07.12.2017, 6354 Zeichen
Wer gegen Ende des Monats gerade noch so mit seinem Geld auskommt, der ist hier genau richtig. Denn das heißt, dass man die Disziplin besitzt, nicht mehr auszugeben, als man vorher eingenommen hat. Wenn man jetzt nach Sparpotenzialen sucht und diese auch hebt, dann ist man auf einem super Weg.
Sparen ist nicht gleich sparen
Auf eine förmliche Definition verzichte ich. Aber es gibt schon ein paar Varianten von Sparen. An einem Beispiel möchte verdeutlichen, was die Unterschiede sind.
Die aktuelle Situation: Jemand wohnt in Wien und fährt mit den Öffis (alle Zahlen beziehen sich auf die ab 2018 gültigen Preise). Da das Geld von Monat zu Monat gerade so reicht, kauft er jedes Monat eine Monatskarte. Kostenpunkt 51 Euro. Dafür kann man 365 Tage im Jahr mit den Öffis fahren. Im Juli und August wird auf die Monatskarte verzichtet – da hat man ja Urlaub und fährt nicht.
Kostenpunkt: 11 mal 51 Euro = 561 Euro
Um die Kosten zu senken, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zwei werden hier exemplarisch erwähnt:
- Jahreskarte bei monatlicher Zahlung nehmen: Kostenpunkt: 365 Euro plus 12 mal 1,75 Euro = 386 Euro
- Keine Jahreskarte – dafür wird ganzjährig mit dem Fahrrad gefahren bzw. zu Fuß gegangen: Kostenpunkt: Unter der Annahme, dass das Fahrrad schon vorhanden ist und niemals gestohlen wird: 0 Euro
Es sticht sofort ins Auge: Variante 2 ist mit den größten (potenziellen) Einsparungen verbunden – außerdem profitiert man von den gesundheitlichen Vorteilen. Allerdings verliert man im Vergleich zu den 11 Monatskarten im Jahr jeglichen Service der Öffis.
Kommen wir nun zu Variante 1: Statt elf hat man die Öffis nun alle zwölf Monate des Jahres zur Verfügung. Das kostet immer noch 175 Euro weniger als im Ursprungsszenario (bei mehr Leistung). (Anmerkung: Bei Einmalzahlung der Jahreskarte spart man weitere 21 Euro. Hört sich nicht nach viel an? Relativ ausgedrückt sind es immerhin 5,75 Prozent. In Zeiten, wo man fürs Direktsparen maximal 1 Prozent (für einen begrenzten Zeitraum) bekommt, geradezu eine Traumrendite. Dazu später mehr!).
Man kann also festhalten: Entweder optimiert man die Kosten bei gleicher (oder besserer) Gegenleistung – oder man spart „sich“ eine Ausgabe gleich ganz.
Das Sparpotenzial materialisieren
Wenn man so weit denkt, wie in unserem Beispiel ist der erste Schritt getan. Allerdings bringt dieser so gut wie nichts, wenn man nicht auch den zweiten Schritt geht. Man muss das Spartpotenzial nämlich materialisieren.
Das kann so gehen (aus Gründen der Vereinfachung, gehe ich nun davon aus, dass jedes Monat 30 Tage hat).
Von Jänner bis November bezahlt man jetzt 31,75 Euro statt davor 51 Euro. Die Ersparnis von 19,25 Euro überweist man nun auf das Direktsparkonto. Tut man das nämlich nicht, geht die Ersparnis nämlich in den vielen Zahlungen des Monats einfach unter. Da man zuvor auch 51 Euro im Monat ausgegeben hat, merkt man keine Verschlechterung.
Kommen wir nun zum Dezember: Mittlerweile hat sich auf dem Direktsparkonto eine Summe von 211,75 Euro (11 mal 19,25 Euro) angesammelt. Die 31,75 Euro kann man sich nun also vom Direktsparkonto holen. Bleibt eine Jahresersparnis von exakt 180 Euro (211,75 minus 31,75 Euro).
Wenn man das ganze noch ein Jahr lang macht, liegt die Ersparnis schon bei 360 Euro, was den Kosten für die Jahreskarte im dritten Jahr (365 Euro) fast komplett entsprechen würde. So kann man vorgehen, ich schlage allerdings etwas anderes vor.
Mach das Sparpotenzial zum Produktivkapital
Wir wissen jetzt, wie man spart. Wir wissen auch, wie man das Sparpotenzial materialisiert. Nun geht es darum, dass materialisierte Sparpotenzial zum Produktivkapital werden zu lassen. Das Zauberwort lautet „Sparplan“. Bei einem Sparplan zahlt man in regelmäßigen Intervallen (jährlich, quartalsweise, monatlich) einen Betrag ein um Anteile an einem ETF, Fond oder auch einer Einzelaktie zu erwerben. Die Mindestbeträge sind gering, liegen teilweise bei 25 bis 30 Euro. Ich gehe – um bei unserem Beispiel zu bleiben – von 50 Euro aus.
Jedes Monat (bis November) landen auf unserem Direktsparkonto 19,25 Euro. Nach drei Monaten sind wir entsprechend bei 57,75 Euro.
Im März überweisen wir nun 50 Euro davon auf das Verrechnungskonto unseres Brokers: Der hat die Anweisung jedes Quartal um 50 Euro Anteile an einem ETF/Fond/Einzelaktie zu kaufen.
Bleiben 7,75 Euro am Direktsparkonto.
Im Juni passiert das gleiche: Wieder wandern 50 Euro vom Direktsparkonto zum Broker, Anteile werden gekauft.
Bleiben in Summe 15,50 Euro am Direktsparkonto.
Im September passiert das gleiche: Wieder wandern 50 Euro vom Direktsparkonto zum Broker, Anteile werden gekauft.
Bleiben in Summe 23,25 Euro am Direktsparkonto.
Im Oktober und November wandern noch Einzahlungen in Höhe von 38,50 Euro aufs Direktsparkonto. Das summiert sich auf 61,75 Euro (38,50 Euro plus 23,25 Euro). Im Dezember muss man nun eine Entscheidung treffen. Ich würde vorschlagen, man überweist 50 Euro zum Broker. Die verbleibenden 11,75 Euro kommen aufs Girokonto. Per Aufzahlung von „nur“ 20 Euro kann man nun auch die zwölfte Rate für die Jahreskarte berappen. Ja, das macht keinen schlanken Fuß. Deshalb bietet es sich an, gleich auf Einmalzahlung der Jahreskarte umzustellen. Wir erinnern uns: Die Ersparnis liegt bei 21 Euro. Das hat weitreichende Folgen (siehe nächster Absatz)
Zusammenfassung
Schauen wir uns nun an, was durch die Umstellung von elf Monatskarten auf eine Jahreskarte der Wiener Linien bedeuten kann.
- Man fährt nun zwölf statt elf Monate im Jahr mit den Öffis
- Man kann jedes Jahr Sparpläne im Wert von 200 Euro kaufen
- Es bleibt immerhin ein ganzer Euro am Girokonto hängen.
Ich glaube das kann sich durchaus sehen lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, welche Sparpotenziale (ohne jegliche Leistungsminderung) da draußen Schlummern. Man denke nur an Girokonto (auf Gratiskonto umstellen und die alten Quartalsspesen an den Broker überweisen und den Sparplan auffetten), KFZ-Versicherung (runterhandeln bzw. jährliche Zahlung), Strom- bzw. Gas-Anbieter jährlich wechseln (so es sich auszahlt). In Summe kann man so in einem Haushalt durchaus auf Summen im vierstelligen Bereich kommen. Und zwar jedes Jahr. Wählt man beim Besparen übrigens „Ausschütter“ bzw. Dividendenzahler kann man die dort generierten Erträge ebenfalls gleich wieder investieren. Damit setzt sich eine Aufwärtsspirale in Gang.
Im Original hier erschienen: Anleitung: So spart man richtig
kapitalmarkt-stimme.at daily voice 4/365: Vermögenssteuern - eine Einordnung von Finanzminister Gunter Mayr
Bildnachweis
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