18.09.2017, 6837 Zeichen
Wer die Statistik der Kalendermonate kennt, der weiß, dass im September keine Kurssprünge auf der Oberseite zu erwarten sind. Unter Börsianern als der September daher oftmals auch als Angstmonat verschrieen. Nicht nur wegen den Terroranschlägen in New York, sondern auch, weil viele Marktteilnehmer nach dem Urlaub das Depot neu ordnen und einige Werte entfernen (müssen). Doch dieses Jahr scheint alles anders zu Laufen. Immerhin legte der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) in dieser Woche um 1,75 Prozent zu und stand damit der Wall Street nur ein kleines Stück nach. Von Crash oder Angst kann daher zumindest bis heute keine Rede sein. Nun aber zum Rück- und Ausblick und der Frage, was nach DAX lässt Range hinter sich passieren könnte.
Ausbruch in der Vorwoche: DAX lässt Range hinter sich
In der Vorwochenanalyse berichtete ich bereits über einen ersten gescheiterten Ausbruchsversuch aus der mehrere Wochen andauernden Range. Dieser misslang zuerst, wurde jedoch im Nachgang beim Versuch zwei nun vollzogen. Aus dieser Analyse der Vorwoche das Szenario-Bild noch einmal zur Erinnerung:
Bereits am Montag konnte der Bereich mit einem GAP überschritten werden und die Bären gerieten dadurch in Zugzwang. Die 12.400 waren keine Hürde und der Markt zog weiter in Richtung des Ausbruchs. Kein Wunder, denn dort lagen eine Menge Orders und Interesse an einer klaren Richtung. Mit 100 Punkten Handelsspanne war dies auch der Tag der Vorwoche mit der größten Bewegung. Auch am Dienstag wurde noch einmal per GAP die Oberseite weiter bedient. Doch dann klang die Volatilität merklich ab. Bereits am Mittwoch war von einem „spannenden Handel“ nicht mehr die Rede. Auch der Donnerstag machte nicht weiter von sich Reden, da er in der Range des Vortages notierte. So standen die beiden GAPs der Woche, wie hier im Forum gezeigt, weiterhin fest zementiert im Chartbild:
Auch die Zinssitzung der Bank of England änderte daran wenig. Und die Impulse der Wall Street, an der es mit über 12.200 Punkten ein neues Allzeithoch im Dow Jones gab, lockten den DAX nicht weiter nach oben. Die Hoffnung lag auf dem Freitag. Denn am s.g. Hexensabbat hätte durchaus ein wenig mehr Bewegung generiert werden können. An diesem dreifachen Verfallstag, der nur einmal pro Quartal stattfindet, werden Optionen und Futures auf Aktien und Indizes abgerechnet und oftmals schon im Vorfeld auf diese Abrechnung hin spekuliert. Am Tag selbst ist dann die Volatilität in den letzten Jahren weniger geworden, aber dennoch spannend. So sprang der DAX zum Verfall der europäischen Indexfutures noch einmal 9 Punkte über das Vortageshoch, bevor er sich an der Unterseite des Vortages orientierte und diesem Bereich bis auf 7 Punkte nahekam. Im Chartbild sah dies wie hier im Forum gezeigt aus:
Insgesamt bestätigte der Hexensabbat damit die Historie der letzten Verfallstage, an denen die Bewegung nicht höher als an anderen Handelstagen war. Mit 53 Punkten Handelsspanne war sie sogar einen Punkt niedriger als der Donnerstag und insgesamt unterdurchschnittlich. Hier ragte der Montag mit einer Handelsspanne von 100 Punkten noch am volatilsten heraus, was aber zum Großteil dem GAP zuzurechnen war. Man darf als Trader hoffen, dass in der kommenden Woche mehr Bewegung innerhalb der Handelstage entsteht. Beeinflussen kann ich es jedoch leider nicht
Prognose für die neue Kalenderwoche
Die Wall Street machte es vor. Mit 22.275 Punkten generierte der Dow Jones eindruckvoll eine neue Rekordmarke. Auch der marktbreitere S&P 500 schaffte mit 2.500 Punkten erstmals ein neues Level. Fasst schon vergessen scheint der Konflikt mit Nordkorea, die drohende Schuldenobergrenze und die noch nicht umgesetzten (Steuer-)Reformen in den USA. Doch blicken wir auf den DAX, der mit etwas angezogener Handbremse hinterherläuft. Womöglich wegen der anstehenden Bundestagswahl?
Wie auch immer, der Ausbruch auf der Oberseite aus der Range ist nun klar sichtbar. Dazu der 4-Stundenchart:
Knapp oberhalb der 12.500 stehen nun ein paar Hürden für die Bullen im Weg. Denn der Hochpunkt aus Mitte Juli (recht genau vor 2 Monaten) zusammen mit den Konsolidierungspunkten von Ende Juni bieten hier Widerstand. Darüber wäre jedoch die nächste Kaufwelle zu erwarten, welche bis in den Bereich um 12.750 bis 12.800 tragen könnte. Vor allem, wenn die Wall Street auf der Oberseite weiter Gas gibt, sollte sich der DAX dem nicht entziehen können:
Bärisch wird es in meinem Chartbild erst mit der Unterschreitung der 12.490 und dem Eintauchen in das am Mittwoch gezeigte GAP (siehe auch oben in dieser Analyse Bild 2). Ab dort könnte eine Konsolidierung zuerst bis 12.380 führen und dort an dem GAP, welches zum Wochenauftakt stattfand, erst einmal anhalten. Wohl eher nur durch externe Faktoren sollte dieser Wert unterboten werden und damit die „alte Range“ wieder aktiviert…doch dies ist nach aktuellem Stand sehr weit entfernt und nicht mein aktuelles Szenario. Dennoch muss man dies hier aktuell festhalten und berücksichtigen:
Beide Szenarien lassen sich recht gut als „Ausbruchszenarien“ einfangen, sprich: handeln. Dazu orientiere ich mich nach dieser Vorarbeit im 4-Stundenchart im engeren 15-Minutenchart. Hier kann man die Handelsspanne seit Mittwoch sehr gut als „Box“ blau aufzeigen und die entsprechenden Trigger auf die Ausbruchsschwellen legen, um dort aktiv zu werden.
An Impulsen sollte hier spätestens (!) am Mittwoch die Notenbanksitzung in den USA von der FED für Impulse sorgen. Danach steht noch am Donnerstag die Bank of Japan auf der Agenda an und schon ist auch die Bundestagswahl an uns zeitlich herangerückt. Politisch könnten dann die Koalitionspaarungen noch für Gesprächsstoff sorgen. Der DAX hält sich diesbezüglich wohl eher raus. An Crash sollte man trotz September unter Vorbehalt politischer Ruhe nicht denken. Dafür fehlen einfach die Signale – Statistik hin oder her.
Herzlichen Dank für Ihr Interesse und einen erfolgreichen Wochenstart,
Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)
Ein Beitrag von Andreas Mueller
Andreas Mueller ist unter dem Pseudonym „Bernecker1977“ als Trader, Referent und Coach seit 2001 aktiv. Er handelt seit rund 20 Jahren Indizes, Devisen und Rohstoffe an der Börse mit Futures, Derivaten und CFDs. Dabei basiert sein Trading auf Sentimentdaten und Charttechnik. Als studierter Diplom-Kaufmann streut Andreas Mueller seine Erfahrungen u.a. auf wallstreet-online seit dem Jahr 2005 in den „Tages-Trading-Chancen“ ein und ist dort Ansprechpartner für alle börsenrelevanten Fragen. Auf dieboersenblogger.de analysiert er den DAX mit Hilfe der Charttechnik. Weitere Informationen erhalten Sie in seinem Facebook-Kanal und auf seinem Blog www.bernecker1977.de
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