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Agrana: Schauen wir auf die Weizenstärkeanlage II (Günter Luntsch)

27.01.2020, 4595 Zeichen

Agrana-Werksführung. Am 23.1.2020 war wieder Agrana-Aktionärstag, dieses Mal mit Hauptsehenswürdigkeit Weizenstärkeanlage II. Zuerst wurden wir aufgeklärt, wie Bioethanol erzeugt wird, über die CO2-Einsparung usw. Den Schiffsanlegeplatz betreibe man zusammen mit der DonauChemie. Der DonauChemie gehört auch das Grundstück, auf dem die Agrana ihre Anlagen und Gebäude stehen hat. Gepachtet auf 99 Jahre. Ein Vorteil der Zusammenarbeit sei, dass die Agrana sehr stark gewachsen sei, und hätte man andere Nachbarn, würden die Genehmigungen vielleicht schwieriger zu bekommen sein, weil man Rücksicht wegen der vielen Zu- und Anlieferungen per LkW nehmen müsste. Man könne Schiffe mit 300 Tonnen Fracht löschen, 150 Tonnen/Stunde. 18.000 Tonnen sei die Gesamtlagerkapazität für Weizen an diesem Standort. Bei Anlieferung per Lkw erfolge eine Probestechung, die Probe gehe per Rohrpost vollautomatisch ins Labor, wo ebenfalls vollautomatisch der Stärke- und Proteingehalt analysiert werde. Die Anlieferung dürfe nicht zu feucht sein und nicht zuviel Fremdbesatz enthalten, nur dann werde sie entladen. Man könne am Standort 300 Tonnen pro Tag verarbeiten. Auch Triticale (Kreuzung aus Weizen und Roggen) werde verarbeitet. Das Wasser müsse entmangant werden, damit es in der Lebensmittelindustrie verwendet werden dürfe. Die Hefe sei feucht, daher müsse Wasser abgedampft werden. Kleie brauche man, da sie den "Sirup" aufnehme und gut trockenbar mache. Der notwendige Dampf komme aus der nahen Müllverbrennungsanlage der EVN.

Dann gingen wir in die Kommandozentrale und erfuhren: Gluten könnten eine kaugummiartige Masse bilden und die Rohre schwerwiegend verstopfen, daher müsse man das per Monitor im Auge haben, ob alles problemlos durchrieselt. Es gebe sehr viele Schnittstellen, auf die man schauen müsse. Man schaue, dass alle Mitarbeiter in der Kommandozentrale eine Doppelqualifikation haben, damit ein Mitarbeiter, der ausfällt, ersetzt werden könne. "Chemieverfahrenstechniker" sei der Job, aber den finde man am Arbeitsmarkt nicht, daher würde die Agrana auch Müller und Tischler für diesen Job ausbilden. In 3 bis 6 Monaten könne man lernen, die 2 Stationen zu bedienen.

Die Weizenstärkeanlage II sei keine 1:1-Kopie der ersten Anlage aus 2013, sie sei etwas größer, da sie 20% mehr produzieren solle. Anlage II sei schon in Betrieb genommen worden und produziere bereits auf passablem Niveau. Stärke und Gluten seien die Endprodukte, durch die Zentrifugalkraft von 5.000 Umdrehungen pro Minute würden diese beiden Produkte getrennt. 30% des Futterweizens komme aus Österreich, 30% aus Tschechien und der Slowakei und 40% aus Ungarn. Österreichische Bauern würden lieber Mahlweizen produzieren, der sich gut z.B. nach Italien verkaufen lasse. Wir durften einigen Maschinen bei der Arbeit zusehen, also z.B., wie der Teig in der Mischanlage gedreht wird.

Wir seien bereits Single Supplier von Stärke für österreichische Papierfabriken, jetzt liefere man auch an eine Papierfabrik an der deutsch-polnischen Grenze, per Bahn und Lkw. Gluten liefere man auch nach Japan. Bei einem Produkt, das 1.000 Euro pro Tonne koste, zahle sich das schon aus. Leider musste die Besichtigung des Werksgeländes vom Dach ausfallen, da der Zeitplan sehr gedrängt war, es war eine "Jause" angekündigt. Für alle, die einen Sitzplatz an den Tischen ergattern konnten, gab es kleine Häppchen, auch ein paar Stück Nachspeise wurden ihnen gebracht. Etwa ein Drittel der Gruppe hatte es nicht geschafft, einen der Sessel zu besetzen, sie mussten stehen und zusehen, sie wurden nicht bewirtet. Das war wohl den Stehenden wie den Sitzenden ähnlich peinlich, das war sehr schade, weil wir einen Programmpunkt eingespart hatten und nun sinnlos herumstanden. Eine Frau sagte sogar: "Ich fahre da nicht mehr mit." Ja, dieser Organisationsfehler hätte nicht sein müssen. Ob die paar Häppchen oder nicht, das mag auf den ersten Blick eine unbedeutende Kleinigkeit sein. Aber die betroffenen Aktionäre nahmen es persönlich. Nächstes Mal: Sitz- und Speisegelegenheit für alle vorbereiten, und statt der wohl teuren kleinen Häppchen würden es ein paar bodenständige Liptauer- oder Grammelschmalzbrote auch tun, "Jause" halt. Hauptsache ist, dass sich niemand geringgeschätzt fühlt. Für mich war dieser Aktionärstag auch heuer wieder eine wichtige Veranstaltung, ich habe viel Interessantes erfahren. Den Aktionär beruhigt, wenn er alles sehen und angreifen kann, was mit seinem Geld erworben wurde.
Agrana ( Akt. Indikation:  18,84 /19,10, -1,30%)

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 27.01.)


(27.01.2020)

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