29.10.2016, 9122 Zeichen
„Rückenwind für die Zukunft“ zur 35. Auflage des Rennens am Main
Vieles spricht dafür, dass der Mainova Frankfurt-Marathon am Sonntag bei seiner 35. Auflage ein weiteres Mal hochklassige Ergebnisse produzieren wird. Während bei den Männern bei voraussichtlich sehr guten Wetterbedingungen Zeiten von unter 2:06 Stunden avisiert werden, könnte bei den Frauen sogar der Streckenrekord von 2:21:01 in Gefahr geraten. „Wir haben Rückenwind für die Zukunft“, gab Renndirektor Jo Schindler bei der Pre-Race Pressekonferenz die Richtung vor. Mit dem neuen Titelsponsor Mainova, großen Teilnehmerfeldern, den Deutschen Marathon-Meisterschaften und einem hochklassigen Elitefeld sind alle Elemente vorhanden, um zum 35. Jubiläum ein weiteres starkes Kapitel Marathongeschichte in Frankfurt zu schreiben.
Sportliche Spannung, schnelle Siegerzeiten
Der Äthiopier Tadesse Tola, der mit einer Bestleistung von 2:04:49 Stunden der schnellste Läufer auf der Startliste ist, und der aktuelle Paris-Marathon-Sieger Cybrian Kotut aus Kenia zählen neben Mark Korir (Kenia) zu den Top-Favoriten auf den Sieg bei den Männern. Bei den Frauen stehen Mamitu Daska, die Frankfurt-Siegerin von 2011, und ihre äthiopische Landsfrau Sutume Kebede im Blickpunkt. „Ich bin zufrieden, wenn sportliche Spannung gegeben ist und wenn die Siegerzeiten im Bereich von 2:06 und 2:22 Stunden etwas schneller sind als im vergangenen Jahr“, sagte der Sportliche Leiter Christoph Kopp.
VCM-Siegerin Fate Tola will Deutsche Meisterin werden
Gespannt darf man auf den Auftritt von Fate Tola (LG Braunschweig) in ihrem ersten Marathon als Deutsche. Die gebürtige Äthiopierin und VCM-Siegerin der Jahre 2011 und 2012 ist die erste Anwärterin auf den Gewinn der Deutschen Meisterschaften und will ihre Bestzeit von 2:25:14 Stunden angreifen. 15.573 Läuferinnen und Läufer haben bisher für den Marathon gemeldet. Das ist eine Steigerung um 6,3 Prozent gegenüber Vorjahr. Durch Nachmeldungen am Freitag und Samstag steigt die Meldezahl voraussichtlich noch in den Bereich der Marke von 16.000. Insgesamt werden rund 26.000 Teilnehmer in mehreren Wettbewerben im Rahmen des Mainova Frankfurt-Marathon auf den Beinen sein.
Zwei starke Österreicher gemeldet
Aus Österreich sind Christian Robin (LC Villach) und Karin Freitag (LG Decker Itter) gemeldet. Robin zeigte sich bei den Halbmarathon-Staatsmeisterschaften am 2. Oktober in Salzburg mit persönlicher Bestzeit von 1:06:59 Stunden in vielversprechender Form. Vor einem Jahr ist er in Frankfurt 2:22:45 Stunden seinen bisher schnellsten Marathon gelaufen. Vielleicht gelingt ihm an gleicher Stelle eine weitere Steigerung. Beim VCM 2016 hat er trotz sehr windiger Bedingungen mit 2:22:51 seine Topzeit fast verbessert. Karin Freitag gewann vor einer Woche den Lucca-Marathon in der Toskana in 2:42:00. Ob für die bekannte Viel-Läuferin ein weiterer Marathon im Wochenabstand machbar ist?
Bremsläufer für Bestzeiten
Im spitzensportlichen Bereich will Christoph Kopp einmal mehr hochkarätige Ergebnisse ermöglichen. Die schnellsten Männer sollen die erste Rennhälfte in 63:00 Minuten absolvieren, die Frauen in 71:00. „Es war in den letzten Jahren immer so, dass die Sieger eine schnellere zweite Hälfte gelaufen sind. Nach oben hin ist mit einer solchen Renngestaltung einiges möglich. Die Pacemaker nenne ich dabei „Bremsläufer“. Im Vorjahr haben mit diesem „Frankfurter Modell“ neun Läufer aus den Top-10 eine persönliche Bestzeit erzielt.“
Die Männer-Favoriten Tola und Kotut
Der Äthiopier Tadesse Tola, Zweiter in Frankfurt 2011 und mit 2:04:49 Stunden der Mann mit der schnellsten Bestzeit im Feld, will am Sonntag genau das erreichen. „Ich habe sehr gut trainiert und mich über drei Monate auf Frankfurt vorbereitet. Ich laufe hier, um eine neue Bestzeit zu schaffen und zu gewinnen.“
Als einer seiner schärfsten Konkurrenten geht Cybrian Kotut aus Kenia ins Rennen. Mit dem Sieg beim Paris Marathon im April dieses Jahres in 2:07:11 Stunden hat er viel Selbstvertrauen getankt. „Frankfurt ist einer der Marathons, die ich immer laufen wollte. Ich erwarte eine bessere Zeit als in Paris. Ich weiß, dass ich fähig bin, 2:05 zu laufen“, sagt er optimistisch. Als jüngerer Bruder von Martin Lel, Sieger der Marathons von London (2005, 2006, 2007) und New York (2003, 2007), hat er familiär starke Unterstützung. „Als ich die Erfolge meines Bruders gesehen habe, hat mir das sehr viel Zuversicht gegeben, dass ich auch Talent habe. Mein Bruder spielt immer noch eine sehr große Rolle in meiner Karriere. Er ist mir sehr nahe und berät mich.“ Kotuts Trainingsphilosophie, die er gemeinsam mit seinen Laufkollegen in Kapsabet lebt, ist zugleich eine der Grundlagen für den Erfolg vieler afrikanischer Läufer: „Zwei sind stärker als Einer. Wir glauben an den Zusammenhalt. Ein Einzelner kann sich nicht auf einen Marathon vorbereiten.“ Jüngste Erfolge seiner Trainingskollegen stärken seine Zuversicht. Dickson Chumba erreichte beim Chicago Marathon den zweiten Platz, Evans Chebet kam in Berlin auf Rang drei. Kotut selbst hat am 2. Oktober beim Halbmarathon in Cardiff mit dem zweiten Platz in 61:04 Minuten seine Form getestet: „Dieses Rennen hat mir gezeigt, dass ich bereit bin für den Marathon.“
Äthiopisches Frauenduo an der Spitze
Ein äthiopisches Duo darf man bei den Frauen in den Hauptrollen erwarten. Mamitu Daska, Siegerin Frankfurt 2011 mit einer Bestzeit von 2:21:59 Stunden, will einen Angriff auf den Streckenrekord von 2:21:01 unternehmen. „Ich bin so gut vorbereitet wie 2011 und hoffe, dass ich meinen Sieg wiederholen werde. Ich habe drei Monate auf Frankfurt trainiert mit knapp 200 Kilometern pro Woche und mehreren schnellen Läufen über 25 und 35 Kilometern.“ Ihre Landsfrau Sutume Kebede will ebenfalls ganz vorne sein. Bei ihren bisherigen zwei Marathonrennen lief sie jeweils sehr offensiv, diesmal gelobte sie Zurückhaltung. „Ich werde mich genau an den Plan halten und den Halbmarathon in 1:11 Stunden durchgehen. In Deutschland habe ich bereits zehn Läufe gewonnen. Die Zuschauer hier sind großartig. Viele Leute kennen mich bereits. Wenn ich in Deutschland laufe, fühle ich mich fast wie zu Hause.“
Die Vorjahreszweite Dinknesh Tefera fällt als weitere Verstärkung des Spitzenfeldes hingegen aus. Die Äthiopierin sagte ihren geplanten Start in Frankfurt aus persönlichen Gründen kurzfristig ab.
Fate Tola peilt deutschen Meistertitel an
Zum zweiten Mal in Folge werden im Rahmen des Mainova Frankfurt-Marathon die Deutschen Marathon-Meisterschaften veranstaltet. Mit Fate Tola gibt es eine klare Favoritin, die auch in der Lage ist, eine international starke Leistung abzuliefern. Die 29-Jährige läuft ihren ersten Marathon als Deutsche und hat das Ziel, ihre Bestzeit von 2:25:14 Stunden zu verbessern. Damit würde sie zudem die DLV-Norm für die Leichtathletik-WM in London 2017 von 2:29:30 Stunden unterbieten. „Für mich ist es eine große Chance, zum ersten Mal als Deutsche den Marathon zu laufen. Ich bin gut vorbereitet. Das Besondere ist, dass es zusätzlich Deutsche Meisterschaften sind und neue Eindrücke auf mich zukommen, weil ich noch nie in Frankfurt gelaufen bin. Jeder Wettkampf ist aufregend, aber der Druck ist für mich diesmal nicht anders als sonst“, sagte sie. Zur Renngestaltung am Sonntag erzählte sie: „Ich möchte vorsichtig beginnen, sodass ich nach 30 bis 35 Kilometern noch stark laufen kann. Die erste Hälfte will ich in 1:12:30 bis 1:13 Stunden laufen. Der Marathon braucht Taktik.“
Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg), die zum dritten Mal in Folge in Frankfurt startet und im Vorjahr Zweite der Deutschen Meisterschaften war, will ihre Bestzeit von 2:33:43 Stunden deutlich steigern. „Bis 2018 zur Europameisterschaft in Berlin will ich unter 2:30 laufen können. Frankfurt soll ein Schritt in diese Richtung sein. Ich habe keinen Einfluss darauf, wie das Rennen von Fate läuft, aber wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, werde ich sicher um den deutschen Meistertitel kämpfen.“
Bei den Männern fehlt im olympischen Jahr die deutsche Elite. Das eröffnet Chancen für Athleten aus der erweiterten nationalen Spitze. Im Blickpunkt vieler Beobachter steht das Debüt über 42,195 Kilometer von Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg). Beim Halbmarathon in Köln Anfang Oktober zeigte Koller sich mit einer bestzeitnahen 1:05:50 Stunden in guter Form (PB 1:05:25).
Eliteläufer mit persönlichen Bestzeiten
Männer:
Tadesse Tola ETH 2:04:49
Mark Korir KEN 2:05:49
Cybrian Kotut KEN 2:07:11
Weldu Gebretsadik NOR 2:09:14
Birhanu Achamie ETH 2:09:27
Martin Kosgey KEN 2:09:50
Koen Naert BEL 2:10:31
Moses Masai KEN 2:10:36
Robert Curtis USA 2:11:20
Mitku Seboka ETH 2:11:44
Frank De Almeida BRA 2:12:03
Leonard Langat KEN 2:14:08
Demeke Wosene ETH 2:14:21
Samson Gezahai ERI Debut
Frauen:
Mamitu Daska ETH 2:21:59
Sutume Asefa Kebede ETH 2:24:00
Fate Tola GER 2:25:14
Sarah Chebet KEN 2:27:59
Kumeshi Deressa ETH 2:28:42
Helen Tola ETH 2:29:21
Doris Changeywo KEN 2:31:50
Emma Stepto GBR 2:32:40
Charlotte Purdue GBR 2:32:48
Lindsay Flanagan USA 2:33:12
Mona Stockhecke GER 2:33:43
VCM News. Text: AM, JW | race-news-service.com
Im Original hier erschienen: Frankfurt verspricht einmal mehr Marathon-Weltklasse
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