10.06.2016,
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Ich fühle mich finanziell unabhängig. Mein Vermögen ist auf eine siebenstellige Summe angewachsen. Es besteht aus Immobilien und Aktien. Ich fing als Kind mit dem Sparen an. Meine Eltern brachten es mir bei, obwohl sie in jungen Jahren selbst am Hungertuch genagt hatten. Als Jugendlicher setzte ich das Sparen fort. Es leuchtete mir ein. Ich wollte dem Hamsterrad so früh wie möglich entkommen. Und finanziell sorgenfrei leben.
Ich nahm etliche Jobs neben dem Studium an. Lebte im Studentenwohnheim. Fuhr uralte Autos. Schon als 15-jähriger begann ich, Zeitungen auszutragen. Selbst im Regen. Nach der Schule fuhr ich mit dem Rad direkt zu McDonald’s. Dort schuftete ich lange am Grill und an der Kasse. Ich arbeitete in Fabriken, für eine Marktforschungsfirma, als freier Journalist für eine Lokalzeitung.
Schon als Jugendlicher las ich Börsenbücher über George Soros und Peter Lynch. Zu meinen frühen Lektüren zählte „In 91 Tagen Millionär“. Es war ein reißerisches Buch eines Traders übers Zocken. Ich verstand, muss ich zugeben, nur Bahnhof.
Ich hörte übrigens schon früh im Elternhgaus den Namen „ Warren Buffett“. Mein Vater arbeitete für den Rasiererhersteller Gillette und seine Arbeitskollegen diskutierten, warum Buffett sich wohl einen so hohen Aktienanteil an Gillette unter den Nagel gerissen hatte.
Ich gebe zu: Einige Jahre lebte ich verschwenderisch. Ich fuhr einen teuren 5er BMW, kaufte edle Designermöbel, renovierte meine Wohnung mit feinen Materialien. Ich nahm einen fetten Ratenkredit für eine Ledercouch auf. Doch den Luxus stellte ich schnell ab. Als ich vor zehn Jahren nach New York mit einem Koffer kam, lebte ich in WGs. Ich hatte nur so viele Sachen, die gerade in einen Koffer und eine Reisetasche passten. Noch immer besitze ich nur wenige „Dinge“. Ich lebte wie ein Armer, obwohl ich gar nicht arm war.
Während der Finanzkrise 2008 bis 2010 kaufte ich emsig Aktien und eine Wohnung in New York. Das zahlte sich aus und sorgte letztlich für einen großen Vermögenssprung.
Die Forschung zeigt, dass die Reichen fast allesamt als Teenager mit dem Sparen anfangen. Eltern bringen es ihren Kindern bei. Die meisten Reichen besitzen übrigens Immobilien und Aktien.
Wir wissen heute: Der Löwenanteil der Menschen spart nicht genug. Weltweit ist mit einem wachsenden Problem der Altersarmut zu rechnen. Warum wird nicht ausreichend gespart? Die Menschen wissen nicht, wie sie besser mit Geld umgehen können. Woher auch? Ihre Eltern hatten genau das gleiche Problem. Das Problem wird von Generation zu Generation weitergegeben. Das geht jedenfalls aus einer Befragung hervor. 68 Prozent der Reichen geben in der Studie von „US Trust“ an, ihre Eltern haben ihnen finanzielle Disziplin beigebracht.
Disziplin ist das Zauberwort. Durchhalten. Ich muss aufpassen, dass ich meinen Weg fortsetze. Jedenfalls geht es darum, die finanzielle Freiheit zu bewahren.
Ich habe gesündigt. Ich war im spanischen San Sebastian. Ich ging in das Drei-Sterne-Restaurant Arzak mit Freuden. Das mache ich grundsätzlich nicht. Aber: Es war ein Erlebnis. Wir saßen alle in der Küche.
Ich zahlte 250 Euro für diesen wunderschönen Abend. Ich hatte bewusst auf Wein und den anderen Alkohol verzichtet. Ich trank nur Mineralwasser. Die anderen, die sich für Wein und Champagner entschieden, mussten 275 Euro blechen. Hinterher überlegte ich mir: „Anstatt ins Arzak zu gehen, hätte ich über 20 Mal ins Selbstbedienungsrestaurant Nish Nush in New York gehen können.“ Ich bin selten im „Nish Nush“, obwohl ich es lecker und preislich moderat ist.
Das kulinarische Erlebnis in Spanien war es aber wert. Ich sprach mit Elena Arzak. Sie ist ein Star. 2011 und 2012 wurde sie jeweils zur besten Köchin der Welt gekürt. Sie besuchte eine deutsche Schule. In Luzern lernte sie das Handwerk. Sie spricht fließend deutsch. Wir plauderten ewig. Sie ist ein Herz und eine Seele. Sie sagt: „Mein Job ist kein Job. Es ist eine Leidenschaft.“
Zwei Wochen vor uns saß hier Rockstar Bruce Springsteen am Tisch. Direkt nach seinem Konzert gönnte sich der 66-jährige einen feinen Happen.
Nach dieser „Geldsünde“ ist es für mich höchste Zeit auf dem Teppich zu bleiben. Ich muss wieder zum Billigsupermarkt. Die beste Köchin verriet mir: Zuhause kocht sie ganz einfach. Es gibt kein Drama. Schnell und simpel.
Ich habe eigentlich kein Anspruchsdenken. Es ging mir um die Erinnerung. Ich habe so eine Speise beileibe nicht wirklich verdient. Unzufriedenheit und Neid entsteht, weil Menschen meinen, sie hätten etwas verdient (dickes Auto, großes Haus, Luxusurlaub…). Ich bin grundsätzlich bodenständig. Ich kaufe meine Kleidung im Discounter. Habe kein Auto, keinen TV-Anschluss. Uralte Möbel. Ich bin dankbar dafür.
Wenn jemand sehr sparsam ist, meckert oft das Umfeld. Freunde und Bekannte finden es seltsam, wenn man sich nicht mit ihren Spielsachen (Protzauto, feine Kleidung, Marmorküche, Barbesuche…) umgibt.
Das sind meine Tipps, wie Sie finanziell unabhängig werden:
- Fangen Sie früh an.
- Haben Sie noch nicht angefangen, starten Sie sofort.
- Leben Sie unterhalb Ihrer Verhältnisse.
- Haben Sie keine Angst vor Aktien bzw. ETFs. Legen Sie nicht ihr gesamtes Geld in Sparbücher und Versicherungen an. Damit kommen Sie nicht weit.
- Wenn Sie knapp bei Kasse sind, nehmen Sie einen Nebenjob an.
- Verzichten Sie auf Schulden aller Art (eine Hypothek ist eine Ausnahme).
- Eine Million Euro ist gar nicht so viel – wie es einmal war.
- Meiden Sie Edelrestaurants.
Lassen Sie das Umfeld bellen wie es will: Wenn Sie ein altes Auto fahren, zeugt das von Charakterstärke. Wer schuldenfrei und finanziell frei sein möchte, muss eine extreme Selbstdisziplin haben angesichts der Konsumgesellschaft, in der wir leben. Wollen Sie finanziell frei sein, müssen Sie eben anders wie die anderen leben.
Wer in einem großen Haus/Apartment lebt, Flach-TV-Geräte hat, mehrere Autos fährt, jedes Spielzeug der Welt besitzt und Puderzucker über alles streuen muss, ist in meinen Augen auf dem Holzweg. Das ist kein Traum, das ist ein Albtraum. Einfach, bodenständig, minimalistisch zu leben ist etwas wunderschönes. Mein Traum ist nicht die neue Sportkarre vor der Tür zu haben, sondern der finanzielle Frieden.
Belohnen kann sich jeder hin und wieder. Es kommt auf das Augenmaß an.
Im Original hier erschienen: Meine Geldsünde in Spanien
(10.06.2016)
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