12.03.2020, 3388 Zeichen
FX/Zinsen: Draußen ein prächtiger Sommertag, drinnen Frust und Sorge... Es stimmt einfach gar nichts mehr im Moment, der Alltag entwickelt sich zunehmend in Richtung Nulltag, ständig wird man von neuen Erkenntnissen und Gerüchten rund um den Coronavirus erschreckt, andauernd muss man lernen, mit neuen Eingriffen in die Arbeits- und Privatwelt umzugehen. Entsprechend dramatisch entwickeln sich die Dinge auch an den Märkten, der Devisenmarkt ist da noch am Ehesten gegen Panik und Chaos gefeit - so scheint es zumindest. Der gestrige Tag war trotz frühzeitigem und massivem Rate-Cut der Bank of England, trotz diverser Überraschungspakete unter dem Titel "deficit spending" und mehrerer unangenehmer Nachrichten aus der Corona-Ecke verhältnismäßig ruhig. Betonung auf "verhältnismäßig" natürlich... Das Britische Pfund erfreute sich anfangs überraschender Beliebtheit, ehe es gegen Tagesende dann doch die Segel streichen musste und gegenüber den G 7-Währungen spürbar nachgab. EUR/USD hatte sich spürbar beruhigt und war deutlich unter 1,1300 abgetaucht, bei 1,1250 wurde in der Nacht der Handel wieder aufgenommen. Aktuell greift allerdings eine starke Risk-Off-Bewegung um sich, das meistgehandelte Währungspaar liegt bereits wieder bei rund 1,1320. Auch Japanischer Yen und der Schweizer Franken haben deutlich zugelegt, das Einreiseverbot für Europäer in die USA und damit verbunden der dramatisch schlechte Börsenausblick haben offenbar erneut konjunkturell indizierte Panik-Attacken ausgelöst. Die EZB wird heute garantiert versuchen gegenzusteuern, welcher Art die Bazooka sein wird, die Christine Lagarde ab 13.45 Uhr abfeuern wird, muss sich allerdings erst zeigen. Die Aufmerksamkeit des gesamten Marktes ist ihr jedenfalls sicher.
Aktien/Commodities: Äußerst prekär und angespannt stellt sich die Lage an den Aktienbörsen dar. Fast wirkt es wie ein "Rette sich wer kann"-Move, der sich da abzuzeichnen scheint. "Bärenmarkt" stimmt faktisch, "Baisse" für die Feinspitze unter uns, privat höre ich da noch ganz anderes, kaum etwas davon ist zitierbar. Während sich gestern tagsüber die Verunsicherung und damit die Verluste noch halbwegs in Grenzen hielten (DAX -0,4 %, ATX -2,3 %, Paris -0,6 %) wurde es mit schwindendem Tageslicht immer schlimmer. Der komplette Lock-Down Italiens, diverse europäische Reisebegrenzungen und schließlich das Einreiseverbot für Europäer, das Donald Trump am Abend bekannt gab, bliesen den Börsen schlicht das Licht aus. Die Wall Street endete mit heftigen Verlusten zwischen knapp 5 und fast 6 % (DowJones), die heutige Vorbörse lässt allerdings den Schluss zu, dass das noch nicht das Ende war (Dow-Futures -5 %). Asien reagiert bereits mit heftigen Verlusten (Tokio -4,5 %, Hongkong -4 %, Shanghai -1,5 %), erfreuliche Nachrichten, wie das verstärkte Anlaufen der chinesischen Industrie oder die kaum mehr vorhandenen Neuinfektionen verkommen derzeit zu Randnotizen. Von der Vorbörse ausgehend droht in Europa ein sehr schwieriger Börsentag, der DAX wird die 10.000-Punkte-Marke jedenfalls von unten betrachten. Auch die Rohölpreise liegen wieder tiefer, trotz der "freundlichen Nasenlöcher", die Moskau zum Thema Ölpreis-Kompromiss erkennen ließ. Was bleibt also übrig, als die Tischchen hochzuklappen, die Rückenlehnen senkrecht zu stellen und sich anzugurten, es wird definitiv ein "bumpy ride"! Ein Helm könnte jedenfalls nicht schaden...
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