24.04.2017, 4592 Zeichen
Hochspannung pur auf der Zielgerade. Katharina Zipser beste Österreicherin
Knappe Entscheidung im Frauenrennen des 34. Vienna City Marathon: Kenias Duo Nancy Kiprop und Rebecca Chesir machte sich den Sieg bei schwierigen Bedingungen erst auf den letzten 300 Metern aus. Kiprop erreichte mit 2:24:20 die zweitbeste jemals in Wien gelaufene Marathonzeit bei den Frauen und gewann mit persönlicher Bestleistung auch ihren ersten Marathon. Schnellste Österreicherin war diesmal Katharina Zipser mit einer Zeit von 2:47:23.
Es war wie das Rennen der Männer eines der spannendsten der vergangenen Jahre. Die Entscheidung fiel auch hier erst kurz vor Schluss. Etwa 300 Meter vor der Ziellinie beim Burgtheater konnte sich die routinierte Nancy Kiprop entscheidend von Rebecca Chesir absetzen und einen knappen Vorsprung von fünf Sekunden auf ihre Landsfrau ins Ziel retten.
Die 38-jährige Mutter von sieben Kindern (fünf davon sind adoptiert) war lange mit allen Favoritinnen in einer homogenen Gruppe gelaufen. Schon die Durchgangszeit beim Halbmarathon (1:12:36) ließ Gutes erahnen, auch die weiteren Splits deuteten darauf hin, dass der Uraltrekord der Italienerin Maura Viceconte aus dem Jahr 2000 (2:23:47) in Gefahr sein könnte. Nur auf Gegenwind-Passagen wie im Wiental stadtauswärts musste die Spitzengruppe ein wenig zurücknehmen.
Bis Kilometer 24 waren Kiprop, Chesir, Debütantin Angela Tanui (beide KEN), Roza Dereje, Vorjahressiegerin Shuko Genemo und Meseret Mengistu (alle ETH) gemeinsam als Spitzengruppe unterwegs. Schon vor dem Prater fiel Mengistu zurück, nach Kilometer 30 konnten auch Tanui und Genemo das ansprechende Tempo nicht mehr halten.
Dreikampf, Duell, Endspurt
Kiprop, Chesir und Dereje liefen fast bis zur Ringstraße im Gleichschritt. Drei Kilometer vor dem Ziel entwickelte sich der Dreikampf zu einem Duell, das schließlich in einem packenden und sehenswerten Endspurt entschieden wurde. Auf ein solches Finale hat das Publikum viele Jahre warten müssen. Der Streckenrekord wurde zwar verpasst, der Negativ-Split unterstreicht aber die starke Leistung der beiden Kenianerinnen. Die Kiprops Zeit von 2:24:20 ist die zweitbeste jemals in Wien gelaufene Marathonzeit bei den Frauen, Chesir reihte sich in dieser Liste gleich dahinter auf Platz drei ein.
Für Kiprop war es der erste Marathonsieg in einer langen Laufkarriere, und das mit persönlicher Bestzeit. „Ich habe mich sehr auf das Rennen gefreut“, sagte Kiprop im Interview. „Es war heute sehr schwierig und am Ende auch sehr knapp. Mit weniger Wind wären vielleicht 2:22 bei mir möglich gewesen. Die Pacemaker haben einen guten Job gemacht. Das hat mir sehr geholfen. Ich bin sehr glücklich!“ Chesir haderte ein wenig mit den schwierigen Wetterbedingungen. „Der Wind im Rennen war extrem stark. Ich bin natürlich ein wenig enttäuscht, aber ich kann mit der knappen Entscheidung leben.“
Kiprop ist in Kenia ausgebildete Lehrerin und möchte in ihrer Heimat eine Schule errichten. Der Siegerinnenscheck wird ihr dabei eine große Unterstützung sein. „Die Marathonzeit ist für mich nebensächlich. Ich freue mich über das Geld, damit kann ich meine Pläne neben dem Laufen noch besser umsetzen.“
Größter sportlicher Erfolg für Zipser
Als beste Österreicherin kam diesmal Katharina Zipser (SK Rueckenwind) ins Ziel. Die Innsbruckerin galt auf dem Papier als größte Konkurrentin von Karin Freitag (LG-Decker Itter), die den VCM 2014 und 2016 als schnellste heimische Läuferin beendet hatte. Nach einem Sturz nach Kilometer 9 übernahm Freitag die Führung und erarbeitete sich einen kleinen Vorsprung. Nach 34 Kilometern musste die Favoritin, die erst vor zwei Wochen den Linz-Marathon als Gesamt-Dritte beendet hatte, aber ihrem hohen Tempo Tribut zollen und Zipser vorbeiziehen lassen. Diese erzielte in 2:47:23 und als Gesamt-11. ihren bisher größten sportlichen Erfolg „Ich war ganz auf den VCM fixiert und fokussiert. Ich habe mir das heute gut eingeteilt und auch perfekt umgesetzt“, so die strahlende Siegerin. Freitag erreichte das Ziel nach 2:52:14.
Ergebnis Frauen 34. Vienna City Marathon - 23. April 2017
1. Nancy Kiprop (KEN) 2:24:20
2. Rebecca Chesir (KEN) 2:24:25
3. Roza Dereje (ETH) 2:25:17
4. Shuko Genemo (ETH) 2:26:06
5. Angela Tanui (KEN) 2:26:31
6. Helalia Johannes (NAM) 2:29:25
7. Emma Quaglia (ITA) 2:34:33
8. Tizita Terecha (ETH) 2:36:31
9. Tarah Korir (CAN) 2:39:46
10. Liliana Dragomir (ROU) 2:46:03
11. Katharina Zipser (AUT, SK Rueckenwind) 2:47:23
15. Karin Freitag (AUT, LG-Decker Itter) 2:52:14
18. Veronika Limberger (AUT, Salewa Store Wien) 2:59:23
Im Original hier erschienen: Nancy Kiprop jubelt nach Endspurt
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