26.04.2016, 4592 Zeichen
Facebook macht also vieles besser als die Konkurrenz, aber mit einem KGV von 85 ist das in der Bewertung auch mehr als klar ausgedrückt.
In dieser Woche legen sowohl Facebook als auch Twitter die Quartalszahlen vor, und damit wird einmal mehr die Frage in den Mittelpunkt rücken, wie man als soziales Netzwerk an der Börse erfolgreich ist – und wie nicht. Dazu ein paar Zahlen im Vergleich: die Aktie von Facebook ist in den letzten 12 Monaten um 35 Prozent gestiegen, jene von Twitter um 66 Prozent gefallen. Facebook hat 1,5 Milliarden monthly active users, Twitter „nur“ 305 Millionen. Die monthly active users sind übrigens jene Nutzer, die zumindest einmal pro Monat in dem Netzwerk aktiv sind, zum Unterschied von den daily active users, die jeden Tag vorbeischauen.
Facebook macht also vieles besser als die Konkurrenz, aber mit einem KGV von 85 ist das in der Bewertung auch mehr als klar ausgedrückt. Da dürfen keine Fehler mehr passieren, und auch die Wachstumszahlen müssen weiter absolut überzeugen. Bis jetzt gelingt das Facebook ausgezeichnet. Im 4. Quartal 2015 konnte das Unternehmen die Anzahl der monthly active users um 14 Prozent steigern (gegenüber dem Vergleichsquartal 2014), jene der daily active users aber gleich um 17 Prozent. Das heißt, dass die Bindung der Nutzer an das Netzwerk gesteigert werden konnte, was wiederum extrem wichtig ist für die Monetarisierung.
Für die Börse reicht es nicht einfach, die Zahl der Nutzer hochzuschrauben, es muss mit diesen Nutzern auch Geld verdient werden. Auch da lohnt sich ein Blick auf die Zahlen: Facebook hat im 4. Quartal 2015 im weltweiten Schnitt 3,73 US-Dollar pro Nutzer eingenommen. Das ist schon mal nicht schlecht und stellt eine Steigerung um 32 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2014 dar. In den USA und Kanada aber setzte Facebook im Schlussquartal 2015 sage und schreibe 13,54 US-Dollar pro Nutzer um! Damit ist eine Stoßrichtung klar: Facebook muss es gelingen, die Monetarisierung im Rest der Welt näher an jene im Heimatmarkt zu bringen. Das würde das Ertragspotenzial nochmals deutlich steigern.
Und was muss Twitter machen? Etwas pointiert könnte man sagen: wachsen und überleben, oder übernommen werden. Viele Beobachter sind ja mittlerweile der Meinung, dass die Gründer von Twitter dessen Breitenwirksamkeit überschätzt hätten. Twitter, so eine Analyse, sei ein riesiges Megaphon, phantastisch geeignet für alle, die sich mitteilen wollen. Aber Twitter kommt jenen, die selber nichts sagen, sondern nur „zuhören“ (=lesen) wollen, zu wenig entgegen. Seit Jahren werden hier Verbesserungen bei den Einstellungen versprochen, bis jetzt hat sich diesbezüglich aber noch wenig getan.
Der Schritt in Richtung Massentauglichkeit muss Twitter also erst noch gelingen, um auch nur annähernd jenen Erfolg an der Börse zu erreichen, den Facebook verbuchen konnte. Mark Zuckerberg & Co aber müssen den sensationellen Höhenflug der Vergangenheit fortsetzen bzw. ausbauen – und das ist eigentlich die noch schwierigere Aufgabe...
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