20.03.2016, 7608 Zeichen
About: Für die CD-Produktion http://www.boerse-social.com/25jahreatx wurden 33 Telefon-Interviews geführt. Hier täglich ein Interview transkribiert. Heute: Eduard Zehetner, Ex-Vorstand Immofinanz. Wichtig: Diese Interviews wurden nicht für Print gemacht, die Transkripte sind ein Versuch. Die Audio-Version des Zehetner-Interviews findet man unter: 25 Jahre ATX - "Multimanager" Eduard Zehetner: "In Summe ist der ATX durchaus ein Erfolg" , das Set "Shirt und Doppel-CD" in der "Ich war dabei!"-Version hat am 9.3. das Funding-Ziel von 100 erreicht, es kann noch bis 14.4. bestellt werden (HIER die Namen der Besteller und die Details des Angebots).
Frage (Peter Heinrich): Bitte um kurze Vorstellung.
Eduard Zehetner: Eduard Zehetner, derzeitige Funktion Ruhestand. Ich war der Vorstandsvorsitzende der Immofinanz bis 30.4.2015.
Der ATX wird 25 Jahre alt. Ich kenne Sie noch aus RHI -Zeiten. Ich habe mir Ihre Vita mal angesehen und ich würde Sie als Multimanager bezeichnen: Sie kommen aus der IT, Sie waren bei der Telekom, RHI, dann bei der Immoeast und zuletzt bei der Immofinanz als CEO – in vielen Führungspositionen. Sie haben die Immofinanz restrukturiert und eigentlich eine Insolvenz verhindert. Der ATX wird 25 Jahre alt. Ist das eine kleine Erfolgsgeschichte? Wie sehen Sie denn den ATX als Multimanager?
Ich glaube, in Summe ist der ATX durchaus ein Erfolg, der natürlich auch schon bessere Phasen als im Moment gesehen hat, letztlich in den Nullerjahren dieses Jahrtausends, als die Ostöffnung so richtig im Gang war und nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union in den 90er-Jahren, als auch die Ostphantasie so richtig abhob und auch die österreichischen Unternehmen ja großflächig in Osteuropa, alle überwiegend sehr klug und strategisch richtig investiert haben, gepunktet haben. Mit dem Lehman-Zusammenbruch und den nachfolgenden Schwierigkeiten im Euroraum ist er wieder ein bisschen eingebrochen. Das Thema ist vor allem Osteuropa und die dort doch nach wie vor fehlende Wachstumsphantasie.
Wo fehlt es denn da an der Phantasie? An der Wiener Börse oder wo spielt die Musik mehr, vielleicht sogar in Warschau an der Börse?
Na das glaube ich eigentlich nicht. Ich glaube, in Polen hat man bisschen eine Chance vertan. Das Thema ist dort sicher politisch beeinflusst und auch ein bisschen vermurkst worden. Die Warschauer Börse hätte noch wesentlich mehr Wachstumschancen gehabt. Woran fehlts? Es fehlt an der Phantasie in Osteuropa. Es fehlt an der wirtschaftlichen Aktivität in Osteuropa. Osteuropa steht nicht im Focus der internationalen Investoren, insbesonders solcher aus dem angelsächsischen Raum. Dieser Einbruch war schon fast wieder vorbei, aber letztlich ist dann im Jahr 2014 mit der Ukraine-Krise die Osteuropa-Phantasie, die sich langsam wieder aufzubauen begann, verschwunden.
Wie war denn das bei der Rettung der Immofinanz? Hat Ihnen damals die Börsennotierung geholfen, mit den Kontakten?
Naja, die Börse selbst war damals nicht hilfreich, es war eher ein Abbild des Desasters, zu dem ich damals angetreten bin. Ich erinnere mich, im November, als ich kam, war die Immofinanz bei 33 Cent und die Immoeast bei 25 und de facto ist damals die Aktie zu einem Optionspreis gehandelt worden und alle, die damals eingestiegen sind, und da gibt es eine ganze Reihe, die mir das auch immer wieder sagen, sind natürlich heute sehr glücklich oder waren danach sehr glücklich, auch die, die unsere Wandelanleihen gekauft haben und insofern ist das natürlich an der Börse auch eine Erfolgsgeschichte für die Leute, die damals Ende 2008/Anfang 2009 den Mut gehabt haben, da Geld zu riskieren.
Gibt es vielleicht eine Anekdote, die Sie ganz spannend finden, etwas mit dem ATX oder der Wiener Börse?
Eigentlich nicht, ich weiß nur, dass ich glaube ich 2011 begonnen habe, die ATX-Mitglieder, nämlich die, die im Gremium drinnen sitzen, zu bearbeiten, dass die Immobilienaktien in den ATX aufgenommen werden. Da hat man sich gewunden und gebogen, aber letztlich hatten sie dann kein Argument, das nicht zu tun und dann sind wir mit der Immofinanz, die CA Immo und die Conwert in den ATX aufgenommen worden und mittlerweile haben wir auch die Buwog dazu gebracht, sodass jetzt vier Immobilienaktien im ATX enthalten sind.
Ich habe dann noch eine persönliche Frage: Sie sind ja aus meiner Sicht wirklich ein Mulitmanager, haben ganz unterschiedliche Branchen vereint. Was sind denn die Talente eines Managers, was muss ein Manager mitbringen, um so unterschiedliche Branchen so erfolgreich zu managen?
Ich bin von der Ausbildung her Controller, Buchhalter, also Finanzmann, das ist das, was ich studiert habe. Ich habe auch in einem Zweitstudium dann IT studiert und ich glaube, das ist eine gute Basis in unterschiedlichen Branchen und in unterschiedlichen Unternehmen tätig zu sein. Das Thema Bilanz, GuV, Cash flow, Kostenrechnung und die interne Organisation, die Abwicklung, die Abbildung der physischen Prozesse in einem Unternehmen in der IT einerseits und dann in der Bilanz GuV und im cash flow zu verstehen. Das ist in allen Unternehmen gleich. Man muss bereit sein, unterschiedliche Geschäftsmodelle zu lernen, zu verstehen, sich damit zu beschäftigen, also immer den Basisbereich rasch zu erfassen und ihn zu verstehen und dann kann man mit dem Wissen aus dem Finanzbereich solche Unternehmen auch in ganz unterschiedlichen Branchen führen.
Gibt es vielleicht noch etwa, das sie gerne noch erzählen würden mit dem ATX?
Ich habe wie gesagt eine sehr erfolgreiche Beziehung zum ATX. Ich war in zwei ATX-Unternehmen und habe ein Unternehmen in den ATX hineingebracht, das vorher nicht existiert hat, das war die Buwog. Es ist gelungen, alle Immobiliengesellschaften, die ATX-fähig waren, in den ATX hineinzubringen, also es ist für mich persönlich eine Erfolgsgeschichte und das ist insbesondere auch für Österreich eine Erfolgsgeschichte.
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