14.02.2020, 3722 Zeichen
FX/Zinsen: "The baseline outlook is pretty darn good", so bezeichnete New York Fed-Präsident John Williams gestern die Aussichten für die US-Wirtschaft. Und wenn derjenige Fed-Präsident, dem recht oft zu viel Rücksichtnahme auf die Wall Street unterstellt wird, vor der New York Bankers Association - also nicht gerade einem Kleintierzüchterverein - die Aussichten mit "verflixt gut" bewertet, dann hat das einiges Gewicht. Natürlich hat er nicht vergessen zu betonen, dass die Coronavirus-Epidemie durchaus wert ist, genau beobachtet zu werden, die Auswirkungen blieben seiner Meinung nach, zumindest vorerst, auf China beschränkt. So lange sich an diesem Outlook nichts ändert, werden all jene, die den Greenback seit gut 2 Jahren für überbewertet halten (darunter auch Donald Trump himself, aber auch eine Menge Analysten...) an einem Knochen zu kauen haben, dem kaum Fleisch anhaftet. Denn nun könnte man durchaus unterstellen, dass der nächste Zins-Move der Fed nicht mehr jener nach unten wäre, wie er seit Monaten eingepreist war, und vor allem deutet im Euro-Raum immer mehr darauf hin, dass die EZB noch lange nicht an eine Straffung denken wird können. So einfach ist das in der Welt der Milchmädchen und Devisenhändler... EUR/USD sinkt inzwischen weiter ab und startet heute in der Gegend von 1,0840 ins Wochenende, begleitet von einem Britischen Pfund, das die Schwäche des Euro ebenfalls auzunutzen weiß und mittlerweile bei 0,8300 angelangt ist - auch bemerkenswert. Vor allem, da die kürzliche Pfund-Aufwertung in erster Linie mit Boris Johnsons Kabinettsumbildung in Zusammenhang zu sehen ist, deren wichtigste Opfer Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom (Wer? Genau...) und Finanzminister Sajid Javid den Machtkampf mit Brexit-Mastermind Dominic Cummings verloren haben. Der Nachfolger Javids, Rishi Sunak, ist ein unbeschriebenes Blatt, dennoch wird ihm offenbar eine expansivere Fiskalpolitik zugetraut, die die Wirtschaft anschieben sollte. Von der Zinsfront ist nichts Neues zu melden, die Risk-Off-Verflachung hält die Märkte nach wie vor im Griff. Erwähnenswert scheint mir dennoch, dass derzeit 10-jährige Staatsanleihen Griechenlands deutlich unter 1 %, nämlich bei 0.93 %, nahezu gleich wie jene Italiens (0,91 %) aber deutlich unter jenen der USA (1,61 %) notieren. Ich erspare meinem Bauch die Erklärungsansätze, die Sie auch alle kennen, und gestehe ihm zu (meinem Bauchgefühl nämlich), dass hier vielleicht die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung zu überprüfen wäre.
Aktien/Commodities: Dezentes Risk-Off-Momentum herrschte gestern an den Börsen. Während sich der DAX auf eine rote Null retten konnte, legten nahezu alle anderen westlichen Indizes ab, allen voran London, wo das deutlich fester tendierende Pfund im Verein mit der erwähnten Regierungsumbildung vorerst für Verstörung sorgt (- 1,1 %). Auch an der Wall Street war Schmalhans Küchenmeister und sorgte für rote Nullen, der positive Williams-Ausblick (siehe oben) kam für die Börsianer zu spät. Aisen vermittelt uns unterschiedliche Stimmungslagen, so versuchen China und Hongkong angesichts einiger positiven Epidemie-Entwicklungen (gemeldete Neuansteckungen den 10ten Tag rückläufig, mehrere Werke nehmen Betrieb wieder auf) eine vorsichtige Konsolidierung, während in Tokio der aufgewertete Yen für Missfallen sorgt. Wenig Umtrieb gibt es von den Commodities zu melden - Vorsicht ist dort noch die Mutter der Porzellankiste, immerhin haben die Rohölpreise weiter konsolidiert.
Allgemein: Das positivste am heutigen Valentinstag ist - zumindest aus meiner Sicht - dass die neuerdings extrem ausgebauten Blumenangebote in den meisten Supermärkten die Osterhasenfraktion zumindest vorerst wieder in die hinteren Ecken gedrängt haben...
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