24.02.2015, 3283 Zeichen
Die Verzweiflung muss schon gewaltig sein. Heerscharen von Vermögensverwaltern, Portfoliomanagern, Finanzchefs und Budgetverantwortliche von Wertpapierhäusern wissen bald nicht mehr weiter. Die so sicheren Bonds liefern keine Renditen mehr. Im Gegenteil, man muss bereits über die fast gesamte Laufzeitenlandschaft etwas drauflegen damit man sein Geld wenigstens nominell wieder zurückbekommt. Irrwitzig aber wahr, es gibt bereits Privatkredite zu Minuszinsen. Zwar in Norwegen und da nur in einer besonderen Konstellation, aber so etwas gab‘s vorher noch nie. Die Zeiten haben sich gewandelt, und mit ihnen drehen sich langsam aber doch auch die Blickmuster und die Risikoakzeptanz gegenüber Aktien. Sobald die geopolitischen Risiken nur geringfügig in den Hintergrund treten, manifestieren sich mittlerweile die Renditenöte sofort und automatisch. Ewig gesprochen, unzählige Male verworfen, jetzt kommen die Dividendeninvestments.
Die Reise ist verständlich, können doch so viele Investoren mit den herkömmlichen Instrumenten ihre Ertragserwartung die auch so oft eigene interne Kosten zu finanzieren hat einfach nicht mehr decken. Und so beginnt man an den zuvor so aktiv verteidigten Regularien zu feilen. Das Ziel ist klar, die offensichtliche Chance zu nutzen, bei gering riskanten Aktien mittels Dividende den leeren Topf zu füllen. Doch dieser Weg ist steinig: Regularien sind nun mal exakt definiert. Sie zu umgehen daher nicht möglich. Man kann daneben Ersatzinvestments tätigen, oder man schafft sich neue interne Interpretationen oder man bindet seine Kunden in den Prozess mit ein und agiert damit quasi auf Kundenwunsch. Eigentlich egal, Hauptsache man kommt ins Investieren. Das Fenster schließt sich nämlich langsam je mehr auf diesen Zug aufspringen. Immer mehr Aktien beginnen sich wie Anleihen zu verhalten.
Die Anreizmuster sind klar: hohe Dividendenrendite, abgesichertes Geschäftsmodell, liquide Aktiengattung. Solche Werte werden immer mehr und immer einseitiger gekauft. Man will nicht handeln, man will sie haben. Nahezu lineare Kursverläufe sind die Folge. Und der Zug läuft weiter, denn wer heutzutage in Dividenden investiert, wird mit einem Vielfachen Return gegenüber den Bondmärkten belohnt. Wer daher aus Sicht eines Bondinvestors einsteigt, der hat noch viel Raum nach Oben.
Doch mittlerweile gilt die Bond-Perspektive nicht mehr allein für Dividendenwerte. Immobilienaktien die unter dem Inneren Wert notieren erfahren mittlerweile die gleiche Behandlung. Sie werden so lange gekauft so lange dieser Wert, sofern er glaubwürdig errechnet wurde, nicht im Kurs erreicht wurde. Manchen Investoren ist dies mittlerweile zu langwierig, sie kaufen gleich große Pakete wenn nicht gleich die ganze Firma. Wer alles hat braucht auch keine Angst vor einem Kursrückgang zu haben. Für alle jene die nur bereit sind alles zu kaufen, ob schnell oder ob langsam spielt keine Rolle, gilt das Gleiche.
In einem globalen Umfeld das durch gewaltige Bondkäufe der Notenbanken, schmerzhaften und einseitigen Regularien und der Fehlannahme Anleihen wären grundsätzlich sicher geprägt ist, sind die letzten Jahre durch immer tiefere Renditen an den Bondmärkten beeinflusst. Jetzt sind wir bereits negativ und wohl auch am Ende der Glaubwürdigkeit dieser Investments angelangt.
Wiener Börse Party #806: ATX schwächer, morgen Verfallstag, im Jänner unter Strom und viele Abschiede im Dezember
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