18.08.2020, 6087 Zeichen
Die Wiener Börse ist am Montag mit Kursverlusten in die neue Handelswoche gestartet. Der ATX fiel 22,05 Punkte oder 0,98 Prozent und schloss bei 2.224,27 Einheiten. Das internationale Umfeld fand zu Wochenbeginn keine klare Richtung.
Laut Marktbeobachtern belasten derzeit vor allem die anhaltenden Corona-Sorgen wegen steigender Neuinfektionszahlen die Finanzmärkte. Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China rückt angesichts der dünnen Meldungslage zu den Unternehmen wieder stärker in den Fokus der Investoren.
Für Europa gab es keine nennenswerten Konjunkturdaten-Veröffentlichungen. Am Nachmittag fanden dann aktuelle US-Daten etwas Beachtung. Die Stimmung auf dem US-Häusermarkt hat sich von dem Einbruch in der Corona-Krise weitgehend erholt. Hingegen hat sich in den New Yorker Industrieunternehmen die Stimmung im August wieder eingetrübt.
Einheitlich klar im Minus zeigten sich in Wien die Bankwerte in einem schwachen europäischen Branchenumfeld. So schlossen Raiffeisen 3,52 Prozent tiefer und BAWAG gaben um 2,58 Prozent nach. Erste Group verloren 1,88 Prozent an Wert.
Unter den weiteren Indexschwergewichten zogen Andritz hingegen um 1,44 Prozent an. voestalpine konnten sich um 0,76 Prozent verbessern und Wienerberger gewannen um 0,65 Prozent.
Erneut sehr schwach zeigten sich Semperit und büßten 4,92 Prozent ein. Die Titel des Kautschukverarbeiters hatten bereits am Freitag nach Vorlage von Ergebnissen gut sechs Prozent an Wert verloren.
Aktien von AMAG zeigten sich mit einem Minus von 0,73 Prozent. Der Aluminiumkonzern kauft im angrenzenden Bayern zu. Er übernimmt 70 Prozent an der Aircraft Philip Gruppe (ACP). Die ACP ist spezialisiert auf die mechanische Bearbeitung von Aluminium und Titan für die Luft- und Raumfahrt. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Der Deal soll im Spätherbst abgeschlossen sein, teilte die AMAG mit.
Flughafen Wien
Der Flughafen Wien präsentierte heute ebenfalls Zahlen des abgelaufenen Q2/20, die nach wie vor stark von der anhaltenden Krisen-Situation beeinflusst waren. Von Jänner bis Juni 2020 verzeichnete die Flughafen-Wien-Gruppe inklusive der Auslandsbeteiligungen Malta Airport und Flughafen Kosice, einen Passagierrückgang von 66,0% auf insgesamt 6,2 Mio. Passagiere gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (Juli-Passagierrückgang minus 81,9%, minus 81,8% am Standort Wien). Am Standort Wien ging die Zahl der Passagiere um 65,3% auf 5.090.546 Reisende zurück. Die Zahl der Flugbewegungen sank von Jänner bis Juni 2020 um 58,5% auf 53.093 Starts und Landungen. Die durchschnittliche Auslastung (Sitzladefaktor) ging von 75,1% auf 63,9% zurück. Das Frachtaufkommen sank um 20,7% auf 107.860 Tonnen (Luftfracht und Trucking). In der Folge sank der Umsatz innerhalb des zweiten Quartals von €224,0 auf €34,4 Mio., das EBIT ging von €78,8 auf €-42,6 Mio. zurück. Das Periodenergebnis fiel wie erwartet ebenfalls deutlich von €57,5 auf €-34,3 Mio. Angesichts der massiven Reduktion des Flugangebots am Flughafen Wien durch die am Standort operierenden Airlines können Umsatz- und Ergebnisprognose der Flughafen Wien für das Geschäftsjahr 2020 nicht erreicht werden. Eine neue Prognose kann auf Basis der unsicheren Entwicklung der nächsten Monate nicht gegeben werden. Notmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des Betriebs und Senkung der Kosten werden umgesetzt. Die Flughafen Wien AG begegnet der anhaltenden COVID-19 Krise bei einem aktuellen Passagierrückgang um rund 80%, mit einem umfassenden Spar- und Liquiditätssicherungsprogramm. Das Einsparungsprogramm umfasst ein Volumen von deutlich über €220 Mio. bzw. mehr als 25% des für 2020 geplanten Umsatzes, wobei sich derzeit die Belegschaft in Kurzarbeit befindet. Die geplanten Investitionen für 2020 werden auf unter €100 Mio. reduziert, wobei Office Park 4 und Terminal 2 fertiggestellt werden, die anderen wesentlichen Bauvorhaben, wie auch Süderweiterung und Pier Ost Sanierung, verschoben werden.
Q2/20: Umsatz: €34,4 Mio. (Vj. 224,0); EBIT: €-42,6 Mio. (Vj. 78,8); Periodenergebnis: €-34,3 Mio. (Vj. 57,5)
Frequentis
Der heimische Entwickler von Flugsicherheitssystemen Frequentis präsentierte heute seine Zahlen zum H1/2020, die beim Konzernergebnis aufgrund einer Wertminderung der Einlagen bei der Commerzialbank Mattersburg deutlich negativ ausfielen. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2020 konnte mit €132,3 Mio. nahezu unverändert gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres gehalten werden. Dahinter steht eine Reihe von trotz COVID-19 erfolgreich durchgeführter Projektabnahmen und Installationen, beispielsweise Abnahmen in Wien und Melbourne im Rahmen des australischen Flugsicherungsprojektes OneSky, bei der Deutschen Bundeswehr und in der Schweiz oder auch beim norwegischen Sicherheitsnetz Nødnett, bei Bahnprojekten in Zentral- und Osteuropa sowie eine Projektabnahme beim GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) für Grönland. Das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibung) stieg im Berichtszeitraum auf €6,0 Mio. (H1/2019: €2,4 Mio.), das EBIT verbesserte sich auf €-1,0 Mio. (H1/2019: €-3,9 Mio.). Trotz der durchgeführten Wertminderung der Einlagen durch die Insolvenz der Commerzialbank Mattersburg konnte die Eigenkapitalquote bei 36,5% per Ende Juni 2020 gehalten werden. Anders als EBITDA und EBIT, ist das Konzernergebnis von der Wertminderung direkt betroffen. Bereinigt um den Einmaleffekt (€23,2 Mio. unter Berücksichtigung des Steuereffektes) belief sich das Konzern-ergebnis im ersten Halbjahr 2020 auf €-0,2 Mio. (H1/2019: €-2,4 Mio.). Dank der guten Auftragslage und der Digitalisierungs-Anstrengungen zur Umsetzung der Projekte war und ist Frequentis trotz der Pandemie voll ausgelastet. Trotz der nicht prognostizierbaren weiteren Entwicklung der Pandemie strebt Frequentis danach, den Umsatz und den Auftragseingang im Gesamtjahr 2020 in etwa zu halten, wenn nicht zu steigern. Aufgrund der Wertminderung wird von einem negativen Konzernergebnis für das Jahr 2020 ausgegangen.
H1/2020: Umsatz: €132,3 Mio. (Vj. 132,4), EBITDA: €6,0 Mio. (Vj. 2,4), EBIT: €-1,0 Mio. (Vj. -3,9), Konzernergebnis: €-23,4 Mio. (Vj. -2,4)
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