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13.07.2016, 3163 Zeichen

Es ist weder die Angst, noch die Gier, die mir als Wall Street-Insider Sorgen bereiten. Mit dem einen werden wir geboren. Das andere wächst und gedeiht in uns später, angefacht durch externe Einflüsse. Wie sich beides anfühlt, wissen wir.
 
Genauso wie wir wissen, dass niemand gerne zu etwas gezwungen wird. Der Terrorismus zwingt uns dazu unsere Freiheit zu überdenken. Die Flüchtlingskrise hat die EU zu einen ungemütlichen Deal mit der Türkei gezwungen. Notenbanken sind dazu gezwungen am Nullzins festzuhalten, um die Wirtschaft zu stützen. Sparer sind wiederum dazu gezwungen ins Risiko zu gehen und mehr zu sparen, sonst sinkt der Lebensstandard.

Es sind die Zwänge, denen wir in den letzten Jahren ausgesetzt waren, die mich nachdenklich stimmen. Denn nicht die Gier und Angst, sondern insbesondere der Zwang ist eine potente Kraft. Zu etwas gezwungen zu werden, fühlt sich falsch an. 

In der Bevölkerung wächst die Verärgerung, und der Wunsch nach Veränderung. Dass die Löhne in weiten Teilen Europas und den USA seit Jahren stagnieren und die Mittelschicht ausdünnt, ist in einem solch emotional aufgeladenen Umfeld besonders problematisch. Wer hingegend vermögend ist, wurde durch das billige Geld der Zentralbanken reich belohnt. Ob Aktien, Immobilien, Kunst oder Oldtimer, die Wertsteigerungen waren seit Ende der Finanzkrise immens. Aber vielleicht sind diese Sachwerte gar nicht im Wert gestiegen, sondern das Papiergeld ist wertloser geworden?

Egal wie man den Spiess auch drehen mag, viele Menschen können sich folglich weitaus weniger leisten. Ein dankbarer Nährboden für Populisten, dies und jenseits des Atlantiks. Ganz egal ob politisch links oder rechts angesiedelt, das Volk wählt diejenigen, die Veränderungen versprechen. 

Brexit ist nicht das Problem, sondern ein Symptom. Ob durch Donald Trump im US-Wahlkampf oder in weiten Teilen Europas: Es rollt eine Anti-Globalisierungswelle auf uns zu, mit dem Trend zum Nationalismus. Folgt bald auch Deportugal, Italeave, Czechout, Finish, Byegium oder gar Fruckoff für Frankreich? Eurolands politische Unsicherheit bleibt. Auch deshalb, weil Menschen in Zeiten wie diesen durch Emotionen bewegt werden, und weniger durch fundamentale Fakten. Ein ernsthaftes Problem für die etablierte Politik und den globalen Kapitalmarkt. Der hängt am Tropf politischer Ereignisse, die nicht beziffert und quantifiziert werden können.

Die Finanzwelt steht somit im Dunkeln. Wer verunsichert ist, handelt zudem auch risikoavers. Aber eine Wirtschaft, in der Unternehmen, Banken und Verbraucher keinerlei Risiken mehr eingehen wollen, kann auch nicht mehr wachsen. Es droht eine Abwärtsspirale. So ende ich mit den Worten des berühmten Volkswirten und Nobelpreisträgers John Maynard Keynes: Was die Märkte (und die Wirtschaft) bewegt, ist nicht die Vernunft, sondern die Emotionen der Animal Spirits. 

Gott sei dank liegt es in der Natur des Menschen stets den Ausweg zu finden.

Es ist weder die Angst, noch die Gier, die mir als Wall Street-Insider Sorgen bereiten. Mit dem einen werden wir geboren. Das andere wächst und gedeiht in uns später, angefacht durch externe Einflüsse. Wie sich beides anfühlt, wissen wir.


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Autor
Markus Koch, Kapitalmarktexperte
http://www.facebook.com/markus.koch.ntv


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