15.02.2017, 4146 Zeichen
Die Zahl der Aktionäre im Land bleibt unverändert niedrig. Jedes Jahr hört man dieselben mahnenden Worte: „Jetzt muss die Aktienkultur gefördert werden“ oder „In Zeiten von Niedrigzinsen setzt endlich ein Umdenken ein“. Doch weit gefehlt: Knapp neun Millionen Deutsche halten Aktien. Davon ist ein Drittel bereits über 60 Jahre alt. Eine gesunde Aktienkultur sieht anders aus.
Die Mitteilung des Deutschen Aktieninstituts hat ein bisschen den Charakter einer Durchhalteparole: „Zeichen der Stabilisierung: Weiter rund 9 Millionen Aktienbesitzer in Deutschland“. Tatsächlich ist es eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Nur jeder siebte Bürger hält überhaupt Aktien oder Aktienfonds. Und das in Zeiten von Strafzinsen für Guthaben auf Girokonten und negative Realzinsen im Tagesgeldbereich.
Der Blick in die Details der Untersuchung offenbart noch einige spannende Fakten. Die Struktur aller Aktienbesitzer hat sich 2016 wenig verändert. Nach wie vor halten rund 4,4 Millionen Menschen als Aktionäre von Unternehmen ein direktes. Die Zahl der Aktienfondsbesitzer ist im Vergleich zum Vorjahr dagegen leicht um 3,5 Prozent gestiegen und erreichte 2016 rund 6,3 Millionen. Der Zuwachs bei den Fondsanlegern geht nicht zu Lasten der Zahl der Aktionäre. Vielmehr ist die Gruppe derjenigen, die sowohl Aktien als auch Aktienfondsanteile besitzen, um rund 215.000 auf jetzt rund 1,7 Millionen Anleger gestiegen.
Auch innerhalb der Gruppe der Aktienbesitzer hat sich strukturell wenig verändert: Rund 1,1 Millionen Menschen sind als Belegschaftsaktionäre am Aktienkapital „ihres“ Unternehmens beteiligt. 828.000 davon halten nur Belegschaftsaktien, 274.000 halten Belegschafts- und weitere Aktien. Ausschließlich Aktien anderer als des „eigenen“ Unternehmens besitzen insgesamt 3,3 Millionen Menschen.
Interessant: Die Demographie des Aktienbesitzes ist seit einigen Jahren stabil. Daran hat sich auch 2016 nichts geändert. Überproportional viele Aktionäre und Aktienfondsbesitzer haben ein relativ hohes Bildungsniveau und ein überdurchschnittliches Haushaltseinkommen. An der Altersstruktur der Aktionäre hat sich, abgesehen von einer positiven Ausnahme, im Jahr 2016 wenig geändert. Prozentual gesehen finden wir die meisten Aktienbesitzer in der Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren sowie zwischen 50 und 59 Jahren mit jeweils rund 17,3 Prozent bzw. 18,2 Prozent, gefolgt von der Altersgruppe ab 60 Jahren (14,5 Prozent). Die Jüngeren halten hier nicht mit. Schon die Aktienaffinität der 30-bis-39-Jährigen (13,8 Prozent) ist spürbar geringer. Das gilt erst recht für die 20-bis-29-Jährigen (8,2 Prozent).
Die zahlenmäßig stärkste Gruppe unter den Aktienbesitzern wird mit gut 3 Millionen auf absehbare Zeit die Gruppe der Über-60-Jährigen bleiben. Positiv fällt jedoch auf, dass im zweiten Jahr in Folge die Zahl der jüngeren Anleger im Alter bis 39 Jahre leicht gestiegen ist (ein Plus von 87.000). So positiv die Verbesserung auch sein mag: Eigentlich ist sie statistisch gesehen zu vernachlässigen.
Sollte sich die Verjüngung der deutschen Anlegerschaft tatsächlich manifestieren, wäre dies aber in der Tat ein positives Signal. Die Hoffnung besteht, dass in Zukunft durch Erbschaften mehr Junge mit Aktien in Berührung kommen. Allerdings besteht bei ererbten Aktien auch immer die Gefahr, dass diese verkauft werden und das Thema schnell in Vergessenheit gerät. Dabei ist der langfristige Vermögensaufbau mit Aktien gerade für die unter 50-jährigen so wichtig: Ohne diesen Baustein wird mit Blick auf die Rente einiges an Einkommen fehlen. Mit Investments in Aktien dagegen besteht bereits mit kleinen Anlagesummen die Chance auf eine ordentliche Rendite. Wie das geht, haben wir im Beitrag „Warum Sie 2017 mit dem langfristigen Vermögensaufbau in Aktien beginnen sollten“ geschrieben.
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
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