11.03.2020, 7591 Zeichen
Die anfängliche Erholung an Europas Börsen vom Kurs-Crash ist am Dienstag wieder in sich zusammengefallen. Auch die Aussicht auf stützende Maßnahmen der US-Regierung gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus konnte Investoren letztlich nicht überzeugen und zu Aktienkäufen auf deutlich niedrigerem Niveau animieren. Der EuroStoxx 50 hatte gegen Mittag mit plus 4,4% das Tageshoch erreicht, anschließend bröckelte der Index kontinuierlich wieder ab und schloss mit einem Minus von 1,7%. Ähnlich war auch der Verlauf bei den anderen großen europäischen Indices, der CAC 40 endete 1,5% tiefer, der Dax musste 1,4% abgeben, nur der FTSE 100 konnte sich deutlich besser halten und den Tag mit einem Minus von 0,1% nahezu unverändert beenden. In London stützten vor allem die deutlich erholten Kurse der grossen Energie- und Bergbaukonzerne wie BP, Shell, Anglo American und Rio Tinto , die zwischen 3,0% und 9,5% zulegen konnten. Auch HSBC zeigte sich nach den Vortagsabgaben wieder bekräftigt und schloss 1,8% höher.
Bei den Sektoren waren europaweit ebenfalls die Rohstoffproduzenten die Gewinner, der Teilindex konnte 1,0% zulegen, auch der Öl- und Gassektor war gesucht und schloss 0,8% höher. Deutlichste Verlierer waren die Versorger mit einem Minus von 4,7%, gedrückt von der Sorge, dass eine weitere Ausbreitung der Epidemie die Energienachfrage belasten könnte. Gesucht waren auch Bankentitel wie BNP Paribas und Societe Generale , die 2,5% beziehungsweise 3,0% zulegen konnten. Auch Billigflieger wie Ryanair und EasyJet profitierten von den gesunkenen Treibstoffpreisen und verbesserten sich um 4,0% beziehungsweise 2,4%. Die Deutsche Post präsentierte einen höheren Gewinn und eine angehobene Dividende und wurde dafür mit einem Tagesgewinn von 6,1% belohnt. Infineon konnte eine wichtige Hürde im Kampf um die Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductors nehmen und dadurch 1,1% zulegen.
Auch in Wien war das Bild ähnlich wie im übrigen Europa, der ATX tendierte über weite Strecken des Handels fester und konnte teilweise deutlich anziehen, ehe dann wieder Verkäufe einsetzten und das heimische Börsenbarometer 0,8% tiefer schliessen liessen. Für die morgen anstehende Zahlenveröffentlichung der Österreichischen Post erwarten die Analysten der RCB und der Erste Group einen leichten Zuwachs beim Umsatz und einen klaren Sprung beim Nettogewinn, der Titel musste dennoch 0,5% schwächer aus dem Handel gehen. Porr legte vorbörslich vorläufige Ergebnisse für das abgelaufene Jahr vor und berichtete dabei über eine stabile Auftragslage und eine konstante Bauleistung, der Titel ging mit einem Plus von 1,9% aus dem Handel. Deutlicher Gewinner des Tages war Rosenbauer , der Feuerwehrausrüster konnte sich gleich um 7,6% verbessern, auch AMAG war gesucht und erzielte ein Tagesplus von 4,1%. Ebenfalls mit Gewinnen konnte Frequentis den Handel beenden, der Luftleitsystemanbieter rückte um 3,1% vor. Der Flughafen Wien präsentierte sich nach den klaren Verlusten ebenfalls erholt und schloss 2,1% stärker, auch Semperit wurde gekauft, für den Gummikonzern gab es einen Zuwachs von 2,0%. Nicht das untere Ende der Kurstafel verlassen konnte Schoeller Bleckmann, der Ölfeldausrüster verzeichnete auch gestern ein deutliches Minus von 7,0%. EVN litt unter der europaweiten Schwäche des Sektors und schloss 4,5% schwächer, im gleichen Ausmass abgeben musste auch Do&Co.
In den USA konnten sich die Börsen von den Vortagsabgaben doch erholen, neben Schnäppchenkäufen könnten Anleger auch darauf gesetzt haben, dass Maßnahmen der US-Regierung zur Milderung der wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus greifen. Der Dow Jones stieg um 4,9%, der marktbreite S&P 500 rückte ebenfalls um 4,9% vor und der Nasdaq 100 verbesserte sich um 5,3%. Besonders deutlich erholen konnten sich Reiseunternehmen und Luftfahrtgesellschaften, auch begünstigt durch die deutlich fallenden Treibstoffpreise, die Kreuzfahrt-Reederei Carnival stieg um 10,5%, American Airlines verzeichnete ein Plus von 15,3% und United Airlines konnte sich um 12,3% verbessern. Nicht ganz mithalten konnte da Delta Airlines mit einem Zuwachs von 4,5%, etwas gehemmt durch die Unternehmensankündigung, das Flugangebot deutlich zu verringern und dadurch geringere Umsätze und Gewinne zu erwirtschaften. Auch bei den Ölgesellschaften kam es zu einer Aufwärtsbewegung nach den Rückgängen des Vortages, Occidental Petroleum stieg um 14,6%, die Dow-Mitglieder Chevron und ExxonMobil verbesserten sich um 5,3% beziehungsweise 3,7. Auch Ölfeldausrüster wie Schlumberger und Halliburton präsentierten sich klar befestigt. Die Übernahme von Cypress Semiconductors durch Infineon wurde durch die zuständige US-Behörde genehmigt, noch ausständig ist die Freigabe der Transaktion von Seiten Chinas, die Aktie schoss dennoch 48,9% nach oben.
Die Ölpreise konnten nach den heftigen Vortagsabgaben wieder zulegen, Brent erzielte einen Anstieg von 8,3%, WTI schloss mit einem Aufschlag von 10,4%. Gold musste während des gesamten Handelsverlaufes dem vorsichtig wieder aufkeimenden Optimismus Tribut zollen und endete leicht schwächer bei einer Notierung von rund 1.650 US-Dollar für die Feinunze. Der Euro gab den ganzen Tag über kontinuierlich gegen den US-Dollar ab, das Währungspaar notierte am späten Abend bei einem Kurs von rund 1,13.
Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Mittwoch zur Eröffnung freundlich indiziert. Die Börsen in Asien präsentierten sich mit Kursverlusten. Unternehmensseitig erwarten wir die Verkehrsergebnisse von Flughafen Wien für Februar 2020, auch zu AMS gab es Neuigkeiten (siehe unten). Makroseitig in Europa heute die Verbraucherpreise (ITA), die Handelsbilanz (GBR), in den USA ebenso die Verbraucherpreise sowie die Stundenlöhne und der Haushaltssaldo.
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
Flughafen Wien
Der Flughafen Wien präsentierte heute die Verkehrsergebnisse für den Februar 2020. Der Februar 2020 blieb von den aktuellen Auswirkungen durch das Coronavirus noch weitgehend verschont: Demnach stieg das Passagieraufkommen der Flughafen-Wien-Gruppe (Flughafen Wien, Malta Airport und Flughafen Kosice) um 9,3% auf 2,5 Mio. Reisende an. Der Standort Flughafen Wien verzeichnete ein Passagierplus von 8,3% auf 2 Mio. Reisende. Seit dem Aufkommen des Coronavirus in Europa geht das Passagieraufkommen allerdings massiv zurück: Die bisherigen März-Zahlen bringen dem Standort Flughafen Wien einen massiven Passagierrückgang von rund 30% gegenüber dem Vorjahr, bei weiter fallender Tendenz.
Ams
Der Anbieter von hochwertigen Sensorlösungen ams gab heute die Rahmenbedingungen zur geplanten ordentlichen Kapitalerhöhung in Form einer Bezugsrechtsemission bekannt, welche bereits bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 24. Januar 2020 von den Aktionären genehmigt wurde. Der Vorstand hat am 11. März 2020 beschlossen, 189.869.454 neue, auf den Inhaber lautende, nennwertlose Stammaktien mit vollem Dividendenrecht ab 1. Januar 2019 ("Angebotene Aktien") in Form eines Bezugsrechtsangebots zu einem Bezugspreis von CHF 9,20 ("Bezugspreis") je Angebotene Aktie auszugeben, was einem erwarteten Bruttoerlös von ungefähr CHF 1,75 Mrd. (ungefähr €1,65 Mrd.) entspricht. Für jede bestehende ams Aktie erhalten ams Aktionäre ein Bezugsrecht (einzeln das "Bezugsrecht"). 4 Bezugsrechte ermächtigen jeden berechtigten Aktionär zum Bezug von 9 Angebotene Aktien zum Bezugspreis. Nach der Publikation des Prospekts, die für den 13. März 2020 erwartet wird, beginnt die Bezugsfrist am 16. März 2020 und endet am 30. März 2020. Der erste Handelstag der Angebotenen Aktien wird am oder um den 2. April 2020 erwartet.
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Amag
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