13.01.2013,
5029 Zeichen
(Von:
Tim Schaefer, Bilder von Tim Schäfer unter
http://www.finanzmarktfoto.at/search/schäfer)
Ich habe an der Börse gelernt, nicht auf die populärsten Propheten zu hören. Grundsätzlich werde ich skeptisch, wenn jemand anfängt, in die Zukunft zu blicken. Und konkrete Ereignisse von sich gibt, die eintreten werden. Dann verliere ich jedwedes Vertrauen in diese Person. Und wende mich ab.
Wer hingegen schwammige Zukunftsaussagen macht und diese womöglich mit gewissen Eintrittswahrscheinlichkeiten schmückt, dem höre ich zu. So kann es durchaus realistisch sein, wenn jemand allgemein vor neuen kriegerischen Auseinandersetzungen warnt, vor Terroranschlägen, vor der generellen Gefahr einer Seuche oder Grippewelle. Das kann passieren und ist möglich. Nur sind genaue Zeiträume kaum vorhersehbar.
Was mich stört, sind die Propheten, die durch die Medien geistern und einen Unsinn verbreiten. Gerade der Otto Normalverbraucher kann auf solche Propheten hereinfallen. Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele, die Ihnen zeigen, wer populär ist, ist nicht unbedingt der beste Ratgeber.
1. Dirk Müller
Gefeiert wird Dirk Müller als „Mister DAX“. In Deutschland gilt er als der Börsenexperte schlechthin. Sogar der
Deutsche Bundestag lädt Herrn Müller als Sachverständigen ein.
Schauen wir mal in dieses Youtube-Video,
was Herr Müller für 2012 alles vorausgesagt hat. Das war vor gut einem Jahr:
„Es droht 2012 ein Angriff gegen den Iran. Das war immer mal wieder 2011 aufgetaucht, jetzt soll sich das 2012 konkretisieren.“
„Ich gehe von dem großen weltweiten Reset aus, dieser großen weltweiten Neuaufstellung des Währungssystems.“
„China wird gelöst werden - in der Form, dass dort die Immobilienblase platzt und China die Revolution im Land bekommt.“
„Europa zerfleischt sich gerade selbst.“
„In den USA wird zunehmend mit aller Staatsgewalt gegen die Occupy-Demonstranten vorgegangen. Ja Staatsgewalt, ist es wirklich nur Staatsgewalt? Riesige Zahlungen, große Zahlungen, ja Millionenzahlungen gehen an die Polizeibehörden seitens der Banken in New York beispielsweise. Die Polizei wird ausgerüstet mit paramilitärischer Ausrüstung. Bereits seit mehreren Jahren sehen wir, dass die Überwachungsmechanismen in den USA massiv hochgefahren werden. Immer hieß es, das ist gegen die Abwehr des Terrorismus, das ist nur gegen die bösen Terroristen. Und ich sage seit Jahren voraus, das ist nicht gegen die Terroristen. Es geht darum, die eigene Bevölkerung im Griff zu haben, wenn die auf die Straße geht. Exakt das erleben wir jetzt. Das sehen wir jetzt (...) Die Staatsmacht geht mit allen diesen Mitteln, die man eigentlich gegen die Terrorabwehr ins Leben gerufen hat angeblich, (…) gegen diese Demonstranten vor. Das ist der Abschied von der Demokratie, wie wir sie bisher kannten.“
Das ist starker Tobak Herr Müller. Das ist Angstmache. Die meisten Voraussagen sind meiner Meinung nach extrem daneben. Er prophezeit im Grunde Blutbäder, Aufstände, einen Krieg im Iran. Die paar hundert Occupy-Demonstranten, die in Manhattan herumlungerten, die stilisiert der „Experte“ fast zu einer Massenbewegung hoch. Das ist komplett daneben, meine ich.
Ich gebe zu, dass Herr Müller hin und wieder gute Kommentare abgibt. Nicht alles ist Quatsch.
2. Nouriel Roubini
Der New Yorker Wissenschaftler und vielerorts geschätzte Nouriel Roubini sagte für 2012
den Zusammenbruch der Euro-Zone voraus. Griechenland und Portugal müssten den Euro aufgeben.
3. Marc Faber
Über den Schweizer Experten, der in Asien lebt, war ich ehrlich gesagt erstaunt. Ich habe für diesen Blogeintrag recherchiert und recherchiert und recherchiert. Obwohl Marc Faber ein alter Haudegen ist, der knallharte Aussagen trifft, Notenbanker geißelt, finde ich bei ihm keinen Unsinn. Er ist clever. Er passt auf, was er sagt.
Faber: „Wenn du eine Prognose abgibst, mache nie eine Prognose über das Timing.“
„Wir wissen nicht, wie die Welt in fünf Jahren aussieht, das wissen wir nicht.“ Hier geht es lang
zu dem Youtube-Interview mit Reuters vor einem Jahr. Oder lesen Sie diese Story aus dem
„Focus Money“.
Ich finde Faber kultig. Ich hatte ihn im Januar 2008 in einem Hotel am Times Square zum Interview getroffen. Er erschien im T-Shirt. Es war bitterkalt. Frostig!
Sehen Sie das Foto unten. Für den Fotografen ging er im T-Shirt auf die Straße.
Conclusio
Was lernen wir aus all dem? Wer exakte Prognosen abgibt, hat schon verloren. Nicht jedem Profi dürfen Sie trauen. Schauen Sie nach, was „Experten“ vor ein, zwei, drei Jahren vorausgesagt haben. So können Sie viel lernen. Vor allen Dingen können Sie aus den Fehlern der Gurus lernen - und natürlich Ihren eigenen.
Eine weitere Schlussfolgerung ist: Wenn eine Krise aus dem Ruder zu laufen scheint, ist längst die Lösung in Sicht. Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten. Anders ausgedrückt: Auf dem Höhepunkt der Panik und Sorgen, lohnt es sich, optimistisch zu werden. Als die Amerikaner 2003 in den Irak einmarschiert sind,
schossen die Börsenkurse nach oben. Der griechische Aktienmarkt war 2012 einer der besten weltweit.
BSN Podcasts
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Börsepeople im Podcast S16/20: Catharina Ahmadi
Bildnachweis
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Ein Fokusbereich ist das Umrüsten auf nachhaltige Gesamtlösungen. Zusätzlich baut CLEEN Energy den Bereich Leasing und Contracting von Licht- und Photovoltaikanlagen aus, der einen wachsenden Anteil am Umsatz ausmacht.
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