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Cafe BE: WP-KESt, andere unlustige Spässe und der Funke Hoffnung (Christian Drastil)


Autor:
Christian Drastil

Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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01.06.2011, 22151 Zeichen
Der Vorstand eines grossen Brokers (Wolfgang Siegl-Cachedenier, brokerjet), ein WP-Club-Chef (Hans-Peter Schweighofer, InvestmentClub-Austria), ein Börse-Halb-Aussteiger (Alexander Proschofsky) und ein -Aussteiger (Heinz Karasek) sinnieren im Cafe BE über die Wiener Börse. Bilder unter http://www.boerse-express.com/cafebe .

Cafe BE: Herr Proschofsky, man kennt Sie vom Austria Börsenbrief und von Anlegerschützer-Themen; zuletzt hat man jedoch weniger von Ihnen gehört. Schauen Sie sich den Wiener Markt noch regelmässig an?

Alexander Proschofsky: Ich schaue mir den Markt jetzt wieder stärker an, investiere immer noch in Österreich. Mein restlicher Tag hat mit Häusern zu tun, was mein zweites Standbein wurde; und das seit mittlerweile acht Jahren. Ich schaue auch mehr international als früher, weil ich in Wien langfristig eine Unterentwicklung erwarten würde aufgrund der vielfältig schlechteren Rahmenbedingungen.

Cafe BE: Die Schreiberei aufgegeben?

Proschofsky: Auf professioneller Basis habe ich 20 Jahre lang geschrieben, heute freue ich mich, wenn ich auf Eure be24.at die Dinge veröffentlichen kann, die mir am Herzen liegen. Hätte ich 40 Stunden mehr Zeit in der Woche, täte ich auch die Schreiberei vielleicht noch 20 Jahre weiterverfolgen. Ich habe immer gerne geschrieben, aber irgendwann reicht es dann auch mit Redaktionsterminen.

Cafe BE: Zur Frage nach der Underperformance kommen wir später noch. Herr Karasek, Sie sind ja ein Komplettaussteiger aus dem Markt. Was waren die Beweggründe - ausser dem Wunsch, etwas völlig Neues zu tun?

Heinz Karasek (lacht): Also keine, die man jetzt hier .... (alle lachen). Nein, es war einfach ein tiefer Wunsch nach Veränderung. Ich glaube auch nicht, dass das die letzte grosse Veränderung in meinem Leben war.

Cafe BE: Ihr Lokal „Das Heinz“ an die Börse bringen? Nein, Spass beiseite. Sie waren im Zertifikatebereich tätig, einige Zeit als Vorstand des Zertifikate Forum Austria. Warum ist gerade der Bereich der Strukturierten Produkte einer, der auch in den aktuellen Wiener Krisentagen noch gut funktioniert?

Karasek: In den Produkten steckt viel Innovationscharakter. Ich glaube, es ist die Umstrukturierung eines Ertragsprofils, die man ja bei klassischen Anlagen nicht hat. Motivierend für Anleger sind auch negative Erfahrungen, die sie mit anderen Produktgruppen gemacht haben und die sich über längere Zeit summiert haben. Man muss sehen, wie das nach einer längeren Zertifikate-Ära aussieht.

Cafe BE: Informieren Sie sich als Privatperson noch laufend über den Markt?

Karasek: „Der Markt“ beschränkt sich bei mir auf Geschichten an der Theke. Es freut mich, dass viele Leute aus dem Finanzsektor gerne zu mir ins Lokal kommen. Die sind teilweise sehr heiter, teilweise aber auch sehr traurig dieser Tage.

Cafe BE: Sie werden also nach wie vor mit Börsethemen vollgeschwatzt, obwohl Sie es ja eigentlich gar nicht mehr hören wollen, oder?

Karasek: Ja, kommt vor. Aber ich plaudere sehr gerne, mache nur selbst nichts mehr.

Cafe BE: Herr Siegl-Cachedenier, wie stark steht die Wiener Börse eigentlich im Zentrum Ihrer brokerjet-Aktivitäten?

Wolfgang Siegl-Cachedenier: Wenn man sich rein die Umsätze ansieht, so hatten wir im vergangenen Jahr rund 20 bis 25 Prozent unserer Umsätze an der Wiener Börse, das hat sich im bisherigen Verlauf 2011 halbiert. Das ist quer durch die Bank im ganzen Retailgeschäft zu sehen. Wir stellen gerade deshalb jetzt die Wiener Börse in den Mittelpunkt. Die Leute sind sehr verunsichert, was die Wertpapierbesteuerung in Österreich betrifft, wir wollen da mit viel Information Hilfe leisten: Webinare, Seminare, Roadshow; alles zum Thema Steuern, wir wollen da die Angst nehmen. Da gibt uns das Feedback auf der einen Seite recht, dass sich die Kunden sehr dafür bedanken. Andererseits bleibt die Zurückhaltung trotzdem bestehen, was man an den Volumina ablesen kann. Die Unsicherheit ist das schwierigste an der aktuellen Situation, die Verschiebung auf April 2012 hat das noch verstärkt; die Eckpunkte der Steuer sind zudem in vielen Punkten noch sehr vage, beispielsweise ist die Besteuerung bei Splits noch unklar. Das erhöht die Unsicherheit.

Cafe BE: Vor wenigen Tagen hatten Sie den grossen Trading Kongress. Standen auch hier die Steuern im Mittelpunkt oder doch eher die Anlagechancen?

Siegl-Cachedenier: Beides. Das Steuerseminar war eines der Bestbesuchten auf dem Kongress. Die Frage, wie man seine Veranlagung umgestalten kann, ist natürlich eine Folgethematik. Interessant war, dass auch die Aussagen der einzelnen Referenten unterschiedlich waren. Norbert Walter beispielsweise sagte, dass das 21. Jahrhundert nicht im Zeichen von China stehen wird. Jim Rogers hat genau das Gegenteil gesagt – für die Leute eine Möglichkeit, sich ein Bild zu machen. Das macht so einen Kongress interessant.

Cafe BE: Warum macht man den Kongress an einem Samstag?

Siegl-Cachedenier: Ganz offene Antwort – weil es eine Retailveranstaltung ist und die gehört einfach an einem Samstag durchgeführt.

Cafe BE: Im Vergleich mit den Vorjahren: Wie hat sich die Dimension der Veranstaltung entwickelt?

Siegl-Cachedenier: Wir hatten heuer 2500 Teilnehmer bei den Seminaren, das ist im Vergleich zum Vorjahr ca. 40 Prozent mehr. Das ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass halt einige Fragen offen sind, andererseits hatten wir gute Speaker für den Event gewonnen.

Cafe BE: Wird es den Kongress auch 2012 geben?

Siegl-Cachedenier: Ja, aber wahrscheinlich im März, weil wir gesehen haben, dass der Mai aufgrund des Wetters vielleicht nicht ganz passend ist. Wir haben den Kongress fünf Mal gemacht und zum fünften Mal hatten wir mehr als 25 Grad.

Cafe BE: Herr Schweighofer, während ich die anderen drei Gäste seit einer Ewigkeit kenne, sitzen wir heute das erste Mal zusammen. Kurz die Vorstellung auch für unsere Leser: Sie sind Chef des InvestmentClub-Austria, der 1991 als InvestmentClub der CA mit 100 Mitgliedern gegründet wurde. Ab 2003 Loslösung von der Bank Austria und Umbenennung auf InvestmentClub-Austria. 
Als Verein ins Vereinsregister eingetragen. 
Derzeit 333 Mitglieder mit einem Gesamtvermögen von 3,7 Mio. Euro in sieben Veranlagungsgruppen, davon je eine in Graz und Kitzbühel. Inwieweit steht die Wiener Börse bei Ihnen im Mittelpunkt?

Hans-Peter Schweighofer: Die Wiener Börse hat bei uns einen gewichtigen Aspekt. Die Österreicher sind Home Buyer, verfolgen den Markt sehr intensiv, gehen auch zB gerne auf Hauptversammlungen. Unter unseren Mitgliedern sind viele dabei, die in Ruhestand sind, und sich die Zeit gut einteilen können. Da werden viele HVs abgeklappert. Unser Club ist 20 Jahre alt und sehr gut etabliert, wir machen monatliche Clubtreffen, 11 Mal im Jahr, nur der Dezember wird ausgelassen.

Cafe BE: Wie kann ich mir die Clubtreffen vorstellen, ist das ein stabiler Kreis an Teilnehmern?

Schweighofer: Ein gewisser Kern an Stammbesuchern ist da. Bei den Veranstaltungen bewegen wir uns zwischen 30 und 50 Personen, in den Spitzenzeiten lagen wir bei 70 Personen, das hängt natürlich mit der Börsenphase zusammen. Wir versuchen auch immer, relativ aktuelle Themen zu finden, die den Mitgliedern am Herzen liegen. Da hatten wir vor kurzem ebenfalls das Steuerthema mit Matthias Hofstätter von Leitner & Leitner oder zuletzt einen Beitrag von der volkswirtschaftlichen Stelle der Bank Austria. Die Leute wollen zwischendurch die Hard-Facts haben. Die Veranlagungsgruppen sind in sich geschlossen, haben separate Strategien. Da gibt es zB eine reine Fondsgruppe, die meisten sind aber auf Einzelaktien fokussiert. Die Ansätze variieren, mal gibt es den Value-Ansatz, mal den regionalen Ansatz.

Cafe BE: Gibt es eine reine Börse Wien-Gruppe?

Schweighofer: Direkt nicht, aber ist natürlich in den Gruppen ein Thema. Wir haben uns intensiv mit dem Thema Wertpapier-KESt auseinandergesetzt und die Portfolios so aufgestellt, dass Investments Ende 2010 getätigt wurden, um langfristig aufgestellt sein. Natürlich vor dem Hintergrund der Vermögenszuwachssteuer, wenn sie noch so kommt, wie sie geplant war.

Cafe BE: Welche drei Titel würden Sie von den österreichischen Titeln in Ihren Gruppen hervorheben?

Schweighofer: Sicher eine OMV als Blue-Chip Wien, dazu der Verbund und die voestalpine.

Cafe BE: Ziehen Sie die Gruppen bei der OMV-Kapitalerhöhung mit?

Schweighofer: Das wird von Gruppe zu Gruppe variieren, was ich aber so herausgehört habe, ist, dass wohl mit Limits unter 30 agiert werden wird. Bekommt man die Aktie, dann soll es recht sein, wenn nicht, auch egal.

Cafe BE: Und welche Titel sind bei brokerjet die Gefragtesten?

Siegl-Cachedenier: In den vergangenen drei Monaten wurde bei uns besonders viel (Anm.: zitiert eine Liste) in Intercell, Raiffeisen, voestalpine, Immofinanz, OMV, Erste Group, Andritz und Verbund gehandelt. Dahinter mit Commerzbank, Conergy und Solarworld drei deutsche Titel. Früher stand bwin im Mittelpunkt, da wird jetzt kaum noch etwas gehandelt.

Cafe BE: Der Austria Börsenbrief war und ist bekannt für das Stockpicking. Welche Titel der Wiener Börse schaut sich die Privatperson Alexander Proschofsky heute noch an?

Proschofsky: Also anschauen tu ich mir weiterhin fast alles, zumindest das, was innerhalb eines gewissen Grössenfilters ist. Gut gefallen mir aktuell eine Strabag, ich finde immer noch, dass Andritz ein fantastisches Unternehmen ist, das gleiche gilt für Mayr-Melnhof. Im Gegensatz gefallen mir viele Unternehmen, bei denen der Staat dabei ist, nicht. Da gehört auch die OMV dazu, ich finde das Management furchtbar. Eine Kapitalerhöhung auf dem Level EV/EBITDA von unter 3 zu machen, statt eine Investition wie Tunesien oder Tankstellen in der Türkei auszulassen. Die Aktie ist billig und wird immer billig bleiben. Auch die Tatsache, dass man ein Jahr über die Kapitalerhöhung geredet hat, statt sie einfach zu machen, sodass das auch der letzte Hedgefonds-Manager in den USA oder London weiss; da bin ich nicht so begeistert von der ganzen Transaktion. Positiver sehe ich die Lenzing-Transaktion, die Emission wird auch auf diesem Preisniveau gut laufen. Kurzfristig, weniger langfristig, ist voestalpine glaube ich ein ganz guter Pick, im Automotive-Bereich gibt es gute Signale. Das wars dann in etwa.

Cafe BE: Und Sie, Herr Karasek, haben ja gesagt, dass Sie aktuell nicht aktiv sind. Spricht man im Lokal über Aktien- und Zertifikatetipps oder geht es eher um Gschichtln?

Karasek: Befindlichkeiten und Gschichten auch. Das zurückgehende Volumen und die zunehmende Unsicherheit, das ist alles eine sich selbst befeuernde Abwärtsspirale für die Umsätze. Immer mehr wird über Dark Pools abgewickelt, das ist natürlich auch ein Spesenthema. Ich habe bei den Aussagen der anderen Gesprächsteilnehmer zugehört und nachgedacht, was mich interessieren würde. Tut mir leid, aber da fallen nur die guten alten Titel wie Leykam, Lambacher oder so ein. Es ist schade, der Platz ist historisch; ich war ja Händler der CA, da sind wir jeden Tag in der Früh da, wo wir jetzt bei Griffner am Schottenring sitzen, am Weg zur Wiener Börse vorbeispaziert. Die Orders wurden händisch eingegeben. Da sind die Sensale mit dickem Buch und Bleistift zu den Patronanzbanken hingegangen. Am Anfang wurde das Buch so gehalten, dass man die Orderlage nicht erkennt, im Verlauf ist das Buch dann immer waagrechter gelegen. Und dann hat halt der Chefhändler der Patronanzbank eine Kursbildung veranlasst.

Cafe BE: Was muss passieren, damit die Abwärtsspirale an der Wiener Börse gestoppt werden kann?

Siegl-Cachedenier: Zwei Dinge, einerseits die Kommunikation von allen in der Branche an die Kunden, Anleger oder Interessierten. Zweitens ein faires Gesetz, was die Wertpapiersteuer betrifft.

Cafe BE: Was wäre aus Ihrer Sicht fair?

Siegl-Cachedenier: Zum Beispiel, dass man Verluste sofort mit Gewinnen gegenrechnen kann.

Cafe BE: Das hört man ja sehr stark, dass das gerade evaluiert wird ...

Siegl-Cachedenier: Genau. Es ist ja nicht so, dass es kein Verständnis für so eine Steuer gibt, nur fair muss es sein. Gewinne sofort zu versteuern und die Verluste erst im nächsten Jahr zurückholen zu können, das sieht der Privatanleger zu Recht nicht ein.

Proschofsky: Was ist das für ein Gesetz, in dem ein in Österreicher, der in Österreich Wertpapiere veranlagt, gegenüber einem Österreicher, der in Deutschland Wertpapiere verlanlagt, diskriminiert wird?

Siegl-Cachedenier: Richtig, das hören wir auch sehr stark von den Kunden.

Cafe BE: Ein Austro-Aktien-Umsatzminus von 50 Prozent bei den meisten Brokern; gibt es da auch einen Dialog zwischen den Brokern selbst? Einen gemeinsamen Strang? Ist was geplant?

Siegl-Cachedenier (lacht): Dialog ja, da würde ich mal dabei bleiben.
Schweighofer: Durch die ganzen gesetzlichen Änderungen gibt es mittlerweile nur mehr sehr wenige Investmentclubs in Österreich.

Cafe BE: Wegen der aktuellen Änderungen?

Schweighofer: Nein, vorher schon. Die Vermögen dürfen nicht mehr auf den Verein laufen, das ist ein Verstoss gegen das Bankwesengesetz, daher haben wir eine Treuhandschaft zwischengeschaltet. Das wollten sich aber viele andere Clubs nicht antun, zu viel Aufwand, zu hohe Kosten. Zurück zum aktuellen Umsatzrückgang: Der steuerliche Aspekt ist hier nicht der Hauptgrund, es sind meiner Meinung nach eher die Unsicherheiten wie Fukushima, der arabische Raum oder die Schuldensituation im Euro-Raum. Das führt dazu, dass Entscheidungen hinausgeschoben werden. Und bei der Vermögenszuwachssteuer ist die Problematik mit dem unklaren Zeitpunkt des Inkrafttretens deutlich komplexer geworden. Ein weiterer wichtiger Punkt: In den Neunzigern hatten wir zum Beispiel eine tolle Stimmung, die Leute wollten sich an den Unternehmen beteiligen. Zuletzt hatten wir eine Diskussion, dass der derjenige, der Aktien hat, ein böser Mensch ist, der bestraft gehört. Vergessen wird, dass der Aktionär die tragende Säule der Wirtschaft ist. Wenn die Unternehmen an Ausländer gehen, ist das ja sicher nicht besser. Da ist die Branche zum Aufrütteln aufgerufen, auch die Politik. Und letztendlich darf man auch die börsenotierten Unternehmen nicht aus der Pflicht nehmen. Leider sehen doch immer mehr Unternehmen den Aktionär als lästig an, man wird ja durch das politische Bild dazu eingeladen. Daher: Wir gehen zu den Hauptversammlungen, stellen Fragen, das ist auch das Recht der Aktionäre. Der Vorstand des Unternehmens soll sehen, dass die Leute kommen und interessiert sind.

Cafe BE: Herr Proschofsky, wie schätzen Sie die Chancen der Banken beim VfGH in Bezug auf die Wertpapiersteuer ein?

Proschofsky: Da tu ich mir schwer, ich hab das alles vor Monaten gelesen. Der Aspekt, der mir sehr wichtig ist, ist, dass die Inlandskonten doch nicht diskriminiert werden dürfen. Das Grundübel der Steuer ist nichts anderes, als dass man die Sparbuch-KESt auf ein Wertpapier, das eine Kursbewegung hat, umlegen wollte. Ich glaube auch gar nicht, dass das böse Absicht ist, sondern politisch und österreichisch, so nach dem Motto „tun wir das doch in das Bestehende dazu“. Und leider hat es niemand gegeben, der da Widerstand geübt hat und jetzt haben wir den Salat.

Cafe BE: Wie sehen Sie die Steuer, Herr Karasek?

Karasek: Ich halte das für eine rein populisitische Massnahme. Ich kann mir nicht vorstellen, dass aus so einer Steuer etwas rauskommt, das irgendwas im Haushalt bewegt. Es ist eine Showsteuer, die noch dazu schlecht gemacht wurde. Das Thema Aktieninvestment ist in den vergangenen Jahren immer mehr vom Beteiligungscharakter zum Wettcharakter gegangen. Die Volatilität, die stellenweise im Markt war, das war zu viel. Zertifikate haben das noch einmal verstärkt. Und da ist wohl auch der Ansatz mit der Steuer zu suchen.

Cafe BE: Herr Schweighofer, inwieweit sind Zertifikate bei Euch in den Anlagegruppen ein Thema?

Schweighofer: Sind drinnen, aber werden eher stiefmütterlich behandelt. Wir haben einen langfristigen Horizont, für Value-Investoren sind Zertifikate von der Philosophie her nicht so geeignet. Man sieht sich das an und gibt dem Investment Zeit.

Cafe BE: Also lieber gleich die voestalpine-Aktie statt dem Discount-Zertifikat, auch wenn eine eventuell hohe Volatitlität eine vielleicht sehr starke Ausstattung ergibt ...

Schweighofer: Genau. Und es ist uns ja auch wichtig, zu HVs zu gehen. Zudem wollen wir in den Gruppen lieber die Langfristigkeit. Wir wollen am Unternehmen beteiligt sein, die Substanz sehen. Ein Besuch eines Stahlwerks in Linz gehört da dazu. Die HVs geben auch wichtige Indikationen zur Stimmung. Wird gestritten, geht alles ruhig zu? Wie geht es dem Vorstand mit dem Aufsichtrat und umgekehrt? Arbeiten vielleicht alle gegeneinander? Man lernt viel über das Unternehmen.

Cafe BE: Und wie gross ist der Zertifikate-Anteil bei den brokerjet-Kunden?

Siegl-Cachedenier: Bei uns sind ca. 50 Prozent der Trades mit Zertifikaten.

Cafe BE: Wirklich wahr?

Siegl-Cachedenier: Ja, auf der einen Seite ist das durch die Spesenstruktur bedingt, andererseits hat brokerjet bei den Funktionen eine Vorreiterrolle, Kunden können bespielsweise auch im ausserbörslichen Handel Trailing Stopps verwenden.

Cafe BE: Hebelprodukte statt Anlageprodukte, richtig?

Siegl-Cachedenier: Ganz klar Hebelprodukte.

Cafe BE: Und wann wird man Anleihen bei Euch handeln können?

Siegl-Cachedenier: Seit zwei, drei Monaten machen wir auf Facebook recht viel und da kam ebenfalls vor kurzem diese Frage: Ich habe das mit 2012 beantwortet. Anleihen sind für die Diversifikation sehr wichtig, wir hatten es bisher technisch nicht aufgesetzt. Also: 2012.

Cafe BE: Herr Proschofsky, sind für Sie Zertifikate ein Thema?

Proschofsky: Ich bin ein Direktinvestor. Bei Zertifikaten sehe ich schon den Punkt, dass es vor Spesen 50:50 steht, je nach Derivateklasse steht es dann nur noch 40:60, ohne Anspruch auf Genauigkeit. Ich habe zwar meine Diplomarbeit und Dissertation über Derivate geschrieben, setze sie aber selten ein. Ausnahme vielleicht Hegding. Derivate bräuchten meiner Meinung nach mehr Regulierung, sie sind Verstärker der Marktdynamik, haben die Krise verstärkt. Ich bin nicht dafür, dass Derivate verboten werden, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es sinnvoll ist, dass Aktien verstärkt über Derivate gehandelt werden.

Karasek: Das ist schon zum Teil richtig. Beispiel Zukunftsvorsorge, das war nicht ganz durchdacht mit der Kapitalgarantie. Man lässt über Jahre Volumen hineintröpfeln, das dann zu einem schlechtem Moment durch ein und das gleiche Nadelöhr wieder raus muss, weil eben eine Kapitalgarantie darauf ist.

Cafe BE: 2008 hatten wir den ATX-Future 100 Punkte unter der Kassa und unter dem theoretischen Wert. Jetzt kommt Sozialminister Hundstorfer und möchte die staatliche Prämie auf ausgestoppte lebenslange Verträge kürzen. Auch das passt ins Bild. Ich möchte die klassischen Anbieter von strukturiert verpackten Derivaten ein wenig in Schutz nehmen, schliesslich kann ja, würde es deren Produkte nicht geben, ein Privatanleger nur schwer zB von einem erwarteten Rückgang der Vola profitieren können. Bei grossen Institutionellen sieht es anders aus, da blickt man oft wirklich nicht durch.

Siegl-Cachedenier: Was ich positiv finde, ist, dass man in Märkte investieren kann, in die man sonst nicht reinkönnte.

Schweighofer: Wer eine klare Meinung hat, kann das mit Zertifikaten gut umsetzen, für steuerehrliche Menschen ist das auch eine einfache Handhabe.

Cafe BE: Auf zur klassischen Schlussrunde. Wohin gehen die Märkte? Wo notieren ATX & Co per Jahresende, gerne auch die private Meinung ...

Siegl-Cachedenier: Ich glaube schon, dass wir bis Ende des Jahres im ATX und auch im DAX noch eine positive Entwicklung sehen werden. Viele warten ab, nicht nur bezüglich der KESt, sondern auch wegen Griechenland oder dem nahen Osten.

Cafe BE: Glauben Sie an einen Anstieg der Vola? Das müsste dann ja auch wieder ansteigende Handelsvolumina geben.

Siegl-Cachedenier: Ich denke, dass wir aktuell ein historisch tiefes Niveau bei den Handelsumsätzen haben. Das wird schon wieder etwas ansteigen, das ist auch ein bisschen eine Hoffnung natürlich.

Schweighofer: Ich glaube, die Anleger werden sich an die Unsicherheiten gewöhnen, und vielleicht fällt ja die eine oder andere Unsicherheit weg. Ich sehe in der zweiten Jahreshälfte durchaus Potenzial. Ich bin optimistisch, der Markt braucht jetzt ein wenig Zeit, um Luft zu holen. In Österreich und Deutschland haben die Unternehmen gute Arbeit geleistet.

Karasek: Ich habe zum Aktienmarkt gar keine Meinung mehr, will auch keine Prognosen abgeben. Die Frage ist, ob eine Prognose von mir aktuell nicht eine höhere Trefferchance hätte als früher. Aber das, was ich rundherum sehe dieser Tage, gefällt mir gar nicht. Die Krisenherde in Europa und im Nahen Osten sind bekannt, auch der Aufschwung in Amerika steht meiner Meinung nach nicht auf einem gesunden Fundament.

Cafe BE: Herr Proschofsky, Sie sprachen eingangs davon, dass der Wiener Markt nur eine Underperformer-Einschätzung verdiene ...

Proschofsky: Die Märkte haben sich recht gut gehalten, die Stimmung zeigt jedoch die schlechte Laune. Ich war erst in der vergangenen Woche bei einer Konferenz mit österreichischen und deutschen Unternehmen, dort ist die Stimmung erfreulicherweise sehr gut. Ich glaube, die Unternehmen sind viel besser aufgestellt als vor der Krise. Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Der DAX gefällt mir in Europa am besten, auch der ATX könnte am Ende des Jahres ein Stück höher liegen, aber etwas hinterherhinkend. Hier gibt es noch viele offene Punkte: Das KESt-Thema, die Beachtung der Wiener Börse, einige grosse Unternehmen, zB die Staatsnahen, sind einfach schlecht gemanagt. Es gibt gute Unternehmen in Österreich, aber die Verlagerung der Zentralen weg aus Österreich ist schon ein Problem. Oder Cheuvreux mit der Aufgabe der Niederlassung. Weiters sind die Börsegebühren sind viel zu hoch und das Klima ist börsefeindlich. Die Problemlösung ist komplex, man kann da nicht einfach an einer Schraube drehen, es geht nämlich um viele kleine Faktoren. Ich fürchte, die Umsätze werden noch weiter bröckeln. Börsegänge klappen nicht wegen der Historie (Amag, Isovoltaic), aber es ist immer einzeln zu betrachten. Lenzing wird gut laufen, da bin ich überzeugt.

Diskussionsleitung: Christian Drastil
Fotos: Franz-Josef Galuschka


(01.06.2011)

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Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Wiener Börse Party #689: ATX 17 Jahre nach dem All-time-High in der Gulasch- und KESt-Gegenwart, eine Bitte an Karin Lenhard




 

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    01.06.2011, 22151 Zeichen
    Der Vorstand eines grossen Brokers (Wolfgang Siegl-Cachedenier, brokerjet), ein WP-Club-Chef (Hans-Peter Schweighofer, InvestmentClub-Austria), ein Börse-Halb-Aussteiger (Alexander Proschofsky) und ein -Aussteiger (Heinz Karasek) sinnieren im Cafe BE über die Wiener Börse. Bilder unter http://www.boerse-express.com/cafebe .

    Cafe BE: Herr Proschofsky, man kennt Sie vom Austria Börsenbrief und von Anlegerschützer-Themen; zuletzt hat man jedoch weniger von Ihnen gehört. Schauen Sie sich den Wiener Markt noch regelmässig an?

    Alexander Proschofsky: Ich schaue mir den Markt jetzt wieder stärker an, investiere immer noch in Österreich. Mein restlicher Tag hat mit Häusern zu tun, was mein zweites Standbein wurde; und das seit mittlerweile acht Jahren. Ich schaue auch mehr international als früher, weil ich in Wien langfristig eine Unterentwicklung erwarten würde aufgrund der vielfältig schlechteren Rahmenbedingungen.

    Cafe BE: Die Schreiberei aufgegeben?

    Proschofsky: Auf professioneller Basis habe ich 20 Jahre lang geschrieben, heute freue ich mich, wenn ich auf Eure be24.at die Dinge veröffentlichen kann, die mir am Herzen liegen. Hätte ich 40 Stunden mehr Zeit in der Woche, täte ich auch die Schreiberei vielleicht noch 20 Jahre weiterverfolgen. Ich habe immer gerne geschrieben, aber irgendwann reicht es dann auch mit Redaktionsterminen.

    Cafe BE: Zur Frage nach der Underperformance kommen wir später noch. Herr Karasek, Sie sind ja ein Komplettaussteiger aus dem Markt. Was waren die Beweggründe - ausser dem Wunsch, etwas völlig Neues zu tun?

    Heinz Karasek (lacht): Also keine, die man jetzt hier .... (alle lachen). Nein, es war einfach ein tiefer Wunsch nach Veränderung. Ich glaube auch nicht, dass das die letzte grosse Veränderung in meinem Leben war.

    Cafe BE: Ihr Lokal „Das Heinz“ an die Börse bringen? Nein, Spass beiseite. Sie waren im Zertifikatebereich tätig, einige Zeit als Vorstand des Zertifikate Forum Austria. Warum ist gerade der Bereich der Strukturierten Produkte einer, der auch in den aktuellen Wiener Krisentagen noch gut funktioniert?

    Karasek: In den Produkten steckt viel Innovationscharakter. Ich glaube, es ist die Umstrukturierung eines Ertragsprofils, die man ja bei klassischen Anlagen nicht hat. Motivierend für Anleger sind auch negative Erfahrungen, die sie mit anderen Produktgruppen gemacht haben und die sich über längere Zeit summiert haben. Man muss sehen, wie das nach einer längeren Zertifikate-Ära aussieht.

    Cafe BE: Informieren Sie sich als Privatperson noch laufend über den Markt?

    Karasek: „Der Markt“ beschränkt sich bei mir auf Geschichten an der Theke. Es freut mich, dass viele Leute aus dem Finanzsektor gerne zu mir ins Lokal kommen. Die sind teilweise sehr heiter, teilweise aber auch sehr traurig dieser Tage.

    Cafe BE: Sie werden also nach wie vor mit Börsethemen vollgeschwatzt, obwohl Sie es ja eigentlich gar nicht mehr hören wollen, oder?

    Karasek: Ja, kommt vor. Aber ich plaudere sehr gerne, mache nur selbst nichts mehr.

    Cafe BE: Herr Siegl-Cachedenier, wie stark steht die Wiener Börse eigentlich im Zentrum Ihrer brokerjet-Aktivitäten?

    Wolfgang Siegl-Cachedenier: Wenn man sich rein die Umsätze ansieht, so hatten wir im vergangenen Jahr rund 20 bis 25 Prozent unserer Umsätze an der Wiener Börse, das hat sich im bisherigen Verlauf 2011 halbiert. Das ist quer durch die Bank im ganzen Retailgeschäft zu sehen. Wir stellen gerade deshalb jetzt die Wiener Börse in den Mittelpunkt. Die Leute sind sehr verunsichert, was die Wertpapierbesteuerung in Österreich betrifft, wir wollen da mit viel Information Hilfe leisten: Webinare, Seminare, Roadshow; alles zum Thema Steuern, wir wollen da die Angst nehmen. Da gibt uns das Feedback auf der einen Seite recht, dass sich die Kunden sehr dafür bedanken. Andererseits bleibt die Zurückhaltung trotzdem bestehen, was man an den Volumina ablesen kann. Die Unsicherheit ist das schwierigste an der aktuellen Situation, die Verschiebung auf April 2012 hat das noch verstärkt; die Eckpunkte der Steuer sind zudem in vielen Punkten noch sehr vage, beispielsweise ist die Besteuerung bei Splits noch unklar. Das erhöht die Unsicherheit.

    Cafe BE: Vor wenigen Tagen hatten Sie den grossen Trading Kongress. Standen auch hier die Steuern im Mittelpunkt oder doch eher die Anlagechancen?

    Siegl-Cachedenier: Beides. Das Steuerseminar war eines der Bestbesuchten auf dem Kongress. Die Frage, wie man seine Veranlagung umgestalten kann, ist natürlich eine Folgethematik. Interessant war, dass auch die Aussagen der einzelnen Referenten unterschiedlich waren. Norbert Walter beispielsweise sagte, dass das 21. Jahrhundert nicht im Zeichen von China stehen wird. Jim Rogers hat genau das Gegenteil gesagt – für die Leute eine Möglichkeit, sich ein Bild zu machen. Das macht so einen Kongress interessant.

    Cafe BE: Warum macht man den Kongress an einem Samstag?

    Siegl-Cachedenier: Ganz offene Antwort – weil es eine Retailveranstaltung ist und die gehört einfach an einem Samstag durchgeführt.

    Cafe BE: Im Vergleich mit den Vorjahren: Wie hat sich die Dimension der Veranstaltung entwickelt?

    Siegl-Cachedenier: Wir hatten heuer 2500 Teilnehmer bei den Seminaren, das ist im Vergleich zum Vorjahr ca. 40 Prozent mehr. Das ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass halt einige Fragen offen sind, andererseits hatten wir gute Speaker für den Event gewonnen.

    Cafe BE: Wird es den Kongress auch 2012 geben?

    Siegl-Cachedenier: Ja, aber wahrscheinlich im März, weil wir gesehen haben, dass der Mai aufgrund des Wetters vielleicht nicht ganz passend ist. Wir haben den Kongress fünf Mal gemacht und zum fünften Mal hatten wir mehr als 25 Grad.

    Cafe BE: Herr Schweighofer, während ich die anderen drei Gäste seit einer Ewigkeit kenne, sitzen wir heute das erste Mal zusammen. Kurz die Vorstellung auch für unsere Leser: Sie sind Chef des InvestmentClub-Austria, der 1991 als InvestmentClub der CA mit 100 Mitgliedern gegründet wurde. Ab 2003 Loslösung von der Bank Austria und Umbenennung auf InvestmentClub-Austria. 
Als Verein ins Vereinsregister eingetragen. 
Derzeit 333 Mitglieder mit einem Gesamtvermögen von 3,7 Mio. Euro in sieben Veranlagungsgruppen, davon je eine in Graz und Kitzbühel. Inwieweit steht die Wiener Börse bei Ihnen im Mittelpunkt?

    Hans-Peter Schweighofer: Die Wiener Börse hat bei uns einen gewichtigen Aspekt. Die Österreicher sind Home Buyer, verfolgen den Markt sehr intensiv, gehen auch zB gerne auf Hauptversammlungen. Unter unseren Mitgliedern sind viele dabei, die in Ruhestand sind, und sich die Zeit gut einteilen können. Da werden viele HVs abgeklappert. Unser Club ist 20 Jahre alt und sehr gut etabliert, wir machen monatliche Clubtreffen, 11 Mal im Jahr, nur der Dezember wird ausgelassen.

    Cafe BE: Wie kann ich mir die Clubtreffen vorstellen, ist das ein stabiler Kreis an Teilnehmern?

    Schweighofer: Ein gewisser Kern an Stammbesuchern ist da. Bei den Veranstaltungen bewegen wir uns zwischen 30 und 50 Personen, in den Spitzenzeiten lagen wir bei 70 Personen, das hängt natürlich mit der Börsenphase zusammen. Wir versuchen auch immer, relativ aktuelle Themen zu finden, die den Mitgliedern am Herzen liegen. Da hatten wir vor kurzem ebenfalls das Steuerthema mit Matthias Hofstätter von Leitner & Leitner oder zuletzt einen Beitrag von der volkswirtschaftlichen Stelle der Bank Austria. Die Leute wollen zwischendurch die Hard-Facts haben. Die Veranlagungsgruppen sind in sich geschlossen, haben separate Strategien. Da gibt es zB eine reine Fondsgruppe, die meisten sind aber auf Einzelaktien fokussiert. Die Ansätze variieren, mal gibt es den Value-Ansatz, mal den regionalen Ansatz.

    Cafe BE: Gibt es eine reine Börse Wien-Gruppe?

    Schweighofer: Direkt nicht, aber ist natürlich in den Gruppen ein Thema. Wir haben uns intensiv mit dem Thema Wertpapier-KESt auseinandergesetzt und die Portfolios so aufgestellt, dass Investments Ende 2010 getätigt wurden, um langfristig aufgestellt sein. Natürlich vor dem Hintergrund der Vermögenszuwachssteuer, wenn sie noch so kommt, wie sie geplant war.

    Cafe BE: Welche drei Titel würden Sie von den österreichischen Titeln in Ihren Gruppen hervorheben?

    Schweighofer: Sicher eine OMV als Blue-Chip Wien, dazu der Verbund und die voestalpine.

    Cafe BE: Ziehen Sie die Gruppen bei der OMV-Kapitalerhöhung mit?

    Schweighofer: Das wird von Gruppe zu Gruppe variieren, was ich aber so herausgehört habe, ist, dass wohl mit Limits unter 30 agiert werden wird. Bekommt man die Aktie, dann soll es recht sein, wenn nicht, auch egal.

    Cafe BE: Und welche Titel sind bei brokerjet die Gefragtesten?

    Siegl-Cachedenier: In den vergangenen drei Monaten wurde bei uns besonders viel (Anm.: zitiert eine Liste) in Intercell, Raiffeisen, voestalpine, Immofinanz, OMV, Erste Group, Andritz und Verbund gehandelt. Dahinter mit Commerzbank, Conergy und Solarworld drei deutsche Titel. Früher stand bwin im Mittelpunkt, da wird jetzt kaum noch etwas gehandelt.

    Cafe BE: Der Austria Börsenbrief war und ist bekannt für das Stockpicking. Welche Titel der Wiener Börse schaut sich die Privatperson Alexander Proschofsky heute noch an?

    Proschofsky: Also anschauen tu ich mir weiterhin fast alles, zumindest das, was innerhalb eines gewissen Grössenfilters ist. Gut gefallen mir aktuell eine Strabag, ich finde immer noch, dass Andritz ein fantastisches Unternehmen ist, das gleiche gilt für Mayr-Melnhof. Im Gegensatz gefallen mir viele Unternehmen, bei denen der Staat dabei ist, nicht. Da gehört auch die OMV dazu, ich finde das Management furchtbar. Eine Kapitalerhöhung auf dem Level EV/EBITDA von unter 3 zu machen, statt eine Investition wie Tunesien oder Tankstellen in der Türkei auszulassen. Die Aktie ist billig und wird immer billig bleiben. Auch die Tatsache, dass man ein Jahr über die Kapitalerhöhung geredet hat, statt sie einfach zu machen, sodass das auch der letzte Hedgefonds-Manager in den USA oder London weiss; da bin ich nicht so begeistert von der ganzen Transaktion. Positiver sehe ich die Lenzing-Transaktion, die Emission wird auch auf diesem Preisniveau gut laufen. Kurzfristig, weniger langfristig, ist voestalpine glaube ich ein ganz guter Pick, im Automotive-Bereich gibt es gute Signale. Das wars dann in etwa.

    Cafe BE: Und Sie, Herr Karasek, haben ja gesagt, dass Sie aktuell nicht aktiv sind. Spricht man im Lokal über Aktien- und Zertifikatetipps oder geht es eher um Gschichtln?

    Karasek: Befindlichkeiten und Gschichten auch. Das zurückgehende Volumen und die zunehmende Unsicherheit, das ist alles eine sich selbst befeuernde Abwärtsspirale für die Umsätze. Immer mehr wird über Dark Pools abgewickelt, das ist natürlich auch ein Spesenthema. Ich habe bei den Aussagen der anderen Gesprächsteilnehmer zugehört und nachgedacht, was mich interessieren würde. Tut mir leid, aber da fallen nur die guten alten Titel wie Leykam, Lambacher oder so ein. Es ist schade, der Platz ist historisch; ich war ja Händler der CA, da sind wir jeden Tag in der Früh da, wo wir jetzt bei Griffner am Schottenring sitzen, am Weg zur Wiener Börse vorbeispaziert. Die Orders wurden händisch eingegeben. Da sind die Sensale mit dickem Buch und Bleistift zu den Patronanzbanken hingegangen. Am Anfang wurde das Buch so gehalten, dass man die Orderlage nicht erkennt, im Verlauf ist das Buch dann immer waagrechter gelegen. Und dann hat halt der Chefhändler der Patronanzbank eine Kursbildung veranlasst.

    Cafe BE: Was muss passieren, damit die Abwärtsspirale an der Wiener Börse gestoppt werden kann?

    Siegl-Cachedenier: Zwei Dinge, einerseits die Kommunikation von allen in der Branche an die Kunden, Anleger oder Interessierten. Zweitens ein faires Gesetz, was die Wertpapiersteuer betrifft.

    Cafe BE: Was wäre aus Ihrer Sicht fair?

    Siegl-Cachedenier: Zum Beispiel, dass man Verluste sofort mit Gewinnen gegenrechnen kann.

    Cafe BE: Das hört man ja sehr stark, dass das gerade evaluiert wird ...

    Siegl-Cachedenier: Genau. Es ist ja nicht so, dass es kein Verständnis für so eine Steuer gibt, nur fair muss es sein. Gewinne sofort zu versteuern und die Verluste erst im nächsten Jahr zurückholen zu können, das sieht der Privatanleger zu Recht nicht ein.

    Proschofsky: Was ist das für ein Gesetz, in dem ein in Österreicher, der in Österreich Wertpapiere veranlagt, gegenüber einem Österreicher, der in Deutschland Wertpapiere verlanlagt, diskriminiert wird?

    Siegl-Cachedenier: Richtig, das hören wir auch sehr stark von den Kunden.

    Cafe BE: Ein Austro-Aktien-Umsatzminus von 50 Prozent bei den meisten Brokern; gibt es da auch einen Dialog zwischen den Brokern selbst? Einen gemeinsamen Strang? Ist was geplant?

    Siegl-Cachedenier (lacht): Dialog ja, da würde ich mal dabei bleiben.
    Schweighofer: Durch die ganzen gesetzlichen Änderungen gibt es mittlerweile nur mehr sehr wenige Investmentclubs in Österreich.

    Cafe BE: Wegen der aktuellen Änderungen?

    Schweighofer: Nein, vorher schon. Die Vermögen dürfen nicht mehr auf den Verein laufen, das ist ein Verstoss gegen das Bankwesengesetz, daher haben wir eine Treuhandschaft zwischengeschaltet. Das wollten sich aber viele andere Clubs nicht antun, zu viel Aufwand, zu hohe Kosten. Zurück zum aktuellen Umsatzrückgang: Der steuerliche Aspekt ist hier nicht der Hauptgrund, es sind meiner Meinung nach eher die Unsicherheiten wie Fukushima, der arabische Raum oder die Schuldensituation im Euro-Raum. Das führt dazu, dass Entscheidungen hinausgeschoben werden. Und bei der Vermögenszuwachssteuer ist die Problematik mit dem unklaren Zeitpunkt des Inkrafttretens deutlich komplexer geworden. Ein weiterer wichtiger Punkt: In den Neunzigern hatten wir zum Beispiel eine tolle Stimmung, die Leute wollten sich an den Unternehmen beteiligen. Zuletzt hatten wir eine Diskussion, dass der derjenige, der Aktien hat, ein böser Mensch ist, der bestraft gehört. Vergessen wird, dass der Aktionär die tragende Säule der Wirtschaft ist. Wenn die Unternehmen an Ausländer gehen, ist das ja sicher nicht besser. Da ist die Branche zum Aufrütteln aufgerufen, auch die Politik. Und letztendlich darf man auch die börsenotierten Unternehmen nicht aus der Pflicht nehmen. Leider sehen doch immer mehr Unternehmen den Aktionär als lästig an, man wird ja durch das politische Bild dazu eingeladen. Daher: Wir gehen zu den Hauptversammlungen, stellen Fragen, das ist auch das Recht der Aktionäre. Der Vorstand des Unternehmens soll sehen, dass die Leute kommen und interessiert sind.

    Cafe BE: Herr Proschofsky, wie schätzen Sie die Chancen der Banken beim VfGH in Bezug auf die Wertpapiersteuer ein?

    Proschofsky: Da tu ich mir schwer, ich hab das alles vor Monaten gelesen. Der Aspekt, der mir sehr wichtig ist, ist, dass die Inlandskonten doch nicht diskriminiert werden dürfen. Das Grundübel der Steuer ist nichts anderes, als dass man die Sparbuch-KESt auf ein Wertpapier, das eine Kursbewegung hat, umlegen wollte. Ich glaube auch gar nicht, dass das böse Absicht ist, sondern politisch und österreichisch, so nach dem Motto „tun wir das doch in das Bestehende dazu“. Und leider hat es niemand gegeben, der da Widerstand geübt hat und jetzt haben wir den Salat.

    Cafe BE: Wie sehen Sie die Steuer, Herr Karasek?

    Karasek: Ich halte das für eine rein populisitische Massnahme. Ich kann mir nicht vorstellen, dass aus so einer Steuer etwas rauskommt, das irgendwas im Haushalt bewegt. Es ist eine Showsteuer, die noch dazu schlecht gemacht wurde. Das Thema Aktieninvestment ist in den vergangenen Jahren immer mehr vom Beteiligungscharakter zum Wettcharakter gegangen. Die Volatilität, die stellenweise im Markt war, das war zu viel. Zertifikate haben das noch einmal verstärkt. Und da ist wohl auch der Ansatz mit der Steuer zu suchen.

    Cafe BE: Herr Schweighofer, inwieweit sind Zertifikate bei Euch in den Anlagegruppen ein Thema?

    Schweighofer: Sind drinnen, aber werden eher stiefmütterlich behandelt. Wir haben einen langfristigen Horizont, für Value-Investoren sind Zertifikate von der Philosophie her nicht so geeignet. Man sieht sich das an und gibt dem Investment Zeit.

    Cafe BE: Also lieber gleich die voestalpine-Aktie statt dem Discount-Zertifikat, auch wenn eine eventuell hohe Volatitlität eine vielleicht sehr starke Ausstattung ergibt ...

    Schweighofer: Genau. Und es ist uns ja auch wichtig, zu HVs zu gehen. Zudem wollen wir in den Gruppen lieber die Langfristigkeit. Wir wollen am Unternehmen beteiligt sein, die Substanz sehen. Ein Besuch eines Stahlwerks in Linz gehört da dazu. Die HVs geben auch wichtige Indikationen zur Stimmung. Wird gestritten, geht alles ruhig zu? Wie geht es dem Vorstand mit dem Aufsichtrat und umgekehrt? Arbeiten vielleicht alle gegeneinander? Man lernt viel über das Unternehmen.

    Cafe BE: Und wie gross ist der Zertifikate-Anteil bei den brokerjet-Kunden?

    Siegl-Cachedenier: Bei uns sind ca. 50 Prozent der Trades mit Zertifikaten.

    Cafe BE: Wirklich wahr?

    Siegl-Cachedenier: Ja, auf der einen Seite ist das durch die Spesenstruktur bedingt, andererseits hat brokerjet bei den Funktionen eine Vorreiterrolle, Kunden können bespielsweise auch im ausserbörslichen Handel Trailing Stopps verwenden.

    Cafe BE: Hebelprodukte statt Anlageprodukte, richtig?

    Siegl-Cachedenier: Ganz klar Hebelprodukte.

    Cafe BE: Und wann wird man Anleihen bei Euch handeln können?

    Siegl-Cachedenier: Seit zwei, drei Monaten machen wir auf Facebook recht viel und da kam ebenfalls vor kurzem diese Frage: Ich habe das mit 2012 beantwortet. Anleihen sind für die Diversifikation sehr wichtig, wir hatten es bisher technisch nicht aufgesetzt. Also: 2012.

    Cafe BE: Herr Proschofsky, sind für Sie Zertifikate ein Thema?

    Proschofsky: Ich bin ein Direktinvestor. Bei Zertifikaten sehe ich schon den Punkt, dass es vor Spesen 50:50 steht, je nach Derivateklasse steht es dann nur noch 40:60, ohne Anspruch auf Genauigkeit. Ich habe zwar meine Diplomarbeit und Dissertation über Derivate geschrieben, setze sie aber selten ein. Ausnahme vielleicht Hegding. Derivate bräuchten meiner Meinung nach mehr Regulierung, sie sind Verstärker der Marktdynamik, haben die Krise verstärkt. Ich bin nicht dafür, dass Derivate verboten werden, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es sinnvoll ist, dass Aktien verstärkt über Derivate gehandelt werden.

    Karasek: Das ist schon zum Teil richtig. Beispiel Zukunftsvorsorge, das war nicht ganz durchdacht mit der Kapitalgarantie. Man lässt über Jahre Volumen hineintröpfeln, das dann zu einem schlechtem Moment durch ein und das gleiche Nadelöhr wieder raus muss, weil eben eine Kapitalgarantie darauf ist.

    Cafe BE: 2008 hatten wir den ATX-Future 100 Punkte unter der Kassa und unter dem theoretischen Wert. Jetzt kommt Sozialminister Hundstorfer und möchte die staatliche Prämie auf ausgestoppte lebenslange Verträge kürzen. Auch das passt ins Bild. Ich möchte die klassischen Anbieter von strukturiert verpackten Derivaten ein wenig in Schutz nehmen, schliesslich kann ja, würde es deren Produkte nicht geben, ein Privatanleger nur schwer zB von einem erwarteten Rückgang der Vola profitieren können. Bei grossen Institutionellen sieht es anders aus, da blickt man oft wirklich nicht durch.

    Siegl-Cachedenier: Was ich positiv finde, ist, dass man in Märkte investieren kann, in die man sonst nicht reinkönnte.

    Schweighofer: Wer eine klare Meinung hat, kann das mit Zertifikaten gut umsetzen, für steuerehrliche Menschen ist das auch eine einfache Handhabe.

    Cafe BE: Auf zur klassischen Schlussrunde. Wohin gehen die Märkte? Wo notieren ATX & Co per Jahresende, gerne auch die private Meinung ...

    Siegl-Cachedenier: Ich glaube schon, dass wir bis Ende des Jahres im ATX und auch im DAX noch eine positive Entwicklung sehen werden. Viele warten ab, nicht nur bezüglich der KESt, sondern auch wegen Griechenland oder dem nahen Osten.

    Cafe BE: Glauben Sie an einen Anstieg der Vola? Das müsste dann ja auch wieder ansteigende Handelsvolumina geben.

    Siegl-Cachedenier: Ich denke, dass wir aktuell ein historisch tiefes Niveau bei den Handelsumsätzen haben. Das wird schon wieder etwas ansteigen, das ist auch ein bisschen eine Hoffnung natürlich.

    Schweighofer: Ich glaube, die Anleger werden sich an die Unsicherheiten gewöhnen, und vielleicht fällt ja die eine oder andere Unsicherheit weg. Ich sehe in der zweiten Jahreshälfte durchaus Potenzial. Ich bin optimistisch, der Markt braucht jetzt ein wenig Zeit, um Luft zu holen. In Österreich und Deutschland haben die Unternehmen gute Arbeit geleistet.

    Karasek: Ich habe zum Aktienmarkt gar keine Meinung mehr, will auch keine Prognosen abgeben. Die Frage ist, ob eine Prognose von mir aktuell nicht eine höhere Trefferchance hätte als früher. Aber das, was ich rundherum sehe dieser Tage, gefällt mir gar nicht. Die Krisenherde in Europa und im Nahen Osten sind bekannt, auch der Aufschwung in Amerika steht meiner Meinung nach nicht auf einem gesunden Fundament.

    Cafe BE: Herr Proschofsky, Sie sprachen eingangs davon, dass der Wiener Markt nur eine Underperformer-Einschätzung verdiene ...

    Proschofsky: Die Märkte haben sich recht gut gehalten, die Stimmung zeigt jedoch die schlechte Laune. Ich war erst in der vergangenen Woche bei einer Konferenz mit österreichischen und deutschen Unternehmen, dort ist die Stimmung erfreulicherweise sehr gut. Ich glaube, die Unternehmen sind viel besser aufgestellt als vor der Krise. Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Der DAX gefällt mir in Europa am besten, auch der ATX könnte am Ende des Jahres ein Stück höher liegen, aber etwas hinterherhinkend. Hier gibt es noch viele offene Punkte: Das KESt-Thema, die Beachtung der Wiener Börse, einige grosse Unternehmen, zB die Staatsnahen, sind einfach schlecht gemanagt. Es gibt gute Unternehmen in Österreich, aber die Verlagerung der Zentralen weg aus Österreich ist schon ein Problem. Oder Cheuvreux mit der Aufgabe der Niederlassung. Weiters sind die Börsegebühren sind viel zu hoch und das Klima ist börsefeindlich. Die Problemlösung ist komplex, man kann da nicht einfach an einer Schraube drehen, es geht nämlich um viele kleine Faktoren. Ich fürchte, die Umsätze werden noch weiter bröckeln. Börsegänge klappen nicht wegen der Historie (Amag, Isovoltaic), aber es ist immer einzeln zu betrachten. Lenzing wird gut laufen, da bin ich überzeugt.

    Diskussionsleitung: Christian Drastil
    Fotos: Franz-Josef Galuschka


    (01.06.2011)

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    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    Wiener Börse Party #689: ATX 17 Jahre nach dem All-time-High in der Gulasch- und KESt-Gegenwart, eine Bitte an Karin Lenhard




     

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