30.01.2018, 4367 Zeichen
Viele haben gewettert, gedroht, geklagt, sich ergeben, gehofft, kommentiert, gejubelt oder sich einfach in lässiger Teilnahmslosigkeit geübt, um nur rechtzeitig den einen oder anderen Effekt als „immerschongewusst“ zu kommentieren, aber Mario Draghis Notenbankpolitik hat die letzten Jahre kaum Jemanden unberührt gelassen. Nun, damit ist bald Schluss, weil der Gute in Pension geht und sich diese Politik davor auch ändern wird müssen.
Dafür gibt es natürlich viele Gründe, die wir ja ohnehin alle kennen: Konjunkturwachstum, nachlassende Regulierungsnotwendigkeiten bei gleichbleibendem regulatorischen Investitionszwängen, politische Selbsterkenntnis, geopolitischer Gleichlauf, Inflation am Globus im Anstieg und last but not least Einverständnis unter den Notenbanken selbst. Die Frage ist nur wie und wie rasch.
Die Rentenmärkte haben da relativ wenig Zeitverständnis. Die am besten global vernetzte Asset Klasse wird gerade aus den USA heraus ziemlich resch bewegt. Dort hat die FED bereits mit der Umsetzung ihrer Rückzugspolitik begonnen und der Markt richtet sich darauf aus. Renditen steigen und inzwischen bewegt sich sogar die gesamte US-Zinskurve aus, sie wird steiler. Ein Anzeichen, dass man doch an die positiven Wirkungen der zuletzt geäußerten wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu glauben beginnt. Europa und der Rest der Welt wird sich da nicht nur Hintanstellen, sondern auch beginnen müssen, selbst einen Weg in die gleiche Richtung zu finden. Sichtbar ist dieser Druck auch in Europa in Richtung einer Veränderung der Zinskurve, wo zuletzt in Deutschland die fünfjährigen Bonds die Null-Renditelinie schnuppern durften, und auch in der Schweiz schafften es die 10-Jährigen die Jahrhundertbürde Negativrendite abzuschütteln. All dies ein Weg der gut ist, weil er von Konjunkturwachstum und der Erwartung langsam aber doch steigenden Inflationsraten getragen ist. So bewegt man sich in die richtige Richtung, in ein paar Jahren wieder „normale“ Verhältnisse geschaffen zu haben in denen Aktien und Anleihen im risikoadjustierten Bewertungsmodus gegeneinander laufen und nicht als augmented Reality-Experimente die Fantasie von Analysten und Volkswirten zu strapazieren. Also wird es auch für die Notenbanker Zeit, sich damit auseinander zu setzen, die vor Jahren festgezurrten Einlagensätze zu überdenken und zu lockern. Die -0,4% der EZB wirken inzwischen deutlich antiquiert. Die Forward Rate Kurven der „Eurobonds“ sprechen bereits eine deutliche Sprache: der Markt erwartet heuer ein gravierendes Aufweichen dieser Zinssätze.
Nun, für die Aktien ist dies noch lange keine echte Bedrohung. Sie haben sich ja nie wirklich vom Regulator geschützt fühlen dürfen und waren dadurch immer den rauen Stürmen internationaler Asset Manager ausgesetzt. Natürlich war der Geldfluss der Notenbanken das eine oder andere Mal ein Rückenwind, weil manche Investoren ihre Bondverkäufe an FED & Co noch ohne regulatorischen Knebel frei investieren durften - was für ein Luxus - , aber in Summe spielte der reine Geldfluss einer EZB in Europa kaum eine direkte Rolle, denn wie man sieht, liegen die Bewertungen hierzulande sogar noch immer unter dem historischen Durchschnitt. Man investierte, weil es bessere Chancen bei Aktien gibt, als bei Bonds. Und das ist einem volkswirtschaftlichen und konjunkturellen Effekt geschuldet, nicht einem Hochwasserstand im Cashportfolio.
Was sich an den Aktienmärkten jetzt ändern wird, ist die Betrachtung einiger Sektoren. Eben weil sich deren Zinsumfeld ändert. Hier wird es jetzt schon „normal“. Also Versorger, stark refinanzierungsorientierte Immobilienaktien, Banken, Versicherungen, bis hin zu neu verschuldeten Expansionswilligen. Die Frage nach der Refinanzierung wird sich daher immer häufiger stellen. So lange aber die Dividendenrenditen noch über den jeweiligen Bondrenditen liegen, und das sind noch immer mehr als 2% (!!) wird es eine Art philosophisches Thema bleiben. Die Aufmerksamkeiten richten sich aber bereits darauf aus.
Das alles sind sehr frühe Beobachtungen und Gedanken, die zu einer generellen Vorbereitung auf spätere Normalisierungen führen, aber die Beschäftigung mit den jeweiligen Geschäftsmodellen und Abhängigkeiten innerhalb dieses erwarteten Wandels werden das heurige Jahr stärker prägen als noch 2017. Ganz einfach, weil wir es uns vorstellen können und mittlerweile auch vorstellen wollen.
Wiener Börse Party #805: Einladung zur Silvesterparty, heute ein wilder Mix aus AT&S, Kontron und Pierer Mobility
Bildnachweis
Aktien auf dem Radar:UBM, Warimpex, Porr, Immofinanz, Addiko Bank, CA Immo, Uniqa, DO&CO, Verbund, Lenzing, SBO, AT&S, EVN, Gurktaler AG VZ, Hutter & Schrantz, Polytec Group, Agrana, Amag, Flughafen Wien, OMV, Palfinger, Österreichische Post, Telekom Austria, VIG, Dow Jones, Covestro, Vonovia SE, RWE, Deutsche Post, Brenntag, E.ON .
Random Partner
VAS AG
Die VAS AG ist ein Komplettanbieter für feststoffbefeuerte Anlagen zur Erzeugung von Wärme und Strom mit über 30-jähriger Erfahrung. Wir planen, bauen und warten Anlagen im Bereich von 2 bis 30 MW für private, industrielle und öffentliche Kunden in ganz Europa. Wir entwickeln maßgefertigte Projekte ganz nach den Bedürfnissen unserer Kunden durch innovative Lösungen.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Nissan, Victorias Secret, Powell, Gold,...
» ATX-Trends: AT&S, Pierer Mobility, Bawag, Erste Group, RBI ...
» Wiener Börse Party #805: Einladung zur Silvesterparty, heute ein wilder ...
» Österreich-Depots: Heute erwischt es AT&S wieder (wir geben aber kein St...
» Börsegeschichte 18.12.: voestalpine, Semperit, CA Immo (Börse Geschichte...
» PIR-News: AT&S, Kontron, Pierer Mobility, Addiko, Marinomed, Frequentis,...
» Nachlese: UBM, Erste Group, chartable und Thomas Eccli (Christian Drastil)
» Börsepeople im Podcast S16/12: Thomas Eccli
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Moneyküre, Strabag, Thomas Eccli, BTC, ...
» ATX-Trends: VIG, Uniqa, Erste Group, Bawag, Raiffeisen Bank International
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
AT0000A2QMD1 | |
AT0000A3DYG5 | |
AT0000A2U4X2 |
- Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Nissan, Victoria...
- Fear of missing out und Jumping the ship bei wiki...
- ATX-Trends: AT&S, Pierer Mobility, Bawag, Erste G...
- Research-Fazits zu BASF, Delivery Hero, Zurich, M...
- Valneva mit Chikungunya-Kooperation in Indien und...
- Guten Morgen mit Porsche, Douglas, Mayr-Melnhof, ...
Featured Partner Video
Alsercast #10: Althanquartier immer schöner, Bitte an RAF Camora, Eisbaden-Wunsch; Klimapolitik okay, sonst aber politisches Versagen
Eine wilde Reise wie immer mit Christoph Weißenbäck, die beim Althanquartier (das immer schöner wird) beginnt, was sogar meinen lieben Wegbegleiter, Ex-Börsechef Stefan Zapotocky, in die Bezirksmed...
Books josefchladek.com
Peter Keetman
Fotoform
1988
Nishen
Meinrad Schade
War Without War
2015
Scheidegger & Spiess
Essick Peter
Work in Progress
2024
Fall Line Press
Regina Anzenberger
Imperfections
2024
AnzenbergerEdition
Yasuhiro Ishimoto
Ishimoto 石元 泰博
2024
Editions Xavier Barral / LE BAL