15.02.2017, 3396 Zeichen
Sicherheit ist das große Schlagwort, das Politik, Gesellschaft und Wirtschaft derzeit bewegt. Der Wunsch nach einem mehr davon ist offenbar derart ausgeprägt, dass selbst Menschen mit einer optimistischen Grundhaltung Schwierigkeiten haben, sich angesichts all der gegenwärtigen Umbrüche zu entspannen. Doch vielleicht ist das ja auch gar nicht so schlimm. Denn zu viel Sicherheit macht bekanntlich träge.
Nur wer um die Zerbrechlichkeit der individuellen, gesellschaftlichen und auch wirtschaftlichen Sicherheit weiß, kann Veränderungen rechtzeitig bemerken und angemessen darauf reagieren. Das gilt im alltäglichen Leben ebenso wie bei der Geldanlage. In jedem Fall sind gewählte Volksvertreter und entsprechende Behörden unentwegt damit beschäftigt, an den gesetzlichen Rahmenbedingungen und Regeln zu arbeiten, die den Menschen zumindest ein Gefühl von mehr Sicherheit vermitteln sollen. Zumindest sollte die Regulierung nutzenstiftend sein.
Allerdings zeigt die aktuelle Trend-Umfrage, dass mehr als die Hälfte der Privatanleger in Deutschland die Auffassung vertritt, dass die Regulierungsvorgaben für die Vermittlung von Finanzprodukten letztlich eher nicht den Investoren nutzen. Nur ein Fünftel bescheinigt der Regulierung zumindest eine partielle Förderlichkeit.
Damit stellen drei Viertel den Anlegernutzen der verschiedenen Regulierungsbestrebungen mehr oder weniger in Frage.
16 Prozent leiten immerhin einen Mehrwert zum größten Teil ab. Lediglich 9 Prozent bescheinigen den Regulierungsvorgaben einen vollumfänglichen Nutzen für die Anleger. Das sind die Ergebnisse der Februar-Umfrage des Deutschen Derivate Verbands. Immerhin nahmen an dieser Online-Befragung mehr als 2.300 Personen teil. Dabei handelt es sich in der Regel um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren.
Das sind durchaus bemerkenswerte Ergebnisse. Denn offenbar kommt die weitreichende Regulierung beim Bürger nicht voll an, obwohl in den zurückliegenden Jahren einige weitreichende europäische und nationale Vorhaben auf den Weg gebracht worden sind. Diese sollen im Nachgang der schweren Finanzkrise dazu beitragen, das Vertrauen der Anleger in das Finanzmarktsystem und dessen Produkte zu stärken. Gut gemeint ist aber eben nicht unbedingt gut gemacht. Die Rahmengesetzgebung muss immer hinterfragt werden und sollte mit einem unmittelbaren Nutzen für die Anleger verbunden sein. Anderenfalls verfehlt sie ihr Ziel.
Den besorgten Anlegern bleibt indes nur zu raten, mit klarem Verstand eine individuelle Investmentstrategie zu entwickeln, die den Veränderungen sinnvoll begegnet. Wer akzeptiert, dass es niemals 100-prozentigen Schutz gibt, kann mit der aktuellen Unsicherheit besser umgehen – auch wenn sie dadurch nicht verschwindet.
Ein Beitrag von Lars Brandau
Er ist seit Gründung des Deutschen Derivate Verbands (DDV) dessen Geschäftsführer und vertritt den DDV auch in den Arbeitsgruppen des europäischen Dachverbands EUSIPA. Der studierte Germanist und Politologe gilt als ausgewiesener Kommunikationsprofi. Zuvor war Lars Brandau unter anderem in verschiedenen leitenden Funktionen beim Nachrichtensender n-tv tätig; zuletzt als Chefmoderator. In dieser Zeit berichtete er als Reporter aus Kriegs- und Krisengebieten, kommentierte zahlreiche Landtags- und Bundestagswahlen und moderierte drei Jahre lang die Telebörse. Weitere Informationen unter: www.derivateverband.de
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