08.05.2020, 7371 Zeichen
Die Berg- und Talfahrt der letzten Tage hat sich am Donnerstag an den europäischen Aktienmärkten mit Gewinnen fortgesetzt. Aufwärtsimpulse kamen von einigen positiv aufgenommenen Geschäftszahlen großer europäischer Unternehmen, zudem stützten die Lockerungen der Corona-Beschränkungen in vielen Ländern. So konnte der EuroStoxx 50 ein Plus von 1,3% erzielen, der CAC 40 konnte um 1,5% zulegen, der Dax schloss 1,4% befestigt und der FTSE 100 in London schloss ebenfalls 1,4% stärker.
In dem freundlichen Marktumfeld waren vor allem die Werte aus den Branchen Einzelhandel, Rohstoffe, Finanzdienstleistungen, Immobilien, Medien und Banken mit Anstiegen bei ihren Teilindizes zwischen 2,0% und 3,3% gefragt. Schwächer schlossen nur die Automobilindustrie und die Gesundheitsbranche mit Abgaben von 0,2% beziehungsweise 0,8%. Der Einzelhandelssektor profitierte von dem guten Ergebnis des niederländischen Mitbewerbers Ahold Delhaize, der nicht nur einen starken Jahresauftakt berichtete sondern auch an dem Ausblick für das laufende Jahr festhielt und 3,2% vorrücken konnte. Im Telekomsektor hemmte die britische BT Group eine bessere Entwicklung, der Konzern wagt keinen Ausblick auf das Geschäftsjahr und setzte die Zahlung der Dividende aus, das bedeutete einen Rückgang des Titels um 8,1%. Besser lief es hier für die spanische Telefonica, wo aber die anfängliche Euphorie verblasste und letztlich nur ein Plus von 0,1% bestehen blieb, der Telekomriese und der US-Medienkonzern Liberty Global legen wie angekündigt ihr britisches Geschäft zusammen. Der Brauereikonzern Anheuser-Busch erzielte wegen der Krise in den ersten drei Monaten einen Milliardenverlust, konnte dennoch um 1,4%befestigt schliessen, da der Umsatz im Einzelhandel die Erwartungen übertraf. ArcelorMittal streicht wegen der derzeitigen Probleme geplante Investitionen und zahlt auch keine Dividende, dass das Unternehmen das zweite Quartal als Tiefpunkt betrachtet und für die Zeit danach optimistisch gestimmt ist erleichterte die Anleger und bescherte dem Titel einen Zuwachs von 6,8%. Münchner Rück berichtete ebenfalls deutlich sinkende Gewinne im ersten Quartal, zeigte aber eine überraschend hohe Solvenzquote, dadurch konnte das Versicherungsunternehmen 1,8% vorrücken. Heidelberg Cement präsentierte einen Umsatz, der weniger stark zurückgegangen war als allgemein erwartet, muss aber die Dividende kürzen und konnte sich lediglich um 0,4% verbessern. Der Online-Modehändler Zalando berichtete über einen deutlichen Umsatzanstieg in den Zeiten der Krise, die Aktie konnte daraufhin einen Sprung von 11,5% nach oben machen. Morphosys wurde ebenfalls sehr stark nachgefragt, das Biotechnologieunternehmen meldete für das erste Quartal dank einer Vorauszahlung des US-Pharmakonzerns Incyte einen Umsatzsprung und verzeichnete einen stolzen Kursanstieg von 10,5%. Noch besser lief es für den Nebenwert zooplus, der einer der Profiteure der Beschränkungen ist und den Ausblick für das Gesamtjahr erhöhte, das bedeutete einen Kurssprung von 17,7% für den Online-Tierbedarfshändler.
Klar im Plus schliessen konnte gestern auch der heimische Markt, für den ATX ging es um 1,8% nach oben. Polytec legte gestern Zahlen vor, der durch die Pandemie ins Stocken geratene Automarkt hat auch bei dem Zulieferer tiefe Spuren hinterlassen, was sich in einem zurückgegangenen Umsatz und einem deutlich geringeren Gewinn äußerte, der Titel musste gestern 2,9% abgeben. Agrana hingegen meldete eine gute Geschäftsentwicklung, insgesamt konnte der Gewinn dank geringerer Verluste im Geschäftsbereich Zucker gesteigert werden, der Stärke- und Zuckerkonzern beendete den Tag mit einer 5,1% höheren Notierung. Die Baaderbank bestätigte sowohl das Kursziel von 52,0 Euro als auch die Einstufung als „Reduce“ für Lenzing, der Faserhersteller musste um 1,3% nachgeben. Weiter stark nachgefragt war die OMV, die ein weiteres Plus von 4,1% erzielen konnte. Auch die Telekom Austria hatte einen guten Tag und konnte sich um 3,6% verbessern, dicht gefolgt vom Verbund, der Versorger konnte um 3,5% zulegen. Die Banken waren ebenfalls gesucht, die Bawag schloss 1,8% stärker, die Erste Group konnte sich um 1,3% verbessern und die Raiffeisen war mit einem Plus von 2,7% stärkster Titel des Sektors. Zu den Verlierern zählten Wienerberger, für den Ziegelkonzern ging es um 2,7% nach unten, und Palfinger, der Kranhersteller schloss mit einer 2,2% tieferen Notierung.
In den USA konnten die Börsen wieder klar zulegen, der Dow Jones machte mit einem Plus von 0,9% einen guten Teil der Vortagsverluste wett, wenngleich die Höchststände nicht gehalten wurden und auch die Marke von 24.000 Punkten, die im Handelsverlauf nach oben durchbrochen werden konnte, wieder aufgegeben werden musste. Der S&P 500 war erneut etwas stärker und legte 1,2% zu, für den Nasdaq 100 ging es mit 1,3% noch etwas deutlicher nach oben. Positive Impulse lieferten einige gut angenommene Unternehmensberichte, außerdem sollen wichtige Verhandlungsführer der USA und Chinas bereits nächste Woche zusammenkommen um weitere Verhandlungen über den gegenseitigen Handel zu führen. Dass die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erneut über der Marke von 3 Millionen lag vermochte den Optimismus nicht nachhaltig zu dämpfen. Der größte Kurssprung im Nasdaq 100 gelang Paypal mit einem Plus von 14,0%, der Online-Bezahldienst hatte zwar einen Gewinneinbruch erlitten und muss erhöhte Rückstellungen für Kreditausfälle bilden, aber die Erlöse waren gestiegen und das Unternehmen erwartet ein noch stärkeres Wachstum im laufenden Quartal. Teva, der Hersteller von Generika, lieferte bessere Zahlen als erwartet was von den Anlegern mit einem Kursanstieg von 10,2% honoriert wurde. Bei Harley-Davidson soll der frühere Puma-Chef Jochen Zeitz seine bisher nur übergangsweise vorgesehene Rolle an der Führungsspitze nun dauerhaft übernehmen, was dem Titel einen Anstieg von 4,5% bescherte. Der Fahrdienstleister Lyft konnte im ersten Quartal mit seinen Ergebnissen die zuletzt gesunkenen Erwartungen übertreffen und schnellte 21,7% nach oben, das beflügelte auch den Konkurrenten Uber der sich um 11,2% verbessern konnte. Weniger gut aufgenommen wurden die Ergebnisse von Raytheon Technologies, der Luftfahrtkonzern und Waffenhersteller verlor 1,6%. Der Fernseh- und Kabelnetzkonzern Viacom konnte dank einer anziehenden Abonnentenzahl für Streaming-Angebote ein stolzes Tagesplus von 10,4% erzielen.
Die Ölpreise tendierten auch gestern wieder nach unten, für Brent gab es einen Rückgang um 2,1% und der Preis fiel wieder unter die Marke von 30 US-Dollar pro Barrel, WTI notierte zum Schluss des Handels 3,5% tiefer als am Vortag. Gold konnte vor allem gegen Ende des Tages Zugewinne erzielen, eine Feinunze des Edelmetalls war den Investoren letztendlich knapp über 1.715 US-Dollar wert. Auch der Euro zeigte im Handel gegen den US-Dollar eine starke Schlussphase und erreichte eine Notierung von rund 1,083 gegen den Greenback.
Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Freitag zum Wochenschluss zur Eröffnung höher zum Vortag indiziert. Auch die Börsen in Asien tendierten mit Kurszuwächsen. Unternehmensseitig gibt es bislang keine relevanten Nachrichten. Makroseitig stehen in Europa heute die Handelsbilanz (DEU) sowie die Industrieproduktion (ESP), in den USA der monatliche Arbeitsmarktbericht sowie die Lagerbestände des Großhandel im Fokus der Märkte.
Wiener Börse Party #777: ATX schwächer, Palfinger und RWT glauben an sich und am Montag kommt The One and Only
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