11.10.2017, 7203 Zeichen
Ja, das Bargeld gehört zur bedrohten Art. Dieser Umstand sollte mittlerweile selbst dem unbedarften Beobachter klar sein. Die Abschaffung des 500-Euro-Scheins ist nur ein Schritt auf der Leiter, an deren Spitze der Ausstieg aus dem Bargeld steht. Und die Maßnahme anonyme Barzahlungen von 15.000 Euro auf 10.000 Euro zu reduzieren, ist ein weiterer Schritt dorthin. Doch was bedeutet eine Bargeldabschaffung eigentlich wirklich? Ist Bargeld wirklich ein Auslaufmodell, auf das wir gut verzichten können? Ist gar „Schwundgeld“ die Zukunft?
Bargeld wird zurückgedrängt
Natürlich ist es so, dass viele Bezahlvorgänge in der digitalen Welt unbar ablaufen. Im Prinzip ist diese Vereinfachung unseres täglichen Lebens auch nicht verwerflich. Die Planung des Bargeldbestandes im Portemonnaie ist in der jüngeren Generation längst Geschichte. Bargeld wird nur noch für schnelle spontane Kleingeldeinkäufe vorgehalten und ist bei den meisten Menschen längst nicht mehr das primäre Zahlungsmittel. In Schweden etwa kann schon heute so gut wie alles mit der Kreditkarte bezahlt werden. Die schwedische Krone in Form von Bargeld ist kaum noch im Umlauf. Viele schwedische Bankfilialen haben aus Eigeninteresse heraus einen bargeldlosen Geschäftsbetrieb. Aktuell sollen es bereits 50 Prozent sein.
Auch die Schweden tun im Prinzip nichts verwerfliches. Denn noch existiert das Bargeld. Doch einigen Berichten zufolge, könnte Schweden im Jahre 2030 bereits bargeldlos sein. Die neue Welt wäre dann nur noch von elektronischem Geld bestimmt. Doch wo genau liegen eigentlich die Auswirkungen für die Bevölkerung?
Bargeld – Das sicherste Geld im System
Vielen Menschen ist der Unterschied zwischen Geld auf der Bank und Bargeld gar nicht bewusst. Für diese Menschen ist Geld eben Geld, in welcher Form auch immer dieses vorliegt. Dabei könnten die Unterschiede nicht größer sein. Immerhin handelt es sich beim Buchgeld auf dem Bankkonto und ein Kredit an die Bank. Dieses Buchgeld ist, im Gegensatz zu Bargeld, kein gesetzliches Zahlungsmittel. Bargeld ist die einzige Möglichkeit für Privatpersonen in den Besitz von Zentralbankgeld zu gelangen. Und genau an dieser Stelle ist einer der deutlichsten Unterschiede zu finden. Selbst im Zuge einer Bankenkrise bleibt Bargeld weiterhin „sicher“. Erst inflationäre Tendenzen würden die Kaufkraft des Bargeldes bedrohen. Doch eine Inflation ist ein Prozess, der sich üblicherweise über einen längeren Zeitraum hinzieht. Daher ist dieser deutlich weniger bedrohlich, als die Schließung von Bankschaltern über Nacht. Die Griechen wissen heute genau, welche Unterschiede die beiden Formen des Geldes haben.
Kein Bargeld – Keine Finanzkrise?
Auf der anderen Seite muss festgehalten werden, dass Auswirkungen, wie wir sie zuletzt in Griechenland gesehen haben, in einer Welt ohne Bargeld höchst unwahrscheinlich sind. Immerhin ist ein klassischer Bankenrun ohne Bargeld sehr unwahrscheinlich. Wo sollte man auch hin mit seinem Geld, wenn das allgemeine Misstrauen sich gegen das Bankensystem richtet? Und selbst wenn das Misstrauen sich nur gegen eine Bank richtet, würde die Kreditgewährung unter den Geschäftsbanken die größten Verwerfungen abmildern.
Aber auch der Zins spielt in einer Welt ohne Bargeld eine völlig neue Rolle. Zukünftig könnte man Krisen, wie wir sie zuletzt nach 2007 sahen, mit einem deutlichen Negativzins bekämpfen. Dieses Schwundgeld wurde nach der Finanzkrise immer wieder thematisiert. Doch jedem Ökonom ist natürlich klar, dass ein Zinssatz im Bargeldsystem nur minimal unter Null gesenkt werden kann. Immerhin würden die Bankkunden keinen Negativzins akzeptieren müssen, wenn sie jederzeit ihr Geld abholen und dieses im Schließfach verwahren könnten. Dass das heute noch nicht gang und gäbe ist, liegt vor allem an den noch existenten Vorteilen der Buchgeldhaltung. Diese würden allerdings bei einem Unterschreiten der Marke von minus 1 Prozent wohl der Vergangenheit angehören. Kunden würden in Massen zu den Schaltern stürmen und dem Bankensystem damit die Existenzgrundlage entziehen. Doch in einer Welt ohne Bargeld, wären sogar minus 10 Prozent kein Problem mehr.
Schwundgeld – Ein Erfolgsmodell?
Allerdings wäre eine solche Entwicklung nicht nur schlecht. Immerhin hätte ein Staat zukünftig keinen Grund, mehr Steuern zu erheben. Da Notenbanken ihre Gewinne gemeinhin an den Staat abführen, wären die Staaten zukünftig mehr als solide finanziert. Auch Altersarmut würde der Vergangenheit angehören, da der Staat in einem solchen System einfach alles finanzieren kann. Und selbst wenn der Staat einmal größere Blöcke an Ausgaben finazieren muss, stellt dieses kein Problem dar, denn in einem System mit sehr starkem Negativzins bezahlen sich Schulden von alleine ab. Wäre es daher nicht sogar wünschenswert, dass die Ökonomen der Welt ein neues Wirtschafts- und Staatsmodell durchdenken und anstreben? Nun ja, wenn man die richtigen Publikationen liest, scheint dieser Schritt bereits in Vorbereitung zu sein. Nicht ohne Grund werben immer mehr Top-Ökonomen für den Ausstieg aus dem Bargeld-System.
Schwundgeld – Assetpreise würden explodieren
Natürlich versteht es sich von selbst, dass gerade Anlagegüter am Beginn dieser Entwicklung förmlich explodieren würden. Ob nun Gold oder Immobilien, ein echter Run auf die Werte wäre mit Sicherheit die Folge. Doch gerade Aktien wären wohl die größten Profiteure. Was könnte schöner sein als ein ohnehin schon profitables Unternehmen, welches zukünftig noch Milliarden dazu verdienen wird, weil es Schulden hat. Stellen wir uns nur die VW-Aktie vor. Mit einem solchen Schuldenberg im Rücken, wäre die VW-Aktie wohl sehr lange Zeit an der Spitze des DAX zu finden. Neben den laufenden Geschäften würden VW Milliarden bilanziell zufließen. Einzig und alleine der Negativzins würde das Unternehmen nach und nach entschulden. Doch wo Licht ist ist auch Schatten.
Ohne Bargeld gehen große Teile der Freiheit verloren
Es ist heute völlig normal, dass man Einkäufe die man „geheim halten will“ mit Bargeld abwickelt. Dabei muss es nicht mal der Einkauf im Erotik-Shop sein. Stellen Sie sich vor Sie haben ein gemeinschaftliches Konto mit Ihrem Partner. Es ist Weihnachten oder der Geburtstag steht ins Haus. Ohne Bargeld wird die Geheimhaltung von Einkäufen ein Relikt der Vergangenheit sein. Alle Einkäufe werden zu 100 Prozent gläsern sein. Ob nun Ihr Partner, der Staat oder einfach der Banker. Irgendjemand wird jeden finanziellen Schritt, den Sie gehen, nachvollziehen können. Noch sind die letzten Stufen der Leiter zur Bargeld-Abschaffung nicht erklommen, allerdings steht schon heute fest: Wer nicht vorbereitet ist, der wird der Leittragende sein. Sein Sie einfach klüger als Ihr Nachbar, dann haben Sie bereits alles getan was wichtig ist.
Sollten Sie weiteres Interesse am Thema Schwundgeld haben, empfehle ich Ihnen die Texte von Silvio Gesell.
Bis zum nächsten Mal, deepinsidehps
Dieser Beitrag von deepinsidehps wurde von trading-treff.de zur Verfügung gestellt. Dort gibt es Analysen, Wissen und Emotionen zum Trading.
„deepinsidehps“ steht vor allem für den vertiefenden Einblick in die Märkte. Insbesondere Meinungen und Gedanken abseits der gültigen Konventionen sind die Prämissen des Users.
SportWoche Podcast #119: Harald Bauer, der Ex-Sporthilfe-Chef, der Euren willdienstrad.at-Wunsch erfüllen kann
DAX Letzter SK: 0.00 ( 0.65%)
Gold Letzter SK: 0.00 ( 0.68%)
Bildnachweis
Aktien auf dem Radar:CA Immo, Immofinanz, Wienerberger, Strabag, Polytec Group, UBM, EVN, Wiener Privatbank, Palfinger, VIG, Mayr-Melnhof, Semperit, Telekom Austria, RBI, ams-Osram, AT&S, Marinomed Biotech, Wolford, Addiko Bank, Oberbank AG Stamm, Zumtobel, Agrana, Amag, Erste Group, Flughafen Wien, Kapsch TrafficCom, Österreichische Post, S Immo, Uniqa, Warimpex, Sartorius.
Random Partner
CA Immo
CA Immo ist der Spezialist für Büroimmobilien in zentraleuropäischen Hauptstädten. Das Unternehmen deckt die gesamte Wertschöpfungskette im gewerblichen Immobilienbereich ab: Vermietung und Management sowie Projektentwicklung mit hoher in-house-Baukompetenz. Das 1987 gegründete Unternehmen notiert im ATX der Wiener Börse.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» SportWoche Podcast #119: Harald Bauer, der Ex-Sporthilfe-Chef, der Euren...
» Österreich-Depots: Weekend-Bilanz (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 26.7.: Bundesländer Vers., Telekom Austria (Börse Geschi...
» PIR-News: Zahlen von Palfinger, News von UBM, Strabag, Research zu Verbu...
» Nachlese: Der Mann, der sicherstellt, dass die Buy-Partei zu Deinem Sell...
» Börsenradio Live-Blick 26/7: DAX zu Mittag stärker, BASF unter Druck, Pa...
» Wiener Börse Party #702: EAM hält 1,42 Mrd. in Ö-Aktien, Palfinger stark...
» Wiener Börse zu Mittag schwächer: Palfinger, AT&S, Frequentis gesucht, D...
» ATX-Trends: Verbund, Andritz ...
» Börsepeople im Podcast S14/02: Wolfgang Aubrunner
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
AT0000A3D5K6 | |
AT0000A2UVW4 | |
AT0000A2WCB4 |
- Saint Gobain und Wienerberger vs. Bilfinger und P...
- Goldman Sachs und Erste Group vs. Sberbank und De...
- Polytec Group und vs. Leoni und Ford Motor Co. –...
- wikifolio Champion per ..: Ramon Hack mit Quantis...
- Jumping the ship bei wikifolio 27.07.24: Tesla
- SportWoche Podcast #119: Harald Bauer, der Ex-Spo...
Featured Partner Video
Messi musste weinen
Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 15. Juli 2024 E-Mail: sporttagebuch.michael@gmail.com Instagram: @das_sporttagebuch Twitter: @Sporttagebuch_
Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 15. ...
Books josefchladek.com
Sergio Castañeira
Limbo
2023
ediciones anómalas
Martin Frey & Philipp Graf
Spurensuche 2023
2023
Self published
Kjell-Ake Andersson & Mikael Wiström
Gruvarbetare i Wales
1977
Trydells
Jerker Andersson
Found Diary
2024
Self published
Adolf Čejchan
Ústí nad Labem
1965
Severočeské krajské nakladatelství