07.09.2015, 4536 Zeichen
Außerbörsliches
Ich liebe das Meer wie meine Seele“ schreibt Heinrich Heine 1826 auf der deutschen Nordsee-Insel Norderney. Man muss kein Poet sein, um Norderney zu mögen. Vom blau-weiß gestreiften Strandkorb bis zur verspielten Bäderarchitektur, vom Fischbrötchen bis zum Ostfriesen-Tee, Norderney erfüllt so gut wie alle Klischees, die man von den Stränden hoch im Norden so im Kopf hat. Zwar bietet Norderney kein durchgängiges Ensemble, denn es gibt schon einige Bausünden aus den 60er und 70er Jahren. Aber im Kern hat sich die Insel, die zu weiten Teilen unter Naturschutz steht, ihren mondänen Charme aus der Gründerzeit erhalten.
Dabei war der Start wenig glamourös. Als das Seebad Norderney am 1. Mai 1800 offiziell eröffnet wurde, besuchten 250 Kurgäste die Insel. Einige von ihnen mussten aber wegen fehlender Unterkünfte in mitgebrachten Zelten hausen. Rasch erkannten die Insulaner, dass sie gutes Geld verdienen konnten, wenn sie Zimmer in ihren Wohnhäusern an die Badegäste vermieteten. Und auch das „Conversationshaus“, das bis heute meistfotografierte, zentrale Gebäude der Stadt, nahm damals – ganz aus Holz - seinen bescheidenen Anfang.
Generell sind die Verhältnisse auf der Insel im frühen 19. Jahrhundert eher bescheiden. Man lebt von der Schifffahrt und der Netzfischerei, zunehmend aber auch vom Fremdenverkehr. Erst als König Georg V. von Hannover die Insel 1851 zu seiner Sommerresidenz macht, ist der Aufstieg nicht mehr aufzuhalten. Um den König und seinen Hofstaat angemessen unterzubringen, wurde in der Folge eine rege Bautätigkeit entfaltet, deren Ergebnis das Innere der Insel bis heute prägt. Damals entstanden weiße Prachtvillen, wie z. B. das „Kurhotel für die Unterbringung fürstlicher Personen in passender Weise“.
Neben seinem Status als königliche Sommerresidenz verdankt Norderney seinen Erfolg als Seebad auch dem Kurgedanken. Ärzte haben schon früh Aufenthalte am Meer bei verschiedenen Krankheiten empfohlen, namentlich auch bei der im 19. Jahrhundert stark verbreiten Tuberkulose. Die Sitten waren damals natürlich deutlich strenger. Von der Party-Insel, die Norderney heute sicherlich ist, war bei weitem keine Rede, Damen und Herren mussten das Seewasserbad getrennt nehmen. Die Straßen „Damenpfad“ und „Herrenpfad“ erinnern bis heute an die Zeiten, als die strenge Badeordnung die Geschlechter voneinander trennte.
Dennoch und trotz allem: die Unterhaltung kam von Anfang an nicht zu kurz. Schon im Gründungsjahr des Seebades wurden für das damalige, noch kleine Conversationshaus Musiker engagiert. Diese Tradition wurde in den folgenden Jahrhunderten deutlich ausgebaut, denn heute gilt Norderney, zusammen mit Sylt, als die deutsche Party-Insel. Gleichzeitig gehören mehr als 80% von Norderney zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, und damit zum Unesco Weltnaturerbe. Es ist an der deutschen Nordsee eben für jeden Geschmack etwas dabei…
Der Autorin auf Twitter folgen:@Monika_Rosen
Quellen: Wikipedia, Chronik 200 Jahre Seebad Norderney
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Börsepeople im Podcast S13/18: Sophia Schönauer
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