08.10.2024, 4306 Zeichen
Wien (OTS) - Auf 1,3 Milliarden Euro belaufen sich laut einem
aktuellen Research
Brief des Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII), des
Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) und des
Complexity Science Hub (CSH) die Schäden durch die
Hochwasserereignisse zwischen 14. und 21. September 2024 in
Österreich. Diese Schätzung umfasst Produktionsausfälle und
beschädigtes Inventar bei Betrieben, die direkt von der
Flutkatastrophe betroffen wurden, sowie Ausfälle bei Betrieben die
indirekt über Lieferketteneffekte betroffen sind. Zudem wurden
Schäden des Agrarsektors hochaufgelöst berücksichtigt. Bei
Privathaushalten wurden die Schätzungen des Versicherungsverbandes
Österreich (VVÖ) herangezogen. Infrastrukturschäden sind mangels
verfügbarer Daten nicht berücksichtigt.
Zwtl.: Knapp 700 Unternehmen von den Überflutungen stark betroffen
Zur Berechnung der Verluste im Industriesektor, wurden zum einen
direkte Schäden herangezogen. Darunter fallen etwa die Vernichtung
von Lagerbeständen oder Unterbrechungen der Unternehmenstätigkeit (
etwa infolge von Aufräumarbeiten, oder zerstörter Maschinen). Um den
indirekten Einfluss der Überflutungen auf die regionale Wirtschaft zu
berechnen, wurde ein auf Naturkatastrophen abgestimmtes Input-Output-
Model gewählt.
Offiziellen Meldungen sprechen von etwa 900 betroffenen
Unternehmen. Dem ASCII-Modell zur Folge waren 841 Unternehmen von den
Auswirkungen der Überflutungen betroffen, 676 davon stark. Während
einzelne davon sicherlich verheerende Verluste hinnehmen mussten,
hält sich der Schaden in Bezug auf die jährliche Gesamtwertschöpfung
des Bundeslands Niederösterreich mit 0,03 bis 0,09 Prozent in
Grenzen. In Zahlen sind das etwa 300 bis 900 Millionen Euro. Das
Referenzjahr ist 2020.
Zwtl.: Naturkatastrophen treffen den Agrarsektor immer besonders
stark
Schätzungen der Österreichischen Hagelversicherung, der
Spezialversicherung für Landwirt:innen, gehen von einem Verlust in
der Höhe 10 Millionen Euro aus. Dabei handelt es sich aber um keine
exakte Abbildung der Verluste, da ein Selbstbehalt bei Ernteausfällen
zu tragen ist und auch nicht alle Landwirte versichert sind. Um das
Gesamtschadensausmaß zu ermitteln, wurden Geodaten verwendet, um jene
Ernten zu identifizieren, die sich auf den betroffenen Feldern
befanden. Das betrifft vor allem Getreide, Mais und Zuckerrüben.
Demzufolge wurde eine maximale Schadenssumme von 14,7 Millionen Euro
berechnet.
Zwtl.: Rekordschaden bei den Privathaushalten
Für Privathaushalte wurden die Daten des Versicherungsverbandes
Österreich (VVÖ) herangezogen. Dieser hat einen Rekordverlust von 700
Millionen Euro seitens der Haushalte ausgewiesen.
Zwtl.: Derzeitiges Kompensationsmodell reformbedürftig
“Mit dieser Modellierung können wir rasch wirtschaftliche Schäden
genauer lokalisieren und aufzeigen, wo Maßnahmen sinnvoll eingesetzt
werden können”, fasst ASCII-Direktor und CSH-Wissenschafter Peter
Klimek den Beitrag seines Instituts bei der Bewältigung von
Naturkatastrophen zusammen.
„Starkregen und nachfolgende Überflutungen, wie sie sich zwischen
im September 2024 in Zentraleuropa ereignet haben, sind
Extremwettereignisse. Diese werden aufgrund des Klimawandels
häufiger, vor allem aber intensiver auftreten. Deswegen ist die
Entwicklung von Methoden zur schnellen Abschätzung der
wirtschaftlichen Auswirkungen bedeutsam. Auch, um darauf abgestimmte
Maßnahmen einleiten zu können und etwaige Verluste abzufangen“, so
ASCII-Vizedirektor und WIFO-Ökonom Klaus Friesenbichler.
Abschließend zeigt der Vergleich mit früheren Flutkatastrophen,
dass Österreich insgesamt gut auf mögliche Überflutungen vorbereitet
war, weswegen sich ein gewichtiger wirtschaftlicher Schaden
verhindern ließ. Auch da hierzulande ca. 60 Millionen Euro pro Jahr
in Hochwasserschutz investiert werden. Überarbeitungen könnten aber
am Kompensationsmodell getätigt werden, das Schäden betroffene
Haushalte und Unternehmen vom Katastrophenfonds abhängig macht und
wenig Anreize setzt, nicht in Hochrisikozonen zu bauen.
ÜBER DIE STUDIE
Der Research Brief " Rapid Assessment of the Economic Impact of
the Central European Flood 2024 on Austria " von Klaus
Friesenbichler, Leonardo Ialongo, Peter Klimek, Anna Renhart und
Franz Sinabell steht hier zum Download bereit.
Eine Visualisierung der Ergebnisse finden Sie hier .
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