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18.01.2012, 7659 Zeichen

(Von: Markus Fröhlich)

Nun ist es also passiert: In einer groß angelegten Downgrading-Aktion der US-Ratingagentur Standard & Poor´s wurde Österreich die höchste Bonitätsstufe AAA entzogen und viele weitere EU-Länder verloren eine, oder gar zwei, Bonitätsstufen. Glücklich kann man darüber bestimmt nicht sein und vieles davon hat man sich sicher selbst zuzuschreiben. Ob das Agieren der amerikanischen Analysten aus der Sicht des globalen Finanzsystems in diesem Zusammenhang ein geschicktes ist, wird sich wohl auch erst weisen. Immerhin konnte man annehmen, dass es dazu geeignet ist, zusätzliche Turbulenzen gerade in einer Phase zu verursachen, in der die Bemühungen zur Sanierung der Staatshaushalte so richtig an Fahrt gewonnen haben.

Aber die Märkte haben immer recht. Und so stimmt es einen auch zuversichtlicher, wenn man sieht, dass dieser Rundumschlag an den Finanzmärkten keineswegs neue Panik ausgelöst hat, sondern die Stimmung in den Tagen danach sogar eher recht positiv ist. Die Märkte glauben offensichtlich daran, dass diese weitreichende Krise schön langsam in den Griff zu bekommen sein wird und mittelfristig sogar neue Chancen eröffnen wird.
Ohnehin ist es nicht immer ganz verständlich, über welche Kriterien die Verschuldungssituation eines Staates definiert wird. Bei welchem Unternehmen könnte man stets in erster Linie die Verschuldung oder die Verschuldung in Prozent vom Umsatz (in Anlehnung an die Staatsverschuldung in Prozent vom Bruttoinlandsprodukt) als wichtigste Kennzahl heranziehen. Wohl nirgends. Und so erscheint es schon sonderbar, dass die Vermögenswerte eines Staates in diesen Darstellungen so wenig Beachtung finden. Wieder in Anlehnung an Unternehmen sollte es doch besonders wichtig sein, wie die Vermögenssituation aussieht. Welche Infrastruktur, welchen Immobilienbesitz und vor allem welche Rohstoffvorkommen und Tourismuschancen ein Staat hat. Rein die Verschuldung in Prozent des BIP kann hier wohl nur wenig Klarheit bringen.
Nun wird diskutiert, wie sehr politisch motiviert die Vorgehensweise von S&P war, oder eben nicht. Man kann es sehen wie man will, die Amerikaner nützen ihre Position vom Sentiment her derzeit sehr geschickt, trotzdem ist es inzwischen recht bekannt, wie es um die amerikanischen und auch britischen Staatsfinanzen steht. Politisch motiviert ist es vielleicht eher weniger, eventuell taktisch motiviert, was etwas positiver zu werten wäre. Zweifellos ist es nämlich ein weiterer Beitrag zur Bewusstseinsbildung, dass sich eben auch Staaten nicht unbegrenzt verschulden können und dass es allerhöchste Zeit ist, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Was man aber schon auch ganz klar sagen sollte: Bei allen Schwierigkeiten, aus den individuellen Verschuldungssituationen wieder herauszukommen und Vertrauen zurückzugewinnen, kommt es der europäischen Industrie wohl sehr entgegen, dass der Euro nicht stärker ist, als derzeit. Und wenn man bedenkt wie stark sich der Euro seit seiner Einführung entwickelt hat, sollte man sich rein um das Währungsverhältnis wohl derzeit keinerlei Sorgen machen.
Damit wären wir schon bei den Devisenmärkten. Wir gehen davon aus, dass der Euro im Jahresverlauf gegen den US-Dollar fester tendieren wird. 1,35 bis 1,40 wären auf Sicht von 12 Monaten wohl nicht unrealistisch. Spannender könnte hier die Situation gegen den Schweizer Franken sein und das, obwohl es ja seit einiger Zeit eine fixe Euro-Untergrenze der SNB bei 1,20 gibt. Aber gerade das ist der Punkt. Wir rechnen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass diese Grenze, bei den derzeitigen Entwicklungen, nicht auf Dauer zu halten sein wird und können uns durchaus vorstellen, Longpositionen in der Schweizer Währung einzugehen. Wie schon seit Jahren, aber jetzt noch dringender, ist von Kreditfinanzierungen im Schweizer Franken stark abzuraten. Der geringe Unterschied in den Zinskonditionen kann aus unserer Sicht niemals das hohe, theoretisch sogar unbegrenzte, Währungsrisiko auch nur annähernd ausgleichen.

Die Leitzinsen werden aufgrund der aktuellen Wirtschaftsentwicklungen nachhaltig auf niedrigen Niveaus bleiben, das auch in einem Weltdurchschnitt. Die kürzlich aufgetretenen Auswüchse, wie negative Anleiherenditen in Deutschland, werden sich mit einer Entspannung der Staatsschuldenkrise wohl wieder etwas zurückbilden. Dennoch wird auch in 2012 mit Staatsanleihen guter Bonität kaum etwas zu verdienen sein, inflationsbereinigt schon gar nicht. Da noch eher mit Unternehmensanleihen, die im derzeitigen Umfeld deutlich an Attraktivität zulegen.

Die Assetklasse, die aber in 2012 wohl die größte Attraktivität besitzt, sollten Aktien sein. Dass sich das Börsenjahr 2011 deutlich unter den Erwartungen entwickelt hat, macht die Beteiligungspapiere in vielen Bereichen noch interessanter. Die niedrigen Zinsniveaus, die optimierten Kostenstrukturen der Unternehmen, vor allem aber die Bewertungen der Aktienmärkte sollten hier die bedeutenden Impulse liefern. Und wenn sich dann auch noch irgendwann die Erkenntnis durchsetzt, dass die Weltwirtschaft, nach einigen schwächeren Quartalen, auch wieder deutlich an Dynamik gewinnen wird, dann könnte es sehr rasch und stark nach oben gehen. Die hohen Ausschüttungsquoten sind ein weiterer Parameter, der das Renditepotential gegenüber Bondinvestments deutlich erhöht.

Für den amerikanischen Leitindex sollte sich in 2012 daraus ein Potential von zumindest 14.100 Punkten ergeben, was eine Performance von knapp 16 % wäre. Noch etwas optimistischer sind wir für Europa und sehen den DAX zum Jahresende bei rund 7.550 Punkten (28 % Potential). Unser heimischer Markt in Wien sollte in diesem Umfeld, aufgrund der Indexzusammensetzung und des Osteuropasentiments, noch etwas mehr zulegen können. Wie bereits veröffentlicht, sehen wir einen ATX-Jahresendwert von etwa 2.750 Punkten, die einer Steigerung von etwa 45 % im Kalenderjahr 2012 entsprechen würden. Der Branchenschwerpunkt liegt für uns im Bereich Immobilien und Zykliker. Auch ein echtes Comeback der Banken gewinnt an Wahrscheinlichkeit.

Rohstoffe werden in 2012 gefragt bleiben, sie haben sich auch im Marktumfeld der letzten zwei Quartale außerordentlich gut gehalten. Rohöl und Industriemetalle sollten hier ähnlich großes Aufwärtspotential haben wie viele Agrarrohstoffe. Gold würden wir im heurigen Jahr, mit fortschreitender Beruhigung an den Finanzmärkten, als Underperformer sehen. Rohöl könnte dafür zu einem weiteren echten Höhenflug ansetzen und sogar die Marke von 125 USD/Barrel überschreiten.

Insgesamt wird 2012 wohl vor allem für Stockpicker exzellente Chancen bieten und daher auch wieder die Möglichkeit bringen, Benchmarks deutlich zu übertreffen. Wer dennoch an schlimme Szenarien für das Weltfinanzsystem glaubt, sollte bedenken, dass er in vielen Belangen auch dann mit Aktien besser aufgehoben sein dürfte, als mit Anleihen. Und bevor man in riesengroßer Angst Goldreserven ansammelt, könnte es durchaus viel Sinn machen in Immobilien zu investieren. In diesem Bereich sollte man, nach den teils enormen Wohnungspreisanstiegen, durchaus ein Investment in Grundstücke, auch in solche mit niedriger Widmung, sehr stark in Betracht ziehen.

Alle Informationen, die in diesem Text bekannt gegeben werden, sind eigene Einschätzungen der pi5 consulting gmbh, die nach bestem Wissen aus fundamentaler und technischer Sicht getroffen wurden. Sie stellen weder Finanzanalysen im Sinne des Wertpapieraufsichtsgesetzes, noch Anlageempfehlungen dar. Selbstverständlich können sich die Märkte auch ganz anders entwickeln und die Prognosen sich später als falsch herausstellen. Daher sind alle Angaben, trotz sorgfältigster Erstellung, ohne jede Gewähr.
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    Aber die Märkte haben immer recht. Und so stimmt es einen auch zuversichtlicher, wenn man sieht, dass dieser Rundumschlag an den Finanzmärkten keineswegs neue Panik ausgelöst hat, sondern die Stimmung in den Tagen danach sogar eher recht positiv ist. Die Märkte glauben offensichtlich daran, dass diese weitreichende Krise schön langsam in den Griff zu bekommen sein wird und mittelfristig sogar neue Chancen eröffnen wird.
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    Nun wird diskutiert, wie sehr politisch motiviert die Vorgehensweise von S&P war, oder eben nicht. Man kann es sehen wie man will, die Amerikaner nützen ihre Position vom Sentiment her derzeit sehr geschickt, trotzdem ist es inzwischen recht bekannt, wie es um die amerikanischen und auch britischen Staatsfinanzen steht. Politisch motiviert ist es vielleicht eher weniger, eventuell taktisch motiviert, was etwas positiver zu werten wäre. Zweifellos ist es nämlich ein weiterer Beitrag zur Bewusstseinsbildung, dass sich eben auch Staaten nicht unbegrenzt verschulden können und dass es allerhöchste Zeit ist, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

    Was man aber schon auch ganz klar sagen sollte: Bei allen Schwierigkeiten, aus den individuellen Verschuldungssituationen wieder herauszukommen und Vertrauen zurückzugewinnen, kommt es der europäischen Industrie wohl sehr entgegen, dass der Euro nicht stärker ist, als derzeit. Und wenn man bedenkt wie stark sich der Euro seit seiner Einführung entwickelt hat, sollte man sich rein um das Währungsverhältnis wohl derzeit keinerlei Sorgen machen.
    Damit wären wir schon bei den Devisenmärkten. Wir gehen davon aus, dass der Euro im Jahresverlauf gegen den US-Dollar fester tendieren wird. 1,35 bis 1,40 wären auf Sicht von 12 Monaten wohl nicht unrealistisch. Spannender könnte hier die Situation gegen den Schweizer Franken sein und das, obwohl es ja seit einiger Zeit eine fixe Euro-Untergrenze der SNB bei 1,20 gibt. Aber gerade das ist der Punkt. Wir rechnen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass diese Grenze, bei den derzeitigen Entwicklungen, nicht auf Dauer zu halten sein wird und können uns durchaus vorstellen, Longpositionen in der Schweizer Währung einzugehen. Wie schon seit Jahren, aber jetzt noch dringender, ist von Kreditfinanzierungen im Schweizer Franken stark abzuraten. Der geringe Unterschied in den Zinskonditionen kann aus unserer Sicht niemals das hohe, theoretisch sogar unbegrenzte, Währungsrisiko auch nur annähernd ausgleichen.

    Die Leitzinsen werden aufgrund der aktuellen Wirtschaftsentwicklungen nachhaltig auf niedrigen Niveaus bleiben, das auch in einem Weltdurchschnitt. Die kürzlich aufgetretenen Auswüchse, wie negative Anleiherenditen in Deutschland, werden sich mit einer Entspannung der Staatsschuldenkrise wohl wieder etwas zurückbilden. Dennoch wird auch in 2012 mit Staatsanleihen guter Bonität kaum etwas zu verdienen sein, inflationsbereinigt schon gar nicht. Da noch eher mit Unternehmensanleihen, die im derzeitigen Umfeld deutlich an Attraktivität zulegen.

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