12.04.2017, 2873 Zeichen
Es passiert selten, dass sich eine Bank kritisch über ihre (potenziellen) Kunden äußert. So geschehen jüngst durch die comdirect.
Ziel waren die deutschen Sparer, die dies zwar so eifrig tun, aber dennoch Jahr für Jahr viele Milliarden Euro verlieren. Der Grund: Die Deutschen legen ihr Geld zu großen Teilen in Anlagen an, deren Verzinsung deutlich unterhalb der Inflationsrate liegt.
Angesichts der durchschnittlichen Inflationsrate von 1,9 Prozent im ersten Quartal 2017 verlieren die deutschen Sparer jährlich rund 34,2 Mrd. Euro an Kaufkraft. Comdirect-Chef Arno Walter kommentiert diesen Fakt des comdirect Realzins-Radars pointiert: „Die Zahlen zeigen: Deutschland spart sich arm. Noch nie war der Wertverlust niedrig verzinster Geldanlagen höher als aktuell.“
Die Niedrigzinspolitik der EZB zeigt also ihre Wirkung, ohne dass die Sparer reagieren. Tagesgeld, Spareinlagen und Festgeld sind weiter en Vogue. 2,1 Billionen Euro haben sie darin angelegt. Das entspricht mehr als einem Drittel (38 Prozent) des gesamten Finanzanlagevermögens aller Deutschen.
Das überrascht umso mehr, wenn man sich die Zinsentwicklung der jüngsten Vergangenheit anschaut. Aktuell verzinsen sie sich im Durchschnitt nur noch mit 0,27 Prozent p.a. Seit Beginn der Finanzkrise Ende 2008 ist die Verzinsung um 2,5 Prozentpunkte zurückgegangen. Berücksichtigt man die Inflation, liegt die reale Verzinsung dieser Sparprodukte sogar bei -1,63 Prozent, so die Direktbank.
Wir Deutsche verlieren Geld. Rechnet man die abstrakten Zahlen mal in die konkreten Belastungen der Sparer um, sieht man folgendes: Jeder Deutsche, vom Kleinkind bis zum Rentner, verliert im Schnitt 413 Euro pro Jahr. Pro Haushalt sind es 872 Euro.
Die Bank führt diese Unvernunft auf den Wunsch zurück, stets kurzfristig verfügbare Mittel bereit zu halten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der kurzfristige Bedarf an liquiden Mittel ständig überschätzt wird. Die Folge: Das Vermögen wird weniger, anstatt zu wachsen. Langfristiger Vermögensaufbau hängt von zwei Faktoren ab:
Der Zeit und der regelmäßigen Einzahlung. Ein Sparer, der monatlich 50 oder 100 Euro in einen ETF-Sparplan steckt und das ganze zwei Jahrzehnte durchhält, braucht sich um seine finanzielle Zukunft keine Gedanken mehr zu machen. Aber allein auf die Idee zu kommen, diesen Schritt zu gehen, ist für viele Deutschen offensichtlich immer noch mit Vorurteilen über den Aktienmarkt behaftet (Zockerparadies, Totalverlustrisiko). Insofern müssen Aktienfans weiterhin Überzeugungsarbeit leisten…
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage
Ihre dieboersenblogger.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
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Wiener Börse Party #704: RBI, Semperit und Bawag überzeugen, Do&Co-Aktie mit arger Chance in Frankreich
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