Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Aktienmärkte heute: Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. (Robert Halver, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> Website


>> zur Startseite mit allen Blogs

24.11.2017, 11309 Zeichen

Die europäischen Aktienmärkte mussten zuletzt einiges über sich ergehen lassen: Der Konflikt in Nahost, die kontroverse Debatte über US-Steuersenkungen und nicht zuletzt die gescheiterte Bildung einer neuen Bundesregierung. Doch mit der weiterhin nicht wirklich restriktiven Geldpolitik und der soliden Weltkonjunktur verfügen Aktien über zwei stabile Standbeine. Vor allem die Emerging Markets in Asien zeigen sich wirtschaftlich robust. Welche Anlagechancen bieten die Schwellenländer noch? Und welche Impulse können sie auf die besonders export- und industrielastigen Aktien in Europa ausüben?

Wirtschaft in Europa – Basiseffekte sind Silber, Nachhaltigkeit ist Gold

Gemäß Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in der Eurozone ist die voranschreitende Konjunkturerholung intakt. Allerdings verläuft die Euro-Konjunkturerholung nicht gleichmäßig.

Allerdings sollte man Basiseffekte, die aufgrund einer langjährigen Wirtschaftsmisere kein Wunder sind, nicht mit Nachhaltigkeit verwechseln. Was z.B. in Frankreich Not tut, sind wirkliche Wirtschaftsreformen. Die bislang ergriffenen Strukturmaßnahmen zielen zwar in die richtige Richtung. So profitieren vor allem mittelständische Unternehmen von der jüngst umgesetzten Arbeitsmarktreform. Demnach können Arbeitszeiten flexibler gestaltet und Gehälter in wirtschaftlich schwieriger Lage auch unter Tarif bezahlt werden. Zusätzlich werden Kündigungen mit gedeckelten Abfindungen erleichtert. Doch hält Präsident Macron daran fest, dass Abweichungen von Tarifverträgen nur mit der Zustimmung der Arbeitnehmervertreter möglich sind. Das ist beherzte Reform-Kosmetik, wo beherzte Kernsanierung angesagt wäre. Das Motto darf nicht lauten „Der Weg ist das Ziel“, sondern „Das Ziel ist das Ziel“. Und die Reformfähigkeit Italiens wurde bislang ebenso wenig entdeckt wie das Bernsteinzimmer. Europa braucht Standortverbesserungen, um erst nachhaltige Wachstumseffekte erzielen zu können. Europa gefällt sich zu sehr darin, jeden Wachstumskeim als epochal darzustellen.

Mittelstandsaktien auch in Frankreich im Fokus

Immerhin wurde über die kleinen Reformen Macrons der Anlegerblick auf französische, industrielastige Mittelstandsaktien geleitet, auch wenn sie ihren deutschen Pendants in puncto Wertentwicklung nicht ganz folgen können. Die nationale Karte ist aber als Begründung für ihre Renaissance nicht ausreichend. Schwerpunktmäßig führte die sich stabilisierende Weltkonjunktur speziell in den Schwellenländern zu deren Kurserholung. Nicht zuletzt entfachen diese Unternehmen aufgrund ihrer Industriepatente und Technologie-Know Hows eine enorme Übernahmephantasie insbesondere aus den Schwellenländern Asiens.

Die zukünftigen Ex-Schwellenländer haben fundamentale Substanz

Die fundamentalen Probleme der Schwellenländer, die bis Ende 2015 sogar Ängste vor einer Asien-Krise hervorriefen, haben sich deutlich zurückgebildet. Das heißt nicht, dass diese Länder sakrosankt sind. Überhitzungen im gewerblichen und privaten Kreditbereich Chinas sind unverkennbar, denen die Aufsichtsbehörden in Form strikterer Kreditvergaberegeln entgegenwirken. Allerdings betreibt Chinas Zentralbank umfangreiche Liquiditätszuführungen zur Kompensation, ähnlich wie Fed, EZB oder Bank of Japan. Grundsätzlich ist die „Neue Konjunkturelle Sachlichkeit Chinas“ zu begrüßen, da sie die Fehlallokationen und Rezessionsgefahren gleichermaßen bekämpft.

Ohnehin sorgen die verhaltenen Rohstoffpreise für positive Wachstumsimpulse, die durch Fortschritte bei Wirtschaftsreformen weiter gefördert werden.

Insofern ist die äußerst positive Wertentwicklung der Aktienmärkte der Schwellenländer seit nunmehr zwei Jahren konsequent. Mit zunehmendem Anteil an der weltweiten Wertschöpfung ist eine Fortsetzung ihrer Aktienhausse zu erwarten. Im Vergleich zu den etablierten Industrieländern haben sie eine markante Performance-Lücke, die angesichts ihrer stabilen Fundamentaldaten, einer konsequenten Annahme der Herausforderungen der Digitalisierung und auch mit Blick auf ihre zunehmende geopolitische Bedeutung nicht gerechtfertigt ist.

Für Chinas Aktienmarkt spricht die weitere Kapitalmarktliberalisierung. Da die chinesischen Festland-Börsen mit der Börse in Hong Kong verbunden werden, wird der Handel mit chinesischen Aktien für Auslandsanleger erleichtert. Daneben wurden fünf Prozent der chinesischen Festlandaktien in den MSCI Index für Schwellenländer aufgenommen, die dem Land für Indexinvestoren mehr Gewicht in ihren Aktienportfolios geben.

Staatsanleihen der Schwellenländer sind eine Anlage-Sünde Wert

Überhaupt haben sich die Kreditwürdigkeiten der Emerging Markets verbessert. Kürzlich hat die Rating-Agentur Moody’s die Bonitätsnote für indische Staatsanleihen erstmals seit 14 Jahren von Baa3 auf Baa2 angehoben. Sicherlich haben Schwellenländer vereinzelt noch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. So steht in Brasilien Präsident Temer wegen Korruptionsvorwürfen unter anhaltendem Druck. Doch bis auf die Türkei ist der Abwärtstrend der Ausfallprämien überall erkennbar. Mittlerweile gelten die Schwellenländer Asiens als weniger ausfallgefährdet als Italien und Portugal.

Vor diesem Hintergrund und angesichts renditearmer Anleihen der Eurozone sind Staatstitel der Schwellenländer für risikofreudigere Anleger zumindest als Portfoliobeimischung interessant. So bieten 10-jährige Staatspapiere in Indien und Indonesien Renditen über sechs Prozent.

Währungsverlustgefahren, die den Renditevorteil von Staatsanleihen der Schwellenländer gegenüber ihren eurozonalen Pendants aufzufressen drohen, haben sich ebenso verringert. Insbesondere die Währungen der asiatischen Schwellenländer haben an Schwankungsintensität verloren.

US-Geldpolitik – Die bellt nur, will aber nicht beißen

Die Fed wird in der Tat nicht zum Währungsschreck der Schwellenländer. Ihre sanftmütige Zinserhöhungspolitik beugt Dollar-Aufwertungen vor und verhindert somit eine währungsabwertende Kapitalflucht in die USA. Ohnehin betrachten die USA Asien und Südamerika längst als attraktive Exportmärkte, die man sich mit starken Dollar-Befestigungen nicht verbauen möchte.

Tatsächlich werden bei der US-Notenbank gemäß Protokoll der vergangenen geldpolitischen Sitzung – die sogenannten Fed Minutes – die Zweifel am eigenen Inflationsausblick zunehmend größer. Bedenken, dass deutliche Zinserhöhungen die langfristigen US-Konjunktur- und Inflationserwartungen übermäßig dämpfen könnten, äußerte zuletzt auch die scheidende Fed-Chefin Yellen. Wenn schon eine beispiellos lockere Geldpolitik keine klare Inflationierung nach sich zieht, könnte eine striktere Fed-Ausrichtung den Deflationsprozess wieder befeuern.

Unter dem neuen Fed-Chef Powell, der im Februar 2018 sein Amt übernimmt, böte sich ein passender Zeitpunkt, um die US-Zinspolitik strukturell zu erneuern. Überlegungen, ein Überschießen der Inflation über zwei Prozent für einen längeren Zeitraum zuzulassen, gibt es in den Reihen der Fed schon länger. So könnte die Fed zukünftig eine passive Geldpolitik betreiben, wonach sie den Notenbankzins und auch die Anleiherenditen maximal an der Inflation ausrichtet. Preissteigerungen würden mit Zinssteigerungen bestenfalls egalisiert. Das reale Zinsumfeld in den USA würde damit nicht positiv. Damit könnte die Fed einerseits eine „Zinserhöhungsstrategie“ zur Glaubwürdigkeitssteigerung betreiben, andererseits aber ihre Unterstützung für US- und Weltkonjunktur sowie Aktienmärkte beibehalten.

Tatsächlich zeigt die Fed bereits diesen geldpolitischen Trick: Seit Beginn ihrer Zinserhöhungen Ende 2015 haben sich die realen Notenbankzinsen im Trend zurückgebildet. So viel zu einer restriktiven US-Geldpolitik.

Marktstimmung – Mehr Licht als Schatten

Nach dem Kurs-Gewitter ist die Situation an den europäischen Aktienmärkten bereinigt. Die Kursverluste waren nicht umfangreich genug, um deutliche Zweifel an einer Jahresend-Rallye zu nähren, haben aber Überdruck aus dem Aktien-Kessel genommen.

Auch die Sentiment-Indikatoren für US-Aktien deuten nicht auf Unheil hin. Der Anteil der Optimisten minus Anteil der Pessimisten befindet sich in neutralem und nicht wie bisher im überhitzten Territorium, der erst als Kontraindikator drohende Konsolidierungen anzeigt.

Die entscheidenden Zutaten für eine Wiederaufnahme der Jahresend-Rallye sind vorhanden. So bleibt die große geldpolitische Trendwende aus und das Klima in der Weltwirtschaft befindet sich auch laut ifo Institut auf dem höchsten Stand seit 2011. Setzt man die Einschätzung der Geschäftslage und -erwartungen für das IV. Quartal 2017 zueinander in Beziehung, hat sich die Weltwirtschaft angesichts einer verbesserten Geschäftslage und steigenden -erwartungen in der konjunkturellen Zyklusphase „Boom“ fest etabliert. Vor allem aus den Schwellen- und Entwicklungsländern wird ein Anziehen der Konjunktur erwartet. Politisch erwartet man in Deutschland zumindest eine „GroKo light“, also die Tolerierung einer von CDU/CSU geführten Regierung. Eine spätere „GroKo right“ ist nicht ausgeschlossen, sondern absehbar. Langwierige instabile politische Rahmenbedingungen drohen also nicht.

Charttechnik DAX – Verlust an Dynamik

Charttechnisch verlaufen beim DAX auf dem Weg nach oben die ersten Widerstände bei 13.033, 13.064 und 13.145 Punkten. Darüber nimmt der Index Kurs auf die Barrieren bei 13.187, 13.229 und 13.342. Werden auch diese Widerstände überschritten, folgen weitere bei 13.431 und 13.489. Im Falle von neuerlichen Kursrücksetzern verläuft eine erste Unterstützung bei 12.969. Bei Unterschreitung ist mit Kursverlusten bis zur Unterstützung bei 12.952 und schließlich 12.921, 12.909 und 12.829 Punkten zu rechnen.

Der Wochenausblick für die KW 48 – Vor der Opec muss niemand Angst haben

Auf ihrem halbjährlichen Treffen in Wien am 30. November dürften die Opec-Staaten zwar eine Verlängerung ihrer Ölförderkürzungen beschließen, ohne damit jedoch – aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Fracking – längerfristigen Auftrieb bei den Ölpreisen zu generieren.

In China deuten die offiziellen Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende und Dienstleistungsgewerbe sowie das vom privaten Finanznachrichtendienst Caixin veröffentlichte Pendant für die Industrie auf eine grundsätzlich solide Konjunktursituation hin.

In den USA zeugt ein nahezu unveränderter ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe von einer stabilen US-Wirtschaft. Doch dürften die Konsumentenausgaben im Oktober zur Schwäche neigen.

In der Eurozone unterstreicht der Economic Sentiment Indikator der EU-Kommission die anhaltend positive Stimmung in der Konjunktur. Gemäß Vorabschätzungen für November lässt eine nennenswerte Inflationsbeschleunigung jedoch weiter auf sich warten und beruhigt Bedenken vor einer restriktiven Geldpolitik der EZB. In Deutschland zeichnen stabile Einzelhandelsumsätze und ein wieder freundlicherer GfK Konsumklimaindikator das Bild einer robusten Binnenkonjunktur.

RobertHalverEin Beitrag von Robert Halver.

Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

 


(24.11.2017)


BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

SportWoche Podcast #117: Floorball, vorgestellt von FBC Dragons Gründer Harry Steinbichler




DAX Letzter SK:  0.00 ( 1.15%)
Gold Letzter SK:  0.00 ( -0.09%)


 

Bildnachweis

1. Robert Halver mit Runplugged auf dem Smartphone, im Hintergrund das Parkett der Frankfurter Börse - Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank und Finanz-Meteorologe für die Börsenstimmung. Wöchentlich berichtet er über Entwicklungen an den Finanzmärkten, über Wohl und Wehe von DAX, Zinsen, Euro & Co. Anleger erhalten eine fundierte Einschätzung der marktbewegenden Trends, immer   >> Öffnen auf photaq.com

Aktien auf dem Radar:Amag, Agrana, RHI Magnesita, Austriacard Holdings AG, Flughafen Wien, Addiko Bank, Rosgix, ATX, ATX Prime, ATX TR, Wienerberger, Bawag, AT&S, Österreichische Post, Palfinger, Semperit, Cleen Energy, Pierer Mobility, UBM, Wiener Privatbank, Oberbank AG Stamm, CA Immo, Erste Group, EVN, Immofinanz, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Symrise, Siemens Healthineers, BMW.


Random Partner

BNP Paribas
BNP Paribas ist eine führende europäische Bank mit internationaler Reichweite. Sie ist mit mehr als 190.000 Mitarbeitern in 74 Ländern vertreten, davon über 146.000 in Europa. BNP Paribas ist in vielen Bereichen Marktführer oder besetzt Schlüsselpositionen am Markt und gehört weltweit zu den kapitalstärksten Banken.

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


 Latest Blogs

» Börse-Inputs auf Spotify zu Sebastian Leben, Broke und Broker

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Eni, Norsk Hydro, Gottfried Neumeister,...

» SportWoche Podcast #117: Floorball, vorgestellt von FBC Dragons Gründer ...

» Österreich-Depots: Pierer Mobility nach Neumeister-News weiter aufgestoc...

» Börsegeschichte. 12.7.: Addiko Bank, voestalpine (Börse Geschichte) (Bör...

» Reingehört bei Agrana (boersen radio.at)

» PIR-News: News zu Pierer Mobility, S Immo, Research zu VIG und Flughafen...

» Nachlese: Radatz, Raffaela Ortner, Rheinmetall-Schock (Christian Drastil)

» Wiener Börse Party #692: Gottfried Neumeister Kurstrigger für Pierer Mob...

» Wiener Börse zu Mittag schwächer: Pierer Mobility, Polytec und VIG gesuc...


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
AT0000A3CT72
AT0000A2WCB4
AT0000A39UT1
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    #gabb #1643

    Featured Partner Video

    Nach 13 Tagen EM

    Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 27. Juni 2024 E-Mail: sporttagebuch.michael@gmail.com Instagram: @das_sporttagebuch Twitter: @Sporttagebuch_ EDTC2024_DAY4_©valerino.creations
    Das Sport...

    Books josefchladek.com

    Kurama
    erotiCANA
    2023
    in)(between gallery

    Andreas Gehrke
    Flughafen Berlin-Tegel
    2023
    Drittel Books

    Eron Rauch
    Heartland
    2023
    Self published

    Sebastián Bruno
    Duelos y Quebrantos
    2018
    ediciones anómalas

    Ed van der Elsken
    Liebe in Saint Germain des Pres
    1956
    Rowohlt


    24.11.2017, 11309 Zeichen

    Die europäischen Aktienmärkte mussten zuletzt einiges über sich ergehen lassen: Der Konflikt in Nahost, die kontroverse Debatte über US-Steuersenkungen und nicht zuletzt die gescheiterte Bildung einer neuen Bundesregierung. Doch mit der weiterhin nicht wirklich restriktiven Geldpolitik und der soliden Weltkonjunktur verfügen Aktien über zwei stabile Standbeine. Vor allem die Emerging Markets in Asien zeigen sich wirtschaftlich robust. Welche Anlagechancen bieten die Schwellenländer noch? Und welche Impulse können sie auf die besonders export- und industrielastigen Aktien in Europa ausüben?

    Wirtschaft in Europa – Basiseffekte sind Silber, Nachhaltigkeit ist Gold

    Gemäß Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in der Eurozone ist die voranschreitende Konjunkturerholung intakt. Allerdings verläuft die Euro-Konjunkturerholung nicht gleichmäßig.

    Allerdings sollte man Basiseffekte, die aufgrund einer langjährigen Wirtschaftsmisere kein Wunder sind, nicht mit Nachhaltigkeit verwechseln. Was z.B. in Frankreich Not tut, sind wirkliche Wirtschaftsreformen. Die bislang ergriffenen Strukturmaßnahmen zielen zwar in die richtige Richtung. So profitieren vor allem mittelständische Unternehmen von der jüngst umgesetzten Arbeitsmarktreform. Demnach können Arbeitszeiten flexibler gestaltet und Gehälter in wirtschaftlich schwieriger Lage auch unter Tarif bezahlt werden. Zusätzlich werden Kündigungen mit gedeckelten Abfindungen erleichtert. Doch hält Präsident Macron daran fest, dass Abweichungen von Tarifverträgen nur mit der Zustimmung der Arbeitnehmervertreter möglich sind. Das ist beherzte Reform-Kosmetik, wo beherzte Kernsanierung angesagt wäre. Das Motto darf nicht lauten „Der Weg ist das Ziel“, sondern „Das Ziel ist das Ziel“. Und die Reformfähigkeit Italiens wurde bislang ebenso wenig entdeckt wie das Bernsteinzimmer. Europa braucht Standortverbesserungen, um erst nachhaltige Wachstumseffekte erzielen zu können. Europa gefällt sich zu sehr darin, jeden Wachstumskeim als epochal darzustellen.

    Mittelstandsaktien auch in Frankreich im Fokus

    Immerhin wurde über die kleinen Reformen Macrons der Anlegerblick auf französische, industrielastige Mittelstandsaktien geleitet, auch wenn sie ihren deutschen Pendants in puncto Wertentwicklung nicht ganz folgen können. Die nationale Karte ist aber als Begründung für ihre Renaissance nicht ausreichend. Schwerpunktmäßig führte die sich stabilisierende Weltkonjunktur speziell in den Schwellenländern zu deren Kurserholung. Nicht zuletzt entfachen diese Unternehmen aufgrund ihrer Industriepatente und Technologie-Know Hows eine enorme Übernahmephantasie insbesondere aus den Schwellenländern Asiens.

    Die zukünftigen Ex-Schwellenländer haben fundamentale Substanz

    Die fundamentalen Probleme der Schwellenländer, die bis Ende 2015 sogar Ängste vor einer Asien-Krise hervorriefen, haben sich deutlich zurückgebildet. Das heißt nicht, dass diese Länder sakrosankt sind. Überhitzungen im gewerblichen und privaten Kreditbereich Chinas sind unverkennbar, denen die Aufsichtsbehörden in Form strikterer Kreditvergaberegeln entgegenwirken. Allerdings betreibt Chinas Zentralbank umfangreiche Liquiditätszuführungen zur Kompensation, ähnlich wie Fed, EZB oder Bank of Japan. Grundsätzlich ist die „Neue Konjunkturelle Sachlichkeit Chinas“ zu begrüßen, da sie die Fehlallokationen und Rezessionsgefahren gleichermaßen bekämpft.

    Ohnehin sorgen die verhaltenen Rohstoffpreise für positive Wachstumsimpulse, die durch Fortschritte bei Wirtschaftsreformen weiter gefördert werden.

    Insofern ist die äußerst positive Wertentwicklung der Aktienmärkte der Schwellenländer seit nunmehr zwei Jahren konsequent. Mit zunehmendem Anteil an der weltweiten Wertschöpfung ist eine Fortsetzung ihrer Aktienhausse zu erwarten. Im Vergleich zu den etablierten Industrieländern haben sie eine markante Performance-Lücke, die angesichts ihrer stabilen Fundamentaldaten, einer konsequenten Annahme der Herausforderungen der Digitalisierung und auch mit Blick auf ihre zunehmende geopolitische Bedeutung nicht gerechtfertigt ist.

    Für Chinas Aktienmarkt spricht die weitere Kapitalmarktliberalisierung. Da die chinesischen Festland-Börsen mit der Börse in Hong Kong verbunden werden, wird der Handel mit chinesischen Aktien für Auslandsanleger erleichtert. Daneben wurden fünf Prozent der chinesischen Festlandaktien in den MSCI Index für Schwellenländer aufgenommen, die dem Land für Indexinvestoren mehr Gewicht in ihren Aktienportfolios geben.

    Staatsanleihen der Schwellenländer sind eine Anlage-Sünde Wert

    Überhaupt haben sich die Kreditwürdigkeiten der Emerging Markets verbessert. Kürzlich hat die Rating-Agentur Moody’s die Bonitätsnote für indische Staatsanleihen erstmals seit 14 Jahren von Baa3 auf Baa2 angehoben. Sicherlich haben Schwellenländer vereinzelt noch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. So steht in Brasilien Präsident Temer wegen Korruptionsvorwürfen unter anhaltendem Druck. Doch bis auf die Türkei ist der Abwärtstrend der Ausfallprämien überall erkennbar. Mittlerweile gelten die Schwellenländer Asiens als weniger ausfallgefährdet als Italien und Portugal.

    Vor diesem Hintergrund und angesichts renditearmer Anleihen der Eurozone sind Staatstitel der Schwellenländer für risikofreudigere Anleger zumindest als Portfoliobeimischung interessant. So bieten 10-jährige Staatspapiere in Indien und Indonesien Renditen über sechs Prozent.

    Währungsverlustgefahren, die den Renditevorteil von Staatsanleihen der Schwellenländer gegenüber ihren eurozonalen Pendants aufzufressen drohen, haben sich ebenso verringert. Insbesondere die Währungen der asiatischen Schwellenländer haben an Schwankungsintensität verloren.

    US-Geldpolitik – Die bellt nur, will aber nicht beißen

    Die Fed wird in der Tat nicht zum Währungsschreck der Schwellenländer. Ihre sanftmütige Zinserhöhungspolitik beugt Dollar-Aufwertungen vor und verhindert somit eine währungsabwertende Kapitalflucht in die USA. Ohnehin betrachten die USA Asien und Südamerika längst als attraktive Exportmärkte, die man sich mit starken Dollar-Befestigungen nicht verbauen möchte.

    Tatsächlich werden bei der US-Notenbank gemäß Protokoll der vergangenen geldpolitischen Sitzung – die sogenannten Fed Minutes – die Zweifel am eigenen Inflationsausblick zunehmend größer. Bedenken, dass deutliche Zinserhöhungen die langfristigen US-Konjunktur- und Inflationserwartungen übermäßig dämpfen könnten, äußerte zuletzt auch die scheidende Fed-Chefin Yellen. Wenn schon eine beispiellos lockere Geldpolitik keine klare Inflationierung nach sich zieht, könnte eine striktere Fed-Ausrichtung den Deflationsprozess wieder befeuern.

    Unter dem neuen Fed-Chef Powell, der im Februar 2018 sein Amt übernimmt, böte sich ein passender Zeitpunkt, um die US-Zinspolitik strukturell zu erneuern. Überlegungen, ein Überschießen der Inflation über zwei Prozent für einen längeren Zeitraum zuzulassen, gibt es in den Reihen der Fed schon länger. So könnte die Fed zukünftig eine passive Geldpolitik betreiben, wonach sie den Notenbankzins und auch die Anleiherenditen maximal an der Inflation ausrichtet. Preissteigerungen würden mit Zinssteigerungen bestenfalls egalisiert. Das reale Zinsumfeld in den USA würde damit nicht positiv. Damit könnte die Fed einerseits eine „Zinserhöhungsstrategie“ zur Glaubwürdigkeitssteigerung betreiben, andererseits aber ihre Unterstützung für US- und Weltkonjunktur sowie Aktienmärkte beibehalten.

    Tatsächlich zeigt die Fed bereits diesen geldpolitischen Trick: Seit Beginn ihrer Zinserhöhungen Ende 2015 haben sich die realen Notenbankzinsen im Trend zurückgebildet. So viel zu einer restriktiven US-Geldpolitik.

    Marktstimmung – Mehr Licht als Schatten

    Nach dem Kurs-Gewitter ist die Situation an den europäischen Aktienmärkten bereinigt. Die Kursverluste waren nicht umfangreich genug, um deutliche Zweifel an einer Jahresend-Rallye zu nähren, haben aber Überdruck aus dem Aktien-Kessel genommen.

    Auch die Sentiment-Indikatoren für US-Aktien deuten nicht auf Unheil hin. Der Anteil der Optimisten minus Anteil der Pessimisten befindet sich in neutralem und nicht wie bisher im überhitzten Territorium, der erst als Kontraindikator drohende Konsolidierungen anzeigt.

    Die entscheidenden Zutaten für eine Wiederaufnahme der Jahresend-Rallye sind vorhanden. So bleibt die große geldpolitische Trendwende aus und das Klima in der Weltwirtschaft befindet sich auch laut ifo Institut auf dem höchsten Stand seit 2011. Setzt man die Einschätzung der Geschäftslage und -erwartungen für das IV. Quartal 2017 zueinander in Beziehung, hat sich die Weltwirtschaft angesichts einer verbesserten Geschäftslage und steigenden -erwartungen in der konjunkturellen Zyklusphase „Boom“ fest etabliert. Vor allem aus den Schwellen- und Entwicklungsländern wird ein Anziehen der Konjunktur erwartet. Politisch erwartet man in Deutschland zumindest eine „GroKo light“, also die Tolerierung einer von CDU/CSU geführten Regierung. Eine spätere „GroKo right“ ist nicht ausgeschlossen, sondern absehbar. Langwierige instabile politische Rahmenbedingungen drohen also nicht.

    Charttechnik DAX – Verlust an Dynamik

    Charttechnisch verlaufen beim DAX auf dem Weg nach oben die ersten Widerstände bei 13.033, 13.064 und 13.145 Punkten. Darüber nimmt der Index Kurs auf die Barrieren bei 13.187, 13.229 und 13.342. Werden auch diese Widerstände überschritten, folgen weitere bei 13.431 und 13.489. Im Falle von neuerlichen Kursrücksetzern verläuft eine erste Unterstützung bei 12.969. Bei Unterschreitung ist mit Kursverlusten bis zur Unterstützung bei 12.952 und schließlich 12.921, 12.909 und 12.829 Punkten zu rechnen.

    Der Wochenausblick für die KW 48 – Vor der Opec muss niemand Angst haben

    Auf ihrem halbjährlichen Treffen in Wien am 30. November dürften die Opec-Staaten zwar eine Verlängerung ihrer Ölförderkürzungen beschließen, ohne damit jedoch – aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Fracking – längerfristigen Auftrieb bei den Ölpreisen zu generieren.

    In China deuten die offiziellen Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende und Dienstleistungsgewerbe sowie das vom privaten Finanznachrichtendienst Caixin veröffentlichte Pendant für die Industrie auf eine grundsätzlich solide Konjunktursituation hin.

    In den USA zeugt ein nahezu unveränderter ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe von einer stabilen US-Wirtschaft. Doch dürften die Konsumentenausgaben im Oktober zur Schwäche neigen.

    In der Eurozone unterstreicht der Economic Sentiment Indikator der EU-Kommission die anhaltend positive Stimmung in der Konjunktur. Gemäß Vorabschätzungen für November lässt eine nennenswerte Inflationsbeschleunigung jedoch weiter auf sich warten und beruhigt Bedenken vor einer restriktiven Geldpolitik der EZB. In Deutschland zeichnen stabile Einzelhandelsumsätze und ein wieder freundlicherer GfK Konsumklimaindikator das Bild einer robusten Binnenkonjunktur.

    RobertHalverEin Beitrag von Robert Halver.

    Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

     


    (24.11.2017)


    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    SportWoche Podcast #117: Floorball, vorgestellt von FBC Dragons Gründer Harry Steinbichler




    DAX Letzter SK:  0.00 ( 1.15%)
    Gold Letzter SK:  0.00 ( -0.09%)


     

    Bildnachweis

    1. Robert Halver mit Runplugged auf dem Smartphone, im Hintergrund das Parkett der Frankfurter Börse - Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank und Finanz-Meteorologe für die Börsenstimmung. Wöchentlich berichtet er über Entwicklungen an den Finanzmärkten, über Wohl und Wehe von DAX, Zinsen, Euro & Co. Anleger erhalten eine fundierte Einschätzung der marktbewegenden Trends, immer   >> Öffnen auf photaq.com

    Aktien auf dem Radar:Amag, Agrana, RHI Magnesita, Austriacard Holdings AG, Flughafen Wien, Addiko Bank, Rosgix, ATX, ATX Prime, ATX TR, Wienerberger, Bawag, AT&S, Österreichische Post, Palfinger, Semperit, Cleen Energy, Pierer Mobility, UBM, Wiener Privatbank, Oberbank AG Stamm, CA Immo, Erste Group, EVN, Immofinanz, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Symrise, Siemens Healthineers, BMW.


    Random Partner

    BNP Paribas
    BNP Paribas ist eine führende europäische Bank mit internationaler Reichweite. Sie ist mit mehr als 190.000 Mitarbeitern in 74 Ländern vertreten, davon über 146.000 in Europa. BNP Paribas ist in vielen Bereichen Marktführer oder besetzt Schlüsselpositionen am Markt und gehört weltweit zu den kapitalstärksten Banken.

    >> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


     Latest Blogs

    » Börse-Inputs auf Spotify zu Sebastian Leben, Broke und Broker

    » Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Eni, Norsk Hydro, Gottfried Neumeister,...

    » SportWoche Podcast #117: Floorball, vorgestellt von FBC Dragons Gründer ...

    » Österreich-Depots: Pierer Mobility nach Neumeister-News weiter aufgestoc...

    » Börsegeschichte. 12.7.: Addiko Bank, voestalpine (Börse Geschichte) (Bör...

    » Reingehört bei Agrana (boersen radio.at)

    » PIR-News: News zu Pierer Mobility, S Immo, Research zu VIG und Flughafen...

    » Nachlese: Radatz, Raffaela Ortner, Rheinmetall-Schock (Christian Drastil)

    » Wiener Börse Party #692: Gottfried Neumeister Kurstrigger für Pierer Mob...

    » Wiener Börse zu Mittag schwächer: Pierer Mobility, Polytec und VIG gesuc...


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    AT0000A3CT72
    AT0000A2WCB4
    AT0000A39UT1
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      #gabb #1643

      Featured Partner Video

      Nach 13 Tagen EM

      Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 27. Juni 2024 E-Mail: sporttagebuch.michael@gmail.com Instagram: @das_sporttagebuch Twitter: @Sporttagebuch_ EDTC2024_DAY4_©valerino.creations
      Das Sport...

      Books josefchladek.com

      Emil Schulthess & Hans Ulrich Meier
      27000 Kilometer im Auto durch die USA
      1953
      Conzett & Huber

      Shōji Ueda
      Brilliant Scenes: Shoji Ueda Photo Album
      1981
      Nippon Camera

      Sergio Castañeira
      Limbo
      2023
      ediciones anómalas

      Sebastián Bruno
      Duelos y Quebrantos
      2018
      ediciones anómalas

      Kazumi Kurigami
      操上 和美
      2002
      Switch Publishing Co Ltd