26.11.2014, 3653 Zeichen
In unserem Universum gilt Performance als höchstes Ziel. Und die Proponenten innerhalb unseres Wertespektrums sind enorm vielfältig. Alle haben scheinbar die vielfältigsten Ziele. Von Politik bis zum Unternehmer, vom kleinen Sparer bis zum Konzernvorstand, vom Controller bis zur Pensionistin. Aber ein Ziel eint sie. Sie alle wollen ihre „Performance“ erreichen, ihr auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Zielerreichungspotential soweit es geht ausreizen. Und am Ende treffen sie sich …
Vielleicht ist es der Wunsch nach einem versöhnlichen Jahresende der mich diese Erkenntnis treffen lässt, oder es sind die berühmten selektiven Wahrnehmungen, aber so offensichtlich wie in den letzten Tagen war dieses gemeinsame Ziel schon lange nicht erkennbar.
Da beginnen Politiker in immer lauteren Tönen von Wirtschaftsreformen zu reden und meinen damit nicht den Nachbarn oder anonyme Dritte, nein sich selbst! Welcher Sinneswandel! Da finden gegeneinander polarisierende Notenbanker wohl ungewollt aber doch die gleichen Argumente. Da locken die abgebrühtesten Hedgefundmanager ihre Leerverkäufe ein und das sogar (oder gar wegen) bei steigenden Kursen. Und sogar die von Negativmeldungen so mächtig gewordenen Medien berichten freundlicher und selbstbewusster über positive Börsenkurse.
Wie lange diese Phase andauern mag kann ich nicht sagen, aber dass sie heuer überhaupt noch einmal entstanden ist, ist schon ein zusätzliches Adventkerzerl wert. Die Achterbahn der Gefühle war ja in 2014 (man möge mir den abschließenden Charakter Ende November verzeihen) von keinen schlechten Eltern. Hätte in den „guten alten Zeiten“ locker für 10 Jahre „Stress“ gereicht. Unsere Welt wurde anders. Volatiler, globaler, transparenter. Und doch ist sie gleich geblieben. Die Suche nach Wert, nach gehobener Performance, trotz massiver regulatorisch verordneter „Ängste“, die ist geblieben.
Selbst wenn es mathematisch unmöglich ist, dass alle gleichzeitig gewinnen, so ist die Erkenntnis der gleichförmigen Suche eine wirklich tröstende Feststellung. Wir suchen diese Performance nämlich mit den herkömmlichen Mitteln. Es wurden keine zauberregulierten Instrumente neu erfunden. Es wurden die Meldepflichten verschärft, aber die Aktien und die verschiedene Risikopapiere gibt es noch immer. Es wird in Zukunft sogar mehr davon geben. Es wird maßgeschneiderte Aktientypologien geben, die weniger den Regulatoren als vielmehr den Investoren entgegenkommen sollen. Vorzugsaktien mit garantierter Dividende werden eine Renaissance erleben, Genussscheine mit gehobener Transparenz mehrheitsfähig werden, und Crowd Funding wird ebenso auch öffentlich einen zugewiesenen Raum erhalten.
Das alles funktioniert nur, wenn man Kapitalmärkte als Investmentplätze global akzeptiert. Wenn man aufhört über Marx und seine Planwirtschaft zu denken (hat heuer die 500 Millionen-Auflage überschritten), sie sich zu wünschen oder es einfach zu versuchen, und stattdessen Risikomärkte als das was sie sind akzeptiert. Transparente und gleichgeschaltete Finanzierungsplätze. Der Rest ist nur der „Weg dorthin“. Dessen Vielfalt ist unabdingbar, ohne die verschiedenen Wege gäbe es unsere Branche gar nicht, und wohl auch nicht unsere Wirtschaftsräume. Dies alles wird im kommenden Jahr noch stärker ins Bewusstsein rücken. Wenn die Konjunktur vielleicht doch wächst, die Banken bereits alle Staatsanleihen gekauft haben und nicht mehr können oder brauchen, und die Versicherungen flexibler investieren.
Klingt fast wie ein Wunschzettel ans Christkind. Ist jedes Jahr irgendwie ähnlich. Aber heuer sieht es danach aus, als ob das Christkind wirklich liefert. Na ja, Performance ist eben vielfältig J.
Wiener Börse Party #806: ATX schwächer, morgen Verfallstag, im Jänner unter Strom und viele Abschiede im Dezember
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