08.09.2015, 3541 Zeichen
Die Aufmerksamkeit der Welt liegt derzeit auf zwei Brennpunkten: China und der FED. Beide Themenbereiche sind trotz aller räumlichen Distanz miteinander eng verbunden.
Seit mehr als 14 Jahren ist das stetige Wachstum Chinas ein immer wichtiger werdender Faktor für das globale Wirtschaftsgeschehen. Investitionsströme nach China und in dessen Sog in die Emerging Markets sind ebensolche Folgen dessen wie die daraus entstandene enorme Nachfrage nach Rohstoffen und Energie. Jede Störung dieses Wachstums hat naturgemäß Einfluss auf diese Parameter. Bei Rohstoffen und Energie sehen wir es mittlerweile überdeutlich vor uns, deren Preisbänder sind seit geraumer Zeit stark rückläufig. Bei den Investitionsströmen konnten wir heuer ebenso gravierende Veränderungen erkennen. Diese betrafen nicht nur China allein sondern eben auch die anderen Emerging Markets die sich die Jahre davor immer wieder an den auswärtigen Zuflüssen gestärkt hatten. Ein guter Teil dieser Zuflüsse spiegelt sich in den Devisenreserven der jeweiligen Notenbanken. Und die werden jetzt teilweise wieder verkauft.
Beobachter wie der IWF bestätigen mittlerweile einen Rückgang der globalen Devisenreserven gegenüber dem Vorjahr. Was geschieht hier? Nun, das was hier passiert, ist einerseits eine Art Re-Finanzierung der ölfördernden Staaten, die nicht mehr genug am Ölmarkt einnehmen und viel wichtiger andererseits eine Reaktion der Emerging Markets auf sich verändernde Investitionsströme. Nichts anderes als ein mehr oder minder kontrolliertes Zurückgeben was man einmal bekommen hat und das mit dem Effekt, dass es auch hilft, die jeweiligen Währungen wieder zu stabilisieren. Die US-Dollars, die man einmal für Investitionen und Geschäfte erhalten hat, wurden von den Notenbanken teilweise in US-Treasuries investiert, und die werden jetzt wieder peu a peu gegen US-Dollar verkauft. Wichtig ist einzig und allein, was die Notenbanken und Staaten mit diesem Geld machen und da arbeitet sich ein beruhigender Fakt an die Oberfläche: sie zahlen auch ihre Schulden zurück.
Was für die Einen eine Rückwärtsbewegung ihrer Reserven und damit eine Art Wake up Call für übertriebene Spendierlust ist, ist für andere wie die USA ein kritisches Momentum, denn die USA, sprich die FED, beabsichtigt ja in Bälde wieder ihre Zinsen zu erhöhen. Damit lockt man dann noch mehr Kapital an, denn die Anleiheninvestoren nehmen weitere Erhöhungen vorweg, die Bondrenditen steigen und der US-Dollar wird daher fester erwartet. Das wiederum wirkt als Gegenwind für den US-Export. Ein Punkt warum man denn gerade den Zeitpunkt der Zinserhöhung für so wichtig erachtet.
Für uns Europäer allerdings spielt das nur eine geringere bzw. weniger akute Rolle. Wir sind im asiatischen Ringelspiel nicht so direkt involviert, weil unsere Unternehmen mit rd. 70% innereuropäischem Konsum ziemlich Euro-orientiert sind. In Europa hat gerade Deutschland einen einstelligen Prozentsatz im Export mit China. Und wir haben die EZB, die erst letzte Woche betont hat mit allen Mitteln hinter dem eigenen Bond-Kaufprogramm zu stehen. Eventuelle Verkäufe aus den Emerging Markets wären dabei durchaus verkraftbar, wir haben ohnehin viel zu wenig Bonds für die EZB im Markt. Dies wird daher die europäischen Renditen nicht so stark gefährden wie jene der USA. Dank US-Dollar Stärke wird der Euro wieder schwächer und unsere globalen Exporteure freut’s. Europa wird daher als sicher betrachtet.
Tut ja richtig gut, festzustellen, dass wir uns in Europa zumindest über einige Dinge weniger Sorgen machen brauchen …
Wiener Börse Party #806: ATX schwächer, morgen Verfallstag, im Jänner unter Strom und viele Abschiede im Dezember
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