12.02.2018, 4052 Zeichen
Am Freitag begann für die Winter-Olympioniken in Südkorea nach vier Jahren Pause wieder die Jagd auf das olympische Gold – wir berichteten hier. Und auch wenn Anleger inzwischen fast doppelt so lange warten, ist die Gold-Jagd an der Börse noch immer nicht eröffnet. Ob sich das so schnell ändert? Nicht nur Experten sind skeptisch…
US-Bank ist Skeptisch. Einer dieser Skeptiker ist Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt. Seit seinem Allzeithoch von 1.900 US-Dollar im September 2011 fiel der Goldpreis stetig. Anleger verloren auf US-Dollar-Basis über die vergangenen sechs Kalenderjahre 15 Prozent – während sich mit Aktieninvestments 100,8 Prozent (auf Euro-Basis sogar 117,1 Prozent) und Renteninvestments immerhin 2,9 Prozent (auf Euro-Basis 11,2 Prozent) verdienen ließen (Stand: 31. Dezember 2017). Dabei schien das wirtschaftliche Umfeld ideal für das Edelmetall zu sein: Die Eurozone befand sich in der schwersten Krise seit ihrem Bestehen und die Zentralbanken öffneten die Geldschleusen – alles Argumente für Gold, das als sicherer Hafen für die Geldwertstabilität gilt. Ist doch für Goldinvestoren das primäre Investmentziel der reale Kapitalerhalt. Im Gegensatz zu anderen Anlageklassen bietet ein Gold-Investment jedoch keine Verzinsung.
Opportunitätskosten bei Gold beachten. „Wer Gold kauft nimmt Opportunitätskosten in Höhe des entgangenen Zinsertrags in Kauf. Bei der Investmententscheidung ist entsprechend abzuwägen, ob das Investmentziel nicht auch über den Kauf von sicheren Staatsanleihen erreicht werden könnte“, sagt Tilmann Galler. Wie hoch diese Opportunitätskosten tatsächlich ausfallen lässt sich berechnen, wenn die 10-jährige US-Realrendite als Referenzgröße angelegt wird: Dabei zeigt sich für die vergangenen sechs Jahre eine stark negative Korrelation zwischen Realrenditen und Goldpreis: Fallende Realrendite war verbunden mit steigenden Notierungen des Edelmetalls und umgekehrt. „Ob der Realzins in 2018 fällt und sich für Gold in eine vorteilhafte Richtung bewegt, hängt von zwei Faktoren ab: Erstens, wohin bewegen sich die Nominalrenditen der US-Treasuries, und zweitens, wie entwickelt sich die Inflation“, sagt Galler.
Das robuste Wachstum der US-Wirtschaft und der graduelle Rückzug der US-Notenbank aus den Staatsanleihekäufen werden laut Galler zu steigenden Nominalrenditen in den USA führen. Die Inflation dürfte jedoch auch aufgrund wachsender Kapazitätsauslastung der US-Wirtschaft und einem Arbeitsmarkt nahe der Vollbeschäftigung etwas ansteigen, weshalb der Realzins – also die Differenz von Nominalzins und Inflation – relativ konstant bleiben sollte. Sollte es allerdings zu einem überraschenden Anstieg der Inflation kommen, würde sich das Umfeld für Gold deutlich verbessern. „Für den Goldausblick bedeutet unser Kernszenario für die US-Wirtschaft keine signifikante Verbesserung auf der Opportunitätskostenseite. Anleger, die keinen kräftigen Anstieg der Inflation erwarten, sollten dementsprechend auch 2018 die Jagd nach Gold den Athleten überlassen“, erklärt Tilmann Galler.
FAZIT. Bereits in unserem Ausblick „Gold: Quo vadis 2018?“ äußerten wir uns skeptisch in Bezug auf eine Goldpreisrallye. Damals schrieben wir: „Für kurzfristig orientierte Rohstoffanleger dürfte 2018 nicht all zu viel Freude bringen – wenn man die Prognosen von Hereaus heran zieht. Langfristanleger, die Gold dagegen zur Absicherung ihres Aktiendepots heranziehen, besteht in diesem Umfeld die Chance, Bestände – sofern diese noch nicht vorhanden sind – aufzubauen.“ An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert. Langfristige Depotabsicherung mit Gold – ja (physisch!). Kurzfristige Rallye – nein.
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuß
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Goldbarren, Tresor (Bild: OeNB/Niesner)
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