08.06.2015, 4239 Zeichen
„In unserer Anlagestrategie haben wir Aktien insgesamt, und solche der Schwellenmärkte im besonderen, übergewichtet.“
Dass die Märkte keine Ungewissheit mögen, war heute früh einmal mehr abzulesen an der Reaktion auf den Wahlausgang in der Türkei. Zur Eröffnung gab der Aktien-Index in Istanbul um 8 Prozent nach (die Verluste haben sich später eingedämmt), die türkische Lira fiel auf ein Rekord-Tief gegen den Dollar, und die Renditen auf 10-jährige türkische Staatsanleihen liegen nur mehr ganz knapp unter 10 Prozent. Mit einem Wort - eine starke Verkaufswelle in allen Anlageklassen.
Die Tatsache, dass die regierende AKP erstmals seit 2002 keine mehrheitsfähige Alleinregierung bilden kann, und entweder einen Koalitionspartner braucht, oder eine Minderheitsregierung bilden muss, wurde zumindest von den Finanzmärkten nicht positiv aufgenommen. Sie blicken weniger auf die politische Dimension des Wahlausgangs, sondern widmen sich vielmehr der Frage, wie berechenbar ein Investment in der Türkei in der nahen Zukunft sein wird. Die Tatsache, dass der Status Quo so nicht mehr erhalten werden kann, wird von den Anlegern zunächst einmal skeptisch beurteilt. Denn eines ist gewiss - nichts mögen die Märke weniger als Unsicherheit.
Wirtschaftlich gesehen, war das letzte Jahrzehnt für die Türkei sicher eine Erfolgs-Story, auch wenn sich das Wachstum im Vorjahr deutlich verlangsamt hat. Die Türkei gehört zu jenen Schwellenmärkten, die ein sehr hohes Leistungsbilanzdefizit, gemessen an der Wirtschaftsleistung, haben. Damit ist das Land auf den Zufluss von internationalen Geldern angewiesen und könnte unter Druck kommen, sollte dieser einmal nachlassen. Dennoch sollten die aktuellen Turbulenzen nicht den Blick auf das langfristige Potenzial des Landes verstellen. Mit 80 Millionen Einwohnern und einer sehr jungen Bevölkerung hat die Türkei alle Chancen, auch in Zukunft starke Wachstumsraten zu generieren. Und die Abhängigkeit von internationalen Geldströmen teilt das Land auch mit einigen anderen Schwellenmärkten. Hier gilt es vor allem eine mögliche Zinsanhebung in den USA im Auge zu behalten, die für die Schwellenmärkte belastend sein könnte.
In unserer Anlagestrategie haben wir derzeit Aktien insgesamt, und solche der Schwellenmärkte im besonderen, übergewichtet, und wir halten an dieser Strategie auch fest. Wir sind uns der Risiken bewusst, und beobachten die Situation auch sehr genau, sehen aber in Aktien, auch jenen der Emerging Markets, immer noch überdurchschnittliche Chancen. Die Bewertungsniveaus sind jedenfalls attraktiver als in den westlichen Märkten, was zusätzlich für die Schwellenbörsen spricht.
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