09.04.2014, 10241 Zeichen
Klaus Malle, Country Managing Director Accenture Österreich, im Fachheft-Talk über die grosse neue Herausforderung für Unternehmen. Diese ist digital. Die CEOs persönlich sind gefordert.
Bereits mit dem Titel "Österreichs Top100 vor der digitalen Herausforderung" stellt der weltweit agierende Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister Accenture klar, was die Bottom Line der 3. Growth-Champions-Studie unter den Top100Unternehmen Österreichs ist. Klaus Malle, Country Managing Director Accenture Österreich: "Die Digitalisierung schreitet voran. Daran kann kein Zweifel bestehen. Smartphones gehören zum Alltag, Apps erleichtern das Leben und mittlerweile sind wir fast überall vernetzt. Was im privaten Leben offensichtlich ist, wird auch die Unternehmen vor eine bahnbrechende Transformation stellen. Industrie 4.0 wird zum Megatrend, der auch die österreichische Industrie nachhaltig verändern wird. Die Zukunft sind intelligente Produkte, gefertigt in intelligenten Fabriken. Diese Produkte werden mehr und mehr zu Lösungen. Das heißt: Sie sind vernetzt und bieten die Chance für zusätzliche internetbasierte Dienstleistungen rund um diese Produkte". Von diesem Trend profitieren alle: Die Endverbrauer in Form von mehr Komfort und zusätzlichem Nutzen, die Unternehmen können auf höhere Umsätze und höhere Margen hoffen.
Doch wie gut sind die Unternehmen darauf vorbereitet? Accenture hat dazu 1041 CEOs weltweit befragt. Die Detailauswertungen zeigen, dass noch viel zu tun ist. Erstaunlich sei nämlich, dass gerade unter jenen Konzernen, die in den vergangenen Jahren besonders erfolgreich waren, viele hinterherhinken. Nur die Hälfte der Wachstumssieger würden sich bislang aktiv dem neuen Wettbewerbsfeld Digitalisierung stellen. Und: Zwei Drittel der übrigen Unternehmen nützen bereits die Chancen der Digitalisierung, um aufzuholen. Klaus Malle: "Es wird Gewinner und Verlierer geben. Verlierer werden diejenigen Unternehmen sein, die den Anschluss an das digitale Zeitalter verpassen. Das Thema ist in Österreich angekommen, die Unternehmen agieren aber noch sehr zurückhaltend. Das ist nicht ungefährlich."
Das Fachheft 19 im Fast Forward Modus
Um Vergleiche zu ermöglichen, hat Accenture einen Digitalisierungsindex entwickelt. Er bewertet, wie weit ein Unternehmen seine Strategien, Angebote und Prozesse digitalisiert hat. Detailauswertungen für Deutschland zeigen den Sportartikelhersteller adidas, den Softwareriesen SAP und der Medienkonzern Axel Springer (hat sich zuletzt u.a. massgeblich an der österreichischen Runtastic beteiligt) vorne. Im kommenden Jahr wird es ein Ranking der Österreicher im Digitalisierungsindex geben, eine entsprechende Fachheft-Neugier bei einigen grossen Unternehmen brachte zurückhaltende Antworten a la "Wir wissen, dass wir da noch Aufholbedarf haben". Nur wenige trauen sich mit Statements nach aussen, siehe Lenzing-Chef Peter Untersperger im Zitat. Österreichs Top-Unternehmen, so die Studienautoren von Accenture, haben die Bedeutung der Digitalisierung erkannt. In der Positionierung sei man aber eben noch zu zögerlich. International würden Topkonzerne hier bereits einen Schritt weiter sein.
Accenture: Österreichs Top100 vor der digitalen Herausforderung
Malle: "Der österreichischen Wirtschaft bieten sich jedenfalls große Chancen. Die Steuerung von Verkehrsströmen, die Betreuung von Patienten in der häuslichen Pflege, die Optimierung der Energieeffizienz in Smart Grids oder die höhere Produktivität in der Fertigung intelligente Produkte in intelligenten Netzwerken sind die Zukunft." Es würden neue Geschäftsmodelle für internetbasierte Dienstleistungen rund um neue, intelligente Produkte sein, die über die Growth Champions der kommenden Jahre entscheiden. Doch die Digitalisierung betreffe noch mehr: Sie umfasse das ganze Unternehmen – von den internen Prozessen bis hin zur Kommunikation mit dem Kunden. „Jedes Unternehmen braucht eine digitale Vision", so Klaus Malle.
Accenture - Interview mit Klaus Malle und Peter Auer
Wer sind eigentlich die österreichischen Growth Champions? In der diesjährigen Accenture-Studie haben es zwölf Unternehmen geschafft, sich als Topperformer hervorzutun. Sie haben im Fünf-Jahreszeitraum von 2008 bis 2012 bei Umsatzwachstum und Profitabilität nicht nur den Durchschnitt der Top100 insgesamt übertroffen, sondern auch den jeweiligen Branchendurchschnitt. Drei dieser zwölf Unternehmen ist dies sogar drei Jahre infolge gelungen: Andritz, Lenzing und Red Bull. Wie schwierig es ist, sich dauerhaft im Kreis der Growth Champions zu halten, zeigt die aktuelle Entwicklung: Mit Andritz und Lenzing mussten im Jahr 2013 zwei der drei mehrjährigen Growth Champions erhebliche Rückschläge hinnehmen, was sich auch im Börsekurs ausgewirkt hat. Zwölf der Top100Unternehmen Österreichs haben es in der aktuellen Studie geschafft, sich als Growth Champions zu positionieren. Das sind genauso viele wie im Jahr zuvor – doch die Zusammensetzung der Topperformer hat sich im Vergleich zum Vorjahr verändert. Von den börsenotierten Unternehmen sind Rosenbauer, Miba und ams neu in die Gruppe der Growth Champions aufgestiegen.
Unabhängig von der Digitalisierungsaufgabe attestiert Accenture den Growth Champions, dass sie perfekt über das Marktgeschehen informiert sind, über die finanzielle Feuerkraft verfügen, um in notwendige Anpassungen sofort investieren zu können bzw. dass sie eine ebenso an strategischen Zielen wie an Werten ausgerichtete Unternehmensführung leben. Im Drei-Länder-Vergleich Österreich-Deutschland-Schweiz sieht man, dass österreichische Top-Unternehmen ungebrochen profitabel wachsen. Im Vergleich mit Deutschland und der Schweiz würden sie jedoch gegenüber der Top100-Studie 2013 verlieren, obwohl die Österreicher beim Umsatzwachstum vorne bleiben. Mit einem Plus von 11,7 Prozent sind sie deutlich schneller gewachsen als die deutschen Top500Konzerne, die ihre Umsätze im gleichen Zeitraum nur um 7,0 Prozent steigerten. Auch die Schweizer Top500 konnten mit einem Plus von 8,7 Prozent nicht mit den Zuwächsen der österreichischen Konzerne mithalten. Doch die Wachstumsdynamik der österreichischen Großkonzerne hat sich verlang samt. Den Spitzenwert von 14,1 Prozent Umsatzwachstum aus der vorjährigen Studie konnten sie nicht wieder erreichen. Klarer Gewinner in puncto Wachstumsdynamik ist hier die Schweiz: Den Top500 ist es gelungen, ihr Umsatzwachstum innerhalb eines Jahres vornehmlich durch Akquisitionen im Ausland um 7,2 Prozentpunkte zu steigern, während der Trend sowohl in Österreich als auch in Deutschland rückläufig war. Und: Im Vergleich der Gewinnmargen ist Österreich gegenüber der Studie 2013 vom zweiten auf den dritten Platz zurückgefallen. Gesunken sind die Gewinnmargen in allen drei Ländern. Das Plus der österreichischen Top100 ist jedoch mit 0,8 Prozentpunkten am stärksten abgesackt – auf plus 3,5 Prozent.
Accenture: Kunstvoll ins neue Jahr
So zurückhaltend sie bei der Digitalisierung auch noch sind; für das Geschäftsjahr 2014 zeigen sich Österreichs Topmanager mehrheitlich optimistisch. Drei von vier erwarten signifikant höhere Gewinne und gut jeder zweite von ihnen rechnet auch mit signifikanten Umsatzzuwächsen. Sowohl die Topmanager weltweit, als auch die Topmanager im deutschsprachigen Raum blicken hingegen deutlich verhaltener in die Zukunft. Auch Kostensenkungen spielen für die österreichischen Unternehmenslenker eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Über die Hälfte der heimischen Unternehmen plant entsprechend die Belegschaft deutlich aufzustocken und liegt damit im Trend des gesamten deutschsprachigen Raumes.
Als größte Herausforderung für das laufen Geschäftsjahr sehen österreichische Topmanager das Recruiting von qualifizierten Mitarbeitern. Entsprechend planen sie verstärkt Investitionen in Personalmaßnahmen ein. Gerade angesichts einer sich zunehmend digitalisierenden Geschäftswelt ist damit zu rechnen, dass die Anforde rungen an die Qualifikation des Personals weiterhin steigen werden und Stellen immer schwieriger zu besetzen sind. Denn, trotz allem: Nahezu jeder österreichische Topmanager (92 Prozent) rechnet damit, dass die Digitalisierung sein Branche in den kommenden zwölf Monaten verändern wird. Die Hälfte geht sogar von bahnbrechenden Veränderungen aus: 16 Prozent erwarten eine komplette Transformation, 28 Prozent rechnen mit maßgeblichen Veränderungen. Malle: "Auch wenn Österreichs TopUnternehmen die Bedeutung der Digitalisierung erkannt haben, sind sie in der Positionierung noch zögerlich. Sie äußern sich vergleichsweise zurückhaltend zu dem Vorhaben, in digitale Angebote zu investieren. Und mehr als die Hälfte von ihnen hält die intelligenten Technologien für zu wenig bedeutsam, um neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Auch die Aussicht mit der Digitalisierung neue Verkaufskanäle zu schließen oder das Wachstum anzukurbeln, wird häufig als wenig wichtig eingestuft. Österreichische Topmanager sehen die Digitalisierung aktuell vor allem als ein Instrument, um die internen Prozesse zu optimieren und sich im Ringen um die größten Talente zu behaupten. Das spricht dafür, dass Österreichs TopUnternehmen mit den digitalen Technologien zunächst eine interne Transformation anstreben."
Abschliessend ein Branchenblick: Der Wettbewerb zwischen traditionellen Anbietern und Wettbewerbern der digitalen Wirtschaft ist auf den Märkten in unterschiedlichen Reifegraden vorzufinden. Grundsätzlich ist jedoch kein Wirtschaftszweig von der Digitalisierung ausgenommen. Dabei ist offen, ob Newcomer den traditionellen Anbietern Marktanteile abnehmen, oder die Platzhirsche mit neuen Strategien und Services auf den digitalen Märkten zusätzliches Wachstum generieren werden. Im Einzelhandel und in der Medienwirtschaft ist die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten. Gerade für Startups aus dem E-Commerce ist der Markteintritt verhältnismäßig leicht. Auch im Finanzsektor sind unverkennbar Entwicklungen angestoßen worden: So haben sich die Schnittstellen zum Kunden in den vergangenen Jahren radikal verändert; Innovatoren ist in der Branche damit der Weg geebnet. Denkbar sind Herausforderer aus der digitalen Wirtschaft auch in der Gesundheitswirtschaft.
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Klaus Malle, Accenture
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Die Immofinanz ist ein börsenotierter gewerblicher Immobilienkonzern, der seine Aktivitäten auf die Segmente Einzelhandel und Büro in sieben Kernmärkten in Europa (Österreich, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Polen) fokussiert. Zum Kerngeschäft zählen die Bewirtschaftung und die Entwicklung von Immobilien.
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