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Stur und stetig Investieren. Fertig! (Tim Schäfer)

Bild: © diverse photaq, Wall Street New York Dow

Autor:
Tim Schäfer

Der Journalist Tim Schäfer pendelt seit dem Frühjahr 2006 zwischen New York und Deutschland. Wöchentlich berichtet er über die Geschehnisse an der Wall Street für Euro am Sonntag, eine der führenden deutschen Wirtschaftspublikationen. Darüber hinaus schreibt er für Magazine wie Der Aktionär oder die Börsenbriefe Prior Global und Prior Gold.

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06.08.2016, 4795 Zeichen

Vor gut einem Jahr sprach ich mit Professorin Michaela Pagel. Sie stammt aus Hamburg und lehrt an der rennomierten Columbia Business School, wo Warren Buffett und andere milliardenschwere Value-Investoren wie Leon Cooperman oder Mario Gabelli studiert haben. Pagel ist eine Überfliegerin. Ich machte damals ein Interview mit ihr für das „WirtschaftsBlatt“. Es schreiben immer mehr Medien über die deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin. Zuletzt die „New York Times“.

Was sie im Grunde rät: Spare regelmässig jeden Monat für den Ruhestand und vergesse die Nachrichten. Ziehe das Dekaden durch. Und Du wirst gut abschneiden.

Vergesse all die Crash-Bücher und Analysten, die alle paar Monate ihre Meinung ändern. Es bringt nichts auf sie zu hören. Eher ist das Gegenteil der Fall: Wer auf sie hört, schneidet schlechter ab.

Anders ausgedrückt: Passe auf, welche Informationen Du liest. Investiere extrem langfristig in ein indexbasiertes Portfolio.

Wer diesen Rat befolgt, dürfte in der Tat kaum einen Fehler machen. Das Problem ist das Nervenkostüm der Menschen. Wir verlieren schnell die Geduld, um die Berg- und Talfahrt der Börse durchzustehen.

Sich rational zu verhalten, zahlt sich in vielen Bereichen des Lebens aus: Beim Sport, bei der Ernährung, beim Studieren, bei der Arbeit. Selbst bei der Wahl des Partners/der Partnerin fürs Leben kann Sie eine rationale Entscheidung vor bösen Überraschungen bewahren. Denken Sie nur, was passieren würde, wenn Sie einen Alkoholiker, Lügner oder Konsumsüchtigen heiraten würden?

Mit Blick auf Ihre Finanzen gilt: Wenn Sie keine Konsumschulden haben, sollten Sie stolz auf sich sein. Wer seine Hypothek zügig zurückzahlt, sollte ebenso stolz sein.

Wer dagegen bis zur Halskrause verschuldet ist, macht etwas falsch. Aber leider gehören Schulden in einer Konsumgesellschaft, wie wir sie heute haben, zur Normalität. Wer Konsumschulden hat, sollte eigentlich ein Restaurant nicht von innen sehen. Der sollte nur zuhause kochen. Sie müssen einfach zu sich selbst „NEIN“ sagen können. Nicht jeder Wunsch lässt sich sofort erfüllen.

Ans Sparen denken. Man brauch Geld, um Geld zu machen. Lernen Sie Ihr Geld zu steuern, sonst steuert es Sie. Leben Sie unterhalb Ihrer Verhältnisse und sparen Sie den Rest. Es ist so einfach, wenn Sie das Ruder in die Hand nehmen.

Wenn Leute zu jedem Konzert rennen, ständig in Restaurants sitzen, neue Autos fahren, in zu großen Wohnungen residieren, sollten sie sich nicht über zu wenig Einkommen beklagen. Diese Leute haben ein enormes Anspruchsdenken.

Wie jemand mit Geld umgeht, zeigt den Charakter einer Person. Leute, die ständig mit dem Arbeitskollegen und Nachbarn um das tollste Auto oder Haus konkurrieren, sind auf dem Holzweg. Oft handelt es sich um „leere“ Menschen.

Ich bin ohnehin der Meinung: Der Kreditnehmer ist ein Sklave gegenüber der Bank. Hohe Schuldenstände können wie ein Gefängnis wirken. Wenn dann das Kartenhaus mit den hohen Schulden zusammenfällt, fließen die Tränen. Familien brechen auseinander. Häuser gehen in die Zwangsversteigerung. Alkoholismus und andere Horror-Dinge können folgen.

Ich wundere mich als, wenn überschuldete Lebemenschen von der Familie oder ihrem Umfeld erwarten, dass sie ihnen aus der Patsche helfen. Diese Konsumgeilen sind erwachsen. Warum müssen die Vernünftigen die Unvernünftigen jedes Mal retten? Sie haben den Mist selbst zu verantworten. Warum erwarten sie, dass ihnen andere aus der Patsche helfen? Diese konsumgeilen Leute sind wie Drogensüchtige. Ihre Droge ist das Geld bzw. der Konsum Sie suchen händeringend nach neuen Geldquellen. Ich stehe gerne mit Rat und Tat einem Lebemenschen zur Seite, aber nicht mit meinem Geld. Denn das wäre sinnlos. Erstens sieht man es nie wieder (das ist mir schon ein Mal passiert). Zweitens ändert sich an der Verhaltensweise nichts. Diese Leute müssen durch die Krise. Nur so lernen sie. Sie müssen auf die Schnauze fallen. Sie müssen durch die Privatinsolvenz.

Alles spielt sich im Endeffekt in unserem Kopf ab. Es ist die Einstellung. Es ist die Disziplin.

Nehmen Sie junge Menschen. Sie sollten schon wissen, worauf es ankommt: Motivation, Disziplin, Verantwortung, Zielsetzung, Charakter. Daran arbeite ich jeden Tag.

Fortbildung ist wichtig. Angesichts der Roboter und Software, die immer mehr Arbeiten übernehmen, sollten Sie versuchen, auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

Einem jungen Menschen, vor der Wahl des Studienfachs gestellt, rate ich, sich in der Gesundheitsbranche umzuschauen. Ärzte und Krankenschwestern haben in den USA exzellente Aussichten. Ein anderer Boom-Bereich ist die IT. Softwareingenieure, Datenanalysten, Programmierer haben herrliche Perspektiven. Ich sprach übrigens kürzlich in New York mit einem Manager vom weltgrößten Jobportal Indeed

Im Original hier erschienen: Stur und stetig Investieren. Fertig!


(06.08.2016)

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