04.09.2017, 8172 Zeichen
Gold ist seit Jahrtausenden das weltweite Zahlungsmittel schlechthin. Auch in Zeiten von Papiergeld hat das Edelmetall nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt. Ganz im Gegenteil. Zur Zeit der Finanzkrise 2008 erfuhr Gold einen wahren Beliebtheitssprung und stieg in bis dahin unbekannte Werthöhen. Neun Jahre nach der Lehman-Pleite hat der Hype um Gold deutlich nachgelassen. Dennoch ist das gelbe Edelmetall ein Sachwert, der in keinem Depot fehlen sollte.
Die ältesten Zahlungs- bzw. Tauschmittel sind mehrere tausend Jahre alt. In den meisten Kulturen wurden Schmuckstücke oder Münzen verwandt. Meistens aus Gold. Genau in dieser Historie liegt die Faszination des gelben Edelmetalls begründet, die bis heute anhält. Goldmünzen sind auch im Zeitalter des elektronischen Zahlungsverkehrs ein beliebtes Anlageobjekt. Doch nicht nur auf diese Weise ist Gold geschätzt. Kein Wunder, denn nichts ist zeitgleich so zeitlos und wertbeständig wie Gold.
Die größte Goldmünze der Welt wiegt 1.000 Kilogramm, hat einen Durchmesser von 80 Zentimeter und ist über 12 Zentimeter dick. Abgebildet ist darauf das berühmte „Red Kangaroo“. Die Münze wurde im Jahr 2011 von der australischen Münze in Perth geprägt und tourt seither durch die Welt, um Werbung für die Münzprägeanstalt „Down Under“ zu machen.
Krügerrand feiert Geburtstag. Dennoch sind die Münzen aus Perth längst nicht die beliebtesten hierzulande. Was für Australien das Känguru, ist für Südafrika der Springbock. Entgegen des tierischen Motivs wird die beliebteste Anlagemünze in Deutschland aber nach der Rückseite der südafrikanischen Goldmünze benannt: dem Politiker Paul Kruger. Dementsprechend heißen die Münzen schlicht Krügerrand. In diesem Jahr wird der Klassiker unter den Goldmünzen 50 Jahre alt. Daher wird es auch Sondereditionen geben, die jedoch für den Goldanleger nicht so interessant sind, wie für den Münzsammler. Andere beliebte Goldanlegermünzen kommen aus den USA (American Eagle), Kanada (Maple Leaf) oder Österreich (Wiener Philharmoniker).
Recyclingkönig. Gold taugt nicht nur in Münzform für die Geldanlage. Bestes Beispiel ist die Schmuckindustrie. Nach Angaben des World Gold Council verarbeitet die weltweite Schmuckwarenindustrie etwa 2.400 Tonnen Gold pro Jahr. Das sind rund 60 Prozent der Jahresproduktion. Wichtig zu wissen: Gold ist der einzige Rohstoff, der auf eine Recyclingquote von nahezu 100 Prozent kommt. So kann es sein, dass das Gold im eigenen Ehering früher schon einmal einem Piraten als Goldschatz diente. Es verwundert daher nicht, dass die Menge an Gold, die in der Menschheitsgeschichte aus der Erde geholt wurde, erstaunlich gering ist. Es sollen lediglich knapp 170.000 Tonnen sein. Das entspricht einem quadratischen Würfel mit einer Kantenlänge von 20 Meter.
Wer angesichts solcher Berechnungen meint, Gold spiele in unserer modernen Gesellschaft keine wichtige Rolle mehr, der irrt. Abseits des Einsatzes für Anlage- und Sammelzwecke sowie im Schmuckbereich findet Gold in vielen industriellen Bereichen Verwendung. So können moderne elektronische Geräte wie Smartphones oder Flachbildfernseher nicht ohne den Einsatz von Gold gebaut werden. Die moderne Chip-Industrie ist überhaupt von überraschend vielen Rohstoffen abhängig, so dass der Einsatz von Gold ebenfalls wenig überrascht.
Gold is coming home. Das gelbe Edelmetall wird also in vielen Bereichen tatsächlich benutzt. Dennoch bleibt Gold auch als Anlagegut interessant. Welche Bedeutung Gold dabei hat, wird deutlich, wenn man die Aktivtäten der weltweiten Notenbanken betrachtet. Dort wird Gold mit großer Begeisterung als Wertbasis für die jeweilige Währung eingesetzt. Gold ist dabei so wichtig, dass die Bundesbank enorme Anstrengungen unternimmt, um ihr Gold wieder vermehrt in Frankfurter Tresoren zu lagern.
Seit die Bundesbank im Januar 2013 ihr neues Lagerstellenkonzept vorgestellt hat, arbeiten die Währungshüter an der Rückkehr eines Großteils des Bundesbank-Goldes nach Deutschland. Ursprünglich wollte die Bundesbank bis spätestens 2020 schrittweise 300 Tonnen Gold aus New York und die gesamten 374 Tonnen Gold aus Paris nach Frankfurt verlagern. Bereits im Februar war bekannt geworden, dass die Bundesbank ihr Tempo erhöht. Nun ging es bedeutend schneller. Jetzt lagern 50,6 Prozent der deutschen Goldreserven in Deutschland. Mit den rund 3.378 Tonnen Gold im Wert von fast 120 Mrd. Euro verfügt Deutschland über den nach den USA weltweit zweitgrößten Goldbestand.
Wer sich als Privatanleger dazu entschließt, sein Depot ebenfalls mit Gold abzusichern, muss sich zunächst entscheiden, in welcher Form er das gelbe Edelmetall halten möchte. Während lange Zeit lediglich verschiedene Formen des physischen Goldes existierten, haben sich mit der Entwicklung der Finanzmärkte neue Formen – das so genannte Papiergold – herausgebildet. Anleger können unter anderem mithilfe von Goldderivaten (Futures, Optionen) oder Zertifikaten von der Wertbeständigkeit von Gold profitieren, ohne es physisch halten zu müssen.
Mit am bedeutendsten hierbei sind die Angebote der Börsen Frankfurt und Stuttgart. Mit Xetra-Gold (WKN: A0S9GB / ISIN: DE000A0S9GB0) und Euwax-Gold gibt es auf echte Goldbestände lautende Anleihen, die in Euro gehandelt werden. Investoren können jederzeit ihren Anspruch auf Lieferung der verbrieften Menge Gold geltend machen und sich „ihr“ Gold liefern lassen.
Haptik gewinnt. Trotz dieser Entwicklung gibt es immer noch sehr viele Investoren, die es bei Gold lieber etwas traditionell mögen. Der Gedanke dabei ist: Gold bei Bedarf in ihren Händen halten zu können. Vielleicht einfach nur, um seine Schönheit zu bewundern. Es sind jedoch nicht nur sentimentale Gründe, warum es von Vorteil sein kann, in physisches Gold statt in Papiergold zu investieren.
Die schnelle Verfügbarkeit kann viele dazu veranlassen, sich große Barren, Goldmünzen oder Tafelbarren in den hauseigenen Safe zu legen. Außerdem kann der Anleger nur so sicher sein, dass das eigene Gold nicht manipuliert wird oder abhanden kommt, wenn es anderen zur Aufbewahrung überlassen wird. Allerdings ist eine Aufbewahrung in den eigenen vier Wänden mit erheblichen Risiken verbunden. Schließlich muss man sich jederzeit sorgen machen, dass Einbrecher es auf das Gold in dem Geldschrank abgesehen haben könnten.
Verfügbarkeit. Wer ruhiger schlafen kann, wenn sein Goldschatz nicht zu Hause ist, muss sich dann vielleicht doch auf Einlagesicherungsfirmen verlassen, die das Gold in ihre Hochleistungsgeldschränke legen. Während man das Gold nicht ständig zum Bewundern in seiner Nähe hat, kann in diesem Fall auch der Kostenaspekt eine Rolle spielen. Schließlich wird es die Aufbewahrung nicht zum Nulltarif geben, so dass der Nutzen erheblich darunter leidet. Und selbst Einlagerungsspezialisten sind trotz enormer Sicherheitsvorkehrungen nicht 100-prozentig vor Diebstahl geschützt.
Die Frage nach der Aufbewahrung ist aber deshalb so wichtig, weil Gold zuletzt wieder an Bedeutung gewonnen hat. Schließlich haben die Börsenturbulenzen der letzten Jahre gezeigt, dass Gold als Beimischung zur Absicherung des Depots unerlässlich ist. Selbst das Argument, wonach Gold im Gegensatz zu Alternativinvestments wie Anleihen oder Aktien keine laufenden Erträge (Dividenden, Zinsen) abwirft, hält viele nicht davon ab, den sicheren Hafen Gold anzusteuern.
TIPP
Anleger die Gold nicht ewig behalten wollen, fahren mit Xetra-Gold (WKN: A0S9GB / ISIN: DE000A0S9GB0) übrigens auch steuerlich gut. Laut Bundesfinanzhof (Urteile VIII R 4/15 und VIII R 35/14 vom 12.05.2015) ist Xetra-Gold beim Erwerb und der Einlösung oder dem Verkauf steuerlich wie ein unmittelbarer Erwerb und unmittelbarer Verkauf physischen Goldes zu beurteilen. Damit greift für Xetra-Gold die gute alte Spekulationsfrist von einem Jahr. Das heißt: Veräußerungsgewinne sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Innerhalb dieser Jahresfrist greift der Freibetrag von 600 Euro, der allerdings alle privaten Veräußerungsgeschäfte betrifft.
Dieser Beitrag ist ein Stück aus marktEINBLICKE – dem Quartals-Magazin der Börsenblogger-Redaktion für Geldanlage und Lebensart. Erhältlich am Kiosk, als Online-Ausgabe oder im Abo. www.markteinblicke.de
Börsepeople im Podcast S14/18: Paul Pichler
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