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Amag, bet-at-home, Lenzing, Polytec, THI, voestalpine und die Pläne 2012 (incl. Fondsmanager-Input) (Christian Drastil)


Autor:
Christian Drastil

Der Namensgeber des Blogs. Ich funktioniere nach dem Motto "Trial, Error & Learning". Mehrjährige Business Pläne passen einfach nicht zu mir. Zu schnell (ver)ändert sich die Welt, in der wir leben. Damit bin ich wohl nicht konzernkompatibel sondern lieber ein alter Jungunternehmer. Ein lupenreiner Digital Immigrant ohne auch nur einen Funken Programmier-Know-How, aber - wie manche sagen - vielleicht mit einem ausgeprägten Gespür für Geschäftsmodelle, die funktionieren. Der Versuch, Finanzmedien mit Sport, Musik und schrägen Ideen positiv aufzuladen, um Financial Literacy für ein grosses Publikum spannend zu machen, steht im Mittelpunkt. Diese Dinge sind mein Berufsleben und ich arbeite gerne. Der Blog soll u.a. zeigen, wie alles zusammenhängt und welches Bigger Picture angestrebt wird.
Christian Drastil

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06.02.2012, 31279 Zeichen
Am 31.1. fand ein Cafe BE in der Stahlwelt der voestalpine statt. Es ging um den Finanzstandort OÖ, die Pläne der AGs für das laufende Jahr und die Wünsche an die neuzusammengesetzte Führung der Wiener Börse

Es diskutierten:
- Gerhard Kürner, Kommunikationschef voestalpine
- Florian Wirth, IR Lenzing
- Manuel Taverne, IR Polytec
- Jochen Dickinger, Vorstand bet-at-home.com
- Paul Rettenbacher, IR THI
- Gerald Wechselauer, IR Amag
- Alois Wögerbauer, Vorstand 3 Banken Generali-KAG

Diashow Cafe BE (Martina Draper):
http://www.boerse-express.com/cat/diasho...
Diashow Stahlwelt (Martina Draper):
http://www.boerse-express.com/cat/diasho...


Cafe BE: Ich beginne gleich mit der voestalpine, vielen Dank für die Einladung in die Stahlwelt. Das ist eine schöne Auswärtsveranstaltung für das Cafe BE. Gleich die Frage zur Stahlwelt: Wie lange gibt es diese schon und inwieweit wird sie auch für Investorenbesuche eingesetzt?

Gerhard Kürner: Die voestalpine Stahlwelt wurde im Herbst 2009 eröffnet, Hintergrund war Linz als europäische Kulturhauptstadt 2009. Das Unternehmen war mit dieser Idee fast zehn Jahre schwanger. Die Kulturhauptstadt und eine bis dahin hervorragend laufende Konjunktur haben den Ausschlag gegeben, dass man es macht. Normal investiert man ja nur in Anlagen, die Stahlwelt ist ein Monolith. Aber es war wichtig, die voestalpine zu öffnen. Wir haben kaum Kontakte im klassischen Alltag. Sie werden in Autos dank Crashelementen der voestalpine hoffentlich überleben, Sie werden auf Hochgeschwindigkeitsweichen fahren, mit Triebwerken fliegen, und auch das eine oder andere Kraftwerk wird mit Schaufelrädern von uns betrieben, aber das sehen Sie nie. D.h., man hat ausser den Wirtschaftsmedien wenig Kontaktmöglichkeiten mit dem Unternehmen. Und hier bieten wir dieses Tor, wo wir dieses Thema etwas besser erklären können. Wir haben 2/3 der Besucher Schüler, denen wir die Industrie, die ja gesellschaftspolitisch eher am absteigenden Ast ist, näherbringen können. Auch für Mitarbeiter, Manager weltweit und Investoren haben wir das gemacht.

Cafe BE: Kann man sagen, dass die Stahlwelt für Investoren die „First Impression“ ist oder führt man die nach wie vor zuerst durchs Werk?

Kürner: Es hat sich eingebürgert, dass wir mittlerweile immer in der Stahlwelt beginnen, weil wir nur hier die Möglichkeit haben, den Konzern von der gesamten Wertschöpfungskette her herzuzeigen. Das Werk ist ein Teil davon. Man kann sich in der Stahlwelt relativ rasch einen guten Überblick über uns verschaffen.

Cafe BE: Das heisst, im Terminkalender von Wolfgang Eder steht immer öfter die Stahlwelt drinnen?

Kürner: Absolut. Es geht dabei nicht nur um Investoren, sondern auch internationale Gäste wie zB Minister, am ersten Februarwochenende haben wir eine Delegation aus Deutschland zu Gast, die interessieren sich für Wirtschaft und Industrie in Österreich, nach Wien ist da Linz zum Fixpunkt geworden. Unlängst hatten wir zB auch Besucher aus Südkorea.

Cafe BE: Gab es auch schon eine Art Börseroadshow mit mehreren hier vor Ort?

Kürner: Wir stellen das für Tochterunternehmen zur Verfügung, im Grossen und Ganzen mehr für den Consumerbereich, weniger im Bereich Finanzen.

Cafe BE: Umso mehr freue ich mich, dass wir hier heute eine kleine Premiere haben. Weiter mit der Amag ... Herr Wechselauer, die Amag ist im April 2011 an die Börse gegangen, sie waren damals noch nicht dabei. Daher die Frage zum hier und jetzt: Wie wichtig ist der österreichische Anleger für die Amag, wie wichtig ist der oberösterreichische Anleger?

Gerald Wechselauer: Wenn man sich die Aktionärsstruktur der Amag ansieht, merkt man einen sehr hohen oberösterreichischen Anteil, mehr als 25 Prozent. Wir haben ein paar oberösterreichische Kernaktionäre. Und der oberösterreichische Retailaktionär wird immer wichtiger, wir sind auf vielen Kleinaktionärsveranstaltungen gewesen, wir werden auch die Hauptversammlung im Design Center in Linz abhalten. Wir versuchen, aktiver zu sein für den Kleinaktionär, weil wir sehen, dass dieser ein stabiler Investor ist.

Cafe BE: Beim IPO hagelte es Kritik, auch vom BE. Man hatte den Eindruck, als würde man sich null an den Österreicher wenden. Das hat sich nun markant gedreht. Ist Ihr Job im IR-Team eher in Richtung Institutionelle oder Private ausgerichtet?

Wechselauer: Mir ist auch bei früheren Arbeitgebern der Privataktionär immer ein Anliegen gewesen, sei es nun in Bezug auf die Gestaltung der Website oder über Veranstaltungen. Das mache ich auch bei der Amag so. Natürlich ist der grosse Institutionelle am wichtigsten, da greift man das grösste Volumen ab. Aber der Private ist ebenso wichtig, in Linz kommen oft 800 Leute zu Veranstaltungen, da gibt es gutes Fachwissen und das sind alles potenzielle Aktionäre.

Cafe BE: Herr Taverne. Polytec ist seit zwei Jahren ganz oben in den Performerlisten, war aber auch schon mal ganz unten. Die Aktie ist volatiler als die meisten anderen hier, das Interesse auch der Privaten ist ja gerade bei volatilen Werten gross. Wie sieht das in Ihrer täglichen Arbeit aus?

Manuel Taverne: Für uns war es von Anfang eine Diskussion, wir hatten ja auch die Landesbank im IPO-Konsortium 2006, ob und wieviel man für Retail macht. Wir schätzten mit der Bank beim IPO eine Bestuhlung für 300 Leute. Zur Vorstellung des Unternehmens kamen dann tatsächlich 600 Leute. Die erste Hauptversammlung haben wir aus Sicherheitsgründen auch im Design Center gemacht, weil wir nicht wussten, wie viele Leute kommen. Es waren dann ca. 100. Ab der 2. Hauptversammlung sind wir immer in Hörsching geblieben, das ist auch ein Committment zum Standort des Unternehmens. Die Teilnehmerzahl ist stabil bei 100 bis 140, das ist ein schönes Committment zu Oberösterreich.

Cafe BE: Herr Wirth, über die Amag-Transaktion wurde zuerst gesprochen, Lenzing war mit dem Re-IPO die 2. grosse Börseprimärmarktgeschichte 2011. Inwieweit war da die österreichische, die oberösterreichische Community ein Faktor beim Going Public bzw. jetzt beim Being Public?

Florian Wirth: Ein wichtiger. Wir sind halt nicht in Linz, sondern in Vöcklabruck/Lenzing, ein bisschen weg. Auch wir haben die Kickoff-Veranstaltung für den Re-IPO in Linz gemacht, ebenfalls im Design Center. Wir hatten eine grosse Modeschau, einen Retail-Event. Das war sehr gut besucht, es gab auch Gespräche mit dem Vorstand, alle drei standen für Fragen und Antworten zur Verfügung. Unser zweitgrösster Aktionär ist eine oberösterreichische Bank, die Raiffeisen ist auch im Boot, war bei der Transaktion Junior Book Runner und hat sich um den Retailbereich bei der Transaktion gekümmert. Bei der Kapitalerhöhung war weniger das Volumen der Einzelaktionäre entscheidend, sondern der verstärkte Dialog. Viele kommen aus Lenzing oder Vöcklabruck, das haben wir beim Retailevent gesehen, die Leute kennen Lenzing sehr gut, stellen Detailfragen, die ein Institioneller oder Analyst nie fragen würde.

Cafe BE: Ich nehme an, viele kennen vielleicht Mitarbeiter ...

Wirth: Genau, die kennen und wissen viel über unser Produkt und die Strategie. Da kommen gute Fragen. Ich finde das sensationell.

Cafe BE: Also irgendwie dürfte das mit der Vor-Ort-Community eine grosse oberösterreichische Stärke sein. Herr Dickinger, Sie haben ja als Internet-Unternehmer nicht wirklich ein Werk stehen. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Jochen Dickinger: Es ist für uns, wir sind ja noch ein kleines Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern, sehr wichtig, qualifiziertes Personal zu haben. Wir suchen Top-Mitarbeiter aus der IT-Welt. Wir sind sehr froh, dass wir direkt vor der Haustüre die Fachhochschule in Hagenberg haben, ohne der es nicht möglich gewesen wäre, das Unternehmen so aufzubauen, wie es jetzt dasteht.

Cafe BE: Wieviele der 200 Mitarbeiter sind in Oberösterreich angesiedelt?

Dickinger: In Oberösterreich sind 185 der 200 Mitarbeiter tätig, davon etwa 40 bis 50 Mitarbeiter im IT-Bereich. bet-at-home würde jederzeit weitere 40 bis 50 IT-Mitarbeiter aufnehmen. Der Bedarf im Internet-Geschäft ist ...

Cafe BE: Wir suchen auch, alle suchen ...

Dickinger: ... richtig, es tut sich viel. Gerade bei unserem Produkt. Früher gab es noch keine Live-Wetten, keine Live-Streams. Man konnte sich heuer zB das Tennisfinale der Australian Open live im Stream bei bet-at-home.com anschauen und gleichzeitig die Wetten darauf platzieren. Live und Echtgeld, da muss wie bei einer Börse alles funktionieren. Das sind grosse technische Herausforderungen.

Cafe BE: Ich habe die Frage auch schon einmal bwin gestellt – würden Sie sagen, bet-at-home ist ein IT-Unternehmen?

Dickinger: IT ist ganz wichtig, aber ich sage mal, wir sind ein Marketing-Unternehmen im Online-Gaming-Bereich. Es ist wichtig, dass wir Jahr für Jahr viel in Marketing investieren und wir stellen auch fest, dass sich das lohnt. Es hat in den 10 Jahren noch nie eine Dividende gegeben, wir haben den Aktionären versprochen, dass wir den ganzen Ertrag ins Marketing investieren. Das bringt auch den Aktionären etwas. Wir sind in den vergangenen zehn Jahren Jahr für Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz gewachsen und sehr zuversichtlich, dass wir das auch 2012 schaffen. Es findet in ein paar Monaten die Fussball-Europameisterschaft statt. Ableitbar von den Jänner-Zahlen werden wir 2012 wieder um mindestens zehn Prozent wachsen.

Cafe BE: Was kommt hinter Fussball an zweiter Stelle bei bet-at-home?

Dickinger: Tennis, da gibt es wöchentliche Veranstaltungen, kein Unentschieden und der Schiedsrichter hat nicht so hohe Bedeutung wie im Fussball.

Cafe BE: Und ein kurzes Wort noch bitte zu oberösterreichischen Anlegern ...

Dickinger: Wir wissen, dass wir sehr viele oberösterreichische Aktionäre haben, ich muss aber ganz offen sagen, dass wir zuletzt bei Roadshows eher nicht präsent waren. Wir haben den langfristigen Ansatz, gar nicht so für eine punktuelle Präsentation. Ich weiss, dass das der Aktionär oft nicht hören will, weil er kurzfristige Trigger sucht.

Cafe BE: Herr Wögerbauer, im Oktober hatten wir eine Veranstaltung bei der Sparkasse Kremstal/Pyhrn. Einige der hier Anwesenden haben präsentiert. Im Vorfeld machte ich ebenfalls ein Cafe BE mit dem Bankvorstand und den Wertpapierclub-Leitern. Es hat mich beeindruckt, wie „liebevoll“ da von den oberösterreichischen AGs gesprochen wurde, auch die Veranlagungsgruppen haben OÖ-Schwerpunkte. Mit dem 3 Banken Östereich Fonds machen Sie eines der erfolgreichsten Produkte im Segment, inwieweit haben auch Sie als Oberösterreicher einen verstärkten OÖ-Fokus in der Gewichtung?

Alois Wögerbauer: Man muss es ausblenden, aber vielleicht passiert es unbewusst, das will ich nicht ausschliessen. Es ist ja schon so, dass man für Firmen in der Nähe ein noch besseres Gefühl entwickelt. Am Ende des Tages zählen die Kennzahlen und dafür stehen wir auch mit unseren Visionen. Es muss das Geschäftsmodell passen, es muss die Bewertung passen, aber es gibt keinen Gewichtungsfaktor, der zulässt, dass oberösterreichische Unternehmen teurer sein dürfen und trotzdem im Fonds bleiben. Denn die Investoren des Fonds kommen ja auch nicht alle aus Oberösterreich. Aber natürlich: Man kennt Personen, man kennt Historien, oft auch Zulieferer. Das erleichtert die Einschätzung.

Cafe BE: Inwieweit spielen in Ihrem Investmentprozess persönliche Gespräche mit dem Unternehmen eine Rolle?

Wögerbauer: Es spielt schon eine Rolle, unter dem Strich bin ich aber eher kennzahlenorientiert. Unternehmen probieren natürlich oft, ihre Story zu verkaufen. Die Gefahr ist da, dass man sich von einer Person, die das toll macht und die Geschichte gut rüberbringt, beeindrucken lässt.

Cafe BE: Was sind momentan im Fonds die grössten Wetten vs. Benchmark?

Wögerbauer: Das ist jetzt ein unglaublicher Zufall, aber es ist wirklich so, dass die grössten Wetten im Vergleich zur Benchmark momentan die Lenzing und die Amag sind. Beide haben rund 5 Prozent Gewicht, wer die Indexgewichte kennt, weiss, dass das eine klare Überpräsenz ist. Ich finde, beide Unternehmen sind günstig und erfolgreich.

Cafe BE: Also dass beide Oberösterreicher sind, sehe auch ich als Zufall, aber: Ist es auch ein Zufall, dass beide im Vorjahr Transaktionen machten und danach billiger zu haben waren?

Wögerbauer: Bei der Amag war das IPO sehr schlecht gemacht, absurd, dass es in Oberösterreich keine Investorenveranstaltung gab. Der Vorstand war überall, nur nicht in Linz. Das hat dazu geführt, dass die Aktie zu Unrecht abgestraft wurde und den Emissionskurs von 19 nie wieder gesehen hat. Wir haben gesehen, dass das IPO verpatzt wurde, und sind so bei einer guten AG zu billigen Stücken gekommen. Lenzing hat sich sehr um heimische Aktionäre bemüht und ist letztendlich auch eine Story, bei der ich mich nicht täglich darum kümmern muss. Gefällt mir sehr gut.

Cafe BE: Banken sind untergewichtet.

Wögerbauer: Ja, weil der klare Blick noch fehlt. Wohin die Reise genau geht, ist nicht so klar. Erste und RBI sind günstig, aber generell glaube ich nicht besonders an Bankaktien. Die Planbarkeit fehlt. Bei Lenzing glaube ich, ein recht gutes Bild zu haben, wie es 2013 oder 2014 mit den Gewinnen aussieht. Was die Grossbanken 2013 und 2014 verdienen werden, weiss wohl keiner.

Paul Rettenbacher: Ich kann sagen, was wir 2015 verdienen werden, wenn wir die erste Ernte machen ...

Cafe BE: Wir sind gespannt. An die THI jedenfalls eine ähnliche Frage wie an bet-at-home. Auch Sie haben in OÖ keine Werke stehen. Wie sieht es mit dem Bezug zur lokalen Investmentcommunity aus?

Rettenbacher: Die THI ist historisch ein oberösterreichisches Unternehmen, weil die Eigentümer und diejenigen, die die Idee hatten, aus Oberösterreich kommen und auch nach wie vor die Kernaktionäre mit zusammen 53 Prozent ausmachen. Wir haben auch etliche oberösterreichische Klein- und Kleinstanleger, aber auch solche, die zB 20.000 Stück besitzen. Das ist schon ordentlich. Das sind engagierte und wissbegierige Leute. Institutionelle wie die Erste Group runden das ab. In einem Monat haben wir wieder Hauptversammlung, da gibt es wieder ein wenig ID. So richtig Shareholder-ID machen wir aus Kosten- und Blitzlichtgründen nicht, weil es sich ja auch immer wieder verändert. Oberösterreich hat bei den Aktionären viel Bedeutung. Natürlich könnte die Holding auch woanders sitzen, wir sind hier ja nur 9 Leute, 80 Leute in Costa Rica führen das Geschäftsmodell aus. Wir sind 2007 an die Börse gegangen, das war vor den zuvor erwähnten IPOs eines der letzten. Wir bereuen den Börsegang nicht. Das grenzt uns zum Glück von den „Kauf Dir einen Baum und rette die Welt-Gesellschaften“ in unserer Branche ab. Das wollen wir nicht. Ich selbst bin seit vier Jahren im Haus, komme von einer grossen Aktiengesellschaft, die aber nicht börsenotiert war. Ich muss sagen, dass die C.I.R.A. uns alle gut unterstützt.

Cafe BE: Beim Vorab-Kaffee habe ich erfahren, dass sich die oberösterreichische IR-Szene hie und da unkompliziert trifft.

Rettenbacher: Ja, wir haben eine Stammtischrunde in Oberösterreich. Der Initiator Willy Stock ist ja nicht mehr bei einer börsenotierten Unternehmung, ist von KTM zu Greiner gewechselt.

Taverne: Angefangen hat das vor fünf Jahren durch KTM und Polytec, wir waren von der Aktionärsstruktur her verbunden. Ich hab mich mit Willy Stock zusammengesetzt, da ist ein Informationsaustausch entstanden. Rosenbauer, THI, da waren rasch weitere dabei. Man trifft sich, setzt sich zusammen, schaut sich Werke an. Relaxt und keine Alternativveranstaltung zur C.I.R.A.

Cafe BE: Wie gross kann ich mir diese Runden vorstellen?

Taverne: Wir laden IR- und Kommunikationsverantwortliche in Oberösterreich ein, so 15 Leute.

Cafe BE: Danke für die spezielle oberösterreichische Startrunde. Rein von den Aktienkursen her hat 2012 sehr gut begonnen. Ohne jetzt auf etwaige Kursziele oder gar Financials einzugehen. Was wird für Sie die Agenda in den kommenden Monaten sein? Ich beginne mit dem Fondsmanager. Was sind die nächsten Trigger, auf die Sie warten?

Wirth: Financials (alle lachen).

Wögerbauer: Die gängige Meinung im 2. Halbjahr 2011 war, dass 2012 extrem schwierig wird, Konjunkturcrash und so, erst dann wird es besser. Ich glaube das nicht. Noch nie in der Geschichte gab es eine Krise, die ein halbes Jahr vorher angekündigt war. Ich glaube, dass von der Ergebnisqualität her positive Überraschungen kommen werden. Aber: Die mittelfristigen Perspektiven der Welt sind unklar. Es ist in Bezug auf Staatsschulden weltweit nichts gelöst. Man spielt auf Zeit. Es gibt auch keine bessere Idee. Vorsicht bei Investments, die nur bei starker Konjunktur performen können. Trigger unmittelbar: Viele sind im Aktienbereich untergewichtet und könnten ohne Konjunkturcrash unter Investitionsdruck kommen. Ich würde mich jedoch davor hüten, eine Langfristprognose zu wagen. In Österreich sehe ich dramatisches Aufholpotenzial. Vieles war hausgemacht, die Liquidität an der Börse ist ein grosses Problem geworden. Ich muss illiquide Aktien mit einem Liquiditätsabschlag bewerten.

Cafe BE: Herr Dickinger, ein Highlight von bet-at-home haben Sie angesprochen. Die nahende Fussball-EM. Wird es für diese produktseitige Neuerungen geben?

Dickinger: Vorweg möchte ich sagen, dass die Pessimisten 2012 nicht recht behalten werden, die Goldmünzenkäufer werden sich am Ende des Jahres wundern und auf die bösen Spekulanten schimpfen. Ich glaube, man kann auch voestalpine- oder Lenzing-Aktien kaufen, wenn man Angst vor Inflation hat. Man braucht nicht auf das tote Metall zurückzugreifen. Zurück zur bet-at-home: Im Mittelpunkt stehen die Marketingmassnahmen rund um die Europameisterschaft. Ich glaube, wir haben uns wieder etwas tolles einfallen lassen. Nach der Europameisterschaft planen wir einen Relaunch der Site. Das wird eine ganz spannende Sache, weil die Homepage ist ja unser Produkt. Wenn man wechselt, kommt es einem Produktwechsel gleich. Wir haben starke Sachen reingepackt und sind sehr zuversichtlich. Vor der EM wäre zu riskant, im Hochsommer geht es dann los.

Rettenbacher: Kann man bei Euch auf den Weltuntergang 2012 wetten?

Dickinger: Ja, aber ...

Rettenbacher: Wie stehen die Quoten, weil ich überleg mir das wirklich ...

Dickinger: ... aber es fällt in den Bereich Wetten für Medien, die gerne darüber berichten, ernsthaft ist das nicht. Die Quote wäre 666.

Cafe BE: 666, die Teufelszahl, bleibt die Frage, wer nach dem Weltuntergang auszahlen bzw. das Geld annehmen kann. Ich gebe die Frage gleich an Sie weiter,

Herr Rettenbacher. Was steht bei THI an?

Rettenbacher: Auch heuer ist das Thema wieder Wachstum, nachhaltiges Wachstum. Nichts Neues im Prinzip. Was neu ist - und das haben manche Medien nicht gebracht, weil es eine gute Nachricht ist: Wir haben einen 50-Mio.-Auftrag für die externe Bepflanzung von Plantagen. Also wir bepflanzen für Dritte. Das ist operativ eine grosse Herausforderung. Das ist für Partner; Institutionelle wollen, dass wir das für sie tun. Wir sind da offenbar Benchmark. Im Holzhandel schaut man, was geht, im Moment ist das Holzangebot sehr stark zurückgehend. Die Nachfrage aus Asien ist hoch. Leider gibt es kein Holz, unseren Trumpf haben wir dann mit der Ernte 2015 und 2016. Dann können wir mit Dividenden ganz andere Investoren ansprechen. Wir wollen heuer die Attraktivität und die Bekanntheit erhöhen. Wir werden mehr auf Roadshow gehen, haben jetzt auch Coverage von Silvia Quandt aus Deutschland. In Summe: Zurück zum Kerngeschäft, nicht nur im eigenen Wald, sondern auch für andere. Man hat uns vorgeworfen, dass Nachhaltigkeit bei uns in Richtung permanenter Wechsel des Personals zu verstehen ist. Auch da wird Ruhe einkehren. Wir wechseln auch das Büro, ziehen in eine Linzer Innenstadtlocation.

Taverne: Baumhaus?

Gemurmel: Das wächst erst.

Rettenbacher: Dafür steht das Haus dann länger.

Cafe BE: Herr Taverne ...

Taverne: Polytec war im Vorjahr der Topperformer in Wien, vor zwei Jahren der Topperformer in der Industrie. Wir werden uns heuer umsatzmässig verkleinern, weil wir uns im Vorjahr von einigen Bereichen getrennt haben. Die Ertragskraft in Relation zum Umsatz werden wir um einiges steigern können. Ich werde immer wieder nach der Bewertung der Aktie gefragt. Da ist es die Herausforderung, dass wir die Aktie klar transportieren. Das Gap zwischen Börsekurs und den Kurszielen der Analysten ist immer noch sehr gross. Wir liegen bei rund 7 Euro, die Kursziele bei 10 bis 13 Euro. Ich sehe es als meine Aufgabe, noch mehr Aktivitäten zu machen. Vorige Woche waren wir zB in Hamburg auf einer Roadshow, wir sind auch im Februar unterwegs, um die Story der Polytec weiter im Markt zu präsentieren. Wir waren im Vorjahr auf 7 Konferenzen, alleine 3x beim Börse Express, auch eine Hypo Oberösterreich macht zB tolle Veranstaltungen. Es gehört auch gesagt, dass Linz mit Herrn Berger einen sehr renommierten Kleinaktionärsvertreter hat. Die Dividende ist in unserer Story auch ein wichtiger Punkt.

Cafe BE: Zusätzliche Coverage im Anrollen?

Taverne: Ende 2010/Anfang 2011 sagte ich bei einer Börse Express-Roadshow, dass das Jahresziel bei drei Investmenthäusern liegt, die uns covern. Das hatten wir dann schon im März. Wenn heuer zwei weitere dazukommen, sind wir zufrieden.

Wirth: Wenn wir über Coverage sprechen. Für uns ist die Schliessung des UniCredit-Research schon ein Thema.

Cafe BE: Vielleicht wird Sie ja Ex-UniCreditler Thomas Neuhold im neuen Kepler-Universum ja wieder berücksichtigen ...

Wirth: Es ist viel Arbeit, den Analysten die Geschichte beizubringen. Das Produkt, der Prozess und der Unterschied zum Wettbewerb ist nicht eine Sache, die man mit der Hand anfassen kann wie ein iPhone. Dass die UniCredit gestoppt hat und jetzt auch bei der Deutsche Bank leider ein Analystenwechsel ansteht, macht uns nicht glücklich. Dazu ist auch noch der Handel weg, für den Finanzplatz ist das gar nicht gut. Das wird zu einer noch schlechteren Liquidität der Wiener Börse führen. Das Hauptproblem, das wir bei Institutionellen hören, ist: Eure Aktie ist nicht liquide.

Cafe BE: Immer noch? Auch nach dem Re-IPO noch?

Wirth: Ja, wir sind jetzt zwar auf einem Mittelfeldplatz im ATX, aber keine voest und auch keine Erste Group. Wir haben auch nicht den hohen Free Float. Institutionelle sagen uns: Wir bekommen vom Chef die rote Warnlampe, weil wir eine Lenzing-Position nicht innerhalb von drei Tagen rausverkaufen können. Das ist momentan das ganz grosse Problem.

Cafe BE: Wir alle hoffen, dass sich das wieder belebt. Was hat Lenzing in den nächsten Monaten vor? Die IR-Aktivitäten haben sich ja durch das Re-IPO deutlich belebt ....

Wirth: Davor gab es ja gar keine separate IR-Abteilung, das hat die Presseabteilung mitgemacht. Mit dem ATX haben wir viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, wir haben wesentlich mehr Roadshow-Termine, wir haben in einem halben Jahr jetzt 380 Accounts gesehen. Wir waren auf Konferenzen, Retail-Events, viele Investoren und auch Analysten kommen auch zu uns. Das zieht viele Kapazitäten ab. Neue Coverage zu erlangen, ist sicher ein Ziel, wenn ich mir Bloomberg ansehe, dann ist da noch Platz bei den Analysten. Ein Highlight bei Lenzing ist heuer die Umweltverträglichkeitsprüfung, wir hoffen, dass wir für den Ausbau das Okay bekommen. Wir investieren ca. 160 Mio. Euro in eine neue Tencel-Anlage, das wird die grösste der Welt werden. Wir bauen bewusst in Österreich. Wegen dem Know-How, wegen dem Standort. In zweieinhalb Jahren soll es fertig werden. Sobald wir das Okay haben, geht es los. Und natürlich wollen wir das, was wir beim Re-IPO gesagt haben, liefern: Bis 2015 soll die Produktion verdoppelt werden.

Cafe BE: Herr Wechselauer, ist es im Jahr 2 der Amag an der Börse ein Ziel, in den ATX zu kommen?

Wechselauer: Durchaus, der ATX ist ein Ziel. 2012 wird für die Amag insgesamt ein sehr spannendes Jahr. Auf der Financial Seite werden wir ein Rekordjahr veröffentlichen, eine aktionärsfreundliche Dividende nennen. Die Amag hat auch in der Aktionärsstruktur ein Thema, der Finanzinvestor OEP (Anm.: das Gespräch fand am 31.1. statt, mittlerweile gibt es News dazu) sagte ja öffentlich, dass er rauswill. Die Liquidität könnte dadurch steigen. Aktuell schliesse ich mich der Lenzing an: Auch bei uns kommt die derzeit mangelnde Liquidität bei Investoren und auf Roadshows nicht gut an. Die Entwicklung in Wien mit den Abwanderungen, zB von der Deutschen Bank, der UniCredit und Cheuvreux, das trifft uns hart. Da ist jetzt auch auf uns viel Arbeit zugekommen. Wir werden 2012 viel auf Roadshows gehen, wir werden strukturierter unterwegs sein als im Vorjahr. Auf der operativen Seite wird es auch einiges geben. Wir hoffen im Februar auf eine positive Eigentümerentscheidung. Das wird eine Investition sein bis 2014 im Bereich von mehr als 150 Mio. in das neue Walzwerk plus den erforderlichen Ausbau der Giesserei. Das ist schon ganz ordentlich und betrifft den Standort Österreich. Aber auch in Kanada, wo wir eine 20-prozentige Beteiligung halten an der grössten Elektrolyse von Nordamerika. Das könnte sich die Amag jetzt als Greenfield nicht leisten. Ende Oktober ist ein Memorandum of Understanding unterzeichnet worden, dass man die Elektrolyse weiter ausbauen will auf 900.000 Tonnen Aluminium. Wir hoffen auch, dass der Stromvertrag demnächst unterzeichnet wird. Mit einer Absicherung der Stromversorgung bis 2041. Vielleicht geht sich zum Jahresende hin auch noch ein Entscheid vom Owners Committee aus. Es wird ein hochinteressantes Jahr, in dem viele Weichen in Bezug auf Wachstum gestellt werden können. Sorgen bezüglich Staaten und Banken wurden genannt, rein was die Amag betrifft, bin ich sehr zuversichtlich.

Cafe BE: Herr Kürner, und was sind die grossen Themen für die voestalpine in den kommenden Monaten? Bzw. bitte auch ein paar Worte eines ATXFive-Unternehmens zum Thema Liquidität an der Börse ...

Kürner: Ja, die Volumina lassen nach. Wir sehen das bei den Investorenmeetings in Wien, wir machen das 2x im Jahr anlässlich der Zahlen zum Halbjahr und Gesamtjahr. Die Pressekonferenzen sind wie vor immer sehr gut besucht, bei den Investoren muss man rein nach der Anzahl der Köpfe schon die Frage stellen, ob sich das noch auszahlt. Es machen immer weniger Leute in Wien diesen Job, das führt auch bei uns zu Grundsatzüberlegungen. Wir haben ja einen sehr hohen Österreich-Anteil auf der Aktionärsseite, hatten im vergangenen Jahr 1300 Personen auf der HV in Linz und gleichzeitig 1000 Personen im Stream, das ist in Summe glaube ich Rekord. Wir werden wieder in Europa unterwegs sein, Deutschland, England, Frankreich, weitere Länder, dazu auch Amerika. In Frankfurt merken wir, dass die Stimmung ins Positive gedreht hat. Auch wir vertreten die Meinung, dass angekündigte Krisen nicht kommen. Die problematischen Dinge in Bezug auf den Euro wurden angesprochen, aber ein Katastrophenjahr 2012 sehe ich nicht. Bei voestalpine stehen ganz intensiv die Themen CO2 und Agenda 2050 an. Ich glaube, es ist vielen gar nicht klar, was da an Legislative im Hintergrund und an Vorbereitung alles auf uns zurollt. Da geht es nicht nur um Umwelt, sondern auch um Energie und andere Themen. Wenn das so kommt, wird das zu einer massiven Einschränkung in Europa kommen. Die Amag könnte eine wichtige Elektrolyse heute in Europa gar nicht bauen. Bei der voestalpine ist die Pelletierung am Erzberg – 200 Arbeitsplätze, 180 Mio. Euro Investment – genau an diesem Problem gescheitert. Wenn ich hingegen aus Südafrika importiere, fahre ich die Ware über die Donau ohne irgendwelche Hemmschwellen rauf. Das ist die Skurrilität. Sehen Sie aus dem Fenster, Sie sehen nach grossen Investititionen das energieeffizienteste und umweltfreundlichste Stahlwerk in Europa und trotzdem ist es das Höchstbelastete in puncto CO2. Wir selbst waren für eine Benchmark. Der Beste, der Frontrunner, bezahlt nichts, und jeder, der den technischen Fortschritt nicht schafft, muss einzahlen. So hätte man Dynamik drinnen. Derzeit gibt es keinen Lenkungseffekt und man weiss auch nicht, was mit dem Geld aus der Steuer passiert. Wir fragen nach, aber keiner sagt was. Da bleiben wir dran. Es gibt auch erfreulichere Themen, die Internationalisierung wird voranschreiten, Anfang 2012 konnten wir zB den 700-Mio.-Auftrag aus der Automobilindustrie veröffentlichen. Da gab es durchaus lustige Zeitungsberichte wie „voestalpine erstmals im Ausland“. Dabei haben wir mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht im Inland. Uddeholm oder auch Brasilien, das sind Perlen. Für den Automotive-Bereich ist es der erste grosse Sprung heraus aus Europa. Wir werden mit April zwei Divisionen zusammenlegen, das bedeutet auch strukturell viel Spannendes. Wir werden heuer auch 60 Jahre LD-Verfahren (Anm.: Linz-Donawitz) feiern. Das geht immer ein wenig unter, dabei hat das LD-Verfahren die weltweite Stahlherstellung komplett revolutioniert. Zwei Drittel der weltweiten Herstellung von Karbonstahl basiert auf unserem System. Da ist auch wichtig, weil wir mit dem Patent auf phs-ultraform wieder auf so einer Perle sitzen, die irrsinniges Potenzial hat. Man hat das schon bei dem Automobilauftrag gesehen, insgesamt hegen wir grosse Hoffnungen.

Cafe BE: Abschliessend. Ab Anfang März gibt es ein neues Führungsduo in der Wiener Börse. Welche Wünsche haben Sie an die Neue, Birgit Kuras, und Michael Buhl?

Wögerbauer: Wunsch ist eigentlich nur das Thema Liquidität. Es macht wenig Sinn, sich neue Börsegänge zu wünschen, zynisch betrachtet würde sich die noch vorhandene Liquidität auf noch mehr Titel verteilen. Das Kernproblem ist die Liquidität; ob das der Börsevorstand lösen kann, ist ein anderes Thema. Für mich als Investor ist es relativ egal, wie erfolgreich die Wiener Börse in Osteuropa ist. Schön, aber egal. Wir müssen vielmehr laufend berechnen, wie und in welchem Tempo wir potenzielle Abflüsse auch abhandeln können. Wir sind in einer Abwärtsspirale, die sehr gefährlich ist. Wenn die nicht gestoppt wird, wird es für alle eng. Ich persönliche bewege mit allen Mandaten, die ich steuere, rund 250 Mio. Euro an Wiener Aktien. Das ist ja nicht viel im globalen Kontext, aber eine Herausforderung am Wiener Markt.

Cafe BE: Und was kann man tun, um die Liquidität zu steigern? Meine Lieblingssteuer, die ja aus der Sicht der Republik eine Liebhaberei wird, wegzukriegen, scheint ja unmöglich ...

Wögerbauer: Es sind viele kleine Themen. Es muss positiv belegt werden vom Thema her. Es ist für eine Industrienation absurd, wie man hierzulande mit Aktionären umgeht. Der Wegfall dieser wesentlichen grossen Handelsteilnehmer passt ins Bild.

Dickinger: Es ist schick, Bausparer zu haben oder mit Lebensversicherungen sein Geld zu vernichten. Wer Aktien oder Anleihen hat, ist ein Spekulant. Das beginnt im schulischen Bereich, Themen wie Aktien werden schnell oder gar nicht abgehandelt. Dividenden oder KGV sucht man vergeblich.

Taverne: Wenn man sich ansieht, mit wem die Wiener Börse heuer auf Roadshow gehen will, da sind keine österreichischen Banken mehr dabei. Die Börse selbst und die Banken dahinter treten hier kleiner.

Wögerbauer: Das tut mehr weh als jedes Delisting.

Wechselauer: Auch der ausserbörsliche Handel ist ein Thema, bei der Amag ist der OTC-Bereich mehr als 50 Prozent. Das hat sicher Gründe.

Cafe BE: Bei Chi-X ist hingegen noch relativ wenig in Bezug auf Österreich los, vor allem im Vergleich mit anderen Märkten. Aber ich nehme das als Bottom Line mit: Vor drei Jahren ist es um die Liquidität - das Cash - der Unternehmen gegangen. Heute geht es um die Liquidität im Handel der Wiener Börse.

(06.02.2012)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Wiener Börse Party #636: Marcel Hirscher läutet wieder die Opening Bell und ich denke dabei an Palfinger und Raiffeisen




 

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    06.02.2012, 31279 Zeichen
    Am 31.1. fand ein Cafe BE in der Stahlwelt der voestalpine statt. Es ging um den Finanzstandort OÖ, die Pläne der AGs für das laufende Jahr und die Wünsche an die neuzusammengesetzte Führung der Wiener Börse

    Es diskutierten:
    - Gerhard Kürner, Kommunikationschef voestalpine
    - Florian Wirth, IR Lenzing
    - Manuel Taverne, IR Polytec
    - Jochen Dickinger, Vorstand bet-at-home.com
    - Paul Rettenbacher, IR THI
    - Gerald Wechselauer, IR Amag
    - Alois Wögerbauer, Vorstand 3 Banken Generali-KAG

    Diashow Cafe BE (Martina Draper):
    http://www.boerse-express.com/cat/diasho...
    Diashow Stahlwelt (Martina Draper):
    http://www.boerse-express.com/cat/diasho...


    Cafe BE: Ich beginne gleich mit der voestalpine, vielen Dank für die Einladung in die Stahlwelt. Das ist eine schöne Auswärtsveranstaltung für das Cafe BE. Gleich die Frage zur Stahlwelt: Wie lange gibt es diese schon und inwieweit wird sie auch für Investorenbesuche eingesetzt?

    Gerhard Kürner: Die voestalpine Stahlwelt wurde im Herbst 2009 eröffnet, Hintergrund war Linz als europäische Kulturhauptstadt 2009. Das Unternehmen war mit dieser Idee fast zehn Jahre schwanger. Die Kulturhauptstadt und eine bis dahin hervorragend laufende Konjunktur haben den Ausschlag gegeben, dass man es macht. Normal investiert man ja nur in Anlagen, die Stahlwelt ist ein Monolith. Aber es war wichtig, die voestalpine zu öffnen. Wir haben kaum Kontakte im klassischen Alltag. Sie werden in Autos dank Crashelementen der voestalpine hoffentlich überleben, Sie werden auf Hochgeschwindigkeitsweichen fahren, mit Triebwerken fliegen, und auch das eine oder andere Kraftwerk wird mit Schaufelrädern von uns betrieben, aber das sehen Sie nie. D.h., man hat ausser den Wirtschaftsmedien wenig Kontaktmöglichkeiten mit dem Unternehmen. Und hier bieten wir dieses Tor, wo wir dieses Thema etwas besser erklären können. Wir haben 2/3 der Besucher Schüler, denen wir die Industrie, die ja gesellschaftspolitisch eher am absteigenden Ast ist, näherbringen können. Auch für Mitarbeiter, Manager weltweit und Investoren haben wir das gemacht.

    Cafe BE: Kann man sagen, dass die Stahlwelt für Investoren die „First Impression“ ist oder führt man die nach wie vor zuerst durchs Werk?

    Kürner: Es hat sich eingebürgert, dass wir mittlerweile immer in der Stahlwelt beginnen, weil wir nur hier die Möglichkeit haben, den Konzern von der gesamten Wertschöpfungskette her herzuzeigen. Das Werk ist ein Teil davon. Man kann sich in der Stahlwelt relativ rasch einen guten Überblick über uns verschaffen.

    Cafe BE: Das heisst, im Terminkalender von Wolfgang Eder steht immer öfter die Stahlwelt drinnen?

    Kürner: Absolut. Es geht dabei nicht nur um Investoren, sondern auch internationale Gäste wie zB Minister, am ersten Februarwochenende haben wir eine Delegation aus Deutschland zu Gast, die interessieren sich für Wirtschaft und Industrie in Österreich, nach Wien ist da Linz zum Fixpunkt geworden. Unlängst hatten wir zB auch Besucher aus Südkorea.

    Cafe BE: Gab es auch schon eine Art Börseroadshow mit mehreren hier vor Ort?

    Kürner: Wir stellen das für Tochterunternehmen zur Verfügung, im Grossen und Ganzen mehr für den Consumerbereich, weniger im Bereich Finanzen.

    Cafe BE: Umso mehr freue ich mich, dass wir hier heute eine kleine Premiere haben. Weiter mit der Amag ... Herr Wechselauer, die Amag ist im April 2011 an die Börse gegangen, sie waren damals noch nicht dabei. Daher die Frage zum hier und jetzt: Wie wichtig ist der österreichische Anleger für die Amag, wie wichtig ist der oberösterreichische Anleger?

    Gerald Wechselauer: Wenn man sich die Aktionärsstruktur der Amag ansieht, merkt man einen sehr hohen oberösterreichischen Anteil, mehr als 25 Prozent. Wir haben ein paar oberösterreichische Kernaktionäre. Und der oberösterreichische Retailaktionär wird immer wichtiger, wir sind auf vielen Kleinaktionärsveranstaltungen gewesen, wir werden auch die Hauptversammlung im Design Center in Linz abhalten. Wir versuchen, aktiver zu sein für den Kleinaktionär, weil wir sehen, dass dieser ein stabiler Investor ist.

    Cafe BE: Beim IPO hagelte es Kritik, auch vom BE. Man hatte den Eindruck, als würde man sich null an den Österreicher wenden. Das hat sich nun markant gedreht. Ist Ihr Job im IR-Team eher in Richtung Institutionelle oder Private ausgerichtet?

    Wechselauer: Mir ist auch bei früheren Arbeitgebern der Privataktionär immer ein Anliegen gewesen, sei es nun in Bezug auf die Gestaltung der Website oder über Veranstaltungen. Das mache ich auch bei der Amag so. Natürlich ist der grosse Institutionelle am wichtigsten, da greift man das grösste Volumen ab. Aber der Private ist ebenso wichtig, in Linz kommen oft 800 Leute zu Veranstaltungen, da gibt es gutes Fachwissen und das sind alles potenzielle Aktionäre.

    Cafe BE: Herr Taverne. Polytec ist seit zwei Jahren ganz oben in den Performerlisten, war aber auch schon mal ganz unten. Die Aktie ist volatiler als die meisten anderen hier, das Interesse auch der Privaten ist ja gerade bei volatilen Werten gross. Wie sieht das in Ihrer täglichen Arbeit aus?

    Manuel Taverne: Für uns war es von Anfang eine Diskussion, wir hatten ja auch die Landesbank im IPO-Konsortium 2006, ob und wieviel man für Retail macht. Wir schätzten mit der Bank beim IPO eine Bestuhlung für 300 Leute. Zur Vorstellung des Unternehmens kamen dann tatsächlich 600 Leute. Die erste Hauptversammlung haben wir aus Sicherheitsgründen auch im Design Center gemacht, weil wir nicht wussten, wie viele Leute kommen. Es waren dann ca. 100. Ab der 2. Hauptversammlung sind wir immer in Hörsching geblieben, das ist auch ein Committment zum Standort des Unternehmens. Die Teilnehmerzahl ist stabil bei 100 bis 140, das ist ein schönes Committment zu Oberösterreich.

    Cafe BE: Herr Wirth, über die Amag-Transaktion wurde zuerst gesprochen, Lenzing war mit dem Re-IPO die 2. grosse Börseprimärmarktgeschichte 2011. Inwieweit war da die österreichische, die oberösterreichische Community ein Faktor beim Going Public bzw. jetzt beim Being Public?

    Florian Wirth: Ein wichtiger. Wir sind halt nicht in Linz, sondern in Vöcklabruck/Lenzing, ein bisschen weg. Auch wir haben die Kickoff-Veranstaltung für den Re-IPO in Linz gemacht, ebenfalls im Design Center. Wir hatten eine grosse Modeschau, einen Retail-Event. Das war sehr gut besucht, es gab auch Gespräche mit dem Vorstand, alle drei standen für Fragen und Antworten zur Verfügung. Unser zweitgrösster Aktionär ist eine oberösterreichische Bank, die Raiffeisen ist auch im Boot, war bei der Transaktion Junior Book Runner und hat sich um den Retailbereich bei der Transaktion gekümmert. Bei der Kapitalerhöhung war weniger das Volumen der Einzelaktionäre entscheidend, sondern der verstärkte Dialog. Viele kommen aus Lenzing oder Vöcklabruck, das haben wir beim Retailevent gesehen, die Leute kennen Lenzing sehr gut, stellen Detailfragen, die ein Institioneller oder Analyst nie fragen würde.

    Cafe BE: Ich nehme an, viele kennen vielleicht Mitarbeiter ...

    Wirth: Genau, die kennen und wissen viel über unser Produkt und die Strategie. Da kommen gute Fragen. Ich finde das sensationell.

    Cafe BE: Also irgendwie dürfte das mit der Vor-Ort-Community eine grosse oberösterreichische Stärke sein. Herr Dickinger, Sie haben ja als Internet-Unternehmer nicht wirklich ein Werk stehen. Wie sieht das bei Ihnen aus?

    Jochen Dickinger: Es ist für uns, wir sind ja noch ein kleines Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern, sehr wichtig, qualifiziertes Personal zu haben. Wir suchen Top-Mitarbeiter aus der IT-Welt. Wir sind sehr froh, dass wir direkt vor der Haustüre die Fachhochschule in Hagenberg haben, ohne der es nicht möglich gewesen wäre, das Unternehmen so aufzubauen, wie es jetzt dasteht.

    Cafe BE: Wieviele der 200 Mitarbeiter sind in Oberösterreich angesiedelt?

    Dickinger: In Oberösterreich sind 185 der 200 Mitarbeiter tätig, davon etwa 40 bis 50 Mitarbeiter im IT-Bereich. bet-at-home würde jederzeit weitere 40 bis 50 IT-Mitarbeiter aufnehmen. Der Bedarf im Internet-Geschäft ist ...

    Cafe BE: Wir suchen auch, alle suchen ...

    Dickinger: ... richtig, es tut sich viel. Gerade bei unserem Produkt. Früher gab es noch keine Live-Wetten, keine Live-Streams. Man konnte sich heuer zB das Tennisfinale der Australian Open live im Stream bei bet-at-home.com anschauen und gleichzeitig die Wetten darauf platzieren. Live und Echtgeld, da muss wie bei einer Börse alles funktionieren. Das sind grosse technische Herausforderungen.

    Cafe BE: Ich habe die Frage auch schon einmal bwin gestellt – würden Sie sagen, bet-at-home ist ein IT-Unternehmen?

    Dickinger: IT ist ganz wichtig, aber ich sage mal, wir sind ein Marketing-Unternehmen im Online-Gaming-Bereich. Es ist wichtig, dass wir Jahr für Jahr viel in Marketing investieren und wir stellen auch fest, dass sich das lohnt. Es hat in den 10 Jahren noch nie eine Dividende gegeben, wir haben den Aktionären versprochen, dass wir den ganzen Ertrag ins Marketing investieren. Das bringt auch den Aktionären etwas. Wir sind in den vergangenen zehn Jahren Jahr für Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz gewachsen und sehr zuversichtlich, dass wir das auch 2012 schaffen. Es findet in ein paar Monaten die Fussball-Europameisterschaft statt. Ableitbar von den Jänner-Zahlen werden wir 2012 wieder um mindestens zehn Prozent wachsen.

    Cafe BE: Was kommt hinter Fussball an zweiter Stelle bei bet-at-home?

    Dickinger: Tennis, da gibt es wöchentliche Veranstaltungen, kein Unentschieden und der Schiedsrichter hat nicht so hohe Bedeutung wie im Fussball.

    Cafe BE: Und ein kurzes Wort noch bitte zu oberösterreichischen Anlegern ...

    Dickinger: Wir wissen, dass wir sehr viele oberösterreichische Aktionäre haben, ich muss aber ganz offen sagen, dass wir zuletzt bei Roadshows eher nicht präsent waren. Wir haben den langfristigen Ansatz, gar nicht so für eine punktuelle Präsentation. Ich weiss, dass das der Aktionär oft nicht hören will, weil er kurzfristige Trigger sucht.

    Cafe BE: Herr Wögerbauer, im Oktober hatten wir eine Veranstaltung bei der Sparkasse Kremstal/Pyhrn. Einige der hier Anwesenden haben präsentiert. Im Vorfeld machte ich ebenfalls ein Cafe BE mit dem Bankvorstand und den Wertpapierclub-Leitern. Es hat mich beeindruckt, wie „liebevoll“ da von den oberösterreichischen AGs gesprochen wurde, auch die Veranlagungsgruppen haben OÖ-Schwerpunkte. Mit dem 3 Banken Östereich Fonds machen Sie eines der erfolgreichsten Produkte im Segment, inwieweit haben auch Sie als Oberösterreicher einen verstärkten OÖ-Fokus in der Gewichtung?

    Alois Wögerbauer: Man muss es ausblenden, aber vielleicht passiert es unbewusst, das will ich nicht ausschliessen. Es ist ja schon so, dass man für Firmen in der Nähe ein noch besseres Gefühl entwickelt. Am Ende des Tages zählen die Kennzahlen und dafür stehen wir auch mit unseren Visionen. Es muss das Geschäftsmodell passen, es muss die Bewertung passen, aber es gibt keinen Gewichtungsfaktor, der zulässt, dass oberösterreichische Unternehmen teurer sein dürfen und trotzdem im Fonds bleiben. Denn die Investoren des Fonds kommen ja auch nicht alle aus Oberösterreich. Aber natürlich: Man kennt Personen, man kennt Historien, oft auch Zulieferer. Das erleichtert die Einschätzung.

    Cafe BE: Inwieweit spielen in Ihrem Investmentprozess persönliche Gespräche mit dem Unternehmen eine Rolle?

    Wögerbauer: Es spielt schon eine Rolle, unter dem Strich bin ich aber eher kennzahlenorientiert. Unternehmen probieren natürlich oft, ihre Story zu verkaufen. Die Gefahr ist da, dass man sich von einer Person, die das toll macht und die Geschichte gut rüberbringt, beeindrucken lässt.

    Cafe BE: Was sind momentan im Fonds die grössten Wetten vs. Benchmark?

    Wögerbauer: Das ist jetzt ein unglaublicher Zufall, aber es ist wirklich so, dass die grössten Wetten im Vergleich zur Benchmark momentan die Lenzing und die Amag sind. Beide haben rund 5 Prozent Gewicht, wer die Indexgewichte kennt, weiss, dass das eine klare Überpräsenz ist. Ich finde, beide Unternehmen sind günstig und erfolgreich.

    Cafe BE: Also dass beide Oberösterreicher sind, sehe auch ich als Zufall, aber: Ist es auch ein Zufall, dass beide im Vorjahr Transaktionen machten und danach billiger zu haben waren?

    Wögerbauer: Bei der Amag war das IPO sehr schlecht gemacht, absurd, dass es in Oberösterreich keine Investorenveranstaltung gab. Der Vorstand war überall, nur nicht in Linz. Das hat dazu geführt, dass die Aktie zu Unrecht abgestraft wurde und den Emissionskurs von 19 nie wieder gesehen hat. Wir haben gesehen, dass das IPO verpatzt wurde, und sind so bei einer guten AG zu billigen Stücken gekommen. Lenzing hat sich sehr um heimische Aktionäre bemüht und ist letztendlich auch eine Story, bei der ich mich nicht täglich darum kümmern muss. Gefällt mir sehr gut.

    Cafe BE: Banken sind untergewichtet.

    Wögerbauer: Ja, weil der klare Blick noch fehlt. Wohin die Reise genau geht, ist nicht so klar. Erste und RBI sind günstig, aber generell glaube ich nicht besonders an Bankaktien. Die Planbarkeit fehlt. Bei Lenzing glaube ich, ein recht gutes Bild zu haben, wie es 2013 oder 2014 mit den Gewinnen aussieht. Was die Grossbanken 2013 und 2014 verdienen werden, weiss wohl keiner.

    Paul Rettenbacher: Ich kann sagen, was wir 2015 verdienen werden, wenn wir die erste Ernte machen ...

    Cafe BE: Wir sind gespannt. An die THI jedenfalls eine ähnliche Frage wie an bet-at-home. Auch Sie haben in OÖ keine Werke stehen. Wie sieht es mit dem Bezug zur lokalen Investmentcommunity aus?

    Rettenbacher: Die THI ist historisch ein oberösterreichisches Unternehmen, weil die Eigentümer und diejenigen, die die Idee hatten, aus Oberösterreich kommen und auch nach wie vor die Kernaktionäre mit zusammen 53 Prozent ausmachen. Wir haben auch etliche oberösterreichische Klein- und Kleinstanleger, aber auch solche, die zB 20.000 Stück besitzen. Das ist schon ordentlich. Das sind engagierte und wissbegierige Leute. Institutionelle wie die Erste Group runden das ab. In einem Monat haben wir wieder Hauptversammlung, da gibt es wieder ein wenig ID. So richtig Shareholder-ID machen wir aus Kosten- und Blitzlichtgründen nicht, weil es sich ja auch immer wieder verändert. Oberösterreich hat bei den Aktionären viel Bedeutung. Natürlich könnte die Holding auch woanders sitzen, wir sind hier ja nur 9 Leute, 80 Leute in Costa Rica führen das Geschäftsmodell aus. Wir sind 2007 an die Börse gegangen, das war vor den zuvor erwähnten IPOs eines der letzten. Wir bereuen den Börsegang nicht. Das grenzt uns zum Glück von den „Kauf Dir einen Baum und rette die Welt-Gesellschaften“ in unserer Branche ab. Das wollen wir nicht. Ich selbst bin seit vier Jahren im Haus, komme von einer grossen Aktiengesellschaft, die aber nicht börsenotiert war. Ich muss sagen, dass die C.I.R.A. uns alle gut unterstützt.

    Cafe BE: Beim Vorab-Kaffee habe ich erfahren, dass sich die oberösterreichische IR-Szene hie und da unkompliziert trifft.

    Rettenbacher: Ja, wir haben eine Stammtischrunde in Oberösterreich. Der Initiator Willy Stock ist ja nicht mehr bei einer börsenotierten Unternehmung, ist von KTM zu Greiner gewechselt.

    Taverne: Angefangen hat das vor fünf Jahren durch KTM und Polytec, wir waren von der Aktionärsstruktur her verbunden. Ich hab mich mit Willy Stock zusammengesetzt, da ist ein Informationsaustausch entstanden. Rosenbauer, THI, da waren rasch weitere dabei. Man trifft sich, setzt sich zusammen, schaut sich Werke an. Relaxt und keine Alternativveranstaltung zur C.I.R.A.

    Cafe BE: Wie gross kann ich mir diese Runden vorstellen?

    Taverne: Wir laden IR- und Kommunikationsverantwortliche in Oberösterreich ein, so 15 Leute.

    Cafe BE: Danke für die spezielle oberösterreichische Startrunde. Rein von den Aktienkursen her hat 2012 sehr gut begonnen. Ohne jetzt auf etwaige Kursziele oder gar Financials einzugehen. Was wird für Sie die Agenda in den kommenden Monaten sein? Ich beginne mit dem Fondsmanager. Was sind die nächsten Trigger, auf die Sie warten?

    Wirth: Financials (alle lachen).

    Wögerbauer: Die gängige Meinung im 2. Halbjahr 2011 war, dass 2012 extrem schwierig wird, Konjunkturcrash und so, erst dann wird es besser. Ich glaube das nicht. Noch nie in der Geschichte gab es eine Krise, die ein halbes Jahr vorher angekündigt war. Ich glaube, dass von der Ergebnisqualität her positive Überraschungen kommen werden. Aber: Die mittelfristigen Perspektiven der Welt sind unklar. Es ist in Bezug auf Staatsschulden weltweit nichts gelöst. Man spielt auf Zeit. Es gibt auch keine bessere Idee. Vorsicht bei Investments, die nur bei starker Konjunktur performen können. Trigger unmittelbar: Viele sind im Aktienbereich untergewichtet und könnten ohne Konjunkturcrash unter Investitionsdruck kommen. Ich würde mich jedoch davor hüten, eine Langfristprognose zu wagen. In Österreich sehe ich dramatisches Aufholpotenzial. Vieles war hausgemacht, die Liquidität an der Börse ist ein grosses Problem geworden. Ich muss illiquide Aktien mit einem Liquiditätsabschlag bewerten.

    Cafe BE: Herr Dickinger, ein Highlight von bet-at-home haben Sie angesprochen. Die nahende Fussball-EM. Wird es für diese produktseitige Neuerungen geben?

    Dickinger: Vorweg möchte ich sagen, dass die Pessimisten 2012 nicht recht behalten werden, die Goldmünzenkäufer werden sich am Ende des Jahres wundern und auf die bösen Spekulanten schimpfen. Ich glaube, man kann auch voestalpine- oder Lenzing-Aktien kaufen, wenn man Angst vor Inflation hat. Man braucht nicht auf das tote Metall zurückzugreifen. Zurück zur bet-at-home: Im Mittelpunkt stehen die Marketingmassnahmen rund um die Europameisterschaft. Ich glaube, wir haben uns wieder etwas tolles einfallen lassen. Nach der Europameisterschaft planen wir einen Relaunch der Site. Das wird eine ganz spannende Sache, weil die Homepage ist ja unser Produkt. Wenn man wechselt, kommt es einem Produktwechsel gleich. Wir haben starke Sachen reingepackt und sind sehr zuversichtlich. Vor der EM wäre zu riskant, im Hochsommer geht es dann los.

    Rettenbacher: Kann man bei Euch auf den Weltuntergang 2012 wetten?

    Dickinger: Ja, aber ...

    Rettenbacher: Wie stehen die Quoten, weil ich überleg mir das wirklich ...

    Dickinger: ... aber es fällt in den Bereich Wetten für Medien, die gerne darüber berichten, ernsthaft ist das nicht. Die Quote wäre 666.

    Cafe BE: 666, die Teufelszahl, bleibt die Frage, wer nach dem Weltuntergang auszahlen bzw. das Geld annehmen kann. Ich gebe die Frage gleich an Sie weiter,

    Herr Rettenbacher. Was steht bei THI an?

    Rettenbacher: Auch heuer ist das Thema wieder Wachstum, nachhaltiges Wachstum. Nichts Neues im Prinzip. Was neu ist - und das haben manche Medien nicht gebracht, weil es eine gute Nachricht ist: Wir haben einen 50-Mio.-Auftrag für die externe Bepflanzung von Plantagen. Also wir bepflanzen für Dritte. Das ist operativ eine grosse Herausforderung. Das ist für Partner; Institutionelle wollen, dass wir das für sie tun. Wir sind da offenbar Benchmark. Im Holzhandel schaut man, was geht, im Moment ist das Holzangebot sehr stark zurückgehend. Die Nachfrage aus Asien ist hoch. Leider gibt es kein Holz, unseren Trumpf haben wir dann mit der Ernte 2015 und 2016. Dann können wir mit Dividenden ganz andere Investoren ansprechen. Wir wollen heuer die Attraktivität und die Bekanntheit erhöhen. Wir werden mehr auf Roadshow gehen, haben jetzt auch Coverage von Silvia Quandt aus Deutschland. In Summe: Zurück zum Kerngeschäft, nicht nur im eigenen Wald, sondern auch für andere. Man hat uns vorgeworfen, dass Nachhaltigkeit bei uns in Richtung permanenter Wechsel des Personals zu verstehen ist. Auch da wird Ruhe einkehren. Wir wechseln auch das Büro, ziehen in eine Linzer Innenstadtlocation.

    Taverne: Baumhaus?

    Gemurmel: Das wächst erst.

    Rettenbacher: Dafür steht das Haus dann länger.

    Cafe BE: Herr Taverne ...

    Taverne: Polytec war im Vorjahr der Topperformer in Wien, vor zwei Jahren der Topperformer in der Industrie. Wir werden uns heuer umsatzmässig verkleinern, weil wir uns im Vorjahr von einigen Bereichen getrennt haben. Die Ertragskraft in Relation zum Umsatz werden wir um einiges steigern können. Ich werde immer wieder nach der Bewertung der Aktie gefragt. Da ist es die Herausforderung, dass wir die Aktie klar transportieren. Das Gap zwischen Börsekurs und den Kurszielen der Analysten ist immer noch sehr gross. Wir liegen bei rund 7 Euro, die Kursziele bei 10 bis 13 Euro. Ich sehe es als meine Aufgabe, noch mehr Aktivitäten zu machen. Vorige Woche waren wir zB in Hamburg auf einer Roadshow, wir sind auch im Februar unterwegs, um die Story der Polytec weiter im Markt zu präsentieren. Wir waren im Vorjahr auf 7 Konferenzen, alleine 3x beim Börse Express, auch eine Hypo Oberösterreich macht zB tolle Veranstaltungen. Es gehört auch gesagt, dass Linz mit Herrn Berger einen sehr renommierten Kleinaktionärsvertreter hat. Die Dividende ist in unserer Story auch ein wichtiger Punkt.

    Cafe BE: Zusätzliche Coverage im Anrollen?

    Taverne: Ende 2010/Anfang 2011 sagte ich bei einer Börse Express-Roadshow, dass das Jahresziel bei drei Investmenthäusern liegt, die uns covern. Das hatten wir dann schon im März. Wenn heuer zwei weitere dazukommen, sind wir zufrieden.

    Wirth: Wenn wir über Coverage sprechen. Für uns ist die Schliessung des UniCredit-Research schon ein Thema.

    Cafe BE: Vielleicht wird Sie ja Ex-UniCreditler Thomas Neuhold im neuen Kepler-Universum ja wieder berücksichtigen ...

    Wirth: Es ist viel Arbeit, den Analysten die Geschichte beizubringen. Das Produkt, der Prozess und der Unterschied zum Wettbewerb ist nicht eine Sache, die man mit der Hand anfassen kann wie ein iPhone. Dass die UniCredit gestoppt hat und jetzt auch bei der Deutsche Bank leider ein Analystenwechsel ansteht, macht uns nicht glücklich. Dazu ist auch noch der Handel weg, für den Finanzplatz ist das gar nicht gut. Das wird zu einer noch schlechteren Liquidität der Wiener Börse führen. Das Hauptproblem, das wir bei Institutionellen hören, ist: Eure Aktie ist nicht liquide.

    Cafe BE: Immer noch? Auch nach dem Re-IPO noch?

    Wirth: Ja, wir sind jetzt zwar auf einem Mittelfeldplatz im ATX, aber keine voest und auch keine Erste Group. Wir haben auch nicht den hohen Free Float. Institutionelle sagen uns: Wir bekommen vom Chef die rote Warnlampe, weil wir eine Lenzing-Position nicht innerhalb von drei Tagen rausverkaufen können. Das ist momentan das ganz grosse Problem.

    Cafe BE: Wir alle hoffen, dass sich das wieder belebt. Was hat Lenzing in den nächsten Monaten vor? Die IR-Aktivitäten haben sich ja durch das Re-IPO deutlich belebt ....

    Wirth: Davor gab es ja gar keine separate IR-Abteilung, das hat die Presseabteilung mitgemacht. Mit dem ATX haben wir viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, wir haben wesentlich mehr Roadshow-Termine, wir haben in einem halben Jahr jetzt 380 Accounts gesehen. Wir waren auf Konferenzen, Retail-Events, viele Investoren und auch Analysten kommen auch zu uns. Das zieht viele Kapazitäten ab. Neue Coverage zu erlangen, ist sicher ein Ziel, wenn ich mir Bloomberg ansehe, dann ist da noch Platz bei den Analysten. Ein Highlight bei Lenzing ist heuer die Umweltverträglichkeitsprüfung, wir hoffen, dass wir für den Ausbau das Okay bekommen. Wir investieren ca. 160 Mio. Euro in eine neue Tencel-Anlage, das wird die grösste der Welt werden. Wir bauen bewusst in Österreich. Wegen dem Know-How, wegen dem Standort. In zweieinhalb Jahren soll es fertig werden. Sobald wir das Okay haben, geht es los. Und natürlich wollen wir das, was wir beim Re-IPO gesagt haben, liefern: Bis 2015 soll die Produktion verdoppelt werden.

    Cafe BE: Herr Wechselauer, ist es im Jahr 2 der Amag an der Börse ein Ziel, in den ATX zu kommen?

    Wechselauer: Durchaus, der ATX ist ein Ziel. 2012 wird für die Amag insgesamt ein sehr spannendes Jahr. Auf der Financial Seite werden wir ein Rekordjahr veröffentlichen, eine aktionärsfreundliche Dividende nennen. Die Amag hat auch in der Aktionärsstruktur ein Thema, der Finanzinvestor OEP (Anm.: das Gespräch fand am 31.1. statt, mittlerweile gibt es News dazu) sagte ja öffentlich, dass er rauswill. Die Liquidität könnte dadurch steigen. Aktuell schliesse ich mich der Lenzing an: Auch bei uns kommt die derzeit mangelnde Liquidität bei Investoren und auf Roadshows nicht gut an. Die Entwicklung in Wien mit den Abwanderungen, zB von der Deutschen Bank, der UniCredit und Cheuvreux, das trifft uns hart. Da ist jetzt auch auf uns viel Arbeit zugekommen. Wir werden 2012 viel auf Roadshows gehen, wir werden strukturierter unterwegs sein als im Vorjahr. Auf der operativen Seite wird es auch einiges geben. Wir hoffen im Februar auf eine positive Eigentümerentscheidung. Das wird eine Investition sein bis 2014 im Bereich von mehr als 150 Mio. in das neue Walzwerk plus den erforderlichen Ausbau der Giesserei. Das ist schon ganz ordentlich und betrifft den Standort Österreich. Aber auch in Kanada, wo wir eine 20-prozentige Beteiligung halten an der grössten Elektrolyse von Nordamerika. Das könnte sich die Amag jetzt als Greenfield nicht leisten. Ende Oktober ist ein Memorandum of Understanding unterzeichnet worden, dass man die Elektrolyse weiter ausbauen will auf 900.000 Tonnen Aluminium. Wir hoffen auch, dass der Stromvertrag demnächst unterzeichnet wird. Mit einer Absicherung der Stromversorgung bis 2041. Vielleicht geht sich zum Jahresende hin auch noch ein Entscheid vom Owners Committee aus. Es wird ein hochinteressantes Jahr, in dem viele Weichen in Bezug auf Wachstum gestellt werden können. Sorgen bezüglich Staaten und Banken wurden genannt, rein was die Amag betrifft, bin ich sehr zuversichtlich.

    Cafe BE: Herr Kürner, und was sind die grossen Themen für die voestalpine in den kommenden Monaten? Bzw. bitte auch ein paar Worte eines ATXFive-Unternehmens zum Thema Liquidität an der Börse ...

    Kürner: Ja, die Volumina lassen nach. Wir sehen das bei den Investorenmeetings in Wien, wir machen das 2x im Jahr anlässlich der Zahlen zum Halbjahr und Gesamtjahr. Die Pressekonferenzen sind wie vor immer sehr gut besucht, bei den Investoren muss man rein nach der Anzahl der Köpfe schon die Frage stellen, ob sich das noch auszahlt. Es machen immer weniger Leute in Wien diesen Job, das führt auch bei uns zu Grundsatzüberlegungen. Wir haben ja einen sehr hohen Österreich-Anteil auf der Aktionärsseite, hatten im vergangenen Jahr 1300 Personen auf der HV in Linz und gleichzeitig 1000 Personen im Stream, das ist in Summe glaube ich Rekord. Wir werden wieder in Europa unterwegs sein, Deutschland, England, Frankreich, weitere Länder, dazu auch Amerika. In Frankfurt merken wir, dass die Stimmung ins Positive gedreht hat. Auch wir vertreten die Meinung, dass angekündigte Krisen nicht kommen. Die problematischen Dinge in Bezug auf den Euro wurden angesprochen, aber ein Katastrophenjahr 2012 sehe ich nicht. Bei voestalpine stehen ganz intensiv die Themen CO2 und Agenda 2050 an. Ich glaube, es ist vielen gar nicht klar, was da an Legislative im Hintergrund und an Vorbereitung alles auf uns zurollt. Da geht es nicht nur um Umwelt, sondern auch um Energie und andere Themen. Wenn das so kommt, wird das zu einer massiven Einschränkung in Europa kommen. Die Amag könnte eine wichtige Elektrolyse heute in Europa gar nicht bauen. Bei der voestalpine ist die Pelletierung am Erzberg – 200 Arbeitsplätze, 180 Mio. Euro Investment – genau an diesem Problem gescheitert. Wenn ich hingegen aus Südafrika importiere, fahre ich die Ware über die Donau ohne irgendwelche Hemmschwellen rauf. Das ist die Skurrilität. Sehen Sie aus dem Fenster, Sie sehen nach grossen Investititionen das energieeffizienteste und umweltfreundlichste Stahlwerk in Europa und trotzdem ist es das Höchstbelastete in puncto CO2. Wir selbst waren für eine Benchmark. Der Beste, der Frontrunner, bezahlt nichts, und jeder, der den technischen Fortschritt nicht schafft, muss einzahlen. So hätte man Dynamik drinnen. Derzeit gibt es keinen Lenkungseffekt und man weiss auch nicht, was mit dem Geld aus der Steuer passiert. Wir fragen nach, aber keiner sagt was. Da bleiben wir dran. Es gibt auch erfreulichere Themen, die Internationalisierung wird voranschreiten, Anfang 2012 konnten wir zB den 700-Mio.-Auftrag aus der Automobilindustrie veröffentlichen. Da gab es durchaus lustige Zeitungsberichte wie „voestalpine erstmals im Ausland“. Dabei haben wir mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht im Inland. Uddeholm oder auch Brasilien, das sind Perlen. Für den Automotive-Bereich ist es der erste grosse Sprung heraus aus Europa. Wir werden mit April zwei Divisionen zusammenlegen, das bedeutet auch strukturell viel Spannendes. Wir werden heuer auch 60 Jahre LD-Verfahren (Anm.: Linz-Donawitz) feiern. Das geht immer ein wenig unter, dabei hat das LD-Verfahren die weltweite Stahlherstellung komplett revolutioniert. Zwei Drittel der weltweiten Herstellung von Karbonstahl basiert auf unserem System. Da ist auch wichtig, weil wir mit dem Patent auf phs-ultraform wieder auf so einer Perle sitzen, die irrsinniges Potenzial hat. Man hat das schon bei dem Automobilauftrag gesehen, insgesamt hegen wir grosse Hoffnungen.

    Cafe BE: Abschliessend. Ab Anfang März gibt es ein neues Führungsduo in der Wiener Börse. Welche Wünsche haben Sie an die Neue, Birgit Kuras, und Michael Buhl?

    Wögerbauer: Wunsch ist eigentlich nur das Thema Liquidität. Es macht wenig Sinn, sich neue Börsegänge zu wünschen, zynisch betrachtet würde sich die noch vorhandene Liquidität auf noch mehr Titel verteilen. Das Kernproblem ist die Liquidität; ob das der Börsevorstand lösen kann, ist ein anderes Thema. Für mich als Investor ist es relativ egal, wie erfolgreich die Wiener Börse in Osteuropa ist. Schön, aber egal. Wir müssen vielmehr laufend berechnen, wie und in welchem Tempo wir potenzielle Abflüsse auch abhandeln können. Wir sind in einer Abwärtsspirale, die sehr gefährlich ist. Wenn die nicht gestoppt wird, wird es für alle eng. Ich persönliche bewege mit allen Mandaten, die ich steuere, rund 250 Mio. Euro an Wiener Aktien. Das ist ja nicht viel im globalen Kontext, aber eine Herausforderung am Wiener Markt.

    Cafe BE: Und was kann man tun, um die Liquidität zu steigern? Meine Lieblingssteuer, die ja aus der Sicht der Republik eine Liebhaberei wird, wegzukriegen, scheint ja unmöglich ...

    Wögerbauer: Es sind viele kleine Themen. Es muss positiv belegt werden vom Thema her. Es ist für eine Industrienation absurd, wie man hierzulande mit Aktionären umgeht. Der Wegfall dieser wesentlichen grossen Handelsteilnehmer passt ins Bild.

    Dickinger: Es ist schick, Bausparer zu haben oder mit Lebensversicherungen sein Geld zu vernichten. Wer Aktien oder Anleihen hat, ist ein Spekulant. Das beginnt im schulischen Bereich, Themen wie Aktien werden schnell oder gar nicht abgehandelt. Dividenden oder KGV sucht man vergeblich.

    Taverne: Wenn man sich ansieht, mit wem die Wiener Börse heuer auf Roadshow gehen will, da sind keine österreichischen Banken mehr dabei. Die Börse selbst und die Banken dahinter treten hier kleiner.

    Wögerbauer: Das tut mehr weh als jedes Delisting.

    Wechselauer: Auch der ausserbörsliche Handel ist ein Thema, bei der Amag ist der OTC-Bereich mehr als 50 Prozent. Das hat sicher Gründe.

    Cafe BE: Bei Chi-X ist hingegen noch relativ wenig in Bezug auf Österreich los, vor allem im Vergleich mit anderen Märkten. Aber ich nehme das als Bottom Line mit: Vor drei Jahren ist es um die Liquidität - das Cash - der Unternehmen gegangen. Heute geht es um die Liquidität im Handel der Wiener Börse.

    (06.02.2012)

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