07.04.2015, 3324 Zeichen
… ist gar nichts, auch wenn es so aussieht. Die aktuellen Aktienmärkte erfüllen so ziemlich jede positive Erwartungshaltung und locken uns somit zu emotionalem und überschwänglichem Verhalten. Doch aufpassen, genau das Gegenteil ist notwendig. Wenn alles so glänzt, ist der zweite Blick unabdingbar um den Return auch langfristig zu sichern.
Doch der Reihe nach. Wir haben die großen drei positiven Argumente für Europa: Währung, Energie, Kredit. Davon sind zwei bereits in ihrem Stadium erkannt bzw. gelten als fix. Das sind der Euro, der seit einigen Wochen zum US-$ stabil auf tiefem Niveau handelt. Ein paar Ausreißer stören nur kurz das Bild. Die Bandbreite von 1,05 – 1,12 gilt mittlerweile als ziemlich glaubwürdig. Und da sind die Energiepreise die Dank übervoller Öl-Lager und trotz einer kaum intellektuell zu greifenden europäischen Energiepolitik mittlerweile einen Boden gefunden haben dürften. Der dritte Faktor, die Kreditvergabe entwickelt sich gerade erst. Die EZB hat ja einiges an Themen auf sich geladen, nicht zuletzt dank einer völlig untätigen Politik ist sie aktiv geworden. Und eines hat sie langsam aber doch geschafft, die Banken fühlen sich sicherer, die Kreditvergabe steigt. Diese an der Ausweitung der M3, der am weitesten erfassten Geldmenge, erkennbare Entwicklung lässt eine Zunahme an Krediten für die nächsten Monate erwarten. Ein Trend der sich insbesondere in den Banken, und hier den Retailbanken, positiv niederschlagen müsste. Das goldene Dreieck der positiven fundamentalen Argumentation pro Europa ist somit komplett. Quasi, wer jetzt nicht kauft ist selber schuld.
Und es passiert. Waren es zu Jahresbeginn noch die raschen Hände, die, sagen wir mal, „Glücksritter“ die im Glauben an die Wirkung der EZB Milliarden den Weg in die Märkte gefunden haben so wurden es im Verlauf immer mehr die Dividendenjäger, die Value-Investoren, die Fundamentalisten. Waren zu Beginn 2015 noch Liquidität und Indexzugehörigkeit de facto ein Muss, so sind es nunmehr in zunehmendem Masse Qualitätskriterien die überzeugen müssen und mehr und mehr überzeugen. Ein untrügliches Zeichen, dass für diese Investoren die Investition in Aktienmärkte bereits mehr ist als ein kurzfristiges Renditeoptimierungsprogramm. Lange nicht mehr beschrittene Pfade werden von diesen Anlegern wieder betreten und dies sogar in altem Stil. Man legt sich die Stücke mit dem Ziel ins Depot, an deren fundamentalen Wachstum langfristig zu partizipieren. Gab‘s seit ein paar Jahren nicht mehr in Europa so deutlich zu spüren. Langfristig war noch im letzten Jahr maximal mit ein paar Wochen umschrieben. Das ist heute anders geworden. Der anfängliche Zug in die defensiven Werte, in die Dividendenstars, der wird gerade von Investments in wachstumstragende Aktien abgelöst. Man erkennt dies beispielsweise an der relativen Performance höher bewerteter Aktien. Bei tiefergehender Analyse erkennt man, dass dieser Weg aber mit Konsequenz und Kontrolle vollzogen wird, denn die best performenden Werte sind jene, die das Beste beider Welten repräsentieren, Dividenden die wachsen. Das macht stark. Das gibt Kraft. Und das bedeutet auch, dass die Märkte weiter laufen sollten.
Am Ende das gleiche Ergebnis wie der Titel suggeriert, ganz easy. Bulllish. Aber mit einem weit besseren Gefühl dabei als wenn es eine pure Wette wäre.
Wiener Börse Party #806: ATX schwächer, morgen Verfallstag, im Jänner unter Strom und viele Abschiede im Dezember
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