15.10.2024, 8544 Zeichen
München (OTS) - Der weltweite Markt für Hardware und Software im
Bereich künstliche
Intelligenz (KI) wird voraussichtlich jährlich zwischen 40 und 55
Prozent wachsen und könnte bis 2027 zwischen 780 und 990 Milliarden
US-Dollar erreichen. Das hat der fünfte " Global Technology Report "
der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company ergeben. Er
beleuchtet die aktuellen Wachstumsschübe im Technologiesektor und
erläutert Entwicklungspotenziale, die durch die rasanten Fortschritte
vor allem rund um KI hervorgerufen werden.
- Neubau größerer Rechenzentren könnte in den kommenden fünf Jahren
Kosten zwischen 10 und 25 Milliarden US-Dollar verursachen
- Die Nachfrage nach vorgelagerten Komponenten könnte bis 2026 um 30
Prozent oder mehr steigen und die nächste Chipknappheit auslösen
- "Souveräne KI" sowie Bedenken von Unternehmen hinsichtlich Kosten
und Datenschutz schaffen Chancen für Small Language Models (SLMs)
"Generative KI treibt den aktuellen Wandel im Technologiesektor
maßgeblich an, doch er wird erschwert durch die wirtschaftlichen
Umbrüche und die Notwendigkeit, Geschäftsprozesse anzupassen",
erklärt Dr. Claus Benkert, Bain-Partner und Technologieexperte.
Inzwischen gehen Unternehmen über die Experimentierphase hinaus und
beginnen, generative KI in großem Maßstab in ihrer Organisation zu
integrieren. "Infolgedessen müssen CIOs weiterhin auf etablierte,
aber flexible KI-Lösungen setzen, die es den Unternehmen ermöglichen,
sich an ein sich schnell veränderndes Umfeld anzupassen", so Benkert.
KI beschleunigt Chipnachfrage
Bain schätzt, dass die KI-Workloads bis 2027 jährlich um 25 bis
35 Prozent wachsen könnten. Angesichts dieser Entwicklung wird der
Bedarf an Rechenleistung in den nächsten fünf bis zehn Jahren
erheblich zunehmen und größere Rechenzentren erfordern - von den
heute meist üblichen 50 bis 200 Megawatt auf mehr als ein Gigawatt.
Damit gehen auch steigende Kosten einher. Schlägt der Neubau eines
großen Rechenzentrums derzeit mit rund einer bis vier Milliarden US-
Dollar zu Buche, dürfte er sich in fünf Jahren auf etwa zehn bis 25
Milliarden US-Dollar belaufen. Diese Veränderungen werden
voraussichtlich enorme Auswirkungen auf die Lieferketten sowie die
Ökosysteme der Rechenzentren haben, einschließlich
Infrastrukturtechnik, Stromversorgung und Kühlung.
Der KI-bedingt steigende Bedarf an Grafikprozessoren (Graphics
Processing Units, GPUs) dürfte darüber hinaus die Gesamtnachfrage
nach bestimmten vorgelagerten Komponenten bis 2026 um 30 Prozent oder
mehr erhöhen, wie der Bain-Report prognostiziert. "Der steigende
Bedarf an KI-Rechenleistung wird die Lieferketten einmal mehr unter
Druck setzen. Während neue Rechenzentren mehr Halbleiter benötigen,
nimmt gleichzeitig die Nachfrage nach Computern und Smartphones
weiter zu", betont Bain-Partner und Technologieexperte Dr. Hans
Joachim Heider. "Diese Trends, gepaart mit geopolitischen Spannungen,
könnten die nächste Chipknappheit auslösen." Sollte sich der Bedarf
der Rechenzentren an GPUs der aktuellen Generation bis 2026
verdoppeln, müssten nicht nur die Zulieferer von Schlüsselkomponenten
ihre Produktion steigern. Vielmehr wären auch die Hersteller von Chip
-Packaging-Komponenten gezwungen, ihre Kapazitäten fast zu
verdreifachen, um die Nachfrage zu decken.
Souveräne KI rückt in den Fokus
Ein Bereich, der dem Bain-Report zufolge bei den
Technologieunternehmen für zusätzliche Komplexität sorgt, ist das
Aufkommen von "souveränen" KI-Bestrebungen einzelner Länder oder
Staatenverbünde. Nach den pandemiebedingten Halbleiterengpässen
stehen inzwischen Fragen zu Datenschutz und Sicherheit zunehmend im
Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Regierungen weltweit -
darunter Kanada, Frankreich, Indien, Japan und die Vereinigten
Arabischen Emirate - investieren Milliarden in die Subventionierung
souveräner KI. Sie investieren in die heimische Recheninfrastruktur
und KI-Modelle, die innerhalb ihrer Landesgrenzen entwickelt und mit
lokalen Daten trainiert werden.
"Erfolgreiche souveräne KI-Ökosysteme aufzubauen, gestaltet sich
als zeitaufwändig und sehr teuer", mahnt Heider. "Obwohl solche
Vorhaben in mancher Hinsicht weniger komplex sind als die Konzeption
und der Bau von Halbleiterfabriken, erfordern sie weit mehr als nur
lokale Subventionen zu sichern." Hyperscaler und andere große
Technologieunternehmen könnten weiterhin in KI-Projekte vor Ort
investieren, die ihnen erhebliche Wettbewerbsvorteile versprechen.
Ebenso könnten Small Language Models (SLMs), die Algorithmen wie
RAG (Retrieval-Augmented Generation) und Vektoreinbettungen (
numerische Darstellungen von Daten) verwenden, an Bedeutung gewinnen.
Denn Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung, ihre
Lieferanten zu managen, den Datenschutz sicherzustellen und die
Gesamtkosten im Griff zu behalten. Diese SLMs übernehmen einen
Großteil der Rechen-, Netzwerk- und Speicheraufgaben in der Nähe der
gespeicherten Daten.
Effizientere Softwareentwicklung erforderlich
Die zunehmende Verbreitung generativer KI drängt die in der
Softwareentwicklung tätigen Unternehmen gleichzeitig dazu, ihre
Effizienz zu steigern. So kann diese Technologie durchschnittlich
etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Entwicklungszeit einsparen, wie
eine Bain-Befragung von mehr als 200 US-Unternehmen aus verschiedenen
Branchen ergeben hat. Doch viele nutzen diese Vorteile bislang nicht
optimal. "Richtig umgesetzt, lassen sich mit generativer KI über
verschiedene Anwendungsbereiche hinweg sogar Effizienzsteigerungen
von rund 30 Prozent oder mehr erzielen", betont Bain-Partner Benkert.
"Um die Softwareentwicklung mithilfe generativer KI signifikant zu
verbessern, sind jedoch Anstrengungen erforderlich, die über die
Einführung von Coding-Assistenten hinausgehen." So könnten
beispielsweise Methoden wie die statische Analyse zum Einsatz kommen.
Ebenso gilt es den gesamten Softwareentwicklungszyklus abzudecken,
einschließlich Produktmanagement, Refactoring, Code-Reviews, Tests
sowie Build- und Release-Management.
Während Softwareunternehmen mit diesen Herausforderungen
konfrontiert sind, stockte zuletzt deren wirtschaftliche Entwicklung.
So ging das jährliche Umsatzwachstum einer Gruppe von weltweit rund
90 börsennotierten Software-as-a-Service (SaaS)-Unternehmen laut Bain
-Report in den letzten zwei Jahren um 16 Prozentpunkte zurück. In der
Folge hat die Branche ihre Ausgaben zum Teil erheblich reduziert. Der
prozentuale Anteil der Vertriebs- und Marketingbudgets am Umsatz der
SaaS-Unternehmen ist von 41 Prozent im Jahr 2022 auf nur mehr 33
Prozent im laufenden Jahr gesunken. Dagegen gingen die Ausgaben für
Forschung und Entwicklung im gleichen Zeitraum lediglich um drei
Prozentpunkte - von 21 auf 18 Prozent des Umsatzes - zurück.
"Für Softwareentwickler gilt es mehr denn je sicherzustellen,
dass sie ihrer Kundschaft maßgeschneiderte Produkte bieten,
bestmöglich in die Forschung und Entwicklung investieren und die
steigenden Betriebskosten im Griff behalten", resümiert Benkert.
"Kurzum: Anbieter müssen disziplinierter entscheiden, auf welche
Dienstleistungen und Angebote sie künftig setzen und ihre
Produktstrategie weiter ausdifferenzieren."
Bain & Company
Bain & Company ist eine international führende
Unternehmensberatung, die Entscheider:innen weltweit bei der
Zukunftsgestaltung unterstützt. Mit unseren 65 Büros in 40 Ländern
sind wir in unmittelbarer Nähe unserer Kundenunternehmen. Wir
arbeiten gemeinsam mit ihnen daran, den Wettbewerb zu übertreffen und
neue Standards in den jeweiligen Branchen zu setzen. Partnerschaften
aus unserem Ökosystem digitaler Innovatoren ergänzen unsere Expertise
und sorgen dafür, dass wir für unsere Kundschaft bessere, schnellere
und nachhaltigere Ergebnisse erzielen. In den kommenden zehn Jahren
werden wir weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar in Pro-Bono-
Projekte investieren. Wir unterstützen Organisationen, die sich den
aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Umwelt sowie
wirtschaftliche Entwicklung stellen und sich für Gleichberechtigung
in jeder Hinsicht engagieren. Von EcoVadis, der führenden Plattform
für ökologische, soziale und ethische Leistungsbewertungen für
globale Lieferketten, sind wir mit der Platinmedaille ausgezeichnet
worden. Damit gehören wir zu den besten 1 Prozent der untersuchten
Unternehmen. Seit unserer Gründung 1973 messen wir unseren Erfolg am
Erfolg unserer Kundenunternehmen und sind stolz darauf, dass wir die
höchste Weiterempfehlungsrate in der Beratungsbranche haben.
Erfahren Sie mehr unter: www.bain.de , www.bain.at , www.bain-
company.ch
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