09.08.2016, 3732 Zeichen
Der ATX-Riese voestalpine (WKN 897200 / ISIN: AT0000937503) hat heute mit seinen Quartalszahlen den ein oder anderen Anleger verschreckt. Doch berücksichtigt man die Einmaleffekte, kann man nur sagen: Einfach unbeirrt weiter machen. Das gilt erst recht, als die Jahresziele bekräftigt wurden.
Konkret meldeten die Linzer für das erste Geschäftsquartal 2016/17 einen Umsatzrückgang um 7,6 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis EBIT sank um 54,5 Prozent auf 168 Mio. Euro, während das Ergebnis vor Steuern um 57,7 Prozent auf 139 Mio. Euro einbrach. Auf bereinigter Basis sank das EBIT nur noch um 27,6 Prozent auf 172 Mio. Euro, während das Ergebnis vor Steuern auf bereinigter Basis um 28,3 Prozent auf 109 Mio. Euro sank. Die schwache Entwicklung ist überwiegend durch den im Jahresverlauf immer stärker spürbaren Einbruch der Nachfrage im Öl- und Gassektor sowie das zuletzt nur verzögerte Wirksamwerden von Preiserhöhungen im Stahl-Kontraktgeschäft verursacht worden. Ergebnismäßig haben außerordentliche Einmaleffekte infolge von Konsolidierungsumstellungen in der Metal Engineering Division im ersten Quartal des Vorjahres zu außerordentlichen Steigerungen bei EBITDA und EBIT geführt, die nun wegfallen.
Daher lohnt ein Blick in die Zukunft. Konzernchef Wolfgang Eder fasst diesen wie folgt zusammen: „Im Übrigen gehen wir im weiteren Jahresverlauf von einer deutlichen Entspannung der Situation aus. Dies vor allem im Hinblick darauf, dass im Stahl-Kontraktgeschäft bereits vereinbarte Preiserhöhungen nunmehr Schritt für Schritt wirksam werden und gegen Ende des Geschäftsjahres auch im Öl- und Gasbereich vor dem Hintergrund dann voraussichtlich wieder notwendiger Investitionen eine gewisse Entspannung eintreten sollte.“ Im Vergleich zum Vorjahr, das eine deutlich schwächere zweite Geschäftsjahreshälfte zeigte, zeichnet sich laut voestalpine für 2016/17 im weiteren Jahresverlauf sowohl in Bezug auf das operative Ergebnis (EBITDA) als auch das Betriebsergebnis (EBIT) eine klare Steigerung ab.
Entscheidend für den Optimismus ist auch die erfolgreiche Investitionspolitik von voestalpine. Zu den Investitions-Highlights im ersten Quartal 2016/17 zählte u.a. der Anlauf der weltweit ersten Anlage für „phs-directform“, mit der pressgehärtete, höchstfeste und korrosionsbeständige Karosserieteile aus verzinktem Stahlband in einem einzigen Prozessschritt (direktes Verfahren) gefertigt werden können. Damit hat die voestalpine als erster Anbieter überhaupt den Technologiesprung zur direkten Warmumformung von verzinktem Stahl geschafft. Details dazu gibt es im Beitrag „voestalpine: Ein Hidden-Technologiewert“. Für die Anhänger von Erklärvideos sei auch noch auf neueste Video von voestalpine hingewiesen. Darin deckt Metin Tolan, Professor für experimentelle Physik, die Geheimnisse der phs-Technologie in überraschenden kulinarischen Analogien auf.
Doch mit phs-directform ist nicht alles. Neben dem neuen, hochmodernen Drahtwalzwerk im österreichischen Donawitz befindet sich nunmehr auch das aktuell größte Investitionsvorhaben des voestalpine-Konzerns, die neue Direktreduktionsanlage im texanischen Corpus Christi, in der Inbetriebnahmephase. Vergessen darf man dabei auch nicht die erfolgreiche Fixierung auf den Mobilitässektor.
Kursseitig sieht die Aktie weiterhin gut aus. Das Jahr 2015 scheint vergessen. Die wichtigen gleitenden Durchschnitte sind überwunden. Fundamental notiert die Aktie mit einem 2017er KGV von unter 12 ebenfalls nicht überteuert.
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