Magazine aktuell


#gabb aktuell



27.05.2013, 2714 Zeichen

Sehr geehrte Privatanleger,

Markus Krall, der Initiator des Projekts zum Aufbau einer europäischen Ratingagentur, gibt endgültig auf. 

Das Projekt war mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet. Auch das Geschäftsmodell sollte ein anderes werden: Investoren und nicht Emittenten sollten die Agentur bezahlen. Josef Ackermann sagte spontan, dass die Deutsche Bank mitmachen würde. Letztlich passte es aber nicht in die Machtstrukturen der derzeitigen Weltökonomie.

Für die Emittenten (also vor allem die Investmentbanken) wäre es natürlich sehr schlecht gewesen, wenn nicht mehr sie, sondern die Investoren die Ratingagenturen bezahlen. Auch die Staaten hätten sich wohl eher nicht gefreut. Und das angelsächsische Machtkartell wehrt sich natürlich auch mit Händen und Füßen gegen einen kontinentaleuropäischen Rivalen. Sonst würde doch der ein oder andere hinterfragen, warum die USA bei einem Haushaltsdefizit von bis zu 10 Prozent noch mit AAA geratet werden, und europäische Südstaaten bei Defiziten von 3 oder 4 Prozent B oder schlechter erhalten. Da liegen groteske, interessengetriebene Verzerrungen vor.

Es geht um Macht, es geht ums Geld. Man kann das hinter dem modernen Mythos „Markt“ verstecken. Aber letztlich geht es um die Frage, ob das spekulativ-orientierte kapitalmarktbasierte System sich durchsetzt und die Regeln in Washington und London gemacht werden, oder das kreditbasierte kontinentaleuropäische System – in Deutschland mit Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen. 

Und da war es naiv, zu glauben, dass bei der lauwarmen und teilweise unterwürfigen Haltung unserer Regierungen eine europäische Ratingagentur überhaupt eine Chance hatte. Denn, wie Krall selbst sagt, für sein (richtiges) Modell hätten die Gesetze geändert werden müssen. Aber, wenn der Gesetzgeber – ob Parlament, ob Ministerien – fest in der Hand der spekulativen Finanzlobby ist und Milliardenbeträge für Lobbying ausgegeben werden, ist das wohl eher Wunschdenken. Ähnlich naiv ist es, Private Equity Gelder für eine Agentur gewinnen zu wollen, die letztlich der Spekulation geschadet hätte. So scheiterte es an lächerlichen 30 Millionen Euro Gründungskapital – 0,05 Prozent der Summe, die alleine in den europäischen Rettungsfonds fließt.

Gute Nacht, Europa. Der Letzte macht den Vorhang zu.

Als langfristige Aktieninvestoren müssen wir mit diesem Zustand leben. Für Sparer, Mittelstand, Bürgerinnen und Bürger ist er sehr schädlich, aber Investments lassen sich immer noch finden, denn viele Großkonzerne und Geschäftsmodelle gedeihen auch in dieser falschen Welt. Und die Geldpolitik tut ihr Übriges dazu, Aktieninvestments weiter attraktiv zu halten.

Auf gute Investments,

Ihr

Prof. Dr. Max Otte

 


BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

kapitalmarkt-stimme.at daily voice 51/365: Die Österreich-Aktienstars in der Late Night Show von gettex & Baader Bank




 

Bildnachweis

1. Max Otte, http://www.privatinvestor.de . Hier mit einem Bild aus 2002, als Max Otte und ich eine lässige Wette laufen hatten.

Aktien auf dem Radar:RHI Magnesita, Rosenbauer, Strabag, Lenzing, Semperit, SBO, Österreichische Post, VIG, Rosgix, Frequentis, Wienerberger, CA Immo, voestalpine, Zumtobel, Amag, AT&S, Porr, Warimpex, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Erste Group, Agrana, EVN, Flughafen Wien, OMV, Palfinger, Telekom Austria, Uniqa.


Random Partner

Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG
Die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG ist mit einem betreuten Vermögen von mehr als 22 Mrd. Euro und über 230 Mitarbeitenden (per 30.6.2019) Österreichs führende Vermögensverwaltungsbank. Die eigenständige österreichische Vollbank ist darüber hinaus auch in den Ländern Zentral- und Osteuropas, in Italien und Deutschland tätig. Als 100-prozentige Tochter der Liechtensteinischen Landesbank AG (LLB), Vaduz profitiert die LLB Österreich zusätzlich von der Stabilität und höchsten Bonität ihrer Eigentümerin.

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 21-22: Kontron(3)
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 19-20: VIG(1)
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 18-19: Agrana(1), Telekom Austria(1), Erste Group(1), Flughafen Wien(1), RBI(1), Wienerberger(1), DO&CO(1)
    Star der Stunde: Kapsch TrafficCom 2.77%, Rutsch der Stunde: Warimpex -4.21%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 17-18: Kontron(6), Immofinanz(2), Semperit(1), Wienerberger(1), RBI(1)
    BSN MA-Event MTU Aero Engines
    Star der Stunde: Amag 2.48%, Rutsch der Stunde: SBO -1.35%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 16-17: Porr(3), Immofinanz(1)
    BSN MA-Event Amag

    Featured Partner Video

    Wiener Börse Party #842: Heute früh, weil Wiener Börse Live-Kurse bietet, ATX top, Valentinstags-IPO Wolford als Langfristflop

    Die Wiener Börse Party ist ein Podcastprojekt für Audio-CD.at von Christian Drastil Comm..Unter dem Motto „Market & Me“ berichtet Christian Drastil über das Tagesgeschehen an der Wiener Börse. Inha...

    Books josefchladek.com

    Vic Bakin
    Epitome
    2024
    Void

    Berenice Abbott
    Changing New York
    1939
    E.P. Dutton & Co

    Joe Dilworth
    Everything, All At Once Forever
    2024
    Kominek

    Peter Coeln
    Ren Hang
    2024
    dienacht

    Miyako Ishiuchi
    Zessho, Yokosuka Story (石内 絶唱、横須賀ストーリ)
    1979
    Shashin Tsushin Sha

    Markus Krall gibt auf, keine europäische Ratingagentur ... (Max Otte)


    27.05.2013, 2714 Zeichen

    Sehr geehrte Privatanleger,

    Markus Krall, der Initiator des Projekts zum Aufbau einer europäischen Ratingagentur, gibt endgültig auf. 

    Das Projekt war mit vielen Vorschusslorbeeren gestartet. Auch das Geschäftsmodell sollte ein anderes werden: Investoren und nicht Emittenten sollten die Agentur bezahlen. Josef Ackermann sagte spontan, dass die Deutsche Bank mitmachen würde. Letztlich passte es aber nicht in die Machtstrukturen der derzeitigen Weltökonomie.

    Für die Emittenten (also vor allem die Investmentbanken) wäre es natürlich sehr schlecht gewesen, wenn nicht mehr sie, sondern die Investoren die Ratingagenturen bezahlen. Auch die Staaten hätten sich wohl eher nicht gefreut. Und das angelsächsische Machtkartell wehrt sich natürlich auch mit Händen und Füßen gegen einen kontinentaleuropäischen Rivalen. Sonst würde doch der ein oder andere hinterfragen, warum die USA bei einem Haushaltsdefizit von bis zu 10 Prozent noch mit AAA geratet werden, und europäische Südstaaten bei Defiziten von 3 oder 4 Prozent B oder schlechter erhalten. Da liegen groteske, interessengetriebene Verzerrungen vor.

    Es geht um Macht, es geht ums Geld. Man kann das hinter dem modernen Mythos „Markt“ verstecken. Aber letztlich geht es um die Frage, ob das spekulativ-orientierte kapitalmarktbasierte System sich durchsetzt und die Regeln in Washington und London gemacht werden, oder das kreditbasierte kontinentaleuropäische System – in Deutschland mit Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen. 

    Und da war es naiv, zu glauben, dass bei der lauwarmen und teilweise unterwürfigen Haltung unserer Regierungen eine europäische Ratingagentur überhaupt eine Chance hatte. Denn, wie Krall selbst sagt, für sein (richtiges) Modell hätten die Gesetze geändert werden müssen. Aber, wenn der Gesetzgeber – ob Parlament, ob Ministerien – fest in der Hand der spekulativen Finanzlobby ist und Milliardenbeträge für Lobbying ausgegeben werden, ist das wohl eher Wunschdenken. Ähnlich naiv ist es, Private Equity Gelder für eine Agentur gewinnen zu wollen, die letztlich der Spekulation geschadet hätte. So scheiterte es an lächerlichen 30 Millionen Euro Gründungskapital – 0,05 Prozent der Summe, die alleine in den europäischen Rettungsfonds fließt.

    Gute Nacht, Europa. Der Letzte macht den Vorhang zu.

    Als langfristige Aktieninvestoren müssen wir mit diesem Zustand leben. Für Sparer, Mittelstand, Bürgerinnen und Bürger ist er sehr schädlich, aber Investments lassen sich immer noch finden, denn viele Großkonzerne und Geschäftsmodelle gedeihen auch in dieser falschen Welt. Und die Geldpolitik tut ihr Übriges dazu, Aktieninvestments weiter attraktiv zu halten.

    Auf gute Investments,

    Ihr

    Prof. Dr. Max Otte

     


    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    kapitalmarkt-stimme.at daily voice 51/365: Die Österreich-Aktienstars in der Late Night Show von gettex & Baader Bank




     

    Bildnachweis

    1. Max Otte, http://www.privatinvestor.de . Hier mit einem Bild aus 2002, als Max Otte und ich eine lässige Wette laufen hatten.

    Aktien auf dem Radar:RHI Magnesita, Rosenbauer, Strabag, Lenzing, Semperit, SBO, Österreichische Post, VIG, Rosgix, Frequentis, Wienerberger, CA Immo, voestalpine, Zumtobel, Amag, AT&S, Porr, Warimpex, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Erste Group, Agrana, EVN, Flughafen Wien, OMV, Palfinger, Telekom Austria, Uniqa.


    Random Partner

    Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG
    Die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG ist mit einem betreuten Vermögen von mehr als 22 Mrd. Euro und über 230 Mitarbeitenden (per 30.6.2019) Österreichs führende Vermögensverwaltungsbank. Die eigenständige österreichische Vollbank ist darüber hinaus auch in den Ländern Zentral- und Osteuropas, in Italien und Deutschland tätig. Als 100-prozentige Tochter der Liechtensteinischen Landesbank AG (LLB), Vaduz profitiert die LLB Österreich zusätzlich von der Stabilität und höchsten Bonität ihrer Eigentümerin.

    >> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 21-22: Kontron(3)
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 19-20: VIG(1)
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 18-19: Agrana(1), Telekom Austria(1), Erste Group(1), Flughafen Wien(1), RBI(1), Wienerberger(1), DO&CO(1)
      Star der Stunde: Kapsch TrafficCom 2.77%, Rutsch der Stunde: Warimpex -4.21%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 17-18: Kontron(6), Immofinanz(2), Semperit(1), Wienerberger(1), RBI(1)
      BSN MA-Event MTU Aero Engines
      Star der Stunde: Amag 2.48%, Rutsch der Stunde: SBO -1.35%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 16-17: Porr(3), Immofinanz(1)
      BSN MA-Event Amag

      Featured Partner Video

      Wiener Börse Party #842: Heute früh, weil Wiener Börse Live-Kurse bietet, ATX top, Valentinstags-IPO Wolford als Langfristflop

      Die Wiener Börse Party ist ein Podcastprojekt für Audio-CD.at von Christian Drastil Comm..Unter dem Motto „Market & Me“ berichtet Christian Drastil über das Tagesgeschehen an der Wiener Börse. Inha...

      Books josefchladek.com

      Jason Hendardy
      This is a Test
      2024
      Gnomic Book

      Edward Osborn
      Labyrinths
      2024
      Self published

      Aaron McElroy
      No time
      2015
      Edition Bessard

      Miyako Ishiuchi
      Yokosuka again 1980-1990 (石内 都)
      1998
      Sokyu-sha

      Daniel Chatard
      Niemandsland
      2024
      The Eriskay Connection

      h