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Experten-Statements zur EZB-Zinssenkung

17.10.2024, 4712 Zeichen

Die EZB hat heute die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt, der Einlagenzinssatz liegt damit nun bei 3,25 Prozent. Hier einige Statements zur Zinssenkung:

Viebig, Chief Investment Officer von ODDO BHF SE: "Die Zinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte ist gerechtfertigt, auch in dieser Höhe. Der Zins für die Einlagefazilität, mit dem die EZB die Geldpolitik steuert, liegt nun bei 3,25 Prozent. Trotz dieser weiteren Rücknahme der Leitzinsen ist die Geldpolitik der EZB auch weiterhin restriktiv. Der Satz für die Einlagefazilität liegt weiterhin über dem neutralen Zinssatz, zu dem die Geldpolitik weder expansiv noch restriktiv auf die Wirtschaft wirkt. Deshalb werden diesem Zinsschritt voraussichtlich weitere folgen. Diese Zinssenkung ist besonders durch den Rückgang der Inflation gerechtfertigt. Im September lag die jährliche Inflationsrate im Euroraum bei 1,8 Prozent, nach 2,2 Prozent im August und 4,3 Prozent im September 2023. Eine größere Zinssenkung hätte Risiken mit sich gebracht, da die Kerninflation im Euroraum weiterhin bei 2,7 Prozent und damit über dem mittelfristigen Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent liegt. Die Inflationsrisiken, die weiterhin auf der Wirtschaft lasten, sollten nicht unterschätzt werden. Besonders die Energiepreise sind schwer zu prognostizieren und bergen angesichts der zahlreichen geopolitischen Risiken Unwägbarkeiten für die Geldpolitik. Aus diesen Gründen halte ich den datengetriebenen Kurs der EZB für richtig. Mit dieser Zinssenkung ist die EZB nun schon zum zweiten Mal in diesem Zinszyklus der amerikanischen Notenbank Fed zuvorgekommen. Auch in Zukunft sollte die EZB schneller agieren als die Fed, da die Wirtschaftsdynamik in den USA höher bleibt als im Euroraum."

Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz: "Auf ihrer heutigen Sitzung hat die EZB ihren Leitzins (Einlagensatz) wie erwartet erneut um 25 Basispunkte auf 3,25% gesenkt. Auch der Hauptrefinanzierungssatz, zudem sich Banken laufend mit Liquidität bei der Notenbank versorgen können, wurde um 25 Basispunkte auf 3,40% gesenkt. EZB-Präsidentin Lagarde hat auf der Pressekonferenz betont, dass sich der Disinflationstrend zuletzt fortgesetzt hat und sogar etwas rascher ausgefallen ist als erwartet. Der EZB-Rat sieht eine Erreichung des 2%-Ziels nun etwas früher im kommenden Jahr als bisher. Deshalb und angesichts der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten hat der EZB-Rat auf der Sitzung auch einen größeren Zinsschritt um 50 Basispunkte diskutiert. Da die Inflation in den kommenden Monaten aufgrund von Sondereffekten zunächst aber wieder etwas steigen dürfte und der inländische Lohn- und Preisdruck nach wie vor relativ hoch ist, hat sich der Rat aber einstimmig für eine „normale“ Zinssenkung entschieden. Eine weitere Zinssenkung bereits im Dezember erscheint aus heutiger Sicht dennoch wahrscheinlich. Denn die Finanzierungskonditionen sind aus Sicht der EZB weiter restriktiv, und die Dynamik von Konsum und Investitionen bleibt schwach.Die EZB wird ihren Zinssenkungskurs fortsetzen. Im kommenden Jahr sollte sie auf quartalsweise Senkungen einschwenken und die Zinsen in Richtung der Landezone im Bereich von 2 bis 2,5% steuern. Ein solcher Kurs ist angebracht, solange die Wirtschaft im Euro-Raum nicht in die Rezession rutscht und die Inflation in der Nähe der aktuellen Werte verbleibt. Am Finanzmarkt rechnen Investoren mit einem noch etwas rascheren Zinssenkungskurs. Gleichzeitig sind die Konjunktur- und Gewinnerwartungen für 2025 relativ optimistisch. Anleger sollten sich dieser Diskrepanz bewusst sein."

Nicolas Forest, CIO bei Candriam, kommentiert die heutige Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB): "Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute wie erwartet die Zinsen gesenkt. Infolgedessen stiegen die europäischen Aktien und die kurzfristigen Zinsen fielen, getrieben durch Abwärtsrisiken bei Wachstum und Inflation. Diese Maßnahmen zur Disinflation unterstützen auch den Lockerungszyklus in Großbritannien und den USA. Die EZB hält weiterhin an ihrem datenbasierten Ansatz fest und gibt keine Hinweise auf weitere Zinssenkungen. Während die politische Unterstützung Chinas und die jüngste EZB-Umfrage zur Kreditvergabe der Banken für einen gewissen Auftrieb sorgen könnten, schrumpft die deutsche Wirtschaft, das verarbeitende Gewerbe kämpft mit Problemen und in den USA stehen die Wahlen vor der Tür. Zölle stellen ein weiteres Abwärtsrisiko für die europäische Wirtschaft dar, da der Euro stark von der Weltwirtschaftslage abhängig ist. Die EZB wird ihre künftigen geldpolitischen Entscheidungen auf der Grundlage detaillierter Daten und umfassenden, vierteljährlichen Makroprognosen treffen. Wir rechnen mit einer weiteren Zinssenkung im Dezember."



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Bildnachweis

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