29.04.2016, 1823 Zeichen
Jochen Stanzl, 29. April 2016
Zum Wochenschluss haben die Optimisten am deutschen Aktienmarkt den Kampf um die aus technischer Sicht wichtige 200-Tage-Linie verloren. Auch blieben heute die Schnäppchenjäger, die gestern bei 10.100 Punkten im DAX noch beherzt zugriffen, dem Geschehen fern. Was nicht mehr weiter steigt, muss dann erst einmal fallen und damit Kraft für einen neuen Anlauf zur Überwindung des 200-Tage-Durchschnitts sammeln. Die letzten paar Punkte bis zur runden 10.000er Marke wird der Index wohl zum Wochenstart noch gehen müssen. Dann erst wird sich entscheiden, ob sich die Erholung mit neuem Schwung fortsetzt oder erst einmal wieder tiefere Kurse angesteuert werden.
Insgesamt kann man nach dieser Woche konstatieren, dass die Märkte noch nicht reif dafür sind, ohne geldpolitische Unterstützung auszukommen. Eine Bank of Japan, die den Hahn erst einmal nicht weiter aufdreht, und eine US-Notenbank, die durchaus in der Lage ist, schon im Juni weiter an der Zinsschraube zu drehen, vermiesten den Anlegern die Stimmung. Zu wenig passen die noch mauen Konjunkturdaten in ein Szenario steigender Zinsen und einer Normalisierung in der Geldpolitik.
Sicherlich hat die Börse in Tokio mit ihrem Kursrutsch nach ausbleibenden geldpolitischen Maßnahmen durch die Bank of Japan übertrieben. Aber die Reaktion zeigt, wie brüchig das Fundament der jüngsten Erholung an den Börsen noch ist. Auch die Wall Street schafft es momentan noch nicht, die alten Höchstkurse rauszunehmen. Somit könnten die Aktienmärkte erst einmal wieder in eine Konsolidierungsphase eintreten. Die nächsten Impulse für weiter steigende Kurse muss die Wirtschaft liefern.
Nutznießer des neuerlichen „Risk-Off“-Modus an den Finanzmärkten ist einmal mehr das Gold, dass sich in diesem Jahr durchaus als einer der Gewinner herausstellen könnte.
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