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Virtuelle Strabag-Blitz-HV: Alfred Gusenbauer macht den Speedy Gonzales (Günter Luntsch)

22.06.2020, 8730 Zeichen

Virtuelle Strabag-Blitz-HV. Mein Tipp, dass es Gusi Gonzales als schnellster ARV aller Zeiten schafft, die Strabag-HV "in weit weniger als 3 Stunden, knapp mehr als 2 Stunden" hinter uns zu bringen, war richtig: Die HV am 19.6.2020 um 10 Uhr endete bereits um 12:13 Uhr. Das schaffen viele "kleine" AGs nicht. Dass Berthold Berger so wenige Fragen hatte, die so leicht beantwortet werden haben können, entlockte selbst dem ARV ein Lächeln: "Das ist schlecht." Weil wir dann noch 3 Minuten warten mussten, ob neue Fragen kommen, die alten waren beantwortet. Gut, es war eine ruhige HV ohne Auffälligkeiten.

Die HV fand (kostensparend) im strabag-eigenen Gironcoli-Kristall statt. Laut CEO Birtel "gibt es in bewegten Zeiten keinen Grund, sich auf vergangenen Lorbeeren auszuruhen". Sehr früh habe man im Kernmarkt Österreich auf Covid19 reagiert, mit Kurzarbeit, als kapitalstarkes Unternehmen sehe man sich gerüstet, man habe eigene Baumaschinen, durch die kleinteilige Struktur habe man ein niedriges Risiko, die Belegschaft werde mit Hygienebedarf versorgt, die Baustellen auch in Österreich seien mindestens 10 Tage stillgestanden. Die Leistung, also der Umsatz, sei um 2% von 16,3 auf 16,6 Mrd Euro gestiegen und habe die eigenen Prognosen übertroffen. Der Auftragsbestand sei um 3% auf 17,4 Mrd Euro gestiegen, das Ebit um 8% auf 603 Mio Euro, die Ebit-Marge liege bei 3,8%, dem Ziel von 4% bis 2022 sei man einen großen Schritt näher gekommen. Die EK-Quote sei durch die deutliche Ausweitung der Bilanzsumme (IFRS16) von 31,6% auf 31,5% gesunken.

Im Q1 sei der Umsatz um 9% auf 2,6 Mrd Euro gefallen, der Auftragsbestand sei mit 17,7 Mrd Euro weiterhin hoch und beinhalte neu akquirierte Straßenbauprojekte in Uganda und Ungarn. Der Mitarbeiterstand habe um 1% auf 73.502 abgenommen, den größten Rückgang habe es in Deutschland gegeben, fast überall in den osteuropäischen Märkten habe man aufgestockt, eine Ebit-Marge von mindestens 3,5% dürfte gehalten werden. Man schlage nach 1,30 Euro nun 0,90 Euro Dividende vor, bei Eintreten gewisser Bedingungen (1 Mrd Euro an liquiden Mitteln plus zugesagte, aber nicht ausgenutzte Kredite), Extag soll der 26.11.2020 sein, Zahltag der 30.11.2020. 2019 habe der Total Shareholder Return +24% betragen, heute freilich stehe der Aktienkurs deutlich darunter, die Aktie habe sich aber deutlicher erholt als der ATX. Die Strabag besitze 7,4 Mio eigene Aktien und habe im vergangenen Geschäftsjahr keine dazu erworben. Man habe etwa 11.000 Baustellen pro Jahr.

Man habe ein klares Ziel von null Arbeitsunfällen. Stolpern, Stürzen, Rutschen höre sich nur harmlos an. Um immer an Sicherheit zu denken, bekämen die Mitarbeiter einen Sicherheitskit mit Pflaster, 70.000 solche Kits seien angefordert worden. Dieser Kit liege auch dem Geschäftsbericht bei. Anmerkung: Geschäftsbericht kostet genug Geld, da freut man sich, wenn ein kleines Geschenk beigepackt ist. Birtel sprach Verfehlungen von Mitarbeitern im Rahmen des "Baukartells" an. Die Mitarbeiter hätten geglaubt, sie täten dem Unternehmen etwas Gutes, jetzt gäbe es Schulungen, wie weit man mit einem Wettbewerber sprechen darf, die Strabag wolle einen fairen Wettbewerb. Nach Verlesung aller Tagesordnungspunkte wurde um 10:59h die Präsenz von 136 durch die besonderen Stimmrechtsvertreter vertretenen Aktionären mit 90,644.355 Aktien bekannt gegeben, das seien 82,4% des Grundkapitals. Anm: So wenige waren wir noch nie auf einer Strabag-HV, diese virtuellen HVs sind eindeutig kein Erfolgsmodell.

Ein erster Aktionär meinte, in der Tristesse der europäischen Baukonjunktur leuchte die Strabag als Stern heraus. Auf seine Frage nach Aktienbesitz bei Mitgliedern von Vorstand und Aufsichtsrat wurden wir aufgeklärt, dass die Mitglieder sich verpflichtet hätten, keine Aktien an der Strabag zu halten, wegen der strengen Insiderregeln. Auf die Frage nach der Zukunft der Dividenden an Rasperia erfuhren wir, dass am 9.4.18 das Finanzministerium der USA Oleg Deripaska auf eine Liste gesetzt habe, man dürfe daher keine Zahlungen an Rasperia leisten, solange sie Deripaska zurechenbar sei. Die Dividenden abzüglich KeSt seien rückgestellt und würden nach 3 Jahren zugunsten der Strabag verjähren, allerdings sei Rasperia derzeit verhindert, die Nichteigentümerschaft von Deripaska nachzuweisen, daher gehe man davon aus, dass die Verjährungsfrist gehemmt ist. Der Dividendenanspruch werde nicht verzinst. Eine Frage betraf ein Schweizer Unternehmen, an dem die Züblin AG zu 50% beteiligt sei, und das at.equity in der Strabag konsolidiert sei, diese Beteiligung sei auf 1 Euro abgeschrieben, eine reine Finanzgesellschaft, weitere Investitionen seien nicht geplant. Für 2,6 Mrd Euro Guthaben (davon 2,4 Mrd bei Kreditinstituten) bekomme man durchschnittlich 0,25% Zinsen. Related Partners: an die Uniqa zahle man 774.000 Euro Prämie, zu Rasperia habe man wie im Vorjahr keine Geschäftsbeziehungen. Hans-Peter Haselsteiner habe seit Ende 2019 keine Managementfunktion bei der Strabag und auch kein Büro mehr. Die erfragten "größten Verlustbringer 2019" seien ein Abwasser- bzw. ein Trinkwasserprojekt gewesen, mit einem kleinen zweistelligen Negativergebnis.

Der Spängler IQAM Standortfonds (Anm: Own Austria; Thomas Niss war unter den vier besonderen Stimmrechtsvertretern) erkundigte sich nach Verschiebungen von Großprojekten bzw. Strafzahlungen wegen der Covid-Krise. Wir erfuhren, dass die Projekte neben Österreich nur in Belgien, Italien und Albanien unterbrochen worden seien, unserer Einschätzung nach falle das unter Höhere Gewalt, die Strabag gehe nicht davon aus, wesentliche Vertragsstrafen aufgrund von Covid-Einstellungen zahlen zu müssen. Zur Präsenz chinesischer Bautrupps am Balkan meinte Vorstand Peter Krammer, die Strabag spüre noch keine Auswirkungen auf den Auftragsstand, man wolle aber auch in dieser Region nicht über den Preis konkurrieren. Was das Werben um Lehrlinge betreffe, so gehöre der Baulehrberuf zu den bestbezahlten, man werbe auf Messen durch VR-Vorführung und BIM-Vorstellung, aber auch auf Bierdeckeln und Postkarten. Anmerkung: Biertrinker sollten allerdings wissen, dass es Bier am Bau heutzutage nicht mehr gibt, bei Strabag herrscht da null Toleranz.

Leider seien im letzten Jahr 5 Todesfälle zu betrauern gewesen. Die Strabag nehme keine Covid-Überbrückungskredite in Anspruch, einzelne Gesellschafte würden in geringfügigem Ausmaß Fixkostenzuschuss beantragen. Kurzarbeit nehme man vor allem in Österreich (4.000) und Deutschland (1.200) in Anspruch. Für Kultursponsoring gebe man 4,2 Mio. Euro aus, für politisches Sponsoring gar nichts. Anmerkung: Drum können wir über das Ibiza-Video schmunzeln, andere aber nicht.

Eine Streubesitzerhöhung liege nicht in den Möglichkeiten der Gesellschaft. Die chinesische Gesellschaft sei mit Züblin mitgekauft worden, mit 2 Mitarbeitern leiste sie ausschließlich Fertigstellungsarbeiten und bringe einen geringfügigen Umsatz- und Ergebnisbeitrag, die Abwicklung stehe bevor. In Thailand produziere man Betonschwellen für den Bahnbau, die Gesellschaft bringe geringfügige Umsatz- und Ergebnisbeiträge und solle verkauft werden. Was Innovationen und Digitalprojekte (Klemens Haselsteiner unterstellt) betrifft, so habe man Hunderte Projekte, z.B. Moostech, in Lärmschutzwände integriertes Moos. Kurz sprach man noch über das 9 Mio. Euro teure Ausbildungszentrum in Ybbs, das bald fertig werde. Baustahl beziehe man über Biegebetriebe und kaum aus China, jedenfalls nach österreichischen bzw. europäischen Standards. SAP komme im Konzern nicht zum Einsatz. Man habe 2019 etwa 1 Mio Euro für Cybersicherheit ausgegeben, es habe keinen erfolgreichen Cyberangriff gegeben. 90 Personen würden aktuell der HV folgen (Anm: also nicht einmal alle offziell Anwesenden waren wirklich anwesend), darunter seien aber auch Interessenten, die HV werde offen ausgestrahlt, nicht nur Aktionäre könnten zusehen. Auflage des Geschäftsberichts sei 3.600, davon 2.100 auf Deutsch und 1.500 auf Englisch, die Kosten dafür würden bei ca. 140.000 Euro zu liegen kommen. Die Goldegger Bergbahnen seien aktuell noch geschlossen, am 27.6.2020 werde aber der Sommerbetrieb beginnen. Pro österreichischem Lehrling bekomme man "für die Lehrzeit" 2.000 Euro an Förderung. In Russland habe man nur 71,4 Mio Euro Umsatz, weil zwar die Hochbaunachfrage in Moskau gegeben sei, es aber Beschränkungen bei der Finanzierung gebe. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit großer Mehrheit beschlossen, die Wiederwahl von Gusenbauer und Brandstetter in den Aufsichtsrat erfuhr je 2% Gegenstimmen, was aber angesichts einer satten Mehrheit von 98% kaum der Rede wert ist.
Strabag ( Akt. Indikation:  24,10 /24,30, 0,21%)

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 22.06.)


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    Ein erster Aktionär meinte, in der Tristesse der europäischen Baukonjunktur leuchte die Strabag als Stern heraus. Auf seine Frage nach Aktienbesitz bei Mitgliedern von Vorstand und Aufsichtsrat wurden wir aufgeklärt, dass die Mitglieder sich verpflichtet hätten, keine Aktien an der Strabag zu halten, wegen der strengen Insiderregeln. Auf die Frage nach der Zukunft der Dividenden an Rasperia erfuhren wir, dass am 9.4.18 das Finanzministerium der USA Oleg Deripaska auf eine Liste gesetzt habe, man dürfe daher keine Zahlungen an Rasperia leisten, solange sie Deripaska zurechenbar sei. Die Dividenden abzüglich KeSt seien rückgestellt und würden nach 3 Jahren zugunsten der Strabag verjähren, allerdings sei Rasperia derzeit verhindert, die Nichteigentümerschaft von Deripaska nachzuweisen, daher gehe man davon aus, dass die Verjährungsfrist gehemmt ist. Der Dividendenanspruch werde nicht verzinst. Eine Frage betraf ein Schweizer Unternehmen, an dem die Züblin AG zu 50% beteiligt sei, und das at.equity in der Strabag konsolidiert sei, diese Beteiligung sei auf 1 Euro abgeschrieben, eine reine Finanzgesellschaft, weitere Investitionen seien nicht geplant. Für 2,6 Mrd Euro Guthaben (davon 2,4 Mrd bei Kreditinstituten) bekomme man durchschnittlich 0,25% Zinsen. Related Partners: an die Uniqa zahle man 774.000 Euro Prämie, zu Rasperia habe man wie im Vorjahr keine Geschäftsbeziehungen. Hans-Peter Haselsteiner habe seit Ende 2019 keine Managementfunktion bei der Strabag und auch kein Büro mehr. Die erfragten "größten Verlustbringer 2019" seien ein Abwasser- bzw. ein Trinkwasserprojekt gewesen, mit einem kleinen zweistelligen Negativergebnis.

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