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Private Bahn vs. Bundesbahn (Günter Luntsch)

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(mit historischen Bildtexten)

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23.04.2018, 4136 Zeichen

Aus dem Börsenbrief im Sinne des Börse Social Network Club. http://www.boerse-social.com/gabb 

Private Bahn vs. Bundesbahn. Ich wurde vor kurzem am Wiener Hauptbahnhof Zeuge eines unglaublichen Vorfalls: Ein gelber Zug mit Stewards in rosaroten (magenta) Uniformen schloss seine Türen, die elektronische Sperre wurde aktiviert, ein Reisender kam dahergelaufen, auf den ersten Griff öffnete sich die Türe nicht, eh klar, sie war ja versperrt, plötzlich ging die Türe auf, und der Reisende konnte in den Zug springen. Eine kleine Geste des Transportunternehmens nur, möchte man meinen, aber dem Reisenden wurde wohl sein Reiseplan und sein Tag gerettet.

Mit Schaudern erinnere ich mich an die Behandlung des Kunden bei den ÖBB, die ich schon als "üblich" bezeichnen möchte, meinen bisherigen Höhepunkt bildet wohl ein Erlebnis vor einigen Jahren, als ich vom Westbahnhof eine Reise antreten wollte. Mit Gepäck ging ich zum ersten Einstieg, den am Ende des Zuges. Der Schaffner stand auf dem Trittbrett und plauderte angeregt mit seinem Kollegen auf dem Bahnsteig. Als höflicher Mensch unterbrach ich ihn nicht, in der irrigen Annahme, er würde dem wartenden Fahrgast, der mit gültiger Fahrkarte einsteigen wollte, von selbst Platz machen, um ihm den Einstieg zu ermöglichen. Der Kunde als natürlicher Feind des Eisenbahners darf aber nicht damit rechnen, als König behandelt zu werden, immerhin hatten die ÖBB damals ein Monopol, und überall, wo sie ein Monopol hatten, waren sie teuer und nicht kundenfreundlich. Danke an dieser Stelle übrigens der Westbahn, dass sich mittlerweile auch die ÖBB herablassen mussten, auf der Weststrecke konkurrenzfähig zu werden. Die Geschichte ging jedenfalls so aus: als der Schaffner endlich das Trittbrett verliess und in den Zug stieg, wollte ich den Zug ebenfalls erklimmen, worauf der Schaffner nach mir trat und mich anschrie, dass der Zug jetzt zu fahren beginne, in einen fahrenden Zug dürfe keiner einsteigen. Mein Reiseplan wurde total über den Haufen geworfen, ich verlor viele Stunden, nur eines ignoranten bösartigen Schaffners wegen. Aber ich tröste mich: Es hätte mich ärger erwischen können. Am Südbahnhof stieg einmal ein Reisegast mit einigem Gepäck in den Orient-Express, der Schaffner fuhr ihn an, dass er das Gepäck separat aufgeben hätte müssen, der Mann wollte für das Gepäck zahlen, aber der Schaffner spielte seine Macht voll aus, er warf ein Gepäckstück einfach aus dem abfahrenden Zug. Was im Gepäckstück drinnen war, weiss ich nicht, der Aufprall war jedenfalls laut. So geht man mit einem Kunden nicht um, auch wenn dieser sich nicht buchstabengetreu an die Beförderungsbedingungen gehalten haben sollte.

Am Tag nach dem am Anfang dieses Textes erwähnten Vorfall beim Zustieg in den gelben "RegioJet" verwickelte ich einen RegioJet-Bediensteten am gleichen Bahnhof in ein Gespräch, das ergab, dass das 8-Euro-Angebot nur bis Brünn gelte, dass man nach Prag mit 15 Euro bis 22 Euro rechnen müsse, und zwar je nachdem, wie knapp die freien Sitzplätze würden, es mache keinen Unterschied, ob man im Zug oder online kaufe, Onlinereservierung werde aber empfohlen, da manche Züge voll seien, mit Studentensonderkonditionen habe das nichts zu tun, "Student Agency" heisse nur die Firma, da sie ursprünglich von einem Studenten gegründet worden sei, und bei Onlinekauf für den nächsten Tag könne man damit rechnen, den 14,80-Preis zu bekommen. Auf der Onlineseite der Firma lese ich, dass die Preise exakt zwischen 14,80 und 21,80 Euro nach Prag betragen. Auf Wikipedia lese ich die Geschichte von Regiojet, Hut ab, das ist wirklich eine studentische StartUp-Erfolgsgeschichte! Laut Homepage von Regiojet und laut Wikipedia gibt es darüber hinaus noch Gratisgetränke, kostenlose Tageszeitungen, kostenloses WLAN und kostenlose Filme auf den Bildschirmen.

Zufällig entdeckte ich vor einigen Tagen übrigens beim Stadion-Center ein neues Fernbusterminal, mit einem Bus, der ebenfalls die Aufschrift "RegioJet" trug, die gelben Busse verbinden offenbar Städte von den Niederlanden bis nach Rumänien, ganz moderne, gepflegte Busse, ich beehre mich, einige Eindrücke davon zu vermitteln: Siehe HIER .


(23.04.2018)

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