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Der Kamm der alle Banken schert (Wolfgang Matejka)

Bild: © www.shutterstock.com, Bank, neutral, Banken http://www.shutterstock.com/de/pic-132914387/stock-photo-b...

Autor:
Wolfgang Matejka

Über 30 Jahre einschlägige Erfahrung im Bankwesen, davon über 15 Jahre in Führungspositionen

  • seit 07/2013 Chief Investment Officer der Wiener Privatbank SE
  • seit 07/2010 Geschäftsführender Gesellschafter der Matejka & Partner Asset Management GmbH
  • 02/2010 - 07/2010 Geschäftsführer der Oscar Investment GmbH Wertpapierfirma
  • seit 10/2009 Geschäftsführer der Matejka Beteiligungs GmbH, Erwerb, Verwaltung, Entwicklung und Veräußerung einer Beteiligung
  • 09/ 2009-10/2009 Vorstand der Q1 Capital Management AG, Unabhängiges Multi-Manager-Investmenthaus mit Sitz in Wien
  • 06 / 2009-10/2010 GF Sparrow GmbH. (Einzelgesellschaft) – Geschäftsgegenstand: Erwerb, Verwaltung und Entwicklung von Beteiligungen
  • 04 / 2006: GF Julius Meinl Investment GmbH
  • 03 / 2004: CIO Meinl Bank AG
  • 05 / 2002: Vst. Bank Vontobel Österreich AG
  • 01 / 1999: GF Allianz Invest KapitalanlagegesmbH.
  • 07 / 1994: Investment & Trust Bank (nunm. Allianz Investment Bank AG)
  • 04 / 1990: Länderbank Capital Markets GmbH.
  • 10 / 1981: Österreichische Länderbank AG
  • Matura (Naturwissenschaftl. Realgymnasium), CEFA, div. Fachseminare

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28.10.2015, 3672 Zeichen

Die Wolle von Schafen war immer schon begehrt. Je feiner desto besser. Geschorene Wolle wurde daher mit immer feineren Kämmen behandelt um am Ende ja nur feine Fäden zu erhalten. Jene, die die ganze Schur mit nur einem Kamm behandelten, waren verpönt. Es waren jene die „alles über einen Kamm scheren“.

Manche europäische Bank dürfte sich die letzten Jahre immer mehr wie eines jener Schafe fühlen. Jener Schafe die in großer Zahl mit ein und denselben Instrumenten behandelt werden. Das Gute für die Schafe, das Fell wächst wieder nach. Das schlechte für die Banken, die Individualität stirbt und damit verbunden explodieren Kosten und Aufwand.

Das Geschäftsmodell einer Bank, egal wo, ist immer schon jenes gewesen in dem man sich als Kunde bewusst widergespiegelt hatte. Es war nie ein Modell, das jeden gleich behandelte. Allein die Konditionenfrage war immer schon mit Eitelkeiten und Individualität geprägt. Jeder Kunde wollte sichergehen, dass seine Konditionen auf ihn persönlich optimiert wurden, die persönliche Ansprache, die erkennbare Betreuung, all das waren und sind die Attribute einer gut funktionierenden Bank. Für viele ist Geld das Wichtigste im Leben, auf jeden Fall ist es immer „eigenes“ Geld. Das Motto „Die Zufriedenheit der Kunden“ war dadurch eindeutiges Geschäftsmodell. Das ist oft vorbei. Das geht manchmal gar nicht mehr. Denn das, was den Banken derzeit aufgezwungen wird, sind rigorose Sparkurse um den Anforderungen innerhalb der pauschal verordneten regulatorischen Vorgaben zu entsprechen. Diese Sparkurse gehen zu Lasten jener Bereiche in denen kaum mehr Geld verdient wird. Und das sind vor allem bei vielen Großbanken mittlerweile überwiegend die Privatkundenabteilungen. Man kann sich die individuelle Kundenbetreuung nicht mehr leisten. Sie „bringt“ nichts mehr. Kurzfristig. Eh klar, aber wenn es um die Erreichung von Jahreszielen geht, ist eine langjährige Kundenbeziehung inkongruent. Sie passt einfach nicht zur Vorgabe.

Früher hatte man sich auch mit dem Image einer Bank über den einen oder anderen Kostenfaktor helfen können. Man war bewusst seriös, privat oder auf individuellen Service bedacht. Wenn ich zum Beispiel an meine Anfänge in einer Bank denke, da erinnere ich mich an genau diesen Service der „unsere Filiale“ so unverwechselbar machte. Es wundert auch nicht, dass Banken mitunter zu den „chauvinistischsten“ Produkten zählten. Neben Bier und Fußball. Kaum jemand wechselte regelmäßig „seine“ Bank. Jetzt sieht es so aus, als ob man von einigen Banken verlassen wird.

Es sollte doch einmal klar werden, dass in jedem Produkt der individuelle Zugang zur Zufriedenheit des Kunden möglich sein sollte. Es geht nicht um die Produkte und Dienstleistungen, es geht darum wie sich der Kunde fühlt, wenn er diese kauft. Um nichts anderes. Ein pauschales „über den Kamm scheren“ nutzt niemandem. Es werden die Risiken nicht kleiner, es wird das Geschäft nicht mehr, es wird nicht mehr verdient und es wird keine Wirtschaftsleistung gehoben. Der Regulator kann doch nicht bewusst gewollt haben, dass der Wertschöpfungsprozess insbesondere bei den großen Banken inzwischen negativ ist? Die Kreditvergabe liegt unter dem BIP-Wachstum (und das ist bei Gott ohnehin schon fast bei Null), die Arbeitsämter registrieren immer mehr Anmeldungen aus dem Finanzbereich und die Privatkunden vieler Banken verstehen die Welt nicht mehr, wenden sich ab, sind froh, wenn sie noch am Automaten begrüßt werden und denken laut darüber nach wie sicher ihre Matratzen sind. Und jetzt, kein Spaß, ist auch klar warum die Branche der Hersteller von Heimsafes seit Jahren boomt.

Wer soll da noch sagen, die Bankenregulation mache alle unglücklich.


(28.10.2015)

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