02.01.2018, 5914 Zeichen
2017 ist geschlagen und es war ein tolles Jahr. Nicht nur Aktienmärkte, sogar die Bondmärkte konnten sich nicht beschweren. Der Globus in ungeteilter Performancefreude. So etwas ist selten. Und es war so gar nicht erwartet worden. Überhaupt nicht. Sämtliche Vorzeichen wurden als potentiell unsicher und überwiegend trügerisch betrachtet. Die Lernkurve lag eindeutig im Erkennen der Moll-Töne. Dur kam erst zur Jahresmitte in die Lernkurve. Jetzt sind wir in 2018 und haben das Problem vielleicht zu blauäugig zu sein, oder bereits den bereits vorhandenen Stolperfallen entgegen zu laufen, oder sind wir noch immer zu kritisch? Wo könnten in 2018 die Ereignisse lauern, die Konjunkturentwicklung, Inflationsentwicklung, Notenbankeinflüsse oder Erkennen politischer Einflusslosigkeit aushebeln? Welche Tretmine hat es in sich, unsere Kapitalmarktwelt ins Negative zu kippen?
Eigentlich schaffen das so ziemlich alle Ereignisse. Es muss nur die Mehrheit der BörsianerInnen daran glauben. Logisch. Aber zumeist setzen sich solche langfristige und kräftige Bewegungen nur aus der Ableitung fundamentaler Veränderungen zusammen, die man zu Beginn nur schwer im Verlaufe aber immer besser erkennen konnte. Das wird die aktuell vor uns stehenden Ereignisse kaum betreffen, denn die Wahlen in Italien, Deutschlands Koalitionsverhandlungen, der schwache US-Dollar, Bitcoin, eine steigende Inflation oder auch langsam unter Kontrolle der EZB steigende Renditen wurden in ihren Szenarien bereits bis zum Exzess durchgekaut. Überraschungsmoment gegen Null.
Was kann es daher sein das ein neues Risiko entstehen lässt? Wo verbirgt sich eine fundamental negative Kettenreaktion?
Können es die viel gefürchteten Autokredite in USA sein deren Schuldnerqualität sich langsam verschlechtert? Kaum, denn es werden auch die Kreditnehmer weniger und die, die übrig bleiben, waren schon immer schlecht. Oder eine plötzlich stark steigende Inflation? Eine die durch Lohnpreisansteige und Energiekosten angeheizt wurde und die Notenbankargumente konterkariert und somit die Rentenmärkte hilflos dem Schicksal der Realrenditen überlässt? Auch nicht wirklich, denn die Notenbanken haben inzwischen bereits so viel an Bonds gekauft, dass der Markt selbst die Kurse allein aufgrund seiner natürlichen Nachfrage treibt. Real bleiben wir daher negativ. Oder gar Bitcoin? Entsteht hier eine Ersatzwährung, die im Verein mit seinen Cybercurrency-Kollegen, die Geldmarktpolitik am Globus ins Hinterzimmer von Computernerds exportiert? Ebenso Fehlanzeige, denn hier besteht noch immer das Nadelöhr der globalen „Gleichzeitigkeit“ weil sämtliche Buchungen, der zugrundeliegenden Blockchain-Regel entsprechend, für alle gleichzeitig sichtbar und erkennbar sein müssen. Selbst der Gedanke an supereffiziente Netze verkümmert vor dem Blick auf den täglichen Gebrauch des Geldes samt der Vorstellung wie ein Pensionist seine Zeitung mit Bitcoins bezahlen würde. Also auch nichts wirklich Bedrohliches. Aus Marktsicht das für mich noch am stärksten wirkende Negativ-Momentum ist, neben den üblichen exogenen Schocks (und da denke ich zumeist an kleine dicke Männer (?) in Asien und große dicke Männer in USA), unser Finanzmarkt selbst.
Unsere Finanzwelt hat sich seit Jahren ein Kind an der Brust genährt, das es mittlerweile in sich hat, seine Mutter zumindest in einen längeren Krankenstand zu kollabieren. Die ETFs. Aber hallo, kann man sagen, was ist an Exchange Traded Funds so schlecht? Eifersucht eines Fondsmanagers, oder was? Natürlich Eifersucht. Wer will denn nicht diese Abermilliarden in den eigenen Fonds verwalten (An manchen Börsen liegen bereits rund 25% der Aktien in „Händen“ von ETFs. Auch die „Tech-Stocks“ in USA an der Nasdaq sprechen die Sprache „ETF“ beispielsweise bereits perfekt)?
Aber es gibt da einen Kern im Pudel. Und der liegt in der derzeitigen Investitionsarchitektur von ETFs. Kauft man einen ETF, dann wird das Geld in den unterliegenden Index gleichgewichtet investiert. Also alle Teilnehmer des Index ihrer Gewichtung entsprechend gekauft. Das tut man mittlerweile aufgrund der vielen ETF-Zuflüsse nicht mehr direkt, sondern behilft sich durch SWAPS oder verbundener Derivate. Es wäre zu kostspielig und auch zu langsam immer die Kassa zu bemühen, an der Börse direkt zu ordern. Ok. Akzeptiert. Und was passiert, wenn man wieder verkaufen möchte? Nun, dann geht das Ding eben die andere Richtung und man verkauft entsprechend den Indexgewichten. Oder eben SWAPS, Derivate, etc … Die Krux liegt aber darin, was passiert, wenn man viel verkaufen möchte. Beispielsweise wenn so ein paar US Pensionsfonds gleichzeitig Europa verkaufen wollen? Oder die Tech-Stocks an der Nasdaq? Dann werden diese ausgetretenen Handelslinien so richtig strapaziert. Und das Übel entsteht wenn irgendwo in der Kette der SWAP oder Derivate-Partner ein Glied bricht. Ein Gegenpart fällt aus, weil er beispielsweise selbst Rückflüsse hat. Nun, dann geht der Verkauf eben direkt in die Kasse und trifft auf den Markt. Bingo. Dann werden eben alle Indexgewichte direkt verkauft und zwar an all Jene, die gerade kaufen wollen. Und jetzt, erraten, was wenn grad keiner kaufen will. Crash. Und das nur, weil man in der angeblich liquidesten Assetklasse im Aktienhimmel ein wenig herumgewichten wollte. Die Überschätzung der Marktliquidität angesichts systematischer Liquiditätsannahmen.
Ich mache mir keine Sorgen darum, dass es dann Niemanden geben wird, der die Blue-Chips dieser Welt kaufen wird. Nein, es werden jene Aktien sein, die seitens der ETFs zuvor in den Bewertungshimmel gehoben wurden und sich zu stark von ihrer Bewertungsrelation entfernt haben, die dann nach Unten sausen. Die korrigieren in einem solchen Umfeld am stärksten, denn es werden dann die fundamental orientierten Käufer am Markt sein, die die Preise bestimmen.
Aus Sicht eines aktiven und fundamental gemangten Fonds keine schlechte Perspektive. Und doch fürchte ich sie.
SportWoche Podcast #137: Tennis-Highlights, Rankings & Rookies 2024 aus österreichischer Sicht feat. Thomas Schweda, ÖTV
Bildnachweis
Aktien auf dem Radar:Pierer Mobility, voestalpine, Amag, Immofinanz, CA Immo, EuroTeleSites AG, Frequentis, Rosgix, Warimpex, Wienerberger, Kapsch TrafficCom, AT&S, Frauenthal, Gurktaler AG Stamm, Polytec Group, Wolftank-Adisa, Porr, Oberbank AG Stamm, UBM, Palfinger, Zumtobel, Addiko Bank, Agrana, Erste Group, EVN, Flughafen Wien, OMV, Österreichische Post, S Immo, Telekom Austria, Uniqa.
Random Partner
Rosinger Group
Die Rosinger Group ist einer der führenden Finanzkonzerne in Mitteleuropa und in den Geschäftsfeldern "Eigene Investments" sowie "hochspezialisierte Beratungsleistungen" aktiv. Mit bisher mehr als sechzig Börsenlistings und IPOs weltweit gehört die Rosinger Group auch an der Wiener Börse zu den maßgeblichen Playern.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» SportWoche Podcast #137: Tennis-Highlights, Rankings & Rookies 2024 aus ...
» Österreich-Depots: November-Bilanz (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 29.11.: Bitte wieder so wie 2006 (Börse Geschichte) (Bör...
» PIR-News: Zahlen von Immofinanz und Warimpex, News von Erste Group, wien...
» Nachlese: Barrique de Beurse, Socgen, KTM, Wolfgang Fellner, Rudi Fußi, ...
» Wiener Börse Party #792: ATX zum Ultimo etwas fester, Immofinanz liefert...
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Beamten-Lohnrunde, Susanne Bauer, Goldm...
» ATX-Trends: Porr, CA Immo, UBM, S Immo, wienerberger ...
» Börsepeople im Podcast S16/04: Susanne Bauer
» Österreich-Depots: Etwas fester (Depot Kommentar)
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
AT0000A3C4S3 | |
AT0000A3BPU8 | |
AT0000A3EKB3 |
- Andritz und Polytec Group vs. RHI und Palfinger –...
- Münchener Rück und Swiss Re vs. AXA und Uniqa – k...
- BT Group und Deutsche Telekom vs. Tele Columbus u...
- ArcelorMittal und ThyssenKrupp vs. Salzgitter und...
- adidas und bet-at-home.com vs. World Wrestling En...
- Silver Standard Resources und Royal Dutch Shell v...
Featured Partner Video
Börsepeople im Podcast S16/03: Thomas Soltau
Thomas Soltau ist Vorstand der in Berlin ansässigen Smartbroker AG. Wir sprechen über die Geschichte des Unternehmens, dem Thomas seit 2006 verbunden ist, seit 2019 mit dem Brokerage-Angebot. Und d...
Books josefchladek.com
Valie Export
Körpersplitter
1980
Veralg Droschl
Matthew Genitempo
Dogbreath
2024
Trespasser
Peter Keetman
Fotoform
1988
Nishen