02.03.2015, 4101 Zeichen
Sehr geehrte Privatanleger,
nachdem wir Ende 2012 bis Mitte 2014 auch mit zyklischen und (süd)europäischen Titeln sehr gut gefahren sind, bauen wir unsere Portfolios behutsam um und gehen dort, wo es Sinn macht, in Richtung hohe Königspunktzahl und Qualität. Das, obwohl diese Titel zumindest sportlich bewertet sind und die Unterbewertung bei (süd)europäischen Titeln, etlichen BRIC-Titeln und Japan weiter besteht. Wir haben Ihnen diesbezüglich u.a. bereits Google (WKN: A0B7FY)1, Richemont1 (WKN: A1W5CV) und Nestlé (WKN: A0Q4DC) vorgestellt.
Nun aber zu den Nifty-Fifty. Ich habe diesen Begriff hier schon mehrfach erwähnt. Im Jahr 1965 begannen in den USA einige besonders stabile, große und auch wachstums-starke Aktien einen Kurshöhenflug, der bis zum Jahr 1972 andauern sollte. Die zweite Hälfte der sechziger Jahre war eine Zeit allgemein steigender Börsen, bei denen es auch zu Betrugsfällen kam. Warren Buffett löste 1968 seine Buffett Partnership auf, weil er nicht mehr genug günstige Investitionsmöglichkeiten sah.
Mitte und Ende der sechziger Jahre stagnierten in den USA die Gewinne, während diese großen Unternehmen der Nifty-Fifty ihre Gewinne weiter steigern konnten. Zudem schütteten sie durchaus attraktive Dividenden aus. Gegen Ende des Booms hatten die Unternehmen dann relativ hohe KGVs – Procter & Gamble (WKN: 852062) eines von 24, AB-InBev (WKN: 590932) hatte ein KGV von 36, Johnson & Johnson (WKN: 853260) eines von 55 und IBM1 (WKN: 851399) eines von 35.
Irgendwann rechtfertigt dann auch die beste Unternehmensqualität nicht mehr die Bewertung. Bei Procter & Gamble mussten die Anleger nach 1972 zehn Jahre warten, um alte Kurshochs wiederzusehen. Auch in jüngerer Zeit gab es solche Phänomene: bei Coca-Cola (WKN: 850663) hätten Sie in jüngerer Zeit 16 Jahre, nämlich von 1998 bis 2014 warten müssen, um neue Dollarkurshochs zu sehen.
Bei Nifty-Fifty-Bewertungen sind wir bei den meis-ten Qualitätsunternehmen mit Nifty-Fifty-Qualität heute noch nicht. Die Bewertungen liegen bei KGVs von 15 (Pharma), 10 bis 15 (große IT-Unternehmen) und 17 bis ca. 22 (Nahrungsmittel).Die Hausse läuft seit mittlerweile sechs Jahren. Die Bewertungen sind sportlich, aber noch nicht rundweg überzogen.
Angesichts steigender Unsicherheit auf der Welt sind zudem normale Geschäftsmodelle größeren Risiken ausgesetzt. Die meisten „normalen“ Konzerne werden es schaffen. Aber eben nicht alle. Zumindest für weitere zwei bis drei Jahre könnte also Top-Qualität ein wichtiger Depotbestandteil bleiben
Irgendwann wird es aber auch bei diesen Unternehmen Zeit zu verkaufen.
Leider wird das genau dann sein, wenn es wirklich kracht. Beim letzten Mal wäre der erste Ölpreisschock der richtige Zeitpunkt gewesen. Dann nämlich, als Warren Buffett unerschrocken Zykliker kaufte und zum Besten gab, dass er sich wie ein „oversexed young man in a harem" fühlen würde.
Auf gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
P.S.: Letzte Woche schrieb ich über die schöne neue bargeldlose Welt. Im Trendscanner berichtet Axel Gloger über eine neue Dimension bei der Abschaffung des Bargelds: Neuerdings heißt es „War on Cash“ (übers.: Kampf gegen das Bargeld). Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele gebrauchte diese Redewendung jüngst. Es soll offenbar so klingen, als müsse hier etwas ausgerottet werden, wie „Kampf gegen Ebola“, „Kampf gegen die Vogelgrippe“ usw. Diese Benennung dient vor allem den Zwecken jener Interessengruppen, die vom bargeldlosen Wirtschaften profitieren: Regierungen von Schuldenstaaten, Kreditkarten-Unternehmen, Banken, Paypal, Bitcoin. Und, so möchte ich hinzufügen, sie ist gegen Bürgerinnen und Bürger gerichtet und ein weiterer Nagel im Sarg, der gezimmert wird, um die Freiheit zu begraben.
1 Die Aktie befindet sich im PI Global Value Fund und im Max Otte Vermögensbildungsfonds.
Anm.: Max-Otte-Audiofiles (je ca. 30 Min.) auf der Finanz Literacy Laufapp "Runplugged", siehe http://runplugged.com/spreadit .
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Börsepeople im Podcast S15/20: Oliver Olbrich
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