehr als 10.000 Milliarden US-Dollar in Anleihekäufe gesteckt. Die Zinsen wurden damit massiv gedrückt. Der Rückenwind für die Anleihemärkte, Aktienmärkte und auch für die Immobilienbewertung war dementsprechend hoch. 2018 wird das Jahr der Trendwende. Noch gibt es definitiv keinen Gegenwind in Form sinkender Geldmengen, der Rückenwind lässt aber deutlich nach. Ab September 2018 könnte auch die EZB eine Strategieänderung einleiten, was im Übrigen richtig wäre, wenn sie nicht zu einer „Notenbank im Krisenmodus, obwohl es keine Krise gibt“ werden will. Damit könnte in Summe gegen Jahresende 2018 der Rückenwind für die Finanzmärkte gänzlich zum Stillstand kommen.

Wir gehen davon aus, dass die Notenbanken nicht nur durch Taten, sondern oft auch durch Worte die Reaktion der Märkte testen werden – und sich dann aber im Zweifelsfall sehr konsequent für die vorsichtigere Variante entscheiden.

Dies zu beobachten und zu antizipieren wird eine wichtige Aufgabe der Geldanlage 2018. Für Irritationen und Schwankungen wird da und dort gesorgt, auch wenn ich an dieser Stelle gerne einräume, dass unsere Erwartung höherer Volatilitäten in den vergangenen Jahren nicht eingetreten ist.

Im Aktienbereich wird wohl je nach Marktstimmung „weniger Notenbankstimulus“ versus „Gewinn- und Wirtschaftswachstum“ höher gewichtet werden. Im Anleihebereich werden viele Kurse ohne Notenbankrückenwind so nicht zu halten sein. Womit wir beim dritten Thema angelangt sind….

3. Die Bewertungen. Im Anleihebereich weichen wir weiter gerne in Anleihen aus Emerging-Markets oder in einzelne Segmente bei Unternehmensschuldnern aus. Viele Bereiche der Staatsanleihen, aber auch so manche Anleihe aus dem europäischen hochverzinsten Unternehmensanleihebereich, sind aber definitiv zu teuer.

Die Aktienmärkte sind weder billig noch teuer. Amerikanische Bewertungen liegen über den europäischen Niveaus – was aber nicht neu ist. Die europäischen Aktienmärkte kaufen Sie derzeit mit etwa dem 15-fachen eines Jahresgewinnes bei einer Dividendenrendite im 3%-Bereich. Damit hält die Asset-Klasse Aktie unverändert jedem Vergleich mit anderen Anlagesegmenten stand und bleibt bevorzugt.

Gold ist Glaubensfrage und Diversifikator und mit Bewertungen schwer zu greifen. Tendenziell höhere Inflationsraten, auch aufgrund von Lohndruck bei gleichzeitig vorsichtigen Notenbanken, dürften die negative Realrendite erhöhen – und Gold stärken. Es ist dennoch noch nicht Zeit für eine Übergewichtung.

Und die Risiken… Professionelle Anleger haben immer mögliche Risiken im Blick. Die Verschuldung in China, die Notenbanken machen Fehler im schwierigen Weg der Entwöhnung vom billigen Geld und manches andere mehr.

Derzeit ist aber kein Thema mächtig genug, um eine grundsätzlich neue Portfolioaufstellung einzugehen. „Fahren Sie auf Sicht. Aber fahren Sie.“ Wir schreiben daher unser Motto 2017 auch in das Jahr 2018 fort. Wachsam bleiben ist aber eine zentrale Aufgabe. Langjährig erfahrene Börsianer entwickeln ein Unwohl in einem „Alles ist gut“-Szenario. Nüchterne Wachsamkeit ist aber nicht mit vorauseilendem Pessimismus zu verwechseln.


(02.01.2018)

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    Eine führende deutsche Großbank hat in ihrem jüngsten Jahresausblick 30 Risiken für 2018“ aufgelistet. Mit so einer Vorgangsweise, die an die Beipackzettel von Medikamenten erinnert, kann man sich zweifellos absichern, aber wird man Mehrwert im Sinne von Performance für den Anleger liefern? Vielen Weltuntergangspropheten würde folgender Satz gut zu Gesicht stehen: „Sorry. Ich liege seit fünf Jahren völlig daneben.“ In Zeiten, in denen Anlagemodelle entwickelt werden, die von Robotern gesteuert werden, kann die gute alte PlusMinus-Liste der richtigere Weg sein. Wichtiges ist von Unwichtigem zu unterscheiden, um eine rationale Entscheidungsbasis zu entwickeln, anstatt in vorschnellen emotionalen Festlegungen zu verharren. Letztendlich kann man auch den Ausblick 2018 auf drei Themen zusammenfassen. Wirtschaft, Notenbanken, Bewertungen. 

    1. Die Wirtschaft 2018. Der Einfluss der Weltpolitik auf Wirtschaft und Börse wird deutlich überschätzt – dies ist die unstrittige Erkenntnis aus den vergangenen Jahren. Wir verzichten aus Platzgründen auf die lange Liste der medial sehr präsenten potenziellen. Krisen der vergangenen Jahre. Es ist eine Tatsache, dass die Weltwirtschaft in all diesen Jahren um mindestens 3 % gewachsen ist. Im Jahr 2017 wird der Zuwachs bei etwa 3,7% liegen, die Konsenserwartungen für 2018 pendeln sich bei etwa 3,5% ein. Wer hätte vor einem Jahr erwartet, dass Österreich 2017 ein Konjunkturplus von etwa 3% aufweist? Viele heimische Unternehmen haben die symbolischen schlaflosen Nächte nicht wegen Trump & Co, sondern eher wegen der Herausforderung qualifiziertes Personal für das Abarbeiten der guten Auftragslage zu finden. Eine Tatsache, die nicht zu unterschätzen ist und auch konjunkturhemmend wirken kann.

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    2. Die Notenbanken 2018. Alleine die drei führenden Notenbanken EZB, FED und Bank of Japan haben seit 2008 mehr als 10.000 Milliarden US-Dollar in Anleihekäufe gesteckt. Die Zinsen wurden damit massiv gedrückt. Der Rückenwind für die Anleihemärkte, Aktienmärkte und auch für die Immobilienbewertung war dementsprechend hoch. 2018 wird das Jahr der Trendwende. Noch gibt es definitiv keinen Gegenwind in Form sinkender Geldmengen, der Rückenwind lässt aber deutlich nach. Ab September 2018 könnte auch die EZB eine Strategieänderung einleiten, was im Übrigen richtig wäre, wenn sie nicht zu einer „Notenbank im Krisenmodus, obwohl es keine Krise gibt“ werden will. Damit könnte in Summe gegen Jahresende 2018 der Rückenwind für die Finanzmärkte gänzlich zum Stillstand kommen.

    Wir gehen davon aus, dass die Notenbanken nicht nur durch Taten, sondern oft auch durch Worte die Reaktion der Märkte testen werden – und sich dann aber im Zweifelsfall sehr konsequent für die vorsichtigere Variante entscheiden.

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