Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Wie viel Crash-Gefahr steckt im DAX? (Robert Halver, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> Website


>> zur Startseite mit allen Blogs

13.09.2017, 6950 Zeichen

Der deutsche Sommer war nicht schön, auch nicht in puncto Aktien. Die Risiken gewannen die Oberhand. So konnten sich die Vorschusslorbeeren des Trumpschen Konjunkturwunders mit weltwirtschaftlicher Streuwirkung nicht ansatzweise materialisieren. Daneben nagte der starke Euro am Selbstverständnis deutscher Exportwerte. Hinzu kam richtig schlechte geopolitische Stimmung: Kim Jong-un versuchte sich vom Lord Helmchen zum Darth Vader weiterzuentwickeln. Vor allem aber wurden ausgerechnet die geldpolitischen Sondereinsatzkommandos, die bislang jede Krise zum Wohle der Aktienmärkte besänftigten, mit einer ungewohnt falkenhaften Rhetorik zu Spielverderbern.

Angesichts dieses ernüchternden Hintergrunds verlor der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) im Sommer-Blues zwischen Ende Juni und Ende August über 900 Punkte. Für viele Crash-Propheten scheint dies aber nur die Ouvertüre zu einem von ihnen fast schon sehnsüchtig erwarteten Aktienzusammenbruch zu sein. Sie argumentieren nicht zuletzt damit, dass sich die Aktienmärkte finanzhistorisch in einer übertriebenen, ungewöhnlich langen, mittlerweile neunjährigen Happy Hour befinden. Und auch Hokuspokus kommt nicht zu kurz: 2017 sei ein Siebener-Jahr, das vermeintlich als Aktien-Krisenjahr gilt.

Doch Totgesagte leben offensichtlich länger. Seit seinem Tiefpunkt liegt der deutsche Leitindex  wieder deutlich über 12.000 Punkten. Und auch der VDAX-New Volatility Index, der die Schwankungsbreite des DAX für die nächsten 30 Handelstage misst, zeigt Entspannung, ja, eine völlige Unaufgeregtheit. Trotz vermeintlicher Krisen verläuft der VDAX mit einem aktuellen Wert von unter 20 auf vergleichsweise bemerkenswert niedrigem Niveau. Bei der Asien-Krise Ende der 90er Jahre, den Terroranschlägen in New York 2001, der Pleite der Lehman Bank 2008 oder während der Euro-Schuldenkrise waren Volatilitätszahlen von 40, 60, sogar 80 inklusive massiver Kurseinbrüche der Regelfall.

Haben wir Aktionäre uns aufgrund der Inflation an Krisen mittlerweile viel Hornhaut zugelegt? Halten wir auch zukünftig die heißesten Krisen aus, sind wir hitzeunempfindlich, sozusagen cool? Dies erinnert mich an meine Großmutter, die auch die heißesten Kochtöpfe ohne Probleme anfassen konnte. Haben sich also die heiß gelaufenen Aktienmärkte nach dem heftigen reinigenden Sommergewitter wieder abgekühlt?

Oder muss in der nahenden Lebkuchen-Zeit doch noch mit Wiederaufnahme der schlechten Aktienstimmung gerechnet werden? Könnte die niedrige Volatilität sogar ein verdeckter Kontra-Indikator sein, ein Menetekel für einen zu heißen Aktien-Herbst? Bekommen die Crash-Propheten dennoch Recht? 

Stinkend langweilig, aber wahr: Geldpolitik ist nicht alles, aber ohne Geldpolitik ist alles nichts 

Bislang haben die Notenbanken wie im Schnellkochtopf den Druck der Krisen erfolgreich mit ihrem Gegendruck kompensiert. Der Innendruck mag noch so hoch sein, doch solange der Deckel obendrauf dicht hält, ist für die Finanzmärkte wenig zu befürchten. Bleibt es denn bei diesem Gegendruck?

Bei der Fed und ihrer Präsidentin Janet Yellen ist man über die konjunkturelle Entwicklung der USA desillusioniert. Der über den grünen Klee gelobte US-Arbeitsmarkt glänzt bei näherem Hinschauen nur durch die glanzlose Zahl neugeschaffener Billigjobs. Und die Suche nach der Inflation entspricht der Suche nach dem Bernstein-Zimmer. Trump liefert immer noch genauso wenig wie ein Pizzabote, der keinen Sprit in seiner Vespa hat. Auch die Hurrikans Harvey und Irma werden Wachstum kosten. Und wenn man sich gleichzeitig vor Augen führt, dass Studenten-, Auto-, Hypotheken- und Wertpapierkredite sowie Kreditkartenverbindlichkeiten entweder schon neue Rekorde erklommen haben oder nicht mehr weit davon entfernt sind, wird die US-Notenbank den Teufel tun und weitere Zinserhöhungen vornehmen. Mit diesem Fehler hat die Fed schon einmal eine Schuldenkrise losgetreten. Damals war dieser wegen Unkenntnis der Folgen noch verständlich, heute wäre er dämlich.

Die Fed-Präsidentin – eine sowieso im Fell gefärbte geldpolitische Super-Taube – wird keine schlafenden Rezessions- und Kredit-Hunde wecken. Die geldpolitischen Schlafmittel der gleichzeitig weißhaarigen und weisen Dr. Yellen werden die Aktienmärkte beruhigen.

Verdirbt Draghi den Appetit auf Aktien? 

Auch die Eurozone ist kein Schulden-Waisenkind. Die überbordende Staatsverschuldung z.B. in Italien kann EZB-Präsident Mario Draghi ebenso wenig übersehen wie unsereins derzeit die Wahlplakate auf dem Weg zur Arbeit. Soll er etwa den italienischen Stiefel sehenden Auges zuerst in den Finanz- und dann in den Sozial-Kollaps führen? Nein, er wird weiter den geldpolitischen Stiefelknecht spielen.

Überhaupt befindet sich die Exportwelt in einem Währungsabwertungswettlauf. Draghi wird den Exportkonkurrenzländern durch einseitige geldpolitische Restriktion – die Fed hält sich ja zurück – und damit Aufwertung der Gemeinschaftswährung nicht den Außenhandels-Weg frei machen. Darüber werden sich deutsche Exportwerte ähnlich freuen wie meine Katzen über ihr Dosenfutter mit Fisch.

Anlagestrategisch heißt das weiterhin: Zinsvermögen ist und bleibt so attraktiv wie Spinat für Kleinkinder. Der Anlagenotstand bleibt ein Treiber der Aktienmärkte. Natürlich kann niemand Krisen oder schwarze Schwäne an den Finanzmärkten ausschließen. Aber die Geldpolitiker werden sie nicht auslösen. Eher vermischen sich Öl und Wasser! Selbst wenn irgendwann der Einstieg in den Ausstieg kommen sollte, wird es kein wirklicher geldpolitischer Umstieg sein. Worte von Notenbankern sind noch keine Taten von Notenbankern. Geldpolitiker sind eben auch nur Politiker.

Diese Notenbankpolitik hat selbstverständlich nichts, aber auch gar nichts mit der guten alten Stabilität einer deutschen Notenbankkultur zu tun. Leider kommt diese auch nicht mehr zurück, sie ist für immer ausgewandert, in der Eurozone hat sie sogar Hausverbot. Dieser Zeit nachzutrauern ist genauso sinnlos wie sich zu wünschen, noch einmal 20 zu sein, wenn man 21 aufwärts alt ist. Man muss sich mit den Tatsachen abfinden, die heute in der Finanzwelt vorherrschen und sich nicht mit jenen beschäftigen, die man gerne hätte. Man muss sich mit ihnen arrangieren, das Beste daraus machen. Das ist persönliche Realpolitik, auf der sich auch eine regelmäßige und nachhaltige Aktienstrategie, z.B. mit regelmäßigen Ansparplänen, gründen sollte.

Konsolidierungen ja, Crash nein. Anstatt über den Crash zu schreiben, sollten es die Crash-Propheten lieber mit Kochbüchern versuchen.

Ein Beitrag von Robert Halver.

Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

 


(13.09.2017)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

kapitalmarkt-stimme.at daily voice 7/365: Österreich wird in Deutschland bei Alles auf Aktien zum Thema




DAX Letzter SK:  0.00 ( 0.62%)


 

Bildnachweis

1. Robert Halver mit Runplugged auf dem Smartphone, im Hintergrund das Parkett der Frankfurter Börse - Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank und Finanz-Meteorologe für die Börsenstimmung. Wöchentlich berichtet er über Entwicklungen an den Finanzmärkten, über Wohl und Wehe von DAX, Zinsen, Euro & Co. Anleger erhalten eine fundierte Einschätzung der marktbewegenden Trends, immer   >> Öffnen auf photaq.com

Aktien auf dem Radar:Austriacard Holdings AG, Addiko Bank, Agrana, Semperit, Cleen Energy, Uniqa, Rosenbauer, UBM, Pierer Mobility, CA Immo, AT&S, Gurktaler AG Stamm, Kostad, Kapsch TrafficCom, Marinomed Biotech, Stadlauer Malzfabrik AG, Wolford, Polytec Group, Warimpex, Strabag, Amag, Zumtobel, Frequentis, Flughafen Wien, Oberbank AG Stamm, Palfinger, BKS Bank Stamm, Porr, RHI Magnesita, EVN, OMV.


Random Partner

AT&S
Austria Technologie & Systemtechnik AG (AT&S) ist europäischer Marktführer und weltweit einer der führenden Hersteller von Leiterplatten und IC-Substraten. Mit 9.526 Mitarbeitern entwickelt und produziert AT&S an sechs Produktionsstandorten in Österreich, Indien, China und Korea und ist mit einem Vertriebsnetzwerk in Europa, Asien und Nordamerika präsent. (Stand 06/17)

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


 Latest Blogs

» Börse Social Depot Trading Kommentar (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 7.1.: Extremes zu Frequentis, Pierer Mobility (Börse Ges...

» PIR-News: Pierer Mobility bereitet 900 Mio. Euro-Finanzierung vor, Valne...

» Nachlese: Peter Filzmaier im Stress, Neos bitte einladen, ATX30 Sparplan...

» Wiener Börse Party #814: ATX schwächer, was macht denn AT&S da und die V...

» Wiener Börse zu Mittag leichter: Kapsch, UBM und Amag gesucht

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Catharina Ahmadi, Nvidia, Tenbagger, BA...

» ATX-Trends: DO & CO, Addiko, Pierer Mobility ...

» Österreich-Depot: Spontan-Crash gibt es mal keinen (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 6.1.: Bitte wieder so wie 2021, Kapsch (Börse Geschichte...


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
AT0000A3FFF1
AT0000A38NH3
AT0000A2SKM2
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 20-21: Bawag(1), OMV(1)
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 18-19: EVN(5), Porr(5), Österreichische Post(4), Telekom Austria(3), RBI(2)
    Star der Stunde: Semperit 1.76%, Rutsch der Stunde: AT&S -3.53%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 17-18: RBI(4), Telekom Austria(2), Uniqa(2), Semperit(1), Kontron(1), Palfinger(1), UBM(1)
    Star der Stunde: DO&CO 1.23%, Rutsch der Stunde: AT&S -2.21%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 16-17: Kontron(3), RBI(1)
    Star der Stunde: Immofinanz 1.07%, Rutsch der Stunde: Telekom Austria -1.36%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 15-16: Verbund(1)
    BSN MA-Event Beiersdorf

    Featured Partner Video

    Schöner TV-Sport-Tag

    Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 15. Dezember 2024 E-Mail: sporttagebuch.michael@gmail.com Instagram: @das_sporttagebuch Twitter: @Sporttagebuch_
    Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - ...

    Books josefchladek.com

    Miyako Ishiuchi
    Zessho, Yokosuka Story (石内 絶唱、横須賀ストーリ)
    1979
    Shashin Tsushin Sha

    Meinrad Schade
    War Without War
    2015
    Scheidegger & Spiess

    Matthew Genitempo
    Jasper
    2018/2024
    Twin Palms Publishers

    Yanagisawa Shin Tracks of the City
    柳沢 信
    1978
    Asahi Sonorama

    Edward Osborn
    Labyrinths
    2024
    Self published


    13.09.2017, 6950 Zeichen

    Der deutsche Sommer war nicht schön, auch nicht in puncto Aktien. Die Risiken gewannen die Oberhand. So konnten sich die Vorschusslorbeeren des Trumpschen Konjunkturwunders mit weltwirtschaftlicher Streuwirkung nicht ansatzweise materialisieren. Daneben nagte der starke Euro am Selbstverständnis deutscher Exportwerte. Hinzu kam richtig schlechte geopolitische Stimmung: Kim Jong-un versuchte sich vom Lord Helmchen zum Darth Vader weiterzuentwickeln. Vor allem aber wurden ausgerechnet die geldpolitischen Sondereinsatzkommandos, die bislang jede Krise zum Wohle der Aktienmärkte besänftigten, mit einer ungewohnt falkenhaften Rhetorik zu Spielverderbern.

    Angesichts dieses ernüchternden Hintergrunds verlor der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) im Sommer-Blues zwischen Ende Juni und Ende August über 900 Punkte. Für viele Crash-Propheten scheint dies aber nur die Ouvertüre zu einem von ihnen fast schon sehnsüchtig erwarteten Aktienzusammenbruch zu sein. Sie argumentieren nicht zuletzt damit, dass sich die Aktienmärkte finanzhistorisch in einer übertriebenen, ungewöhnlich langen, mittlerweile neunjährigen Happy Hour befinden. Und auch Hokuspokus kommt nicht zu kurz: 2017 sei ein Siebener-Jahr, das vermeintlich als Aktien-Krisenjahr gilt.

    Doch Totgesagte leben offensichtlich länger. Seit seinem Tiefpunkt liegt der deutsche Leitindex  wieder deutlich über 12.000 Punkten. Und auch der VDAX-New Volatility Index, der die Schwankungsbreite des DAX für die nächsten 30 Handelstage misst, zeigt Entspannung, ja, eine völlige Unaufgeregtheit. Trotz vermeintlicher Krisen verläuft der VDAX mit einem aktuellen Wert von unter 20 auf vergleichsweise bemerkenswert niedrigem Niveau. Bei der Asien-Krise Ende der 90er Jahre, den Terroranschlägen in New York 2001, der Pleite der Lehman Bank 2008 oder während der Euro-Schuldenkrise waren Volatilitätszahlen von 40, 60, sogar 80 inklusive massiver Kurseinbrüche der Regelfall.

    Haben wir Aktionäre uns aufgrund der Inflation an Krisen mittlerweile viel Hornhaut zugelegt? Halten wir auch zukünftig die heißesten Krisen aus, sind wir hitzeunempfindlich, sozusagen cool? Dies erinnert mich an meine Großmutter, die auch die heißesten Kochtöpfe ohne Probleme anfassen konnte. Haben sich also die heiß gelaufenen Aktienmärkte nach dem heftigen reinigenden Sommergewitter wieder abgekühlt?

    Oder muss in der nahenden Lebkuchen-Zeit doch noch mit Wiederaufnahme der schlechten Aktienstimmung gerechnet werden? Könnte die niedrige Volatilität sogar ein verdeckter Kontra-Indikator sein, ein Menetekel für einen zu heißen Aktien-Herbst? Bekommen die Crash-Propheten dennoch Recht? 

    Stinkend langweilig, aber wahr: Geldpolitik ist nicht alles, aber ohne Geldpolitik ist alles nichts 

    Bislang haben die Notenbanken wie im Schnellkochtopf den Druck der Krisen erfolgreich mit ihrem Gegendruck kompensiert. Der Innendruck mag noch so hoch sein, doch solange der Deckel obendrauf dicht hält, ist für die Finanzmärkte wenig zu befürchten. Bleibt es denn bei diesem Gegendruck?

    Bei der Fed und ihrer Präsidentin Janet Yellen ist man über die konjunkturelle Entwicklung der USA desillusioniert. Der über den grünen Klee gelobte US-Arbeitsmarkt glänzt bei näherem Hinschauen nur durch die glanzlose Zahl neugeschaffener Billigjobs. Und die Suche nach der Inflation entspricht der Suche nach dem Bernstein-Zimmer. Trump liefert immer noch genauso wenig wie ein Pizzabote, der keinen Sprit in seiner Vespa hat. Auch die Hurrikans Harvey und Irma werden Wachstum kosten. Und wenn man sich gleichzeitig vor Augen führt, dass Studenten-, Auto-, Hypotheken- und Wertpapierkredite sowie Kreditkartenverbindlichkeiten entweder schon neue Rekorde erklommen haben oder nicht mehr weit davon entfernt sind, wird die US-Notenbank den Teufel tun und weitere Zinserhöhungen vornehmen. Mit diesem Fehler hat die Fed schon einmal eine Schuldenkrise losgetreten. Damals war dieser wegen Unkenntnis der Folgen noch verständlich, heute wäre er dämlich.

    Die Fed-Präsidentin – eine sowieso im Fell gefärbte geldpolitische Super-Taube – wird keine schlafenden Rezessions- und Kredit-Hunde wecken. Die geldpolitischen Schlafmittel der gleichzeitig weißhaarigen und weisen Dr. Yellen werden die Aktienmärkte beruhigen.

    Verdirbt Draghi den Appetit auf Aktien? 

    Auch die Eurozone ist kein Schulden-Waisenkind. Die überbordende Staatsverschuldung z.B. in Italien kann EZB-Präsident Mario Draghi ebenso wenig übersehen wie unsereins derzeit die Wahlplakate auf dem Weg zur Arbeit. Soll er etwa den italienischen Stiefel sehenden Auges zuerst in den Finanz- und dann in den Sozial-Kollaps führen? Nein, er wird weiter den geldpolitischen Stiefelknecht spielen.

    Überhaupt befindet sich die Exportwelt in einem Währungsabwertungswettlauf. Draghi wird den Exportkonkurrenzländern durch einseitige geldpolitische Restriktion – die Fed hält sich ja zurück – und damit Aufwertung der Gemeinschaftswährung nicht den Außenhandels-Weg frei machen. Darüber werden sich deutsche Exportwerte ähnlich freuen wie meine Katzen über ihr Dosenfutter mit Fisch.

    Anlagestrategisch heißt das weiterhin: Zinsvermögen ist und bleibt so attraktiv wie Spinat für Kleinkinder. Der Anlagenotstand bleibt ein Treiber der Aktienmärkte. Natürlich kann niemand Krisen oder schwarze Schwäne an den Finanzmärkten ausschließen. Aber die Geldpolitiker werden sie nicht auslösen. Eher vermischen sich Öl und Wasser! Selbst wenn irgendwann der Einstieg in den Ausstieg kommen sollte, wird es kein wirklicher geldpolitischer Umstieg sein. Worte von Notenbankern sind noch keine Taten von Notenbankern. Geldpolitiker sind eben auch nur Politiker.

    Diese Notenbankpolitik hat selbstverständlich nichts, aber auch gar nichts mit der guten alten Stabilität einer deutschen Notenbankkultur zu tun. Leider kommt diese auch nicht mehr zurück, sie ist für immer ausgewandert, in der Eurozone hat sie sogar Hausverbot. Dieser Zeit nachzutrauern ist genauso sinnlos wie sich zu wünschen, noch einmal 20 zu sein, wenn man 21 aufwärts alt ist. Man muss sich mit den Tatsachen abfinden, die heute in der Finanzwelt vorherrschen und sich nicht mit jenen beschäftigen, die man gerne hätte. Man muss sich mit ihnen arrangieren, das Beste daraus machen. Das ist persönliche Realpolitik, auf der sich auch eine regelmäßige und nachhaltige Aktienstrategie, z.B. mit regelmäßigen Ansparplänen, gründen sollte.

    Konsolidierungen ja, Crash nein. Anstatt über den Crash zu schreiben, sollten es die Crash-Propheten lieber mit Kochbüchern versuchen.

    Ein Beitrag von Robert Halver.

    Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

     


    (13.09.2017)

    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 7/365: Österreich wird in Deutschland bei Alles auf Aktien zum Thema




    DAX Letzter SK:  0.00 ( 0.62%)


     

    Bildnachweis

    1. Robert Halver mit Runplugged auf dem Smartphone, im Hintergrund das Parkett der Frankfurter Börse - Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank und Finanz-Meteorologe für die Börsenstimmung. Wöchentlich berichtet er über Entwicklungen an den Finanzmärkten, über Wohl und Wehe von DAX, Zinsen, Euro & Co. Anleger erhalten eine fundierte Einschätzung der marktbewegenden Trends, immer   >> Öffnen auf photaq.com

    Aktien auf dem Radar:Austriacard Holdings AG, Addiko Bank, Agrana, Semperit, Cleen Energy, Uniqa, Rosenbauer, UBM, Pierer Mobility, CA Immo, AT&S, Gurktaler AG Stamm, Kostad, Kapsch TrafficCom, Marinomed Biotech, Stadlauer Malzfabrik AG, Wolford, Polytec Group, Warimpex, Strabag, Amag, Zumtobel, Frequentis, Flughafen Wien, Oberbank AG Stamm, Palfinger, BKS Bank Stamm, Porr, RHI Magnesita, EVN, OMV.


    Random Partner

    AT&S
    Austria Technologie & Systemtechnik AG (AT&S) ist europäischer Marktführer und weltweit einer der führenden Hersteller von Leiterplatten und IC-Substraten. Mit 9.526 Mitarbeitern entwickelt und produziert AT&S an sechs Produktionsstandorten in Österreich, Indien, China und Korea und ist mit einem Vertriebsnetzwerk in Europa, Asien und Nordamerika präsent. (Stand 06/17)

    >> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


     Latest Blogs

    » Börse Social Depot Trading Kommentar (Depot Kommentar)

    » Börsegeschichte 7.1.: Extremes zu Frequentis, Pierer Mobility (Börse Ges...

    » PIR-News: Pierer Mobility bereitet 900 Mio. Euro-Finanzierung vor, Valne...

    » Nachlese: Peter Filzmaier im Stress, Neos bitte einladen, ATX30 Sparplan...

    » Wiener Börse Party #814: ATX schwächer, was macht denn AT&S da und die V...

    » Wiener Börse zu Mittag leichter: Kapsch, UBM und Amag gesucht

    » Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Catharina Ahmadi, Nvidia, Tenbagger, BA...

    » ATX-Trends: DO & CO, Addiko, Pierer Mobility ...

    » Österreich-Depot: Spontan-Crash gibt es mal keinen (Depot Kommentar)

    » Börsegeschichte 6.1.: Bitte wieder so wie 2021, Kapsch (Börse Geschichte...


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    AT0000A3FFF1
    AT0000A38NH3
    AT0000A2SKM2
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 20-21: Bawag(1), OMV(1)
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 18-19: EVN(5), Porr(5), Österreichische Post(4), Telekom Austria(3), RBI(2)
      Star der Stunde: Semperit 1.76%, Rutsch der Stunde: AT&S -3.53%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 17-18: RBI(4), Telekom Austria(2), Uniqa(2), Semperit(1), Kontron(1), Palfinger(1), UBM(1)
      Star der Stunde: DO&CO 1.23%, Rutsch der Stunde: AT&S -2.21%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 16-17: Kontron(3), RBI(1)
      Star der Stunde: Immofinanz 1.07%, Rutsch der Stunde: Telekom Austria -1.36%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 15-16: Verbund(1)
      BSN MA-Event Beiersdorf

      Featured Partner Video

      Schöner TV-Sport-Tag

      Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 15. Dezember 2024 E-Mail: sporttagebuch.michael@gmail.com Instagram: @das_sporttagebuch Twitter: @Sporttagebuch_
      Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - ...

      Books josefchladek.com

      Miyako Ishiuchi
      Zessho, Yokosuka Story (石内 絶唱、横須賀ストーリ)
      1979
      Shashin Tsushin Sha

      Edward Osborn
      Labyrinths
      2024
      Self published

      Yanagisawa Shin Tracks of the City
      柳沢 信
      1978
      Asahi Sonorama

      Charlie Simokaitis
      The Crisis Tapes
      2024
      TIS Books

      Claudia Andujar & George Love
      Amazônia
      1978
      Editora Praxis