15.07.2020, 3518 Zeichen
Gemischte Gefühle liefern die Märkte auch zur Wochenmitte. Während sich Europa zu einem positiven Start aufzuraffen scheint, lag der Großteil der asiatischen Börsen heute zurück. Dass die Wall Street gestern mit netten Zuwächsen glänzen konnte, obwohl die Covid-Pandemie breite Schneisen in die angelaufenen Lockerungsmaßnahmen schlägt, die Ansteckungsrate weiterhin viel zu hoch liegt, mag verstehen, wer mag - für mich bleibt das ein saurer Apfel, in den reinzubeißen ich mich scheue. EUR/USD beginnt sich über 1,1400 zu etablieren, da liegen die Höchststände aus dem "Corona-März" schon in Sichtweite. Ob die Vorfreude auf einen positiven EU-Abschluss zum Wochenende zu einem dauerhaft stärkeren Euro führen kann? "Können" ja, "werden" aber vielleicht (noch) nicht, da hilft die derzeitige Reisewelle der Regierungschefs vermutlich auch nicht allzu sehr. Die Sitzung der Bank of Japan war der erwartete "non-event", ähnlich dürfte es sich heute Abend mit der Bank of Canada verhalten, die die nächste im Reigen der dieswöchigen Notenbankentscheidungen sein wird. Morgen gibt es dann wieder den neuesten Seidenschal Christine Lagardes zu bewundern, recht viel mehr wird auch in Frankfurt nicht zu holen sein. Ich tippe übrigens auf blau... Angesichts der Nachrichtenlage aus den diversen Lieblingsurlaubsländern erlaube ich mir einen leicht abgeänderten Gruß auf "Z'hausbleim & Xundbleim!"
An den asiatischen Börsen lässt sich zur Wochenmitte keine einheitliche Tendenz feststellen. Vielerorts geht es zwar dank guter US-Vorgaben nach oben, die chinesischen Börsen stehen jedoch erneut unter Druck, wo es bei den Anlegern zu Gewinnmitnahmen kommt. Die Bank of Japan hat wie erwartet ihren geldpolitischen Kurs bestätigt und die Prognosen für das japanische Wirtschaftswachstum zurückgenommen. Die Währungshüter erwarten, dass die japanische Wirtschaft in dem im März 2021 endenden Fiskaljahr zwischen 4,5 % und 5,7 % schrumpfen wird. In dem vorangegangenen Bericht vor drei Monaten hatte die BOJ noch einen Rückgang zwischen 3 % und 5 % prognostiziert.
An der Wall Street hatten die Kurse nach anfänglichen Verlusten eine eindrucksvolle Erholung verzeichnet, nachdem Fed-Gouverneurin Lael Brainard zugesichert hatte, dass die US-Notenbank weiter in großem Umfang Anleihen kaufen werde, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Hoffnungsvoll stimmte auch die Nachricht, dass das US-Biotechunternehmen Moderna Ende Juli die letzte Testphase seines Corona-Impfstoffs startet.
Im Blick standen die US-Quartalsberichte der drei Großbanken JPMorgan, Wells Fargo und Citigroup, die den Anlegern näheren Aufschluss über die wirtschaftlichen Schäden durch die Corona-Pandemie gaben. Das Bild war dabei buntgemischt, aber insgesamt eher freundlich. JPMorgan lag mit seinem Gewinn je Aktie mit USD 1,38 deutlich über der Erwartung von USD 1,04, allerdings waren die Analystenschätzungen im Vorfeld schon in den Bereich über USD 1,30 angestiegen. Dagegen hat Wells Fargo einen Verlust je Aktie von 66 Cent verbucht und damit für eine Enttäuschung gesorgt. Dies ist der erste Verlust seit über zehn Jahren. Die Dividende im dritten Quartal soll massiv gekappt werden. Die Citigroup hat dagegen mit einem Gewinn je Aktie von 50 Cent die Investoren überzeugt. Zwar ist dies ein Rückgang um 73 %, doch die Teilnehmer hatten noch Schlimmeres erwartet.
Die Ölpreise tendieren etwas fester. Zwar hat die OPEC am späten Dienstag ihre Prognosen für Ölbedarf und Wirtschaftswachstum gesenkt, doch dürfte dies weithin erwartet worden sein.
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